Neues Update, neue Sounds: Lohnt sich das Roland RD-2000 EX Update?
Seit seiner Markteinführung im Jahr 2017 hat sich am Roland RD-2000 Stagepiano nichts geändert – warum auch, wenn die Reaktionen überwiegend positiv ausfielen? Professionelle Musiker schätzen vor allem die authentische Klaviatur, die Echtzeit-Controller und die Klangerzeugung. Letztere hat nun das bereits von anderen Roland-Instrumenten bekannte EX-Upgrade erhalten – wir haben genauer hingehört.
Kurz & knapp
- Professionelle Klangqualität – Das Roland RD-2000EX überzeugt mit exzellenten Piano- und E-Piano-Sounds, während andere Klänge wie Orgeln oder Streicher etwas schwächer ausfallen.
- Physical Modelling für individuelle Sounds – dank Physical Modelling lassen sich die Pianosounds detailliert editieren und an persönliche Vorlieben anpassen, was weit über herkömmliches Sampling hinausgeht.
- Flexibles Bühnen- und Studio-Setup – mit bis zu acht Layer- oder Split-Zonen, zahlreichen Anschlüssen und umfangreichen Masterkeyboard-Funktionen eignet sich das RD-2000EX sowohl für Live- als auch Studioeinsätze.
- Komplexes, aber nicht immer intuitives Bedienkonzept – trotz vieler Potis und Fader wirkt die Bedienung stellenweise unintuitiv, wobei man sich mit etwas Einarbeitung daran gewöhnen kann.
- Schnelles Booten & solide Verarbeitung – die robuste Bauweise, das schnelle Hochfahren und die praxisnahen Funktionen machen das RD-2000EX zu einem verlässlichen Begleiter auf der Bühne.




Inhaltsverzeichnis
Aufbau des Roland RD-2000 EX
Das für Roland typisch schwarze und hochwertige Gehäuse ist übersichtlich in vier Bereiche unterteilt: mit acht Endlosreglern samt LED-Kränzen, neun Fadern mit LED-Ketten, einem grafikfähigen Display mit 256 × 80 Pixeln sowie einigen Druckknöpfen zur Aktivierung eines Editiermodus und zur direkten Wahl der neun Soundkategorien. Ganz links befinden sich neben dem für Roland typischen Bender zwei klassische Modulationsräder.
Alle Anschlüsse sind auf der Rückseite untergebracht: Kopfhörerausgang, Main-Output (als unsymmetrische Klinke und symmetrische XLR), Sub-Out (nur Klinke), Audio-In (Miniklinke), vier Pedalanschlüsse, MIDI-Trio, zwei USB-Ports für die Verbindung mit einem Rechner und den direkten Anschluss eines Speichermediums sowie die Stromversorgung über ein Kaltgerätekabel.
Zum Lieferumfang gehört auch ein Haltepedal – praktischerweise samt kleiner Gummimatte, damit es auf der Bühne nicht verrutscht. Was hingegen fehlt, ist eine Vorrichtung für ein Notenpult.
Das Roland RD-2000 EX ist solide verarbeitet und wiegt 22 kg.
Tastatur
Die gewichtete Tastatur namens PHA-50 besteht aus Holz und Kunststoff und fühlt sich für mich etwas schwergängig an – was natürlich eine Frage der Gewohnheit und persönlichen Präferenzen ist. Da zufälligerweise mein Klavierstimmer zu Besuch war, konnten wir das Niederdruckgewicht des mittleren Cs auf 62 g bestimmen. Bei meinem Flügel kamen wir auf 55 g – spürbar leichter, was jedoch nicht automatisch „besser“ bedeutet.
Die Oberfläche der Roland RD-2000 EX-Tasten ist leicht angeraut, was an heißen Tagen (mit verschwitzten Fingern) einen angenehmen Unterschied machen dürfte. Ganz wie natürliches Elfenbein fühlt es sich meiner Meinung nach zwar nicht an, aber es ist auf jeden Fall besser als glatter Kunststoff.
Konzept und Klangerzeugung
Auch wenn das Roland RD-2000 EX offiziell als Stagepiano vermarktet wird, bietet es deutlich mehr Funktionen als ein reines Stagepiano. Abgesehen vom fehlenden Sequencer könnte man beinahe von einer Workstation sprechen, da Setups mit bis zu acht parallelen Sounds samt eigenen Splitpunkten, Lautstärken, Panorama-Einstellungen, Effektketten etc. möglich sind. Da sich zudem externes Equipment über MIDI und USB ansteuern lässt, wäre auch die Bezeichnung „Masterkeyboard“ passend.
