Tragbar
Für einen vielbeschäftigten Musiker, der oft sein Keyboard an verschiedenen Orten einsetzen will, wird das VR-700-Keyboard vielleicht zu unhandlich sein. Um rechts und links anzufassen, ist das Gerät zu breit, und vorne stören die Tasten, die bei einem unbedachten Griff beschädigt werden könnten. Hier könnte sich Roland etwas einfallen lassen. Ich habe ein größeres Mischpult, das vorne eine lange Aluleiste mit einer Nut zum Reingreifen hat. Dadurch lässt sich das Pult gefahrlos mit einer Hand tragen, etwas ähnliches wäre bei diesem Roland-Keyboard äußerst praktisch. Das VR-700 ist also kein Tastengerät, das man mal eben kurz unter den Arm klemmen kann, aber auch kein 80-Kilo-Monster, für das man zwei Roadies extra bezahlen muss.
Das Gerät wird in einem einfachen Karton geliefert, den man kaum lange verwenden kann, auch eine Keyboardtasche wird den notwendigen Schutz beim Transport nicht bieten können. Es scheint also unumgänglich, beim Kauf auch an ein stabiles Keyboardcase zu denken.
Eine Orgel, die auch alles andere kann
Der Namenszusatz „Combo“ deutet schon an, dass Roland hier besonderen Wert auf Vintage-Orgelklänge gelegt hat. Diese können nach altem Vorbild mit 9 Zugriegeln eingestellt werden. Passend dazu ist auch eine Leslie-Simulation eingebaut, die fachgerecht das Beschleunigen und Bremsen des Rotorlautsprechers nachahmt. Das Ganze lässt sich wie beim Original auch mit einem Fußschalter bedienen. Die Orgelklänge sind in allen Einzelheiten dem legendären Hammond Sound nachgebildet, hier ist alles dabei, das Übersprechen der Tongeneratoren, der „Keyclick“, die Verzerrungen der Verstärkerstufen. Das Ganze klingt rund und angenehm, ohne lange Einstellungsprozeduren kann sich der Tastenspieler in die alten Rocksounds vertiefen, die er von Deep Purple, Genesis oder Procol Harum kennt.
Daneben bietet das Keyboard auch die wichtigsten Grundsounds für die U-Musik: Flügel, E-Piano, Streicher, Bläser, Synthflächen, Leadsounds. Alle Klänge sind gut ausgewählt, der Sound ist immer rund und hat eine fast analoge Feinheit. Nur die Anschlagsdynamik ist etwas hoch eingestellt – aber das lässt sich im Setup noch verbessern. Die Bedienung ist dabei ungewöhnlich einfach gehalten: Man drückt den Schalter „Strings“, und schon geht’s los. Zum Editieren kann man sich später immer noch ins Handbuch vertiefen.
Hier wäre sicherlich ein Vergleich zum Clavia Nord Electro III angebracht. Der Nord hat ebenfalls eine sehr gute „Waterfall“-Tastatur, grandiose Orgel- und Piano-Sounds. Zusätzlich kann man in den Speicher des Electro aber noch weitere Sounds laden. Und etwas billiger ist der schwedische Konkurrent auch. Mir scheint Roland hier etwas hinterher zu hinken.