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Test: Rupert Neve Designs Portico 5024, Mikrofonvorverstärker

Vier Kanäle für ein Halleluja

6. November 2023
rupert neve designs portico 5024 test

Rupert Neve Designs Portico 5024, Mikrofonvorverstärker

Mit dem Portico 5024 ist Rupert Neve Designs vor einigen Jahren bereits konsequent seinen Weg aus den großen Konsolen und 500er Systemen hin zu portablen und Rack-Lösungen gegangen. Bereits seit 2015 erhältlich, bietet der Portico 5024 gleich vier Preamps in Neve-Qualität, wobei diese sogar etwas unterschiedlich konfiguriert sind. Ob die Konfiguration auch im Alltag sinnvoll ist, soll dieser Test zeigen.

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Überblick zum Rupert Neve Designs Portico 5024

Ahh Neve – ich habe mich schon immer gefreut, ein Gerät aus diesem Hause testen zu dürfen. Diesmal handelt es sich um einen vierkanaligen Mikrofonverstärker mit einigen Extras. Fangen wir mit den Gemeinsamkeiten an. Jeder der vier Preamps bietet 66 dB Gain, der über ein gerastertes Poti in 6 dB Schritten reguliert werden kann. Zusätzlich erlaubt ein freilaufender Trimregler eine Justierung von -6 dB bis + 6 dB. Eine achtteilige LED-Kette im SMD-Format gibt Auskunft über die Aussteuerung des eingehenden Signals.

die Pegelanzeige - rot wird es erst ab 22 dbU

Die Pegelanzeige – rot wird es erst ab 22 dbU

Alle Vorverstärker verfügen selbstverständlich über einzeln schaltbare 48 V Phantomspeisung, einen Phasenumkehrschalter sowie ein an zwei Frequenzen ansetzendes HPF, respektive bei 30 Hz und 90 Hz. Eine Mute-Funktion wurde ebenfalls integriert.

Frequenzgang mit 30 Hz Hochpass Filter

Frequenzgang mit 30 Hz Hochpass-Filter

Frequenzgang mit 90 Hz Hochpass Filter

Frequenzgang mit 90 Hz Hochpass-Filter

Typisch für die Neve Produkte ist der Silk-Schalter, der die tiefen Mitten über einen weiten Bereich sanft anhebt und somit einen Vintage-Charakter erzeugt.

der Frequenzgang des Portico 5024, mit Silk-Schaltung, zu sehen eine leicht Anhebung der Mitten

Der Frequenzgang des Portico 5024, mit Silk-Schaltung, zu sehen eine leicht Anhebung der Mitten

der Frequenzgang des Portico 5024, ohne Silk-Schaltung

Der Frequenzgang des Portico 5024, ohne Silk-Schaltung

Der Portico 5024 und seine Instrumenteneingänge

Rupert Neve Designs hat dem Portico 5024 aber noch mehr Funktionen mitgegeben. Kanal 1 und 2 sowie Kanal 3 und 4 sind verschieden konfiguriert. Den ersten beiden Kanälen wurden DI-Eingänge für hochimpedante Signalquellen spendiert, deren Signale sogleich über die Thru-Buchse wieder abgegriffen werden können.

rupert neve designs portico 5024

Das ist praktisch, möchte man z. B. eine Gitarre sowohl über den Amp abnehmen als auch das direkte Signal für späteres Reamping. Die DI-Eingänge haben zudem die Möglichkeit eines Ground-Lifts, wenn es Probleme mit Brummschleifen geben sollte.

Kanal 3 und 4 weisen eine andere Besonderheit auf. Hier wurde nämlich eine M/S-Matrix integriert, so dass eine M/S-Aufnahme mit Niere/Kugel und Acht sofort als L/R-Aufnahme aufs Band kommt. Nun wirkt das auf den ersten Blick ein wenig seltsam, denn der Vorteil einer M/S-Aufnahme besteht ja gerade darin, nach der Aufnahme immer noch die Kontrolle über die Stereobreite zu haben, die sich aus dem Verhältnis von Mitten- zu Seitensignal ergibt.

Die M/S-Dekodierung ist aktiviert.

Die M/S-Dekodierung ist aktiviert

Das Ganze ist allerdings sinnvoller, wenn man eine weitere Funktion des Portico 5024 in Betracht zieht. Steht der Gain-Regler auf 0 dB und ist keine Phantomspannung aktiviert, agieren die vier Eingänge als Line-Level-Eingänge, die Pegel bis zu 26 dBu vertragen. In Volt sind das satte 15 V oder 30 Vpp. Es ist also möglich, beim Abmischen den 5024 einzuschleifen und als Hardware M/S-Matrix zu nutzen.

