Praxis
Gitarren-Cube
Los geht es bei dem Gitarrenkollegen mit Acoustic- Simulator ganz links auf dem Panel. Auch wenn man eine zunehmende Verzerrungspresetselektion von links nach rechts erkennen kann und somit der AS ganz nach links gehört, entpuppt sich die akustische Simulation leider als klassischer Rohrkrepierer. Nicht dass man ernsthaft erwarten kann eine hochwertige akustische Gitarre aus dem Martin- Segment aus einer E-Gitarre zu zaubern, aber selbst ein zuweilen eher „nölender“ Piezo-Pickup will hier nicht emuliert werden. Es ist einfach nur ein normaler, cleaner Sound, was Roland hier liefert, nicht mehr und nicht weniger.
Mit weiterführendem Dreh nacht rechts verbessert sich aber der Klangeindruck jedoch zunehmend. Erwartungsgemäß versucht Roland, seinen legendären Jazz Chorus zu emulieren, was ihm im gehobenen Mittelmaß gelingt, jedoch spätestens ab dem Bereich VOX kommt ernsthaft Freude auf. Die von mir gefürchtete Rechteck-Säge der kleinen 4″ Zoll Speaker wird recht gut vom DSP heraus gerechnet und weiss bei überlegtem Umgang mit dem Treble Regler zu gefallen. Roland war sich dessen wohl bewußt und hat die tendenzielle Klangauslegung der Amps eher etwas „muffig“ angelegt, wissend, dass die hochtonlastigen Speaker jegliches Schludern mit beißenden Attacken oberhalb von 2 kHz quittieren werden.
Großes Lob für die FX-Sektion, hier kommt dem Hersteller seine große Erfahrung in diesem Segment zu Gute. Insbesondere Chorus und Reverb können für einen Amp dieser Größenordnung überzeugen.
Bass-Cube
Alle Presets liefern einen guten bis sehr guten Grundsound, zudem in einer Lautstärke, welche man den 2 x 2,5 Watt Winzlingen gar nicht zutraut. Die anvisierten Bass-Amp-Simulationen müssen natürlich aufgrund der zum Teil diametralen Ausrichtungen mit dem Original mit etwas Abstand betrachtet werden, aber Roland schlägt sich hier recht wacker.
Niemand wird von 4 Zoll Lautsprechern erwarten, z.B. die klangliche Abbildung der Rückstrom-Kompression einer Ampeg-Röhrenendstufe mit einer 8×10 Box zu emulieren, die klanglichen Akzente werden jedoch gut getroffen. Insbesondere der Fender Bassman klingt tonal schön mittig- knochig in seiner im Original rückseitig offenen Combo Ausführung, ebenso wie die „unspektakuläre“ Linearität der alten Acoustic Heads.
Mir persönlich sagt der LINEAR FLAT-AMP noch am meisten zu, ist der interene DSP doch in diesem Segment nicht damit beschäftigt, einen vorgegebenen Protagonisten zu emulieren, sondern kann sich auf die hauseigenen Stärken konzentrieren.
Hilfreich ist hier wohl auch der fest eingebaute Kompressor, welcher harte Anschläge praxisgerecht einebnet und somit die tödlichen Peaks eliminiert, welche Kleinstverstärkern gerne auch mal das Lebenslicht ausblasen können. Wie auch bei der Gitarrenversion überzeugt die FX-Sektion, wenngleich ihre Parameter dem Bassbereich angepasst wurden. Hier aber einen Octaver ins Spiel zu bringen, finde ich doch etwas gewagt, da die Speaker hier wirklich an ihre Leistungsgrenze kommen und letztendlich diesen Effekt nur auf der D– und G-Saite oberhalb des siebten Bundes ernsthaft hörbar machen.
Kleine Ergänzung zum Artikel:
Auch wenn es viele Shops auch falsch angeben – der Bass Cube RX hat keine Trace Elliot Simulation! Das merkt man aber spätestens, wenn man ihn mal selber ausprobiert. ;-)