Schecter USA Custom Wembley Traditional – die Praxis
Sie sieht aus wie eine Strat, sie spielt sich so gut wie eine Strat, aber: Sie klingt irgendwie gar nicht so richtig wie eine Strat! Was aber in keinem Fall abwertend verstanden werden soll, ganz im Gegenteil, die Schecter USA Custom Wembley Traditional klingt einfach eine ganze Spur „moderner“ und frischer, als es bei einer Gitarre dieser Bauart zu erwarten war. Das bemerkt man schon im trocken angespielten Zustand, bei dem das Instrument mit einem sehr differenzierten und ausgeglichenen Grundsound kräftig vor sich hin schwingt.
Am Verstärker angeschlossen ändert sich das Bild kaum, die drei „Dark Side Singlecoils“ liefern einen präzisen und klaren Ton, der mit einem eigentlichen „Vintage-Sound“ zwar nicht viel zu tun hat, aber dennoch eine beeindruckende Bandbreite an „messerscharfen Einspuler-Sounds“ liefert! Hinzu kommen die erfreulich wenigen Nebengeräusche, die sich nicht nur im typischen 50-Hertz-Bereich zurückhalten, sondern auch grundsätzlich mit wenig Rauschen überzeugen.
Der Hals mit seinem flachen Radius und der Mattlackierung auf der Rückseite fühlt sich für die Greifhand sehr angenehm an, zudem war unser Testinstrument ab Werk picobello eingestellt und überzeugte durch eine gute Saitenlage und eine absolut sauber justierte Oktavreinheit. Wie zu erwarten war, sollte man mit dem Vibrato vorsichtig zu Werke gehen, der Alterungsprozess wirkt sich nämlich nur auf die Optik, nicht aber auf die Zuverlässigkeit aus. Von daher sind auch hier wieder bei groberem Einsatz mit deutlichen Verstimmungen zu rechnen. Aber irgendwie haben wir uns da ja alle dran gewöhnt und ein wenig Charme hat das ja auch. Vor allem dann, wenn das System so cool aussieht, wie es bei der Schecter USA Custom Wembley Traditional der Fall ist !
Nun zu den Klangbeispielen, für die ich die Gitarre in einen Laney Röhrencombo mit Celestion V-30-Speaker eingeklinkt habe. Als Mikro war wie immer das AKG C3000 am Start, aufgenommen wurde in Logic Audio.
Im ersten Klangbeispiel hören wir einen Cleansound, eingespielt mit dem mittleren und dem Steg-Singlecoil. Nicht dass es nicht etwa knackig wäre, aber für eine Strat klingt es einfach zu sauber, zu präzise.
In Klangbeispiel 2 ein weiterer Cleansound, diesmal mit der Kombination Hals- und mittlerer Singlecoil. Auch hier wieder ein sehr cooler Sound, es fehlt jedoch die Überbetonung der Mitten, dieser „glockige“ Stratsound eben.
Wir erhöhen den Gain und kommen zu einem angezerrten Sound, verwendet wurde der mittlere Singlecoil. Abgesehen davon, dass ich das Brummen und Rauschen in erfreulich engen Grenzen hält, käme man auch hier nie zu der Annahme, man habe es mit einer Stratocaster-Type-Gitarre zu tun. Fett, aber eben ganz anders!
Nun zu den Highgain-Sounds. In Klangbeispiel 4 hören wir eine verzerrte Sololinie mit dem Klang des Stegpickups. Vom gefürchteten, „Glas schneidenden“ Sound ist kaum etwas zu bemerken. Dafür aber um so mehr ein Klang, der sich auch für härtere Spielarten durchaus eignet!
Nun noch ein Beispiel für den Leadsound des Halspickups, der auch bei hoher Verzerrung einen dynamischen und klar differenzierten Klang bietet.