Das dynamische Kleinere vom Kleinen
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Mit dem sE Electronics DynaCaster DCM 3 präsentiert der chinesische Hersteller neben dem DynaCaster DCM 6 das dritte und günstigste Modell seiner DynaCaster-Reihe mit dynamischer Kapsel und rundet mit beiden Mikrofonen das Angebot nach unten hin ab. Während das DCM 6 mit einem optional nutzbaren Preamp einen Gain von +30 dB ermöglicht und dann auch Phantomspeisung benötigt, verfügt das Dynacaster DCM 8 zusätzlich über einen dreilagigen, internen Windschutz sowie Hoch- und Tiefpassfilter. Das heute zum Test bereitstehende DCM 3 kommt bis auf den internen Popfilter ohne dies alles aus, ist kompakt gehalten und arbeitet ebenfalls dynamisch.
Den Hersteller sE Electronics gibt es seit der Jahrtausendwende, fertigt Mikrofone und Zubehör und hat sich seitdem einen guten Namen in der Branche gemacht. Der Reflexionsfilter Pro und das sE 2200 sind mir beispielsweise in Ansätzen schon begegnet und suchte man vor Jahren nach einem Reflexionsfilter, kam man an sE Electronics kaum vorbei. Das DynaCaster DCM 3 reiht sich gut ein in das kaum enden wollende Portfolio für Medienschaffende, Podcaster und Content Creators, da darf natürlich auch „Caster“ im Namen nicht fehlen.
Die Vorgeschichte zum DynaCaster
Wer sich jetzt wundert, warum das DynaCaster plötzlich eine Zusatzbezeichnung erhalten hat, wundert sich zu Recht. Das ursprünglich als sE Electronics DynaCaster bezeichnete Mikrofon erhält nun den Zusatz DCM 8, während die beiden neuen Versionen mit und ohne Klangfilter im kompakteren Gehäuse nun DynaCaster DCM 6 und DCM 3 heißen. Seit Ende 2022 sind sie erhältlich. Das sE Electronics DynaCaster DCM 3 verzichtet dabei als Budget-Modell auf Preamp und Filter, was allerdings aufgrund immer kräftigeren Preamps für viele Anwender unproblematisch sein wird. Hier gehts zu unserem Test des DynaCaster DCM 8.
Was bietet das sE Electronics DynaCaster DCM 3?
Geliefert wird das Mikrofon in einem schicken, bedruckten Karton mit Stabilisierungen, Windschutz, Halterung und Reduziergewinde auf 3/8 Zoll. Hinzu kommt eine Bedienungsanleitung.
Entnimmt man das Mikrofon, wirkt es außerordentlich solide. „Built like a tank“ kennen wir von Mackie schon, so wiegt das sE Electronics DynaCaster DCM 3 510 g, ist 15,8 cm lang, 6,2 cm breit und 8,6 cm hoch. Das schwarze, korrosionsbeständige Metallgehäuse ist somit nicht rund, sondern nach oben hin oval gestaltet und an den Seiten abgeflacht, links findet sich das Firmenlogo.
Die XLR-Anschlussbuchse befindet sich oben auf der Hinterseite, das Gehäuse um den Einsprechkorb ist von vorne am Korpus verschraubt und sieht ein bißchen aus wie aufgesetzt. Ein wenig retro wirkt es ja schon, aber irgendwie auch stylisch. Vor allem mit dem durchschimmernden, roten, innen liegenden Popfilter.
Ziemlich praktisch ist die vormontierte Schwenkhalterung an der Unterseite. Das sE Electronics DynaCaster DCM 3 lässt sich wahlweise überkopf wie auch herkömmlich an einem Stativ oder auch von hinten montieren. Die Gelenkschraube ruht auf einer Metallachse und hält das Mikrofon sicher fest und bei leichten Tischstativen gibt es auch keinen Überhang nach vorne, wie es bei einer aufwendigen Spinne für ein Großmembran-Kondensatormikrofon der Fall wäre.
Das Konzept finde ich super, zumal manche Halterungen und vor allem auch Shockmounts viel Platz beanspruchen. Letzteres sei übrigens beim DynaCaster DCM 3 nicht nötig aufgrund der entkoppelten Kapsel, aber leider erweist es sich in der Praxis als nicht so schockresistent, zumindest im Vergleich mit dem Shure SM7B.
Technische Daten zum sE Electronics DynaCaster DCM 3
Schrauben wir als Erstes den Einsprechkorb ab. Hierunter befindet sich die dynamische Kapsel. Jetzt wird auch deutlich, was es mit dem integrierten Popschutz auf sich hat, genau genommen ist dieser auch dreilagig: ein Schaumstoffkissen auf der Membran, der mit Schaumstoff ausgekleidete Einsprechkorb und der aufgesteckte, zusätzliche Windschutz. Die Kapsel ist federnd gelagert und schwingt entsprechend mit. Im Beispiel werden wir noch hören, ob der zusätzliche, externe Windschutz nötig ist oder nicht. Vermutlich ist die Wirkungsweise mit einem externen noch etwas besser.
