Kommen wir zum Herzstück eines jeden Vorverstärkers, dem Equalizer. Der Rupert Neve Designs Portico II verfügt über eine Kombination von insgesamt 4 Bändern, welche je nach Einsatzgebiet individuell geregelt werden und separat aktiviert bzw. deaktiviert werden können. Beginnen wir mit den Bässen, welche +/- 15 dB regelbar sind und mit 4 Center-Frequenzen (35 Hz, 60 Hz, 100 Hz, 220 Hz) arbeiten. Zudem ist die Charakteristika des Bandes zwischen Shelving oder Peak umschaltbar. Es folgt ein vollparametrisches Tiefmittenfilter, welches ebenfalls +/- 15 dB regelbar stufenlos zwischen 80 Hz – 1,6 kHz arbeitet und die Güte zwischen 0,5 – 5 ansetzt. Die gleiche Arbeitsweise findet man auch im Hochmittenfilter, lediglich der Frequenzbereich bewegt sich zwischen 800 Hz – 16 kHz.
Den Abschluss bietet der Höhenregler, der baugleich mit dem Bassregler seine Eckfrequenzen bei 4,7 kHz, 6,8 kHz, 12 kHz und 25 kHz ansetzt und über die gleichen Schaltungsmerkmale verfügt. Zudem ist ein De-Esser im Gerät verbaut, der bei Linksanschlag des dazu gehörenden Reglers deaktiviert ist und sich stufenlos in das bearbeitete Signal hinzu mischen lässt. Die anschließende Kompressor-Sektion wartet mit den Standard-Parametern Threshold- (-30 bis +20 dB), Ratio (1,1:1 bis ∞:1), Attack- (20 bis 75 ms), Release (100 ms bis 2500 ms) und dem Lautstärkeausgleichsregler (-6 bis 20 dB) auf, wahlweise im RMS-Mode (durchschnittliche Signalanalyse und weiche Arbeitsweise) oder im Peak-Modus (Signalspitzen werden mit analysiert). Wem die Ansprache im Attack mit 20 ms zu langsam ist, kann im Fast Modus auch eine Attack Zeit ab 0,1 ms verwenden.
Es wäre allerdings verwunderlich, wenn Rupert Neve es lediglich bei einer standardmäßigen Verwendung eines Kompressors belassen hätte. So kann man mittels eines Druckschalters zwischen dem Feedback-Modus (FB – Output Abgriff hinter dem VCA – Vintage Ausrichtung) und einem Feedforward-Modus (FF – Output Abgriff vor dem VCA – moderne Ausrichtung) wählen. Sehr gelungen ist auch die Verwendung eines Blendreglers, welcher eine stufenlose Mischung des Originalsignals mit dem Kompressor-Signal ermöglicht. Über den Link-Druckschalter lassen sich zudem zwei Portico II zu einem Stereo-Setup verschalten.
Als letzte Stufe hat der Rupert Neve Design Portico II eine Besonderheit in das Konzept integriert. Ein sogenannter Texture Regler fügt dem Signal harmonische und unharmonische Obertöne hinzu und sorgt für einen sehr eigenen Glanz in der Signalhandhabung. Der Effektanteil ist stufenlos regelbar und kann ganz nach dem persönlichem Geschmack eingesetzt werden. Hierbei werden in die Modi Silk und Silk+ unterschieden, wobei Silk ein Verfahren verwendet, welches bereits im Modell 5012 eingesetzt wird und Silk+ die Schaltkreise einer Vintage Class-A-Konsole zu emulieren versucht.