Die Schecter C-7 SLS Elite AFB in der Praxis
Nimmt man die Gitarre das erste Mal in die Hand, hat man fast das Gefühl, eine 8-saitige Klampfe auf dem Schoß zu haben, so breit erscheint der Hals. Das sehr schlanke Halsprofil tut ihr Übriges dazu, um diesen Eindruck zu unterstützen. Nicht dass der Hals in irgendeiner Art und Weise unbequem wäre, aber wer nicht aus dem RG Lager kommt oder sogar seine Wurzeln im „Fender/Gibson Knüppel aus dem Sack“ Halsprofil wähnt, wird eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen. Der große Vorteil dieser Abmessungen ist zweifelsohne das großzügige String-Spacing, das eine saubere Griffweise ermöglicht, selbst wenn man so „Hornhautmonster“ wie ich auf seinen Fingerkuppen gezüchtet hat.
Wie aufgrund der Bauweise bereits erwartet, wird das Thema Sustain bei diesem Instrument großgeschrieben. Der durchgehende Hals, in Kombination mit der massiven Bücke nebst Saitenführung durch den Korpus generiert einen ausgezeichneten Counterpart zur Saitenschwingung, will heißen, es wird nur sehr wenig Schwingungsenergie durch bewegliche oder nachträglich zusammengefügte Teile absorbiert. Das Ergebnis ist ein in allen Lagen sehr schön stehender Ton, der weder Deadnotes noch anderweitige Ausfälle aufweist. Das akustische Schwingungsverhalten ist in der Tat vorbildlich.
Kommen wir nun zu den Fishman Pickups, die gerade im Heavy-Bereich als der neue „heiße Scheiß“ beachtliche Erfolge feiern. Insbesondere die beiden Voicings werden als Besonderheit gepriesen, da sie nicht wie bei klassischen Pickup-Schaltungen zumeist eine Spule abschalten und als Singlecoil ein anderes Frequenzspektrum generieren, sondern mittels der intern verbauten Elektronik zwei unterschiedliche Presets zur Verfügung stellen.
Wie immer fangen wir zunächst mit cleanen Sounds an, wobei wir in den Soundfiles schon einige Sättigungen dabei haben. Ich habe zunächst den Hals-PU Preset 1 (gedrückter Volume-Regler) alleine, dann Preset 2 (gezogener Volume-Regler), dann beide PUs in beiden Presets nacheinander und schließlich den Steg-Pickup, ebenfalls in der gleichen Art geschaltet. Dabei erinnern mich die Presets sehr stark an das David Gilmour Stratocaster Set von EMG. Bei dieser Schaltung arbeiten die beiden Tone-Regler als aktive Klangregler, wobei Tone 1 eine Art Scoop-Schaltung hinzumischt, sprich, Mitten werden heraus- und Bässe nebst Höhen hineingedreht, und Tone 2 als Mittenbooster arbeitet.
Ähnliches konnte ich auch bei den Fishman Pickups bemerken. Preset 1 hat eine klare Mittenausrichtung ähnlich einer seriellen Humbucker-Schaltung, während Preset 2 die Mitten herausnimmt und Bässe nebst Höhen anhebt. Der Klang wird hohler und kehliger, dabei nähert er sich zuweilen einer Humbucker-Parallelschaltung. Zudem fällt der Pegel im Preset 2 deutlich ab. Im cleanen Bereich kann man diese Unterschiede noch deutlich heraushören, während bei zunehmendem Gain die Unterschiede immer mehr verschwimmen.
Im Prinzip eine gute Sache, inwieweit einem jedoch diese festgelegten Ausrichtungen in Sachen Frequenzgang gefallen, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Ich persönlich finde den Lautstärkenabfall in Preset 2 nicht ganz so prickelnd.
Im Crunch Bereich können die beiden Presets hingegen deutlich besser überzeugen. Hier kommt der hohle Charakter von Preset 2 schön zur Geltung und der Lautstärkenabfall wird vom höheren Gain aufgefangen.
Im High Gain gehen die Unterschiede in der hohen Verzerrung vergleichsweise unter. Man kann die klanglichen Unterschiede noch feststellen, auch ist die Response der Gitarre in der persönlichen Spielweise eine andere, aber die Unterschiede verschwimmen zunehmend.
Die Klangbeispiele wurden mit einem Hughes & Kettner Triamp MK3 und einer passenden Coreblade 412er Box aufgenommen, als Mikrofon kam ein SM57 zum Einsatz.
Also ein Schmuckstück ist diese Gitarre ja schon … Ich finde sie schlicht und stylish zugleich.
@uelef elegant ist sie schon, aber von den Abmessungen her auch ein echter Brummer …
@Axel Ritt „..elegant ist sie schon, aber von den Abmessungen her auch ein echter Brummer …..“ So etwas aus dem Munde von dem Mann, der mit 13er Saiten seine Klampfen quält? ;)
@Stephan Güte man sollte ja als Autor immer den „average player“ im Auge behalten und das Handling nicht an den eigenen „ungewöhnlichen Spezifikationen“ fest machen :-)
@Stephan Güte mir sind bei einer Jackson Kelly einmal die Haltebolzen des Floyd-Rose Vibrato Systems aufgrund der Saitenspannung aus dem Korpusholz heraus gebrochen, daswar meine letzte Klampfe mit einem Free Floating System …