Studiosound für unter 100,- Euro?
Der Hersteller sE Electronics hat die Palette bei seiner günstigen X1 Serie etwas gestrafft. Von den fünf Exemplaren, die ich vor zwei Jahren im Test hatte, sind noch das Ursprungsmodell X1, das Bändchen Mikrofon X1 R, der Drums- und Percussionspezialist X1 D und das neu hinzu gekommene X1 S übrig. Ladies and Gentlemen, please welcome the sE Electronics X1 A.
Auspacken
Wie bei den günstigen sE Mikrofonen üblich, kommt das X1 A in einem Pappkarton und liegt hier gut geschützt im Formschaum. Mit dabei ist eine Mikrofonklemme, die gegenüber früheren Modellen neu gestaltet wurde und nun durch weicheren Kunststoff bequemer zu nutzen ist.
Auch neu ist, dass sE seinen Produkten nun eine deutsche Bedienungsanleitung im DIN A6 Format beilegt. So müssen die Infos nicht mehr aus dem Internet abgelesen werden. Auf der Rückseite wird auf die Option hingewiesen, die 2-jährige Garantiezeit durch eine Registrierung des Produkts auf drei Jahre zu verlängern.
Äußerlichkeiten und innere Werte
Optisch gleicht das sE Electronics X1 A seinem Urvater wie ein Ei dem anderen. Derselbe schwarze Metallbody, schwarzes Einsprechgitter, Pad und Low Cut als Schieberegler aus Plastik. Beide Mikrofone bieten alleinig die Richtcharakteristik Niere.
Bei näherem Hinsehen sind allerdings doch Unterschiede wahrnehmbar. So sind die Kontakte des XLR-Anschlusses nun vergoldet und auch die Lackierung macht einen hochwertigeren Eindruck. Da scheint sE permanent nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.
Während beim X1 das zweilagige Gitter einen Blick auf die Kapsel frei lässt, ist diese beim X1 A durch einen innenliegenden Wind- und Poppschutz aus Schaumstoff nicht optisch zugänglich.
So ist auch nicht auf Anhieb zu bemerken, dass die neu entwickelte Kapsel keine Großmembran Maße aufweist, sondern mit 2/3 Zoll eher als Mittelmembran Modell bezeichnet werden kann. Auch mit der Bauweise der Membranlagerung aus Kunststoff geht der Hersteller hier neue Wege.
Gegenüber dem Urmodell bietet das neue sE Electronics X1 A eine Pegelabschwächung von 20 dB. Damit wird ein Max SPL von 130, bzw. 150 dB erreicht. Somit kann das X1 A lauter beschickt werden als das X1, das mit seinen 10 dB Abschwächung 125 und 135 dB erreicht.
Anders ausgeführt ist auch der Low Cut, der beim Neuling bei 100 Hz mit 6 dB pro Oktave Steilheit greift. Das X1 arbeitet hier bei 200 Hz deutlich höher.
Ein ganz wichtiger Unterschied ist auch die Bauweise. Das X1 ist ein Echtkondensator Mikrofon, das X1 A ist nach dem Elektret Prinzip gebaut.
Weiter mit den wichtigsten Daten in Kürze: Frequenzbereich 20 Hz bis 20 kHz, Impedanz < 50 Ohm, Empfindlichkeit 20 mV/Pa (-34 dB), Ersatzgeräuschepegel 16 dB(A).
Auch die Maße sollen nicht unerwähnt bleiben: Länge 169 mm und Durchmesser 58 mm bei einem Gewicht von 390 Gramm.
Soundcheck
sE Electronics sieht das X1 A als Einsteigermikrofon, was sich bei einem Straßenpreis von unter 100,- Euro fast von selbst erklärt. Unter dieser Prämisse soll natürlich auch getestet werden.
Den ersten Eindruck möchte ich mit Stimme gewinnen. Das X1 A ist recht hell abgestimmt. Das war zu erwarten, zeigt der Frequenzgang doch eine lineare Kurve, die ab 2 kHz bis zum Ende eine Erhöhung ausweist.
Dabei klingen die Höhen durchaus angenehm und schön geschlossen ohne die metallische Komponente, die bei günstigen Kondensern gelegentlich auftritt. Auch die Sibilanten, die scharfe Zischlaute erzeugen, treten nicht über Maßen in den Vordergrund. Die unteren Mitten sind eher schlank gehalten. Durch zunehmendes Heranrücken an die Kapsel nehmen diese natürlich zu, der berühmte Nahbesprechungseffekt. Der beginnt bei ca. drei fingerbreit Abstand zum Einsprechgitter und verstärkt sich mit zunehmender Nähe Richtung „Broadcast“. Hier lässt sich sehr gut der gewünschte Sound erzielen.