Die unterste Ebene der Klangerzeugung nennt sich „Tone“ und bezeichnet einzelne Sounds wie Piano, Orgel, Streicher oder Bass. Bis zu acht Tones können zu einem Programm zusammengefasst werden – mit unterschiedlichen Lautstärken, Splitzonen, Effekten etc.
Von diesen Programmen lassen sich mehrere Varianten („Scenes“) erstellen, die wiederum in Setlisten für Songs organisiert werden können. Die Klangerzeugung basiert auf Physical Modelling für die Pianos und auf Samples für alle übrigen Sounds.
Physical Modelling Pianos
Das Roland RD-2000 EX Stagepiano bietet einige interessante Parameter zur Bearbeitung der Piano-Sounds, die über den Tone Designer aufgerufen werden. Der erste Parameter nennt sich „Tone Color“ und tut genau das, was seine Bezeichnung erwarten lässt – auch wenn die Unterschiede eher subtil sind. (Die folgenden Beispiele stammen alle vom Stage-Grand-Sound.)
Mit „Lid“ wählt man die Position des virtuellen Flügeldeckels – von geschlossen (0) bis zur maximalen Öffnung (6). Konsequenterweise wird der Ton dadurch heller und lauter.
Die „String Resonance“ ist in zehn Stufen einstellbar. Im Klangbeispiel halte ich einen A-Dur-Dreiklang gedrückt, während ich ihn mit tiefen Tönen zum Schwingen bringe. Auffallend ist, wie lange die Töne nachschwingen:
Auch die Geräusche der Mechanik („Hammer Noise“) lassen sich einblenden – auf einer Skala von -2 bis 2:
„Duplex“ bezeichnet eine von Steinway entwickelte Technik, bei der genau abgemessene (und somit gestimmte) Saitenenden – also der Teil der Saite, der nicht angeschlagen wird – genutzt werden, um dem Klang durch freie Schwingungen mehr Obertöne zu verleihen. Wie stark man diesen Effekt als Spieler oder Hörer wahrnimmt, ist eine andere Frage.
Auf jeden Fall hat sich die Duplex-Skala durchgesetzt und wird in den meisten modernen Flügeln verbaut. Die Duplex-Intensität des virtuellen Flügels im RD-2000 EX ist in zehn Stufen regelbar. Die Unterschiede sind jedoch subtil:
Die Schwingungen des Gehäuses und des Resonanzbodens sind jeweils separat einstellbar.
Über „Damper Noise“ lassen sich Geräusche einblenden, die entstehen, wenn die Dämpfer angehoben werden und die Saiten leicht in Schwingung geraten. Ein subtiler Klang, den Pianisten teils bewusst einsetzen – beispielsweise Keith Jarrett beim Köln Concert.
Bei einem echten Flügel hängt dieser Effekt auch von der Geschwindigkeit ab, mit der das Pedal gedrückt wird – nicht jedoch beim RD-2000 EX. Hier wird der Effekt lediglich ein- oder ausgeschaltet, obwohl über Physical Modelling eigentlich mehr möglich wäre.
Bleibt noch der „Key Off Noise“-Parameter, der die Geräusche des zurückfallenden Hammers imitiert.
Das Physical Modelling ermöglicht eine detaillierte Bearbeitung der Piano-Sounds, erfordert jedoch auch ein gewisses Maß an Engagement und eine gewisse Lernkurve. Obwohl die einzelnen Parameter im (ausschließlich auf Englisch erhältlichen) Parameter Guide aufgelistet sind, fühlte ich mich beim Sounddesign etwas verloren. Ich hätte mir mehr Tipps und Tricks gewünscht, wie man beim Editieren bzw. Erstellen eines Klangs am besten vorgeht.

Jede Taste lässt sich einzeln stimmen auf 0.1 Cent genau stimmen. Die Werkseinstellung ist eine gespreizte Stimmung, wie sie heute für akustische Klaviere und Flügel üblich ist.
Tonewheel-Orgel
Die Tonewheel-Orgel bietet alles, was man von einer hochwertigen Hammond-Simulation erwartet: Über das Tone Designer-Menü verwandeln sich die neun Fader in Zugriegel, während die Percussion-Einstellungen über das Display editierbar sind. Die Leslie-Geschwindigkeit wird mit dem typischen Roland-Bender umgeschaltet – ähnlich wie bei einem Half-Moon-Switch.
