Kompakte Keyboards mit allerhand Sounds
Mit den Arranger-Keyboards Roland Go Keys 3 und Go Keys 5 hat die japanische Firma Roland vor einiger Zeit zwei neue Produkte vorgestellt, die mit ZEN-CORE-Klangerzeugung und einer Begleitautomatik ausgestattet sind. Entgegen früherer Arranger-Keyboards und vieler Mitbewerber setzen die Roland Entwickler hier auf Farbe, denn zumindest das Go Keys 3 ist neben einer im dunklen Blau gehaltenen Variante auch in rot und türkis erhältlich. Beim Go Keys 5 setzt Roland dagegen lediglich auf die Farben Schwarz und Weiß. Was die beiden Modelle technisch und klanglich zu bieten haben und für wen sie geeignet sind, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
Inhaltsverzeichnis
Roland Go Keys 3 und Go Keys 5 Ausstattung
Für unseren Test hat uns Roland das Roland Go Keys 5 in weiß sowie das Roland Go Keys 3 in „Midnight Blue“ zur Verfügung gestellt. Optisch gibt es, abgesehen von der Gehäusefarbe, keinen Unterschied, der sofort ins Auge fällt, doch der Preisunterschied in Höhe von mehr als 100,- Euro wird sich sicherlich technisch bzw. hinsichtlich der Ausstattung auswirken, dazu gleich mehr.
Beiden Arranger-Keyboards gemein ist die Tastatur mit 61 Tasten. Genauere Angaben macht Roland nicht zur Tastatur, auf der Website zu den beiden Keyboards wird lediglich „Box-shape Keys with velocity“ angegeben. Leichtgewichtet sind die Tastaturen, so dass kein großer Kraftaufwand nötig ist, um die Tasten zu spielen. Etwas Spiel nach links und rechts haben die Tasten, doch das ist hier alles im Rahmen.
Positiv ist natürlich das Gewicht zu vermerken, denn mit 4,5 kg (Go Keys 3) bzw. 4,9 kg (Go Keys 5) gehören die Keyboards zu den absoluten Leichtgewichten. Der Rücken erfreut sich natürlich daran, doch wer schon einmal ein solch leichtes Keyboard besessen hat, weiß, wie schnell sich dieses von seinem vorgesehenen Platz verabschieden kann. Von daher bin ich persönlich eher ein Freund von Keyboards, die 3 – 4 kg mehr auf die Waage bringen. Dennoch hat es Roland geschafft, dass sich die leichtgewichteten Tasten gut spielen lassen. Dafür sorgt auch die angeraute Oberfläche der (weißen) Tasten. Einen Pitchbend-Hebel hat Roland beiden Keyboards spendiert, ein Modulationsrad dagegen nicht.
Die Verarbeitungsqualität der Keyboards fällt insgesamt sehr gut aus. Die Gehäuse sind sauber gefertigt und verschraubt, alles macht einen langlebigen Eindruck. Bei den Bedienelementen hätte ich mir allerdings Buttons aus Hartplastik gewünscht, die bei der Bedienung auch ein „Klick“ von sich geben. Die verbauten Soft-Buttons sind mir persönlich zu schwammig und bei dieser Art der Bedienelemente habe ich hinsichtlich der Langlebigkeit immer ein paar Bedenken. Während des Tests hat aber alles einwandfrei funktioniert.
Bedienung
Bei beiden Keyboards gruppieren sich die Bedienelemente links und rechts um ein LC-Display mit einer Auflösung von 128 x 64 Pixel herum. Gesteuert und eingestellt wird alles mit Hilfe der darunterliegenden Buttons F1 bis F4 sowie den daneben liegenden Exit/Enter-Buttons und dem Cursor-Rad.
Das Display zeigt alles scharf an und ist übersichtlich gestaltet. Natürlich passen auf ein knapp 5 x 3 cm messendes Display nicht allzu viele Informationen, aber Roland hat das für meinen Geschmack hier sehr gut gelöst. Die Menüführung ist durchdacht und man kommt stets schnell und sicher zu den gewünschten Funktionen und Einstellungen.