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Verarbeitung des Rupert Neve Designs Portico 5024

An der Verarbeitung ist nichts auszusetzen. Das Gerät kommt in einem 1 HE Aludruckgussgehäuse mit einer massiven Frontplatte von 5 mm Dicke. Die Potis sind nicht mit der Frontplatte, sondern mit der inneren Vorderseite verschraubt und sitzen sehr fest.

Die Regler sind fest mit dem Gehäuse verschraubt.

Die Regler sind fest mit dem Gehäuse verschraubt.

Der Gain-Regler rastet gut fühlbar ein und der Trim-Regler lässt sich mit einem angenehmen Widerstand bewegen. Alle Taster für die weiteren Funktionen eines Kanals sind hintergrundbeleuchtet, mit Ausnahme der Frequenzwahl für den HPF. Tja – und mit Ausnahme des Netzschalters. Denn dieser befindet sich auf der Rückseite des Gerätes und ist als stabiler Kippschalter ausgeführt. Warum so dramatisch? Es gibt nämlich keine Anzeige auf der Frontplatte, die den Betriebsstatus signalisiert. Ich denke für den aufgerufenen Preis sollte das drin sein.

rupert neve designs portico 5024

Keine Kombibuchsen – XLR only

Auf der Rückseite befinden sich die vier Ein- und Ausgänge im XLR-Format sowie ein weiterer GND-Lift-Schalter. Laut Anleitung soll dieser ebenfalls für die DI-Eingänge zuständig sein, diese haben aber bereits vorne ihren Schalter. Also vermute ich, dass dieser Lift für die Mic-Eingänge 3 und 4 gedacht ist.

Technische Informationen und die Komponenten des RND Poritco 5024

Blockdiagramm zum Portico 5024

Blockdiagramm zum Portico 5024

Welche Schaltungtopologie nun genau in den einzelnen Preamps werkelt, darüber schweigt sich die Dokumentation aus. Allerdings handelt es sich um den gleichen Vorverstärker wie im Portico 5012. Nach augenscheinlicher Begutachtung ist nur sicher, dass für Verstärkung, Trim und HPF ausschließlich OpAmps des Typs 5534A zum Einsatz kommen, die mit einer sehr linearen Verstärkung bis weit über 100 kHz aufwarten können.

gut zu sehen - die Spule für den Tiefpassfilter und die Opamps des Vorverstärkers

Gut zu sehen – die Spule für das Tiefpassfilter und die OpAmps des Vorverstärkers

In der lesenswerten Anleitung wird darüber informiert, warum im Portico 5024 nach wie vor auf Übertrager gesetzt wird. So sind sowohl die Eingänge als auch die Ausgänge mit Übertragern ausgestattet. In der Eingangssektion sitzen richtig wuchtige Übertrager, die dem Signal am Eingang eine Impedanz von 10 kOhm entgegensetzen.

Mann ist der Dick Mann - der Eingangsübertrager des Portico 5024

Eingangsübertrager des Portico 5024

Der 5024 verträgt satte 26 dBu ohne Zuhilfenahme einer Pad-Schaltung, die deswegen gänzlich fehlt. Als weiterer Grund für den Einsatz der Übertrager wird die Vermeidung von Masseschleifen genannt. Die Eingangssektionen sind zudem noch mit einem Tiefpassfilter mit einer Grenzfrequenz von 150 kHz ausgestattet, um hochfrequente Störeinstrahlungen zu vermeiden.

Die Ausgangsübetrager fallen ein wenig kleiner aus.

Die Ausgangsübetrager fallen ein wenig kleiner aus.

Die hohe Eingangsimpedanz hat aber noch weitere entscheidende Vorteile. Da Mikrofone keine Leistung abgeben, sondern Spannungserzeuger sind, ist es u. a. für den Frequenzgang von Belang, wieviel Widerstand (in Form der Impedanz) der Vorverstärker dem Mikrofon präsentiert. Ist der Widerstand bzw. die Impedanz zu niedrig, so „saugt“ der Vorverstärker die Spannung förmlich aus dem Mikrofon. Eine hohe Eingangsimpedanz sorgt also auch für einen besseren Frequenzgang, eine bessere Dynamik etc. Einfach ausgedrückt, lässt eine hohe Eingangsimpedanz dem Mikrofon Raum zum Atmen und ermöglicht somit bessere Aufnahmen.

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Rupert Neve Designs Portico 5024
Rupert Neve Designs Portico 5024
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(2)

Wie klingt der Rupert Neve Designs Portico 5024?