In den technischen Angaben wird ein Übertragungsbereich von 40 Hz bis 18 kHz angegeben, DCM 6 und DCM 8 gehen runter bis 20 Hz. Ein etwas beschnittener Frequenzgang kommt allerdings dem Anwendungsbereich „Stimme“ positiv entgegen, weniger Tiefgang bedeutet auch weniger rumpeln.
Die Empfindlichkeit wird mit 2,5 mV/Pa bzw. -52 dBV angegeben, ein Shure SM7B ist mit -59 dBV deutlich leiser. Dazwischen siedelt sich das Zoom ZDM-1 mit -54 dBV an und das RODE PodMic mit -57 dBV. Diese drei Kandidaten habe ich zum Vergleich herangezogen.
Für Sprache und Gesang in akustisch nicht optimierten Räumlichkeiten bieten Mikrofone wie das sE Electronics DynaCaster DCM 3 einige Vorteile. Die Nierenkapsel und seitliche Dämpfung reduzieren den Erfassungswinkel und wirken potenziellen Raumreflexionen entgegen. Ein Vorteil ist das auch bei mehreren Sprechern und Mikrofonen im Raum. Dafür kann das Eigenrauschen bei dynamischen Kapseln etwas höher ausfallen, das werden wir in der Praxis noch prüfen. Durch die etwas tief liegende Kapsel ist der Nahbesprechungseffekt nicht ganz so stark ausgeprägt, im Umkehrschluss verändern Schwankungen vor dem Mikrofon den Klang nicht wesentlich.
Das sE Electronics DynaCaster DCM 3 in der Tonstudiopraxis
Wie oben schon erwähnt, ist beim DynaCaster DCM 3 alles dabei, was man braucht – bis auf ein Stativ oder Mikrofonarm. Schön ist auch das eingeschraubte Reduziergewinde von 5/8 auf 3/8 Zoll, da sollte also nichts fehlen. Immerhin passierte es mir auch schon, dass genau dieser Adapter fehlte oder ich nicht drauf geachtet hatte und ein Stativ kam doch mit 3/8-Zoll-Gewinde daher und genau das fehlte dann bei der Mikofonhalterung. Auch sind manche Mikrofone sehr kopflastig, weil sich beispielsweise die Verschraubung hinten befindet. Das wurde beim sE Electronics Dynacaster DCM 3 gut gelöst, wie beim Shure SM7B oder RODE Podmic liegt der Schwerpunkt über dem Anschlussgewinde. Auch an der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, die Haptik ist super und das Mikrofon ist sehr solide verarbeitet. Einzig die Entkopplung der Kapsel ist zwar okay, könnte aber noch etwas besser sein, wie wir im folgenden Klangbeispiel gut hören können.
Da war ich doch erstaunt. Eigentlich hätte ich etwas weniger Rumpeln erwartet. Diesen Umstand teilt es sich nicht nur mit dem Zoom ZDM-1, von daher fällt das sE Electronics DCM 3 hier nicht negativ auf. Ein Shure SM7B ist hier deutlich robuster, dafür aber auch teurer und noch massiver.
Wie klingt das DynaCaster DCM 3?
Hingegen ist das sE Electronics DynaCaster DCM 3 klanglich sehr überzeugend, klar und hell, vielleicht aber ein Hauch zu viel HiFi. Die Präsenzanhebung ist für Sprache gut gelöst und im Ergebnis tut es das, was viele günstige Mikrofone tun, ein quasi fertiges Klangbild ohne Erfordernis zur Klangkorrektur liefern. Besonders Anwender mit wenig Erfahrung bekommen hier ein dynamisches Mikrofon mit hohem Output geboten, das einfach gut klingt und robust verarbeitet ist.
Das RODE PodMic kann hier klanglich leider nicht gegen anstinken, das Shure SM7B klingt durchaus noch etwas edler und das Zoom ZDM-1 fällt hier aufgrund etwas zu viel Höhen zurück, kostet allerdings rechnerisch auch nur die Hälfte.


SE Electronics DynaCaster DCM 3
Das Auflösungsverhalten des sE Electronics DynaCaster DCM 3 ist wirklich gut, liefert eine klare Stimme und ein transparentes Klangbild.
Zusammengefasst ist das sE Electronics DynaCaster DCM 3 ein solides und einfach zu handhabendes Sprechermikrofon, das auch für Gesangsaufnahmen sinnvoll eingesetzt werden kann.