Breites Brett und dennoch schlank!
Als siebensaitige E-Gitarren, angeschoben durch Steve Vai im Jahre 1987 (der eigentlich eine zusätzliche hohe A-Saite wollte, die aber immer wieder riss) und durch den Mainstream-Erfolg Anfang der Neunziger der „Nu Metal Hüpfer“ Korn in die Öffentlichkeit drangen, galten sie noch als „Aliens from outer space“. Warum sollte man sein Frequenzspektrum weiter nach unten verschieben, da ist doch schon der Bassist unterwegs … Hätte man seinerzeit prophezeit, man würde in knapp einer Dekade 9-Saiter auf den Markt bringen, die frequenztechnisch bis hinunter zum 5-saitigen E-Bass reichen und eine echte Sinneskrise im Bassistenlager auslösen würden, man wäre in den höchsten Tönen verspottet worden. So kann man sich täuschen. 7-Saiter sind längst im Mainstream angekommen, womit die uns zum Test vorliegende Schecter C-7 SLS Elite AFB nicht mit ihrem Konzept, jedoch mit allerlei optischen und technischen Attributen auf sich aufmerksam macht.
Schecter C-7 SLS Elite AFB – Facts & Features
Ja, es gibt 7-Saiter auch im akustischen Bereich und verschiedene Künstler aus südamerikanischen und russischen Gefilden sorgen auf YouTube immer wieder für schwere Selbstbewusstseinseinbrüche, aber den großen Erfolg feiert das 7er Konzept im E-Gitarren-Bereich. Nach wie vor feiert auch hier die abgewandelte Strat Form die größten Erfolge, weshalb auch Schecter dieser Form auch bei dem o. g. Modell treu bleibt.
Optisch erscheint die Schecter C-7 SLS Elite sehr „holzig“, will heißen, das Instrument ist rückseitig komplett in Klarlack gefasst und auch die Vorderseite lässt die Riegelahorndecke sehr schön im Tobacco Sunburst (Schecter nennt es Antique Fade Burst) von vorne nach hinten hindurch scheinen. Die Decke ist mit einem einfachen Binding verziert, während die Rückseite unbehandelt von solchen Verzierungen bleibt. Die große Besonderheit des Instrumentes ist der durchgehende Hals, welcher ein sehr starkes Sustain verspricht und von zwei Esche Stücken zum Korpus eingefasst wurde. Der Korpus hat rückseitig das klassische Strat-Shaping, während auf der Vorderseite mehr die Gibson Variante im Stil an das Violin-Shaping einer alten Paula angelehnt ist.
Der ebenfalls aus Ahorn gefertigte Hals wurde zur Stabilisierung und wahrscheinlich auch aus optischen Gründen mit zwei Streifen Walnuss- und einem rötlich schimmernden Padauk-Streifen versehen. Ähnliche optische Konzepte waren mir bisher mehr aus dem Bassbau bekannt, aber es verschafft dem Instrument wahrlich ein ganz eigenes Erscheinungsbild!
Die nächste Besonderheit ist das vom Hersteller als „Ultra Thin C“ bezeichnete Halsprofil. In der Tat ist er Hals als äußerst schlank zu bezeichnen, wenngleich die Breite fast schon in Richtung 8-Saiter tendiert. Wer immer Probleme mit zu schmalen Griffbrettern im 7-Saiter Bereich hatte, hier liegt er/sie richtig. Um das tiefe Tuning und die damit einhergehende schlappere Saitenspannung zu kompensieren, hat sich Schecter zu einer überlangen Mensur von 673 mm mit 24 Bünden entschlossen, die aber noch weit von einer echten Baritonmensur entfernt ist. Wohl auch um dem sinnlosen CITES Wahnsinn zu entkommen, hat man sich zudem für ein Ebenholzgriffbrett entschieden.
Die Elektronik der Schecter C-7 SLS Elite AFB
Der neue Hype am Pickup-Himmel heißt Fishman Fluence und gerade die Metal-Jünger laufen ihren geliebten EMGs in Scharen davon, um dem neuen Gott zu huldigen. Sich dessen bewusst, möchte wohl auch Schecter sein Stück vom Kuchen abhaben und hat mit der Kombination Fishman Fluence Modern Keramik-Magnet (Steg) + Fishman Fluence Modern Alnico-Magnet (Hals) eine sehr beliebte Kombination am Start. Die Besonderheit der PUs sind zwei verschiedene Voicings, die über Push-Pull-Potis (Volume und Tone) abgerufen werden können. Mehr dazu im Praxisteil. Noch ein klassischer Dreiwegschalter und eine Buchse mit Halteplatte, fertig!
Die Hardware der Schecter C-7 SLS Elite AFB
Endlich mal wieder eine Gitarre im Superstrat-Style ohne Floyd Rose VIBRATO! (Wehe, es wagt jemand, hier Tremolo zu sagen!) Eine massive, schwarz gehaltene Brücke (Hipshot Hardtail) führt die Saiten durch den Korpus, was das Sustain nochmals erhöht. Da kommt ja einiges in Sachen Schwingungsdauer auf uns zu. Auch die in schwarz ausgeführten Locking Tuner hinterlassen einen guten Eindruck. Zudem überzeugt Schecter mit einem kleinen Detail, was jedoch große Freude macht.
Um den stets bruchgefährdeten Übergang vom Hals zur Kopfplatte nicht noch zusätzlich durch die Fräsung des Trussrod zu schwächen, haben die Konstrukteure den Zugang zur Halseinstellschraube in den 25. Bund gelegt. Mittels eines einfachen Inbusschlüssels kann die offenliegende Schraube erreicht und fixiert werden. Nun gut, die Schraube sieht nicht gerade elegant aus und will auch nicht so recht zum optischen Konzept des Instrumentes passen, aber für die Praxistauglichkeit ist sie die beste Lösung schlechthin!
Also ein Schmuckstück ist diese Gitarre ja schon … Ich finde sie schlicht und stylish zugleich.
@uelef elegant ist sie schon, aber von den Abmessungen her auch ein echter Brummer …
@Axel Ritt „..elegant ist sie schon, aber von den Abmessungen her auch ein echter Brummer …..“ So etwas aus dem Munde von dem Mann, der mit 13er Saiten seine Klampfen quält? ;)
@Stephan Güte man sollte ja als Autor immer den „average player“ im Auge behalten und das Handling nicht an den eigenen „ungewöhnlichen Spezifikationen“ fest machen :-)
@Stephan Güte mir sind bei einer Jackson Kelly einmal die Haltebolzen des Floyd-Rose Vibrato Systems aufgrund der Saitenspannung aus dem Korpusholz heraus gebrochen, daswar meine letzte Klampfe mit einem Free Floating System …