Praxis und Klang
Gerade einmal zehn Sekunden braucht das Roland RD-2000 EX Stagepiano zum Booten – ein guter Wert im Vergleich zu Workstations, die dafür auch eine halbe Minute benötigen können. (Wer schon einmal einen Stromausfall auf der Bühne erlebt hat, wird solche Kleinigkeiten zu schätzen wissen.)
Nach dem Einschalten zeigt des Roland RD-2000 EX stets den ersten Piano-Sound (Stage Grand) an – und nicht etwa den neuen, verbesserten German Concert. Über die neun „Tone“-Taster werden die Klangkategorien gewählt: Concert (Piano), Studio (Piano), Vintage (E-Piano) etc., die anschließend mit wenigen Klicks einer von maximal acht „Zones“ zugeordnet werden können – samt eigener Splitpunkte, Lautstärken, Panorama-Einstellungen usw.
Die ersten vier Zones verfügen jeweils über eigene Effektketten mit Chorus, Tremolo, EQ, Delay, Reverb usw. Die Effekte klingen gut und lassen sich umfassend editieren, dennoch störten mich einige Dinge:
Erstens ist es nicht möglich, auf einen Blick zu erfassen, welche Effekte bei einem Sound aktiviert sind, ohne dass man mit dem Select-Knopf durch die verschiedenen Parameterzeilen springt, um zu sehen, wo überall der rote On-Knopf leuchtet.
Zweitens wäre ein globaler Effekt-Bypass eine sinnvolle Ergänzung, ebenso wie eine Sync- bzw. Tap-Funktion für das Delay.
Drittens lassen sich Reverb und Delay nur gemeinsam (de)aktivieren. Möchte man nur einen der beiden Effekte hören, muss man den anderen über den Effektanteil herunterregeln – was auf der Bühne in jedem Fall zu umständlich wäre.
Doch davon abgesehen halte ich das Bedienkonzept des Roland RD-2000 EX für gelungen, sofern man bereit ist, sich ein wenig damit auseinanderzusetzen – was de facto auf jedes Instrument zutrifft.

Die Effektsektion mit acht (klickenden) Endlosreglern. Etwas verwirrend ist, dass sich die Belegung je nach Effektart ändert: Bei den Modulationseffekten wird der Effekttyp mit dem ersten Poti geregelt, beim Reverb mit dem dritten.
Das Roland RD-2000 EX ist durchweg bühnentauglich – dank zahlreicher Anschlüsse, einschließlich eines XLR-Paares, einer robusten Verarbeitung, einer hohen Klangqualität und weitreichender Editiermöglichkeiten. Wer sich intensiver mit dem Instrument beschäftigt, kann sich seinen maßgeschneiderten Flügelsound erstellen.
Ein Kritikpunkt betrifft jedoch die Bedienungsanleitung: Sie erklärt zwar einiges, aber bei Weitem nicht alles. Zudem ist es schwierig, ein bestimmtes Thema nachzuschlagen, da ein alphabetisches Verzeichnis fehlt.

Bis zu acht interne Sounds (oder externe Klangerzeuger) können mittels LED-Fadern gemischt werden. Bei Orgelklängen werden die Fader zu Zugriegeln.
Blick über den Tastenrand
Das RD-2000 EX gehört zweifelsfrei zur Oberklasse der Stagepianos und steht in Konkurrenz zu den Flaggschiffen von Yamaha, Kurzweil, Korg und Nord. Das Grundkonzept ist bei allen Modellen ähnlich: Sie bieten hochwertige Sounds (mit Schwerpunkt auf Piano und E-Piano), lassen sich live editieren, verfügen über einige Masterkeyboard-Funktionen und sind stabil verarbeitet – bei noch halbwegs akzeptablem Gewicht.
Auf Detailebene zeigen sich jedoch zahlreiche Unterschiede: Ein Yamaha CP88 und ein Nord Piano 6 mögen etwas einfacher und intuitiver zu bedienen sein, während das Roland RD-2000 EX in anderen Kategorien punktet. Es ist achtfach multitimbral, verfügt über komplexe Masterkeyboard-Funktionen, seine Piano-Sounds sind dank Physical Modelling detailreich editierbar und die Orgel lässt sich über Zugriegel steuern. Ein vergleichbares Konzept bietet ansonsten nur ein Nord Stage – allerdings in einer anderen Preisklasse.