Die Bedienoberfläche der Go Keys Keyboards ist aufgrund der komplett identischen Soft-Buttons nicht sofort und intuitiv verständlich aufgebaut. Während andere Keyboards durch einen Aufbau nach Sektionen, beispielsweise Sounds, Styles, Effekte etc. und passender Aufteilung schnell zu überblicken sind, reicht bei Go Keys 3 und Go Keys 5 kein einzelner schneller Blick, da alle Bedienelemente über die gesamte Breite in zwei Reihen positioniert sind und Unterschiede somit nicht zu erkennen sind.
Die Anordnung der Elemente passt natürlich zum minimalistischen Design der Bedienoberfläche und der Keyboards im Gesamten, darauf deutet u. a. auch die Beschriftung der Elemente hin (alles wird klein geschrieben), aber dieses dient leider nicht dem Praxiseinsatz.
Auf der linken Seite der Bedienoberfläche hat Roland zunächst den Power-on/off-Button und den Lautstärkeregler untergebracht. Direkt daneben liegen die Buttons für den Recorder, Transposition/Oktavierung, die Begleitautomatik, Effekte und den Arpeggiator. Auf der gegenüberliegenden Seite rechts vom Display befindet sich die Soundsektion, die Scene-Taste (Registrierungen) und die Möglichkeit, die Tastatur mit zwei Sounds zu layern bzw. aufzuteilen (Split).
Roland Go Keys 3/5: Anschlüsse und Lautsprecher
Beim Blick auf die rückseitigen Anschlüsse zeigen sich die ersten Unterschiede zwischen den beiden Modellen Go Keys 3 und Go Keys 5. So bietet die 3er Version lediglich einen 3,5 mm Kopfhörerausgang, einen Pedalanschluss (Sustain) und einen USB-Port. Die 5er-Version ist mit einem Stereoausgang (2x 6,3 mm Klinke), einem Audioeingang (3,5 mm Klinke), einem 6,3 mm Mikrofoneingang, Sustain- und Controller-Pedal-Anschluss, Kopfhörerausgang und USB-Port da deutlich weitreichender ausgestattet.
Praktisch ist die Tatsache, dass sich beide Keyboards mit Batterien betreiben lassen. Zwar benötigt man stolze acht AA-Batterien, dafür hat man dann auch 6 Stunden Zeit, die Keyboards ohne Strom zu betreiben.
Positiv überrascht hat mich das Lautsprechersystem der beiden Keyboards, wobei das Roland Go Keys 5 nochmals ausgewogener und bassreicher klingt als das Roland Go Keys 3. Dies liegt am passiven Radiator, über den das 5er Modell im Gegensatz zum 3er Modell zusätzlich verfügt. Entsprechend klingt das Go Keys 5 druckvoller und bietet meiner Meinung nach auch einen räumlicheren Klang. Da sind die 100,- Euro Aufpreis sinnvoll angelegt, denn in Kombination mit dem Mikrofoneingang bietet das Go Keys 5 auch noch zusätzliche Effekte.
Sound der Roland Go Keys 3 und Go Keys 5 Keyboards
Rein technisch bieten beide Keyboard-Varianten die gleiche Klangerzeugung mit Rolands ZEN-CORE-Technologie. Ab Werk sind satte 1.154 Sounds plus 74 Drumkits enthalten, da hat man also einiges durchzuhören. Sollten diese irgendwann einmal nicht mehr ausreichen bzw. man ein paar aktuelle/frische Sound-Presets benötigen, sind beide Go Keys mit der Möglichkeit ausgestattet, Sounds über Rolands Cloud-Service nachzukaufen. Allerdings gibt es hierbei Unterschiede, denn nur das Go Keys 5 kann mit Sound-Packs und Wave-Expansion über die Roland Cloud erweitert werden. Beim Go Keys 3 ist nur das nachträglich Hinzufügen von Sound-Packs möglich.
