Erstklassige Verarbeitung trifft erstklassigen Sound
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Ob man nun eine Karriere als Influencer anstrebt, einen Twitch Gaming-Kanal betreibt, im Teamspeak den Raid mit den Mitspielern bespricht, mit Arbeitskollegen per Teams konferiert oder Musikunterricht per Zoom oder doozzoo erteilt, man benötigt ein passendes Mikrofon. Um auf weiteres Equipment wie ein Audiointerface zu verzichten, bietet sich ein USB-Mikrofon an. Möchte man sich zudem einigermaßen frei bewegen oder mehr als nur die eigene Stimme übertragen, ist zudem ein weiter Aufnahmebereich und eine Aufstellung per Tischstativ praktisch. All das und noch mehr bietet das sE Electronics Neom USB-Mikrofon.
Der Hersteller sE Electronics
Gegründet im Jahr 2000 vom Dirigenten, Komponisten und Fagottisten Siwei Zou haben sich sE Electronics das Ziel gesetzt, hochwertige Mikrofone zu vernünftigen Preisen zu fertigen, die dennoch höchsten Ansprüchen an Klangqualität und Fertigung genügen können. Siwei Zou war es stets wichtig, die wichtige Kapselproduktion in Handarbeit durchzuführen und versammelte zu diesem Zweck ausgewiesene Mikrofonspezialisten, die in dem 2003 in Shanghai eröffneten Werk für die Produktion der Mikrofonkapseln verantwortlich sind. Als richtiges Familienunternehmen führt Siwei’s Tochter das Tagesgeschäft der Fabrik. Eine Kooperation mit Rupert Neve konnte den bereits sehr guten Ruf des noch vergleichsweise jungen Herstellers weiter festigen. Sehr stolz ist man bei sE Electronics darauf, dass wirklich alle Mikrofonkapseln von Hand gefertigt und abgestimmt werden – unabhängig vom späteren Verkaufspreis.
sE Electronics Neom USB
Schon beim Auspacken fällt das ordentliche Gewicht des Mikrofons auf. 445 Gramm ohne Klemme und Standfuß bringt das sE Electronics Neom USB auf die Waage. Dies ist der erstklassigen Verarbeitung geschuldet, denn Kunststoff sucht man hier vergebens. Der sehr stabile Metallstandfuß sorgt für einen sicheren Stand auf dem Schreibtisch. Die mitgelieferte Klemme wird direkt auf den Standfuß geschraubt. Mit ihr lässt sich das Mikrofon perfekt ausrichten.
Wie bei sE Electronics Mikrofonen üblich schimmert es hinter dem Schutzgitter weinrot. Zusammen mit den zwei Grautönen von Gitter und Gehäuse und dem ebenfalls roten Logo, das gleichzeitig den Mute-Schalter darstellt, verleiht das dem Mikrofon ein teures und edles Aussehen. Gerade bei YouTubern, die das Mikrofon sichtbar im Bild platzieren möchten, ist das ein wichtiger Aspekt.
Das quadratische Logo ist umgeben von einer LED-Leiste, die rot blinkt, wenn die Mute-Funktion aktiviert ist, und ansonsten dauerhaft weiß leuchtet. Unterhalb des Logos ist der Mic-Gain-Regler angebracht. Auch dieser verfügt über einen LED-Ring für die Anzeige des Gains. Leuchtet der Ring grün, ist das Signal gut ausgesteuert. Leuchtet er rot, könnten Verzerrungen die Folge sein.
Die Werbung konstatiert, dass es sich um das einzige Mikrofon handelt, dessen Mic-Gain-Regler bis 11 geht. Somit würde das Mikrofon auch Spinal Tap begeistern. Die zwei weiteren Regler kommen ohne LED-Ring aus, denn sie regeln den Mikrofon- und den Playback-Pegel für den auf der Rückseite anzuschließenden Kopfhörer (Miniklinke TRS). Beide Regler gehen nur bis 10, denn es kann nur einen geben und wo kämen wir schließlich hin, wenn plötzlich sämtliche Regler bis 11 gingen.
Technische Informationen zum USB-Mikrofon
Kommen wir zum Innenleben: Den Schall wandelt eine 16 Millimeter Elektretkondensatorkapsel mit Nierencharakteristik. Der Übertragungsbereich wird von 20 Hz bis 20 kHz angegeben.
Der Frequenzgang hat laut Hersteller zwei Anhebungen: Die erste soll für einen angenehmen und runden Bass sorgen und hat ihren Peak bei bei circa 100 Hz. Eine stärkere Anhebung findet sich oberhalb von 4,5 kHz mit einem Peak um die 12 kHz. Auf diese Weise wird die Präsenz des Signals verstärkt. Gerade für Sprache ist das Vorteilhaft, weil die Sprachverständlichkeit deutlich zunimmt. Die Nierencharakteristik sorgt für eine gute Unterdrückung seitlichen und rückwärtigen Schalls.
Das Mikrofon besitzt ein integriertes Audiointerface und verfügt deshalb an der Unterseite über eine USB-C-Buchse (ein passendes Kabel von USB-C auf USB-A liegt bei). Gewandelt wird mit bis zu 24 Bit und 192 kHz in beide Richtungen (ADC/DAC). Unterstützt werden die gängigen Samplerates 44,1, 48, 88,2, 96, 176,4 und 192 kHz.
