Die Mitte macht's
Mit dem mobilen Digitalpiano Roland FP-60 möchte Roland im hart umkämpften mittleren Preissegment neue Akzente setzen. Die FP-Reihe des Herstellers kennt man schon lange, nach FP-90 und dem Einsteigermodell FP-30 gibt es nun ein neues Modell in der Preisklasse um 1.400,- Euro. Schauen wir mal, was Roland dem FP-60 so alles spendiert hat.
Der erste Eindruck wiegt in der Regel schwer, wobei „schwer“ beim Roland FP-60 genau genommen 19 kg bedeutet. So viel bringt das 129 x 34 x 12 cm messende Digital- bzw. Stagepiano auf die Waage. Roland bezeichnet das FP-60 zwar als Digitalpiano, es spricht aber absolut nichts dagegen, das Piano auch im Rahmen einer Probe, gelegentlichen Auftritten oder für den Musikunterricht einzusetzen. Dafür ist es robust genug gebaut. Das Gehäuse des FP-60 besteht aus Kunststoff, ist sauber gefertigt, alles andere wäre bei Roland auch verwunderlich.
Die Bedienoberfläche des Pianos ist leicht nach vorne geneigt, das erleichtert das Ablesen des zweizeiligen Displays. Klingt zunächst nach „klein, klein“, reicht aber für die gebotenen Funktionen voll aus. Soundnamen werden in Volltext angezeigt, die zweite Zeile wird beim FP-60 für die Anzeige des Tempos, Taktart etc. genutzt.
Anzahl und Position der Bedienelemente entspricht ungefähr dem Layout und Design des größeren Bruders FP-90, allerdings fehlt dem FP-60 der Regler für den Mikrofoneingang, dieser wurde gegenüber dem FP-90 eingespart. Der Preisunterschied zwischen den beiden Modellen beträgt aktuell auch nur 180,- Euro. Wer gerne direkt am Piano ein Mikrofon anschließen möchte, sollte also gleich zum größeren FP-90 greifen.
Die Bedienung ist denkbar einfach. Alle Sounds des Roland FP-60 sind in sechs Kategorien eingeordnet, diese lassen sich schnell und zielsicher aufrufen. Für die gängigsten Sounds wie Piano, E-Piano, Strings, Organ und Pad stehen eigene Kategorien zur Verfügung, der Rest wird unter Other gebündelt. Direkt daneben befindet sich die Registration-Taste, über die man bis zu 30 Lieblingskombinationen von Sounds, Effekten und weiteren Einstellungen aufrufen kann. Auf Wunsch lassen sich diese auch per Pedal umschalten, was eine Erleichterung für den Live-Betrieb darstellt.
Maximal zwei Parts (Upper/Lower) lassen sich auf der Tastatur des Roland FP-60 realisieren. Entweder kann man also zwei Sounds parallel oder aber über zwei getrennte Bereiche auf der Tastatur spielen, der Split-Punkt ist dabei frei festzulegen. Die Lautstärken der jeweiligen Parts lassen sich über zwei Fader getrennt regeln. Als Tastatur kommt eine PHA-4 Klaviatur zum Einsatz. Alle 88 Tasten sind mit einer Ivory Feel Beschichtung überzogen, die für einen besseren Grip sorgt. Die Tasten schlagen gut an, weisen einen sauberen Druckpunkt auf und man bekommt schnell ein gutes Gefühl für die Tastatur. Die Anschlagsdynamik lässt sich in 100 Stufen einstellen, das lässt viel Spielraum für das persönliche und passende Spielgefühl. Hier gibt es nichts zu kritisieren.
Bei den Anschlüssen ist das FP-60 gut aufgestellt. Neben einem Stereo-Pärchen als Line-Ausgang bietet das Piano einen 3,5 mm Klinkeneingang für Zuspieler à la Smartphone oder Tablet, USB-Ports für Verbindungen zu Speichermedien und Computer, Anschlüsse für maximal drei Pedale (Sustain, Sostenuto, Soft) sowie die Buchse für das zum Lieferumfang gehörende externe Netzteil. Ein kleiner Schalter bietet die Möglichkeit, die internen Lautsprecher des FP-60 zu deaktivieren. Zu guter Letzt befinden sich auf der Vorderseite zwei Kopfhöreranschlüsse, einmal in 6,3 mm Klinke, einmal in 3,5 mm Klinke.
Neben dem Netzteil gehört das Haltepedal DP-10, ein Notenständer sowie eine mehrsprachige gedruckte Bedienungsanleitung zum Lieferumfang. Optional erhältlich sind mehrere passende Keyboardständer und Pedale, darunter auch das 3-fach Pedal RPU-3.