Bei solch einer Fülle an Sounds ist klar, dass man im Rahmen eines Testberichtes nicht auf jedes einzelne Preset eingehen kann. Insgesamt empfinde ich die Klangqualität beider Keyboards als sehr hoch. Roland hat bei den Go Keys eine tolle Auswahl getroffen, mit der man nicht nur quantitativ ein großes Einsatzgebiet abdecken, sondern auch qualitativ ein großes Repertoire bedienen kann. Die unterschiedlichsten Pianos, von klassischen Flügeln über Mellow- und Rock-Grands, Klassiker wie JD-Pianos oder mit allerhand Effekten versehene LoFi- oder Reverse Pianos, finden sich zum Beispiel alleine in der ersten Kategorie.
Auch die Gruppe der E-Pianos ist mit 41 Presets stattlich ausgestattet und auch hier ist die Auswahl sehr gelungen. Da muss ich Roland ein Lob aussprechen, denn neben klassischen Rhodes-, Wurlitzer- und FM-Pianos bieten die Go Keys auch schöne klangliche Alternativen, die die Mitbewerber so nicht in ihrem Repertoire haben.
Entsprechend der vier Sound-Kategorien Piano, E-Piano, Strings und Synth, legt Roland den Fokus bei Go Keys 3 und 5 vor allem auf diese Sound-Presets, alles andere ist in der vielumfassenden Other-Kategorie zu finden. Für den Nutzer bedeutet das, dass man alle restlichen Sounds nur per Cursor-Rad bzw. Plus/Minus-Taste durchsteppen kann. Die einzelnen Unterkategorien wie Orgeln, Bläser, Clavinets, World etc. lassen sich nicht anwählen. Auch wenn die Qualität der Sounds vielleicht insgesamt etwas schwächer ist als bei den o. g. vier Haupt-Kategorien, finden sich unter Others immer noch viele brauchbare Presets, die das Sound-Angebot insgesamt sehr gut abrunden.
Im folgenden Video findet ihr viele Klangbeispiele zum Roland Go Keys 3 und Go Keys 5, so dass ihr euch einen guten Eindruck davon machen könnt:
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Akkord-Sequencer
Die beiden Go Keys bieten die Möglichkeit, Akkord-Folgen mit bis zu 256 Takten Länge anzulegen, da lässt sich also fast eine ganze Symphonie akkordtechnisch hinterlegen. Die Begleitautomatik der Keyboards richtet sich dann nach der programmierten Abfolge, so dass man frei darüber spielen und improvisieren kann. Die Eingabe der Akkorde erfolgt über die Tastatur, d. h. Takt 1, 2, 3 etc. auswählen, Akkord kurz anspielen, zum nächsten Takt gehen und das Ganze wiederholen. Alternativ kann man die Akkordfolgen auch über das Menü eingeben.
Ab Werk sind bereits etliche Akkordfolgen hinterlegt, so dass man diese übernehmen bzw. als Start für eigene Akkordfolgen nutzen kann. Dazu ist es möglich, Intro, Hauptteil, Ending etc. einer Akkordfolge für einen Song festzulegen.
Styles
Die Styles der eingangs erwähnten automatischen Begleitautomatik der beiden Keyboards sind mit jeweils einem Intro und Ending, vier unterschiedlich dicht arrangierten Variationen des Styles und passenden Fills ausgestattet. Die Styles sind insgesamt recht modern arrangiert, es finden sich im Repertoire der Keyboards aber auch klassische Begleitrhythmen wie Country, Walzer oder World-Styles.
So richtig intuitiv finde ich die Bedienung der Style-Sektion nicht, was daran liegt, dass es keine separate Abteilung mit Bedienelementen gibt, sondern das Aufrufen der Variationen, die Aktivierung des Synchro-Starts etc. irgendwie mit in die anderen Bedienelemente eingearbeitet wurde. Von daher sehe ich die Styles bei den Go Keys 3 und 5 eher als nette Beigabe. Wer auf der Suche nach einem waschechten Entertainer-Keyboard ist, sollte da eher ein Auge auf die aktuellen X-und E-Modelle von Roland werfen.