Allerdings bietet das RD-2000 EX keine Möglichkeit zum Sampling oder zum Laden eigener Samples, was mit einem Nord Piano oder einem Nord Electro hingegen möglich wäre.
Weitere Sounds
Mit über 1100 Supernatural Sounds ist das Roland RD-2000 EX so ziemlich eines klanglich am umfangreichsten ausgestatteten Stagepianos am Markt. Hier hört ihr noch eine kleine Auswahl weiterer Sounds des Roland RD-2000 EX.
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Der Test schafft einen guten Überblick über das Gerät, ein Kurztest eben.
Aber wo findet der in der Überschrift angekündigte Vergleich zum Modell ohne EX statt? Außer dem Hinweis im Fazit auf zwei zusätzliche Sounds habe ich keine Vergleichsaussagen gefunden.
Entschuldigung, aber was ist das denn für ein bekloppter Artikel? Der Titel:lohnt sich das ex Upgrade und dann wird das im Text nirgendwo angesprochen. Stattdessen ein normaler Test des RD 2000.
Mich hätte das aber schon interessiert. Ob man da für 200 Euro nur eine neue Erweiterung bekommt, die einen der beiden Speicherbänke verbraucht, ob die neuen Pianos es überhaupt wert sind und ob noch andere Sachen dazu kommen.
Ansonsten bin ich mit dem 2000 sehr zufrieden und habe es gebraucht für 1200 Euro ergattert. Die Bedienung ist schon gut. Was mich aber stört ist, dass die Fader immer direkt verstellen und nicht „abholen“. Wenn man einen Ton etwas leiser oder lauter machen möchte, und der Fader ist ganz unten, wird der Sound erstmal still, bis man wieder oben ist.
Sonst sind die Sounds schon ok. Bei den Erweiterungen hätte ich mir aber gerne noch mehr Synthies und (gute) Naturklänge gewünscht…
Ebenso einen Sequenzer oder Arpeggio vermisse ich sehr, um vielleicht mal Streicher oder Bässe zu vereinfachen..
@Andreas Der Artikel nimmt das EX-Upgrade als Anlass, den RD-2000 generell nochmal zu beleuchten, daher ist der Fokus hier denke ich bewusst etwas breiter gehalten. Deine Anmerkungen zu den Fadern finde ich interessant, ich kenne das Problem sonst eher von MIDI-Contollern und finde es auch jedes mal nervig…
@Andreas …. ist es dann noch ein Stage-Piano???
Dann kann man gleich ne Workstation mit 88er Tastatur nehmen…..
@Andreas Hi Andreas,
da das Update hauptsächlich die neuen Flügel-Sounds umfasst sowie deren Editiermöglichkeiten, liegt der Schwerpunkt auch auf den Piano-Sounds und deren Editierung. Ich finde schon, dass Martin das sehr gut herausgearbeitet hat. Das Instrument selbst ist schon acht Jahre am Markt und wird jetzt nur noch in der EX-Version verkauft. Nutzer der ursprünglichen Variante können upgraden. Für andere Leser ist, die das RD-2000 nicht kennen, ist es ein neues Instrument und somit hat Martin die wichtigsten Aspekte noch einmal aufgegriffen und unter den heutigen Gesichtspunkten, acht Jahre später, bewertet. Als RD-2000 Besitzer bekommt man einen Eindruck der neuen Piano Sounds. Ob man diese benötigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Martin spricht im Fazit seine persönliche Empfehlung aus. So kommen bestehende RD-2000 Kunden und interessierte Leser, die es noch nicht kennen, gleichermaßen auf ihre Kosten.
Vielen Dank für den Testbericht.
Für mich wäre noch ein kleiner Hinweis auf die Vergleichbarkeit zu den Pianosounds des neuen V Stage von Roland sehr hilfreich.
Gibt es einen vergleichbar guten Dound zum neuen Konzert Grand des RD2000EX auch im V Stage?
In der Soundliste des V Stage taucht zumindest die Bezeichnung nicht auf.
Danke und Grüße
Roland
@Schanzer Das V Stage hat ein anderer Autor kürzlich getestet und war sehr angetan davon.
ein weiteres ähnliches Konzept findet man noch bei Yamaha mit dem yc88