Machen wir wieder beim Gesang weiter. Die Nierencharakteristik ist recht breit gewählt, so dass die Platzierung weitgehend unkritisch ist. Auch ein knappes Vorbeisingen an der Kapsel wird nicht gleich mit extremen Soundveränderungen bestraft. Ein weiterer Punkt ist der recht geringe Nahbesprecheffekt, auch hier verhält sich das Mikrofon sehr unproblematisch.
Auch so verhält sich das Mikro unproblematisch
Auch die Acht kann durchaus punkten. Der Sound wird etwas offener, ohne aber an Direktheit zu verlieren. Gerade für akustische Gitarrenaufnahmen kann das eine sehr gute Option darstellen. Auch Gesang darf so durchaus mal ausprobiert werden.
Ein Überprüfung mit meiner Bredlove Akustikgitarre fördert mit beiden Richtcharakteristiken gute Ergebnisse zutage. Während die Niere in einer Position zwischen Steg und Schallloch recht ausgewogen klingt, fehlen der Acht hier etwas die tiefen Mitten. Das lässt sich durch einen Positionswechsel ein wenig mehr Richtung Schallloch wunderbar ausgleichen. Tatsächlich gefällt mir dann die Acht besser, da sie drahtiger und, oh Wunder, räumlicher klingt, ohne an Direktheit zu verlieren.
Ein starkes Team: Akustikgitarre und sE2300
Weniger direkt agiert das sE Electronics sE2300 mit der Kugel. Das ist auch nicht Sinn der Sache, oft wird diese Charakteristik gewählt, um einem Signal mit einem weiteren Klangaufzeichner etwas Atmosphäre mitzugeben. Aber auch hier wird die Grundcharakteristik recht gut eingehalten.
Für die Überprüfung der Transienten, der akustischen Trägheit des Mikrofons, nehme ich etwas Kleinperkussion, Schellenkranz und Egg Shaker dazu. Auch diesen Test besteht das sE2300, die Ansprache ist direkt, es ist kein Verschwimmen im Sound fest zu stellen.
Nun gibt es nur noch wenig zu überprüfen. Durch Klopfen am Mikrofonständer teste ich die Funktion der Spinne. Da kommt fast nichts durch, die Entrumpelung gelingt vorzüglich. Dabei ist auch die Kapselaufhängung im Mikrofon schon sehr gut gelungen, schon beim Klopfen am Body kommt da sehr wenig durch.
Gut gewählt ist auch der Low-Cut-Filter. Bei der Cajon Kickdrum hat er sich mit 80 Hz ja schon bewährt, für die Stimme schalte ich nun einen Gang höher auf 160 Hz. Durch die geringe Flankensteilheit wird der Klang der Stimme nicht beeinflusst, produzierte Popplaute werden aber wirkungsvoll abgeschwächt. So soll es sein.
Um die Membran zu schützen sollte dafür aber ein Pop-Filter eingesetzt werden und der ist im Set ja auch noch mit dabei. Die Konstruktion ist etwas ungewöhnlich, trotzdem gelingt die gestellte Aufgabe gut, Unterdrückung der Popplaute ohne Beeinträchtigung des Klanges.
Nun mit Pop-Filter
Insgesamt gibt das sE2300 ein rundes und geschlossenes Bild ab. Das Mikrofon ist universell einsetzbar und unkompliziert zu bedienen. Gegenüber dem Vorgänger hat sE Electronics hier in puncto Verarbeitung, feiner aufgelöster Klang und Erweiterung des Einsatzgebietes durch nun zweifach schaltbare PAD und Low Cut Filter nochmals deutlich nachgelegt.
Erstaunlich, welches Niveau die Company innerhalb der kurzen Zeit ihres Bestehens erreicht hat. Schön, dass da neben der Entwicklung neuer Produkte auch noch Zeit zur weiteren Optimierung der bewährten Klassiker bleibt.
