Test: Rupert Neve Designs Portico II Master Buss, 2-Kanal Kompressor

Ohne mich an den üblichen Phrasen wie ’seidige Höhen‘ oder ‚kristallklarer Klang‘ zu ergötzen, lasse ich hier einfach die zahlreichen Sound-Beispiele für sich sprechen. Der Master-Buss-Processor der Portico II Serie wird seinen Ansprüchen nicht nur gerecht, sondern übertrifft diese sogar. Mit diesem Gerät hat man nicht nur einen sehr musikalisch agierenden Kompressor-Limiter, sondern eben auch ein Werkzeug, mit der man detailliert in das Stereobild eingreifen kann. So können Abmischungen, die scheinbar irreparable Fehler enthalten, doch noch zu einem hervorragenden Master gebracht werden. Der Limiter arbeitet sehr aggressiv was die Pegelreduzierung angeht, verleiht dem Signal aber in keinem Moment eine unangemessene Härte. Die Silk-Schaltung schließlich ist meiner Erfahrung nach erst dann richtig gewinnbringend einzusetzen, wenn man über die entsprechende Abhöre verfügt – nur so findet man die optimale Balance zwischen Orginal- und ‚angedicktem‘ Signal.

Nur zwei kleine Schwächen kann ich vermelden. Ich finde, die Ein- und Ausgänge hätten in einer XLR-Klinken-Kombi ausgeführt sein sollen, da die üblichen Patchbays eben im Klinkenformat sind. Zum Zweiten gab es hörbares Knacksen im Signalweg, wenn man bei aktiviertem Depth- bzw. Width-EQ den Frequenzbereich wechselt. Das sind jedoch kleine Abstriche, zumal man ja die XLR-Buchsen auch austauschen könnte (Frevel! Höre ich einige rufen).

Qualität hat seinen Preis – aber diese 4.750,- Euro sind eine Wertanlage, die sich über eine lange Zeit bezahlt machen wird. Für ambitionierte Hobby-Produzenten ist das Gerät wohl ein paar Hausnummern zu hoch, aber jeder, der ernsthaft sein Geld mit Mischen und Mastern verdient, kommt nicht umher, dem Portico II Master Buss von Rupert Neve Designs zumindest einen Testlauf zu gewähren. Wahrscheinlich bleibt er dann auch. Oberklasse, ganz klar, aber meiner Meinung nach Best-Buy