Praxis
In neutraler Einstellung ohne jegliche Signalbearbeitung verweist der Rupert Neve Design Portico II deutlich auf den unteren Mittenbereich und verhält sich ansonsten mit einem offenen Grundklang relativ verfärbungsfrei. Das verwendete Signal wird in jeder Facette knackig und wohl definiert erfasst, die Qualität der Bauteile sind unmittelbar zu spüren. Echtes Hochgefühl offenbart sich jedoch, wenn die Silk Modi aktiviert werden. Gerade bei Gesangsaufnahmen bekommt das Signal einen vergleichsweise seidigen Schimmer, welches die Aufnahme edler und hochwertiger erscheinen lässt.
Dabei verfällt das Produkt nie in die Falle, des Guten zuviel anzureichern, selbst bei einer hohen Zumischung des Effektes schafft man es nicht, das Signal zur Farce verkommen zu lassen. Stets steht die Musikalität im Fokus der Technik, was eine entspannte Grundstimmung in der Regie aufkommen lässt. Auch im Silk+ Modus erfährt das Signal eine klare Aufwertung, dieses Mal jedoch in der Saturierung im Bereich der unteren Mitten. Gerade für authentische Vintage-Sounds vermag eine kleine Bewegung am entsprechenden Drehregler das Quäntchen Originalität zu generieren, was das sehr Gute vom Brillanten unterscheidet.
Gleiches gilt für die Qualität der Entzerrer bzw. Kompressor Module. Durch die Vielzahl der unterschiedlichen Konfigurationsmöglichkeiten, einhergehend mit einem exzellenten Grundklang, vermag der Rupert Neve Design Portico II nahezu jedem Signal eine gehörige Portion Qualität angedeihen zu lassen bzw. ein mittelmäßiges Signal in die Oberliga zu katapultieren. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ein erbärmliches Signal bleibt ein erbärmliches Signal, eine tonale Totgeburt kann auch der Portico II nicht reanimieren. Achtet man aber auf sein Signal-technisches Handwerkszeug, hat man mit diesem Gerät ein Produkt an der Hand, welches das Vorhandene in bester Art und Weise zu verwalten weiß.