Wie es sich gehört, wird das Mikrofon über den USB-Bus mit Strom versorgt und ist darüber hinaus USB-Class compliant. Noch mehr werden sich Besitzer von Smartphones und Tablets freuen, denn auch mit diesen Devices ist das sE Electronics Neom USB-Mikrofon kompatibel. Alles was benötigt wird, ist ein passendes Kabel. Für iOS-Geräte ist das entweder ein USB-C zu Lightning-Kabel, ein USB-C zu USB-C-Kabel für iOS-Geräte mit USB-C Buchse oder das Apple Camera Connection Kit. Für Musiker, die auf geringste Latenzen angewiesen sind, stellen sE Electronics Windows ASIO-Treiber für Windows 7/8/8.1 und Windows 10/11 kostenlos zum Download zur Verfügung. Mac User benötigen keinerlei Treiber, da macOS gleich von Haus aus mit Low Latency-Treibern ausgestattet ist.
Einsatz in der Praxis
Der Zusammenbau des Mikrofons mit dem Stativ gestaltet sich als sehr unkompliziert: Klemme auf das Tischstativ aufschrauben, das Mikrofon von vorne in die Klemme drücken, fertig. Nun stecken wir noch das USB-C Kabel unten in das Mikrofon und schließen an die Miniklinkenbuchse auf der Rückseite unseren Kopfhörer an.
Hat man das Mikrofon auf dem Tisch platziert, kann es an das Einpegeln gehen: Eine Sprechprobe bei normaler Sprechlautstärke gemeinsam mit dem LED-Ring rund um den Mic-Gain-Regler erlauben das schnelle und einfache Einpegeln des Mikrofons. Solange die LED nur bei sehr lauter Sprache gelegentlich rot aufleuchtet, ist die Aufnahme gut ausgesteuert. Das Mikrofon besitzt sehr viel Gain und somit kann es auch bei größeren Sprechabständen zum Einsatz kommen. Bei geringeren Abständen empfehlen sE Electronics den Einsatz eines Poppschutzes.
Mit den Mic Level und Playback Level Reglern erzeugen wir nun unseren eigenen Monitormix. Das war es auch schon. Die Bedienung des Neom USB ist kinderleicht und auch von weniger tontechnisch begabten Menschen leicht nachzuvollziehen.
sE Electronics bewerben die gute Körperschalldämpfung des mitgelieferten Stativs. Im Test zeigte sich aber, dass diese noch deutlich verbessert werden kann, wenn man etwas unter das Stativ legt. Schon etwas dünner Schaumstoff oder ein Getränkeuntersetzer reichen aus, um den Körperschall noch weiter zu verbessern. Tipp: Einfach den Schaumstoff aus dem Karton verwenden! Den Unterschied zwischen der Aufstellung des Stativs direkt auf der Holzplatte des Studiotischs und dem zwischengelegten Schaumstoff habe ich mit einer kleinen Tonaufnahme dokumentiert. Ihr hört zunächst das Mikrofon mit Stativ ohne Schaumstoff und dann entsprechend mit unterlegtem Schaumstoff.
Die weitere Testaufnahme, bei der ich den Kurzbeschreibungstext der beiliegenden gedruckten Bedienungsanleitung gelesen habe, zeigt dann auch deutlich die Vorzüge des Mikrofons bei Sprache. Trotz des großen Sprechabstands von fast 30 cm bleibt die Sprache schön klar und deutlich und es sind noch ausreichend Bässe vorhanden. Die Ausrichtung auf den Mund ist mit dem Mikrofon kein Problem und auch leichte Bewegungen zur Seite verkraftet das Mikrofon ohne allzu große Pegeleinbrüche.
Die Nierencharakteristik unterdrückt Nebengeräusche ausreichend stark. Ich habe das Mikrofon neben meinem sehr lauten Synology RS819 19“ NAS verwendet und dennoch sind die lauten Umgebungsgeräusche nur leise auf der Aufnahme zu hören. Andere Mikrofone, die ich zum testen hier hatte, haben das nicht so gut hinbekommen und würden sich für eine Aufnahme an diesem Platz nicht eignen.
Die Ähnlichkeit zum sE Electronics X1A kann ich bestätigen. Gerade die deutliche Präsenzanhebung des X1A findet sich auch im sE Electronics Neom USB wieder.
Die Latenz liegt übrigens bei 192 kHz und einem Buffer von 64 Samples bei sehr geringen 3,58 ms für die Eingangslatenz, 3,34 ms für die Ausgangslatenz und einer Roundtrip-Latenz von nur 6,92 ms. Damit eignet sich das Mikrofon auch für diejenigen, die damit Instrumente oder Gesang aufnehmen und diesen mit Effekten aus der DAW hören möchten. Über den Mic Level-Regler ist aber auch latenzfreies Direct Monitoring möglich.
Hallo Markus,
Herzlichen Dank für den interessanten Artikel! Überhaupt vielen Dank für deine regelmäßige Mikrofon Artikeln, die ich alle sehr gerne lese!
Schönes Wochenende und viele Grüße, Garfield.