Wer hat's erfunden?
Die Schweizer Firma Schertler ist vorwiegend im Bereich Abnahme und Verstärkung akustischer Instrumente schon lange kein Unbekannter mehr. Speziell mit Pickups und Komboverstärkern für Saiteninstrumente hat sich der innovative Hersteller einen Namen gemacht. Ganz neu wagt sich Schertler nun an ein modulares analoges Mischpult, den Schertler Arthur und hier gibt es einige Besonderheiten zu entdecken. Also, los geht’s.
Format 48
Das Schertler Arthur ist ein modulares System, so kann sich der Kunde seinen Mixer nach persönlichen Präferenzen zusammenstellen. Das ist nun nicht ganz neu, ungewöhnlich ist jedoch die Umsetzung. Schertler arbeitet mit Kanalzügen im Format 48, die sich einfach aneinander stecken und verschrauben lassen. Wohlgemerkt, alles analog.
So ist man beim Schertler Arthur an kein festgelegtes Rahmenmaß gebunden, sondern kann sich seinen Mischer individuell in Größe und Anzahl der Module frei zusammensetzen und alles bleibt nachträglich erweiterbar. Auch die Reihenfolge der Züge ist natürlich frei wählbar. Die Zahl 48 steht dabei für die Höhe der Module in Zentimeter. Breit sind die einzelnen Kanalzüge 3,5 cm.
Die Stromversorgung übernimmt ein externes Netzteil. Hier wählt der Kunde zwischen einem Modell für 12 oder 25 Kanäle.
Wer es größer haben möchte (und soviel sei schon mal vorweg genommen, auch bezahlen kann) für den kommt die 19“ Stromversorgung in Frage, die bis zu 80 Kanäle versorgt.
Seitlich abgeschlossen wird das System durch Seitenteile, die in Holz oder Kunststoff erhältlich sind.
Schertler verspricht hohe Klangtreue und Dynamik durch eine interne 50 Volt Betriebsspannung, die einen Headroom von 30 dB ermöglicht. Die Signalwege sind diskret aufgebaut und gegenkopplungsfrei realisiert. Auf Kondensatoren wurde verzichtet.
Aktuell kann das Schertler Arthur mit vier verschiedenen Eingangskanälen und zwei Ausgangsmodulen bestückt werden. Weitere Module, unter anderem ein Summen-EQ und ein Federhall sind angekündigt. Es gibt zwei Mikrofonkanäle, einen Instrumenten-Kanalzug und ein Stereomodul. Für die Ausgangssektion gibt es zwei verschiedene Kanalzüge. Schauen wir uns die Möglichkeiten zunächst einmal an.
Microphone Input
Als Eingang ist hier eine XLR-Buchse zu finden. Darunter sitzt ein +15 dB Schalter und der Phasendreher. Es folgt das Gain-Poti, Phantomspeisung, ein Mic/Line-Schalter und ein Low Cut. In der Mic-Position bietet der Kanal eine Verstärkung von 18 bis 63 dB, -9 bis 20 dB sind es in der Line Stellung. Die 15 dB Anhebung wirkt nur, wenn der Kanal auf Mic steht und Gain über die „u“-Markierung aufgedreht ist. Der Low Cut sitzt bei 100 Hz. Weiter geht es mit einem Insert als Klinke. Ist der zugehörige Button nicht gedrückt, agiert die Buchse als Direct Out, der das Signal direkt hinter der Verstärkung abgreift.
Die Klangregelung beginnt mit einem Notch Filter und ist mit „Reson“ bezeichnet. Hier kann die gewählte Frequenz bis zu 10 dB abgesenkt werden. Zur Auswahl stehen 150 und 240 Hz. Der EQ besteht aus drei Bändern. High und Low sind Shelving Filter, die unterschiedliche Gain-Bereiche abdecken. High arbeitet ab 1,2 kHz mit -12 / +12 dB, Low liegt bei 460 Hz und bietet -20 / +15 dB. Das Mittenband ist semiparametrisch von 250 Hz bis 3,2 kHz durchstimmbar und hat eine Gain-Struktur von -15 / +15 dB. Der Equalizer kann mit einem Schalter aus dem Signalweg genommen werden, Reson ist davon ausgenommen. Die Einsatzfrequenzen des oberen und unteren Bandes sind recht ungewöhnlich, das schauen wir uns später im Praxistest näher an.
Unterhalb des EQs kann der Kanal angeschaltet werden. Darauf folgen drei Aux-Wege, die sich separat Pre/Post schalten lassen. Zum Schluss finden wir das Pan-Poti, PFL-Taster, den 100 mm Kanalfader und eine dreistellige Aussteuerungsanzeige. Diese hat dasselbe Format wie die rechteckigen Drucktaster.
Microphone Ultra Low Noise Input
Da sind wir schnell durch. Der Ultra Noise Kanal entspricht von der Ausstattung dem normalen Microphone Input. Optisch einziger Unterschied ist die Beschriftung des Mic/Line-Tasters, der hier mit High/Low bezeichnet ist. Das Rauschverhalten wurde an diesem Input noch etwas verbessert, 128,7 dB EIN stehen hier bei den technischen Werten, der Standard-Kanal bringt es auf 122,5 dB.
Yellow Instrument Input
Überraschung, der Yellow Instrument Input ist nicht wie die anderen Module, aluminiumfarben, sondern blau eloxiert. Der Instrumentenkanal ist recht ähnlich wie der Microphone-Input aufgebaut. Als Eingang dient hier eine unsymmetrische Klinkenbuchse.
Der 10V Button schaltet die entsprechende Spannung für die elektrostatischen Schertler Pickups frei. Ein Phasendreher ist vorhanden, ebenso wie der Low Cut bei 100 Hz. Mit dem PAD-Schalter kann der Signalpegel um 15 dB abgesenkt werden. Der Gain-Bereich reicht von -42 bis +9 dB. Unter dem Gain-Poti sitzt ein Regler, der die Impedanz von Low (20 kOhm) bis High (800 kOhm) anpasst.
Die weitere Kanalausstattung entspricht dem Mikrokanal, mit einem Unterschied. Statt dem regelbaren „Reson“ Notch Filter gibt es beim Instrument Input einen „Warm“-Taster, der die Frequenzen um 2 kHz etwas absenkt.
Stereo Input
Auch ein Stereo-Modul ist für das Schertler Arthur System erhältlich. Zugespielt werden kann entweder durch symmetrische Klinken oder unsymmetrisch mit Cinch. Gain-Regler sind pro Kanal vorhanden, die Verstärkung reicht von -12 dB bis +25 dB. Durch Drücken der „Unity“-Buttons gehen die Signale unverstärkt durch.
Zur Klangregelung stehen zwei Shelving Filter zur Verfügung, der High EQ ab 1,2 kHz und der Low EQ ab 500 Hz. Die Abschwächung beträgt jeweils 13 dB, die Verstärkung +13 dB beim Low EQ und +14 dB beim High EQ.
Ein „Unit On“-Schalter ist auch hier vorhanden. Darunter sitzen die drei Aux-Wege, die für links und rechts getrennt geregelt werden. Auch hier lässt sich natürlich jeder Weg Pre/Post schalten. Der „Mono“-Button summiert die beiden Eingangskanäle zu einem Monosignal. PFL ist vorhanden, die Kanalfader sind für beide Kanäle separat vorhanden.