Für Bühne & Set: Das kann das sE Electronics Richtrohrmikrofon
Das neue sE Electronics sE6160 Shotgun-Mikrofon ist speziell für die Anwendung als Ambience-Mikrofon für das In-Ear-Monitoring gedacht, eignet sich aber als Richtrohrmikrofon selbstverständlich genauso für das Location Recording – zum Beispiel am Filmset. Wir haben von sE Electronics eines der ersten Modelle zum Testen erhalten.
Kurz & knapp
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- Vielseitigkeit: Eignet sich sowohl als Ambience-Mikrofon für In-Ear-Monitoring als auch für das Location Recording.
- Technik: Interferenzrohr sorgt für starke Richtwirkung und effektive Unterdrückung seitlicher Schallquellen.
- Klangqualität: Natürlicher Klang und lineare Übertragung mit leichter Anhebung im Präsenzbereich.
- Praxisgerecht: Zweistufiger Lo-Cut und Pad, robuste Bauweise und einfache Handhabung.
- Fazit: Ein Spezialist mit überzeugendem Preis-Leistungs-Verhältnis.
sE Electronics sE6160 Shotgun-Mikrofon
Interferenzrohr für starke Schallbündelung
Das sE Electronics sE6160 ist ein Richtrohrmikrofon, d. h., es besitzt eine besonders eng einschnürende Richtcharakteristik, die seitlichen Schall sehr stark unterdrückt, während Schall von vorne verstärkt wird.
Erreicht wird diese Richtcharakteristik durch den Einsatz eines sogenannten Interferenzrohrs vor der Mikrofonkapsel. Das Interferenzrohr besitzt frontale und seitliche Öffnungsschlitze, durch die der Schall ins Rohr eintritt und auf die Mikrofonmembran gelangt.
Die Schallbündelung wird durch verschiedene Laufzeiten des frontal und seitlich einfallenden Schalls erzielt, sodass sich bestimmte Frequenzen auslöschen, andere jedoch angehoben werden. Richtrohrmikrofone – im englischsprachigen Raum als Shotgun-Mikrofone bezeichnet – erkennt man besonders gut an ihrer sehr langen, zylinderförmigen Bauweise und den vielen seitlichen, länglichen Schlitzen im vorderen Teil des Mikrofonkörpers.
Das eigentliche Mikrofon mit seiner Membran sitzt hinter dem Interferenzrohr und ist im Vergleich dazu eher kurz. Hier ist auch die Elektronik des Kondensatormikrofons untergebracht.
Das Ergebnis ist eine deutlich zur 0°-Achse (Hauptaufsprechrichtung) hin gebündelte Richtcharakteristik, die besonders bei hohen Frequenzen wie eine stark eingeschnürte Nierencharakteristik wirkt.
Auch beim sE Electronics sE6160 Shotgun-Mikrofon ist das der Fall. Wir haben es hier mit einer extremen Form der Superniere zu tun. Der Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz ist dabei von den tiefsten bis in die höchsten Frequenzbereiche hinein weitgehend linear – mit einem Boost um 10 kHz, der ab 3 kHz ansetzt. Das ist insbesondere für die Sprachübertragung von Vorteil.
Das sE6160 ist außerdem mit einem zweistufigen Lo-Cut (80 Hz, 160 Hz, 6 dB pro Oktave) ausgestattet sowie mit einem ebenfalls zweistufigen Pegelabschwächer (Pad -10 dB, -20 dB). Das ist praxisgerecht. Als Kondensatormikrofon benötigt das sE Electronics sE6160 Richtrohrmikrofon selbstverständlich +48 V Phantomspeisung zur Spannungsversorgung.
