Zu guter Letzt war Pat Appleton an der Reihe. Bei ihr bin ich vorgewarnt und weiß, dass einige Mikros ihre Stimme recht schnell spitz und aggressiv klingen lassen.
Das sE Electronics RNT mit seinen betonten Höhen könnte uns hier Probleme bereiten. Tatsächlich bin ich von dieser Kombination bei Kugel und Acht nicht so angetan.
Allerdings ist in Nierecharakteristik, was ja ohnehin die mit Abstand am häufigsten genutzte Charakteristik für Sprache und Gesang ist, alles noch im grünen Bereich.
Die Höhen sind zwar sehr präsent, aber schlagen nicht über die Stränge. Bei Pat würde ich im Mix einen EQ bei etwa 10 kHz ansetzen und diesen Bereich um rund 4 dB reduzieren. Das funktioniert auch wunderbar und das Ergebnis ist eine realistische Aufnahme, eben so, als würde Pat vor mir stehen.
Bei Sprachaufnahmen entzückt mich das Resultat vor allem, wenn Pat nur ein paar Zentimeter vom Mikro entfernt ist. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich vorhanden, aber der Bass ist kompakt und nicht überbetont. Das AKG 414 klingt hier im Vergleich recht „wollig“ und unkonkret.
Danke für den spannenden und ausführlichen Testbericht.
Den Klangbeispielen nach zu urteilen, schliesse ich mich der Meinung des Autors weitestgehend an. Am besten gefällt mir das SE an der Crunchgitarre, E-Bass und Sprache. In der Reihenfolge.
Die Steelstring (am ehesten noch Picking) und Gesang passen nicht so.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass die doch sehr spezielle Höhenabbildung für bestimmte Stimmen und Anwendungen dann gerade passt.
Etwas skeptisch bin ich was die eingesetzten RME-UFX „preamps“ angeht. Etwas leistungsfähiger bzw. neutraler hätte der test Preamp schon seien dürfen.
Die RMEs sind nicht meiner Erfahrung nach keine guten, insbesondere keine neutralen Preamps. Übertrager hin oder her. Die Passung Mic->MicPre kann auch bei hochwertigen Mikrofonen grosse Unterschiede machen. Wer weiss, ob sich das Höhenbild mit einem adequaten Preamp nicht doch etwas gnädiger darstellt. Hörbar klingt auch das 414 in dieser Kombination nicht so dolle.
Hi psv-ddv,
freut mich, dass dir der Test gefällt.
Ich wollte euch mal ein paar Klangbeispiele anbieten und bin damit in die Vollen gegangen ;)
Klar kann man mit einem guten, externen Preamp noch etwas rausholen.
Ich habe in meinem Studio ziemlich viele „Färber“, also Preamps, die sich schon recht deutlich auf den Klang auswirken. Dann gibt es mit verschiedenen Impedanzen und mehr Sättigung / weniger Sättigung gleich zig Variationen.
Meine Wahl viel auch auf den RME, weil ich in der gleichen Session noch das GA-47 von Golden Age Premier getestet habe und 3 identische Mikrofonpreamps benötigte. (Der Test folgt in den nächsten Tagen)
Ich hoffe, du kannst dir trotzdem ein paar Erkenntnisse aus den Audiobeispielen ziehen :)
@Raphael Tschernuth Ja klar, Deine Klangbeispiele sind trotzdem aufschlussreich.
Ich nutze im Studio mittlerweile keine explizit färbenden Pres mehr sondern versuche da nur mit der Quelle, also Mic und Positionierung zu arbeiten. Die RMEs wären mir nicht neutral genug. Dein Argument mit den 3 identischen Vorverstärkern lasse ich aber mal gelten ;)
Freue mich auf den nächsten Test.
Gelten nicht gerade die RME Preamps als sehr neutral??
@Dimension D Wenn man der Werbung glaubt, ja.
Konstruktionsbedingt färben sie nicht vordergründig, wie z.B. viele Röhren-Preamps.
Die Färbung ist subtiler und damit meiner Erfahrung nach problematischer, weil man sie nicht sofort bemerkt.
Ich würde das eher pseudoneutral nennen.
Wären RME Preamps wirklich neutral würde im Vergleich mit aufwändigeren neutralen Preamps kein qualitativer Unterschied hörbar sein. Genau das kannst Du aber z.B. in vergleichenden Testberichten immer wieder lesen. Gleiches gilt für die Wandler.
Ist natürlich auch ein Preis/Leistungs Ding. RME liegt ja preislich eher in der unteren Mitte des Marktes. Da muss man abwägen, was einem wichtig ist.
…und bevor mir hier Jemand RME bashing vorwirft, Treiber programmieren können die richtig gut.