Zunächst hören wir eine Rockgitarre.
Eine Rockgitarre
Hier drückt das Royer R-10 ganz schön, bietet ein Klangbild, das nahe an den Hörer heranrückt, in den Höhen aber etwas belegt klingt. Die Ansprache ist gut, die Dynamik ausgeprägt. Im Gegensatz dazu klingt das dynamische M88 recht drucklos in den tiefen Lagen, hat eine deutliche Höhenzeichnung, die allerdings stark schmiert und die Gitarre matschig klingen lässt. Angenehmer tönt dieser Bereich beim Kondenser BT-201, die Höhenzeichnung ist akzentuiert und recht zurückhaltend, die prägenden Mitten sind druckvoll vorhanden. Sehr schön macht es das KM88i, das durch die Achter-Charakteristik einen größeren Raumanteil generiert. Die Höhen sind vorhanden, drängen sich aber nicht auf und klingen seidig aufgelöst.
Bei dem Bläser-Sample gibt sich das Bändchen etwas zurückhaltend, gemeinsam mit der getragenen Melodie rückt das Signal recht weit in den Hintergrund. Trotz der Acht als Charakteristik ist der Raumanteil gering, akustisch würde ich den Bläser in einen Wald verorten.
Bläser-Sample
Ganz im Gegensatz dazu das M88, es steht plakativ im Vordergrund, klingt aber reichlich blechern. Sehr schön macht den Job das BT-201, das rund, weich und angenehm ertönt. Sehr gut auch hier wieder das KM88i, das groß, rund und fein aufgelöst abzeichnet.
Bei den Streichern bildet das Royer die Celli angenehm ab, gibt sich aber bei der Violine etwas zu belegt, wodurch ein recht enges Klangbild entsteht.
Streicherensemble
Das Beyerdynamic ist hier auch nicht erste Wahl, das Signal gerät zu näselig. Schön arbeiten die beiden Kondenser, die recht klangneutral aufzeichnen, wobei das Neumann hier wieder mit der besseren Auflösung punkten kann.
Für die Percussion-Spur habe ich Shaker und Claves aneinander gesetzt.
2x Percussion
Der Shaker kommt beim Bändchen nicht so richtig zum Tragen, hier fehlt einfach die Höhenzeichnung. Außerdem fällt hier der Pegel gegenüber den Vergleichsmikros ab. Evtl. wirkt sich hier der integrierte Windschutz aus. Schön abgebildet wird hingegen der hölzerne Klang der Claves. Die klingen auch beim M88 sehr gut, das eine für ein dynamisches Mikrofon ganz hervorragende Spritzigkeit bietet. Der Shaker, der dieses rollende Phasing auch schon im Original erklingen lässt, wird auch akkurat abgebildet, die entsprechende Frequenz wird aber etwas überbetont, so dass sich das verstärkt. Recht zurückhaltend und dennoch präzise nimmt das JZ Mikrofon sich der beiden Signale an und auch das Neumann zeichnet wieder sehr exakt auf, nimmt den Claves aber ein wenig ihre schöne Holzigkeit.
Die Ergebnisse sind natürlich nicht 1:1 auf eine Live-Aufnahme zu übertragen, zeigen aber schon die grundsätzliche Struktur der Abnahme. Das Bändchen bietet schon eine ganz eigene Klangästhetik, die nicht immer passen muss, aber richtig eingesetzt oft den anderen Funktionsprinzipien voraus ist.
Dazu noch zwei Tests: Zuerst lege ich die beiden schon gehörten Gitarrenspuren einfach gleich laut mono übereinander.
Gitarren, R-10 und M88
Zunächst nochmals die Einzelspuren, dann der Mix. Schon klingt die Gitarre extrem fett, ohne jegliche Klangbearbeitung, Panoramaverteilung, Effekte oder Suche nach dem optimalen Aufnahmespot. Einzig ein Limiter zur Pegelkontrolle kommt zum Einsatz. Dieses einfache Beispiel zeigt, wie verschiedene Stärken der Mikrofone recht simpel zum Tragen gebracht werden können.
Zum Schluss hören wir uns die vier Mikrofone nochmals mit Sprache im Nahbesprechungsabstand an.
Sprache, Nahabstand
Hier kann das Royer R-10 wieder seine hohe Intimität bei guter Durchsetzungskraft in die Waagschale werfen und nochmals aufzeigen, wo die großen Stärken des Bändchens liegen.
Da ich ein Paar des Mikros zur Verfügung hatte, habe ich sie noch bei einer Orchesteraufnahme im Blumlein-Verfahren eingesetzt.
Dabei werden die beiden Mikros um 90° verdreht platziert, so dass der Aufnahmebereich einem vierblättrigen Kleeblatt entspricht. Hier konnten die Bändchen der Aufnahme als Stützmikrofone eine schöne Räumlichkeit und Tiefe hinzufügen. Leider kann ich aus Lizenzgründen hier kein Klangbeispiel anfügen.
Könnte mir durchaus vorstellen, dass man bei der Verwendung dieses Mikros ggf. in einigen Situationen um das De-Essen herumkommt.
Yes!
Bei manchen Sängern, die zum Zischeln neigen, konnte ich nur mit Bändchen und ordentlichem Preamp die Musiker letztendlich beglücken. In meinem Fall war es jedes Mal mein uraltes Beyerdynamic m160. Auch sehr empfehlenswert!
Ich bin ja generell kein Freund von De-Essing. Mit meinem favorisierten C-414 B-ULS tritt es eher selten auf, als Alternative habe ich hier noch ein Audio-Technica AT4080 Bändchen, funktioniert halt nur bei Männer-Gesang und Sprache .
Aber ein Paar Bändchen Mikros für Klassik Aufnahmen oder Drums OH muss auch noch sein, entweder die hier getesteten Royer oder die AT4081.
Danke für den interessanten Test, die Methode Instrumentenaufnahmen über Studiomonitore abzuspielen und als Quelle für einen Mikrofonvergleich/test zu benutzen ist mir etwas befremdlich, aber das soll jetzt nicht das Thema sein. Ich habe mir vor ein paar Monaten sehr günstig ein stereopaar Bändchenmikrofone gekauft, die ich leider aus zeitlichen Gründen noch nicht testen konnte, hier aber mal als Tipp weitergeben möchte. Es gibt 2 threads bei gearslutz zu den Mikrofonen und soweit ich weiß kann man die nur auf ebay kaufen. Ich will jetzt keine Werbung machen, hoffe aber der eine oder andere wird auf ein gutes mic aufmerksam sowie ich damals drauf aufmerksam wurde. Gerade bei den Preis solltest du, Armin, schon beim nächsten drumrecording neue overheads haben können :)
Hier der link zu einem thread, den anderen kann man sich bei Interesse selbst suchen: https://www.gearslutz.com/board/so-much-gear-so-little-time/1079451-rm-biv-ribbon-microphones.html
@CC Ich habe ein Paar dieser Mikros seit ca 2 Jahren und kann nur sagen hervorragend!
Funktionieren mit normalen Preamps, brauchen kein extra Gain.
@CC Ist jetzt ein Paar sE Electronics VR2 Voodoo geworden :-) Heute bestellt.