Für diejenigen, die es ganz genau wissen möchten, hier noch weitere Eckdaten:
- Empfindlichkeit: 28 mV/Pa (-31 dBV)
- max. SPL ohne Pad von 136 dB SPL
- Ersatzgeräuschpegel von 12 dB(A)
- Dynamikbereich ohne Pad von 124 dB
- Verpackung
- Transportkoffer inklusive
- Inhalt: Mikrofone, zwei Klemmen, Reduziergewinde und Windschutz
- Die beiden Mikrofone
- Zubehör
Anwendungsbereiche
Location Recording
Richtrohrmikrofone kennen viele Leser bestimmt aus dem Location Recording. Ein Dialog zwischen zwei Schauspielern soll aufgezeichnet werden. Dabei gilt es, möglichst wenige Nebengeräusche aufzufangen und so viel wie möglich vom Direktsignal – also der Sprache der Schauspieler.
Nun soll das Mikrofon natürlich nicht im Kamerabild zu sehen sein. Aus diesem Grund wird es von oben mithilfe einer Tonangel auf die Schauspieler gerichtet und befindet sich somit außerhalb des Sichtfelds der Kamera. Durch die Interferenzrohrtechnik bleibt seitlicher Schall unberücksichtigt und der Schall der Szene unterhalb des Mikrofons wird aufgezeichnet.
Heutzutage kommen für solche Aufgaben am Filmset in der Regel zusätzlich Ansteckmikrofone zum Einsatz, die dann ein noch stärker isoliertes Signal der Akteure liefern. Die Tonangel mit Richtrohrmikrofon bleibt allerdings weiterhin das Mittel der Wahl – liefert sie doch ein natürlicheres Klangbild als die Ansteckmikrofone, deren Klang oftmals auch durch das Rascheln der Kleidung beeinträchtigt wird.
Ambience-Mikrofon für In-Ear-Monitoring
Ein weiterer Anwendungsbereich, für den sE Electronics das sE6160 ausdrücklich empfiehlt, ist die Anwendung als Ambience-Mikrofon bei größeren Konzerten. Hier erfüllt es gleich einen zweifachen Zweck:
Für das Live-Recording oder die Übertragung des Konzerts im Rundfunk oder Fernsehen werden Publikumsreaktionen aufgezeichnet, während der Direktschall von der Bühne oder der PA, der seitlich auf das Mikrofon trifft, stärker ausgeblendet wird.
Zugleich dienen Ambience-Mikrofone dazu, Musikern mit In-Ear-Monitoring einen natürlicheren Klangeindruck zu vermitteln und eine gute Kommunikation mit dem Publikum zu ermöglichen.
In beiden Fällen werden die Mikrofone am vorderen Bühnenrand rechts und links aufgebaut und zeigen in Richtung des Publikums. So erhalten die Musiker einen weiten räumlichen Eindruck; für das Live-Recording stehen später die Publikumsreaktionen zum Einspielen zwischen zwei Songs zur Verfügung (Applaus, Jubeln, Gesang). Natürlich könnte man so etwas auch mit zwei herkömmlichen Kondensatormikrofonen mit Supernierencharakteristik aufnehmen – die Unterdrückung seitlich einfallenden Schalls wäre hier allerdings weitaus geringer und das Publikum müsste sich näher am Mikrofon befinden als bei einem Richtrohrmikrofon.
Praxis
Vom Handling her unterscheidet sich das sE Electronics sE6160 Shotgun-Mikrofon nicht von einem herkömmlichen Kondensatormikrofon: Phantomspeisung einschalten, loslegen. Für den Außeneinsatz sollte unbedingt ein Windschutz (Fellschutz) verwendet werden, da solche Mikrofone sehr empfindlich auf Luftströmungen reagieren und sich der Wind sonst später auf der Aufnahme oder in den In-Ear-Hörern der Musiker unangenehm bemerkbar macht.
Viel verkehrt machen kann man mit diesen Mikrofonen nicht. Sie funktionieren einfach. Die Mikrofone eignen sich außerdem auch sehr gut für Video Content Creator und selbst die Mikrofonierung von Instrumenten ist aufgrund des guten Frequenzgangs möglich, z. B. dann, wenn auf lauteren Bühnen das Übersprechen von der Seite möglichst vermieden werden soll.