Effekte der Roland Go Keys Keyboards
Hinsichtlich der Effekte sind die beiden Keyboards identisch ausgestattet. Pro Tone (Upper und Lower) gibt es einen Multieffekt, bei dem man aus satten 93 Effekten wählen darf. Hier ist alles mit dabei was das Herz begehrt: Diverse Modulationseffekte, Rotary, Speaker-Simulationen, aber natürlich auch klassische Reverb- und Delay-Effekte. Schön ist, dass man diese individuell anpassen kann – auch wenn man hierfür immer etwas im Menü herum scrollen muss.
Zusätzlich zu diesen Tone-Effekten bieten Go Keys 3 und Go Keys 5 einen Total-FX, sprich einen globalen Effekt, der auf den Gesamtsound wirkt. Roland hat hier eine Auswahl von 15 Effekten zusammengestellt, darunter SuperFilter, Hexa-Chorus, Tape-Echo, Phonograph, Bit-Crusher oder LoFi Comp. Auch diese lassen sich bearbeiten und anpassen. Damit kann dem Gesamtsound natürlich ein vergleichsweise außergewöhnlicher Klang verpasst werden, womit sich die beiden Keyboards von Standard-Entertainer abheben.
Einsatz eines Mikrofons mit dem Roland Go Keys 5
Gegenüber dem Go Keys 3 verfügt das Go Keys 5 über einen Mikrofonanschluss und dazu passenden Effekten. Zunächst einmal lässt sich die Lautstärke des Mikrofons anpassen und das Signal kann zu den anderen Sounds des Keyboards hinzugemischt werden, so dass man live zu seiner eigenen Performance singen kann. Neben einem Reverb-Effekt und einem Kompressor bietet das Go Keys 5 auch eine Harmony-Funktion, d. h. auf Wunsch lassen sich bis zu drei zusätzliche Stimmen dem Originalsignal hinzufügen. Neben der Lautstärke der zusätzlichen Stimmen lässt sich auch festlegen, in welchem Abstand die Zweit- und Drittstimme erklingen soll.
Recht minimalistisch designte Einsteigergeräte. Wie ist der Preis-Leistungs-Vergleich zu den Mitbewerbern? Ansonsten halt ein weiteres „typisches“ Roland ZEN-CORE Produkt. Der Test sagt eigentlich alles aus. Allerdings hätte ich mir gerne auch Klangbeispiele der Styles gewünscht.
Aber der Preis überrascht! Alle unter 500€. Nicht schlecht für über 1000 Sounds und BA mit ZEN-Core Engine by Roland: Kinder, Einsteiger, Keyboardunterricht und kleinere Theater. Der Markt ist vorhanden meiner Ansicht nach und der Geldbeutel wird nicht zu sehr strapaziert. MIDI-Duo wäre noch schön gewesen, aber USB geht auch. Dies macht daher auch als Midikeyboard vielleicht eine anständige Figur.
@Filterpad Ja, den Markt sehe ich auch. Und für Brot und Butter Sounds dürfte es auch passen. In den 80ern gab es auch genügend Leute, die Kisten wie den D-50 als Presetschleuder verwendet haben.
@Atarikid Absolut! D-50, DX7 und die M1 sind geradezu Paradebeispiele dafür. 🙂
@Atarikid Was spricht gegen ein gutes Preset. Besser als ein schlechtes selbstgemachtes oder etwa nicht?
Ich bin immer schon ein Korg-Man und konnte Roland bis auf das Integra 7 nie etwas abgewinnen. Letztens habe ich aber ein gebrauchtes Go Keys 1 geschossen, als Bluetooth-Fullsizekeyboard für Korg Module auf dem Ipad. Die Sounds sind erste Sahne. On top zur angenehmen Tastatur und 1a Bluetooth-Funktion. Styles/Arranger uninteressant. Tischhupen-Optik ist mit 3er und 5er auch passé, wenn es die gebraucht gibt, werde ich nicht widerstehen können. 😍