Ab in Welt der Taiko-Drums
Aus dem Hause Roland sind wir im Bereich elektronischer Perkussion ja seit Jahrzehnten Top-Produkte gewohnt. Die V-Serien bei den Drumkits, das SPD-S oder das Octapad sind beliebte Tools für Drummer und Perkussionisten weltweit, um ihre Klangmöglichkeiten zu erweitern. Die neue Roland Taiko-1 ist allerdings etwas Besonderes.
Was ist eine Taiko?
Roland schreibt auf seiner Website: „Die japanische Tradition des Taiko-Trommelns ist bereits seit vorchristlicher Zeit tief mit der Kultur des Landes verbunden. Taiko-Trommeln – auch bekannt als „Wadaiko“ – sind ein zentraler Bestandteil traditioneller japanischen Künste und Riten und werden bis heute regelmäßig im Rahmen lokaler Veranstaltungen und Feste gespielt.“
Oder etwas martialischer in einem Wikipedia-Artikel über die über 2000 Jahre alte Geschichte der Trommeln: „Die Samurai erkannten die Wirksamkeit der Taiko und ließen die großen Trommeln vor dem Angriff spielen. Dies sollte einerseits den Gegner mental zermürben, andererseits die eigenen Kämpfer in einen Blutrausch versetzen …“ Ob einen die Roland Taiko-1 auch in einen Rausch (ohne Blut) versetzt, versuche ich in diesem Test zu beantworten.
Design und Technik
Unter dem Begriff Taiko werden verschiedene Formen japanischer Trommeln zusammengefasst. Roland hat daraus eine Trommel mit 2 Spielflächen destilliert, die im Stehen gespielt wird. Die Konstruktion sieht futuristisch aus, ist sehr stabil und wiegt insgesamt 4,5 kg. Die Spielflächen bestehen aus Mesh-Heads, wie man sie auch von Rolands V-Drums kennt, sind 14 Zoll groß und selbstverständlich anschlagsdynamisch. Auch in den kräftigen, gummiummantelten Rims befinden sich dynamische Trigger, somit stehen vier Spielflächen zur Verfügung.
Roland empfiehlt, die Trommel mit traditionellen Sticks zu spielen. Diese sind stabförmig und ohne Profil oder Tip. Ich habe ersatzweise kräftige Marching-Sticks benutzt. Das geht auch.
Das Steuergerät wird mit Gummis „schwebend“ innerhalb der Trommel befestigt. Alternativ zum Betrieb mit dem Netzteil könnt ihr die Roland Taiko-1 auch mit 8 (!) Batterien betreiben.
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Das Soundmodul
Die Bedienung des Steuergerätes ist einfach und übersichtlich. Die Menüführung ist klar und logisch, so dass auch ich als sporadischer Nutzer von E-Drum-Equipment damit zurechtgekommen bin. Der Speicher ist mit 100 Factory Sounds gefüttert, die in 50 Presets und 50 frei konfigurierbaren User-Sets organisiert werden.
Unter diesen Sounds finden wir eine große Bandbreite traditioneller japanischer Trommelsounds, aber auch Drumsets, E-Drum- und Effekt-Sounds. Am Gerät befindet sich eine Reihe von Anschlüssen. So könnt ihr beispielsweise einen Footswitch zum durchsteppen von Presets benutzen oder ein Expression Pedal. Zudem gibt es per Mini-Klinke oder Bluetooth die Möglichkeit, externe Klangquellen zu verbinden. Zusätzlich bietet die Roland Taiko-1 die Möglichkeit, über den Anschluss eines USB-Sticks eigene Soundfiles zu laden. Einen Anschluss für Kopfhörer und einen (Mono-) Line-Out sowie MIDI gibt es natürlich auch.
Interessant sind auch die Übe- und Playalong-Funktionen. Ihr könnt zu verschiedenen Basis-Rhythmen (Ji-Uchi) oder zum Click spielen und habt sogar die Möglichkeit, das aufzunehmen. Sehr gut zur Selbstkontrolle!
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Die Qualität der Sounds ist überwiegend (und soweit ich das ohne tiefere Kenntnis der als Vorlage dienenden Originaltrommeln beurteilen kann) sehr gut. Manche Snare- oder snareartige Sounds kommen mir in leiseren Dynamikbereichen etwas steril vor, aber das geht in Ordnung. Zum Soundcheck habe ich mir die Trommel umgehängt, durch die Presets gesteppt und einfach drauflos gespielt. Das Ergebnis seht ihr im Video.