Beim Testen habe ich mir vier verschiedene Klangquellen vorgenommen. Für den DI-Eingang zunächst eine Les Paul Professional mit niedrigimpedanten Pickups, die für eine E-Gitarre extreme Höhen produzieren.

Danach eine Mikrofon-Abnahme eines Fender Dual Showman.

Drittens eine Mikrofon-Abnahme einer Westerngitarre.

Und zu guter Letzt eine Snare Aufnahme. Dabei wurde ein dynamisches Mikrofon (Sennheiser e606) und ein Kleinmenbran-Kondensatormikrofon (Rhode NT3) verwendet.

Bei einem Snare-Beispiel habe ich es mal übertrieben und den 5024 voll übersteuert. Interessanterweise hat mich die Snare trotzdem überzeugt, dachte ich doch sofort, sie z. B. im Hip-Hop einzusetzen (Achtung laut!).

Das Straßenbeispiel habe ich mit M/S-Technik aufgenommen (Kondensator Niere + Bändchen Acht) und vom 5024 direkt in L/R kodieren lassen. Das Ergebnis ist aufgrund des völlig unterschiedlichen Klanges beider Mikrofone erstaunlich, denn üblicherweise nimmt man zwei identische Mikrofone mit variablen Richtcharakteristiken.

Hier noch ein kleiner Zusammenschnitt von verschiedenen Trompeten-Passagen einer Session.

Klanglich befindet sich der Rupert Neve Designs Portico 5024 auf oberstem Niveau. Die Wiedergabe würde ich als straff und präzise bezeichnen. Er scheint wirklich aus jedem Mikrofon das Beste herauszuholen. Der Vorverstärker geht eher analytisch ans Werk und seine wahre Qualität zeigt er bei Aufnahmen mit höheren Samplerates ab 88,2 kHz. Der Silk-Modus hingegen fügt die sogenannte Wärme hinzu. Dabei werden die tiefen Mitten über einen weiten Bereich sanft angehoben, wodurch ein satteres Fundament entsteht. Auch impulslastige Signale von Snaredrums oder auch Trompeten werden klar abgebildet, der Vorverstärker folgt den Transienten sehr schnell und genau.

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Fazit

Mit dem Portico 5024 von Rupert Neve Designs holt man sich ein echtes Arbeitstier ins Studio. Das liegt nicht zuletzt an der vielfältigen Ausstattung. Ob als DI, die auch die höchsten Frequenzen locker wegsteckt und präzise wiedergibt, als M/S-Dekodierer oder Line-Verstärker mit einer sehr hohen Toleranz für Eingangspegel (bis 26 dBu), der Portico 5024 bietet mehr als nur vier erstklassige Vorverstärker auf OpAmp-Basis mit Übertragerentkopplung und sehr hochohmigen Eingängen.

Mit einem Ladenpreis von 3.959,- Euro zahlt man ca. 990,- Euro für einen Vorverstärkerkanal. Dass es vergleichbare Preamps für um die 500,- Euro gibt, macht ihn wegen den oben genannten zusätzlichen Einsatzmöglichkeiten durchaus zu einem günstigen Gerät in der Preisklasse, das jedes Rack aufwertet.

Plus

  • erstklassige Vorverstärker
  • als zweifache DI-Box nutzbar
  • als M/S-Dekodiermatrix nutzbar
  • großer Headroom
  • Silk-Schaltung bringt Vintage-Klang
  • als Linelevel-Verstärker nutzbar
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • keine Anzeige der Betriebsbereitschaft

Preis

  • 3.959,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Hallo, schöner Test….aber fast 4.000 Euro für vier Kanäle sind schon happig. Das angekündigte SSL Pure Drive Quad soll vier Kanäle aus den großen SSL Origin Konsolen haben und wird nur 1.200 Euro kosten. Die acht Kanäle des SSL Pure Drive Octo kosten nur 2.100 Euro. Und bei Neve vs. SSL ist es nach meiner Meinung eher Geschmacksache. Das ist definitiv kein Klassenunterschied. Gruß, Jörg

    • Profilbild
      Marco Korda AHU

      @Jörg Hoffmann Hallo Jörg,
      da wäre eine Gegenüberstellung der beiden Protagonisten doch ideal. Würde mich wirklich interessieren. Ich gehe auch davon aus, dass Neve sich den Namen bezahlen lässt. Die Preamps spielen nichtsdestotrotz in der Champions League. Die Silk Schaltung ist nichts originelles mehr, aber ein sehr nettes Feature. Das gibt es bei SSL genauso wenig wie die M/S-Matrix. Ob das den satten Aufpreis rechtfertigt, wage ich allerdings zu bezweifeln.

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