Das Lautsprechersystem des Roland FP-60 leistet 2x 13 Watt. Das reicht sowohl für den Heimgebraucht als auch für kleinere Auftritte aus. Praktisch ist, dass man die internen Lautsprecher auf Wunsch auch stummschalten kann, um sich seinen Bühnensound ausschließlich per Monitor zu holen. Der Klang ist ausgewogen, im Bassbereich kommt das FP-60 allerdings etwas dünn rüber. Da hat das kleinere Modell FP-30 durch die nach unten ausgerichteten Bassreflexports unten herum deutlich mehr Schub. Beim FP-60 sitzen die Lautsprecher dagegen nach oben abstrahlend im Gehäuse, was für einen guten Mitten- und Höhenklang an der Spielerposition sorgt, der Bassbereich könnte wie gesagt etwas voller und satter sein.
Klangerzeugung
Beim FP-60 setzt Roland auf seine bewährte SuperNatural Klangerzeugung. Insgesamt 288 Sounds sind an Bord, der Fokus liegt mit 31 A-/E-Piano Sounds auf dem Klavierbereich. Der Haupt-Klaviersound heißt bei Roland traditionell Concert Piano, dem ist auch beim FP-60 so. Dieser kommt sehr geradlinig herüber, klingt schon voluminös und voll. Sowohl im Bass- als auch im Höhenbereich macht er eine gute Figur und eignet sich vor allem für Solo-Piano Stücke, egal ob Klassik oder Jazz.
Mehrere Variationen mit unterschiedlichen Charakteristika findet man in der Piano-Sektion, darunter die Klassiker Bright- und Mellow-Piano oder auch ein Upright. Insgesamt bietet diese Sektion eine große Auswahl, hier sollte jeder fündig werden. Als erweiterte Eingriffsmöglichkeit bietet das Roland FP-60 den Piano-Designer, dieser steht allerdings nur für die Sounds Concert-, Ballad-, Mellow- und Bright-Piano zur Verfügung. Hier lassen sich die Parameter Deckelstellung, Saiten-, Dämpfer- und Key-Off-Resonanz einstellen, um so dem persönlichen Lieblingsklang näher zu kommen. Auch das Tuning einzelner Töne, deren Lautstärke sowie deren Charakteristik lassen sich über den Piano-Designer editieren.
Die E-Piano Sektion des FP-60 ist mit 16 Presets äußerst gut ausgestattet. Neben Rhodes- und Wurlitzer-ähnlichen Sounds bietet das Piano auch glockige FM-Sounds für die seichteren Songs. Auch hier ist die Qualität sehr gut und mit den vorhandenen Sounds kann ein großes Einsatzgebiet abgedeckt werden.
Streicher-, Orgel- und Pad-Sounds bieten neben teils sehr guten Preset-Sounds hier und da auch ein paar Ausreißer nach unten. Im Gesamtkontext bleibt es aber bei einer sehr guten Klangqualität.
Effekte und drahtlose Verbindungen
Neben dem Piano-Designer bietet das Roland FP-60 eine rudimentäre Effektsektion. Neben einem Ambience-Effekt, der dafür sorgt, dass man sich klanglich im richtigen Raum (Hall) befindet, bietet das Piano einen 3-Band-Equalizer. Ausschließlich für die Orgel-Sektion bietet das FP-60 einen Rotary-Effekt, die E-Pianos dürfen exklusiv mit einem Modulationseffekt belegt werden. Wieso man diese beiden nur exklusiv für Orgel/E-Piano zur Verfügung stellt, kann ich leider nicht nachvollziehen. Andere Sounds hätten davon sicherlich auch profitieren können.
Bei allen neuen Tasteninstrumenten von Roland ist es mittlerweile üblich, dass man diese drahtlos über eine Bluetooth-Schnittstelle mit Computer, Tablet oder Smartphone verbinden kann. Auch das FP-60 steht dem in nichts nach und ermöglicht drahtlose Verbindungen über Bluetooth 4.0. Hat man auf seinem mobilen Gerät wie Smartphone oder Tablet die richtige Roland App installiert, lässt sich das FP-60 hierüber galant steuern und komfortabel nutzen. Zu den passende Apps gehören beispielsweise „Piano Designer“ oder „Piano Partner 2“. Einstellungen lassen sich so über Smartphone/Tablet vornehmen, viel komfortabler geht es wohl nicht.
Extras
Als klassische Zusatzfunktion bietet das Roland FP-60 die Möglichkeit, bis zu 10 Songs im MIDI- oder WAV-Format aufzuzeichnen und abzuspielen. Einfach eine USB-Festplatte oder -Speicherstick an das FP-60 anschließen und kompatible Dateien im Format WAV 44,1 kHz/16 Bit bzw. MP3-Dateien können über das Piano wiedergegeben werden.