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Wie spielt sich die Roland Taiko-1
Die Roland Teiko-1 ist ein sehr spezielles Instrument. Im Prinzip gibt es 2 Positionen, in denen die umgehängte Trommel gespielt werden kann. Entweder man positioniert sie waagerecht, so dass beide Spielflächen gleich gut zu erreichen sind, oder leicht schräg, ähnlich einer Marching Drum, um sich auf einer Spielfläche auszutoben. Dann hat man aber natürlich auch nur 2 Trigger zur Verfügung.
Die Taiko zu spielen, hat mir Spaß gemacht, manche Sounds sind sehr inspirierend und bringen einen auf neue Ideen, auch die gespeicherten Playalong-Rhythmen sind interessante Grooveteppiche, auf denen man sich kreativ austoben kann. Wenn man es denn kann! Denn die Taiko-1 zu spielen, ist nicht ganz so einfach. Wer sehen will, wie es aussieht, wenn das Teil von Profis gespielt wird, möge sich die Videos auf Rolands Produktseite (Link) anschauen. Wer auf YouTube sucht, findet noch mehr. Ich habe mich bisweilen wie ein Anfänger auf dem Instrument gefühlt. Die Spielflächen sind relativ weit auseinander und im Stehen zu spielen, bin ich auch nicht gewohnt.
Trotz des nominell eher niedrigen Gewichts von 4,5 kg fängt die Roland Taiko-1 irgendwann an, an der Schulter zu ziehen. Da sollte man auf jeden Fall einen hochwertigen, gepolsterten Gurt benutzen. Die violett ummantelten Stäbe, die die ganze Konstruktion halten, schrubbeln auch irgendwann unangenehm an den Beinen. Die Hauptfrage, die sich mir stellt, lautet allerdings:
Für wen ist die Roland Taiko-1 eigentlich gemacht?
Ich denke in erster Linie für Trommler, die mit der Tradition der Taiko Drums vertraut sind, deren rhythmische Tradition und „Sprache“ beherrschen und solche Trommeln (die akustischen Originale) auch spielen können. Alle anderen Interessenten müssen sich auf eine längere „Übephase“ einstellen, um sich die nötige Spieltechnik anzueignen, damit man das volle Potenzial der Trommel dann auch ausschöpfen kann.
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Der kleine Nerd in mir freut sich gerade nen Keks :) Ich fand das Teil seit der ersten Ankündigung super spannend. Allerdings wäre es wohl an mir verschwendet und der – sehr wahrscheinlich gerechtfertigte – hohe VK ist mir persönlich ein bisschen zu happig um es als Spielzeug anzuschaffen.
Ich denke Europa / Rest of World ist jetzt nicht die Hauptzielgruppe für dieses Instrument mit den Ausnahmen von Hans Zimmer und Junkie XL vielleicht.
Aber ich kann mir vorstellen das diese Taiko in Asien eine echte Chance hat Erfolg zu haben.
@SkandinAlien Genau so sehe ich das auch.
„Es is‘ koa Radio, es is‘ koa Video….“
Die beiden Minus-Punkte sehe ich nicht als solche; das ’spezielle Konzept‘ halte ich eher für einen Plus-Punkt und ’spieltechnisch herausfordernd‘ ist recht subjektiv.
Spätestens seit dem Relaunch von ‚Battlestar Galactica‘ bin ich ein großer Liebhaber von Taiko-Drums, auch wenn ich sie nicht spielen kann. Bei dem Preis, auch wenn er gerechtfertigt ist, werde ich wohl auch kaum damit anfangen…
Als ich das Instrument sah, musste ich an eine futuristische Version des „bombo legüero“ ( https://bit.ly/3vRDMnr ) denken, der größten Trommel in der südamerikanischen Folklore, deren Spieltechnik der des Taiko nicht unähnlich zu sein scheint. für den Durchschnitts-Folkloristen erscheint mir der Preis aber auch ein bisschen üppig …
„Natürlich sieht es bestimmt cool aus, beim Konzert bei einem Song vom Drumset aufzustehen, sich eine Taiko-1 umzuhängen und am Bühnenrand ein paar Beats abzufeuern.„
Sehe ich ein. Aber für den Gag 1200+ abzudrücken? Ich gebe zu, das Instrument (Taiko) hat mir beim ersten Hören auch zugesagt. Heute habe ich eher Hemmungen das einzusetzen. Will ja nicht als Hans Zimmer für Arme gelten.