Was hier auch schon auffällt, das sE Electronics X1 A ist relativ unempfindlich bei Poppgeräuschen. Das ist dem innenliegenden Schaumstoff zu danken. So ist es mit ein wenig Disziplin, gerade im Bereich der Sprachaufzeichnung, durchaus möglich, ohne separaten Poppfilter zu arbeiten. Das geht mit dem entsprechenden Abstand auch für Gesang ganz gut, mit einer Ellenbogenlänge Distanz lässt sich das Mikro so wirklich gut einsetzen und so ist evtl. die Anschaffung eines Filters vermeidbar, was das X1 A noch günstiger macht.
Weniger gut schneidet das Mikro beim Klopftest ab. Hier sind doch beim Berühren des Mikroständers deutliche Störgeräusche wahrnehmbar. Das ist gleich mal die Gelegenheit, das Low Cut Filter zu testen. Dieses räumt zwar bei Gesang die nicht benötigten Frequenzen beiseite, liegt aber zur Rumpelunterdrückung mit 100 Hz etwas zu hoch und ist mit 6 dB/Oct recht flach gesetzt. Hier darf also gern über die Anschaffung einer Mikrofonspinne nachgedacht werden.
Für einen Instrumentencheck wird die Akustikgitarre herangezogen. Hier liefert das sE Mikrofon einen gelungenen, recht spritzigen Sound, der mit einem erstaunlichen Bassanteil aufwartet. Hier kann wieder der Low Cut gute Dienste erweisen und den Tieftonbereich zügeln.
Um die Transientenansprache zu überprüfen, rücke ich dem X1 A noch mit einem Shaker zu Leibe. Auch hier kann das Mikro einen gradlinigen, stimmigen Klang mit schneller Ansprache gut abschneiden. Somit dürften ein Paar des X1 A auch als Overhead Mikros gut geeignet sein.
Zum Schluss soll noch das letzte Feature des Mikros gecheckt werden: der 20 dB Pad Schalter. Funktioniert wie vorgesehen, dürfte allerdings bei dem Max SPL von 130 dB ohne Abschwächung eher selten gebraucht werden.
Meine Augen werden auch immer schlechter… las da unter Minus erst kloempfindlich
Das hat nix mit den Augen zu tun, das ist Freud. Passiert mir auch andauernd :-)
@Armin Bauer „Das hat nix mit den Augen zu tun, das ist Freud. Passiert mir auch andauernd :-)“
Hahaha… lol… jo, könnte auch sein… wobei das jetzt hoffentlich nicht auf die anale Phase schließen lässt, um bei Freud zu bleiben.
Aber um mal auf den Test zurückzukommen…. für das Geld quasi ein Nobrainer…. doch optisch wirken die kleenen sE Mikrofone immer so verdammt fragil…
Eigentlich sind die Dinger recht stabil. Allein die Plastikschalter wirken etwas fragil. Sind bei meinen göttlichen AKG C414 B-ULS aber auch aus Plastik und der LowCut ist seit Jahrzehnten abgebrochen.
Stimmt aber schon, die Metalschieber der von mir auch verwendeten X1D sind haptisch schon angenehmer.
Man liest immer das was man lesen will, haha kenn ich! Ich hatte jahrelang mal Schmerztabletten gelesen bis mich ein Arzt korrigiert hat, es seien Schmelztabletten und ein reines Psychopharmaka. Peinlich.
Wenn´s hilft :-)
Gefällt mir. Toller Tipp, danke.
@lena Ist auf jeden Fall ein Antesten wert.
hm…..ich habe das X1A auch…kann aber nicht bestätigen daß es hell abgestimmt sein soll. Mikrofone wie das Sennheiser MK4, das Rode NT1a oder auch das Technica AT4040 sind hell und transparent abgestimmte Mikrofone, das X1a bei weitem nicht. Selbst bei einer Mikrofonierung mit etwas mehr Distanz zum Mikrofon nicht. Das X1a ist ein solides Mikrofon mit ausreichend Detailauflösung und vollem Klang mit ganz leichter Höhenanhebung. Ein sehr gutes Orchester-Stützmikrofon für viele Instrumente, mehr aber auch nicht.
@Chris76 Ich finde den Klang recht ausgewogen ohne die typischen China-Höhen. Hatte es live und im Studio für einen Testbericht im Einsatz. Rückkopplungen waren live kein Thema, habe einen Chor mit zwei X1A mikrofoniert. Den Klang würde ich als warm und rund beschreiben, ohne große Ausreißer in irgendeine Richtung. Für den Preis eine absolute Empfehlung. Auch die übrigen sE Kandidaten, die ich hier im Test hatte, sind allesamt gut. Ich habe schon teurere Mikros gehabt, die schlechter klingen.
@Markus Galla genau so ist es!!! Besser kann man es nicht beschreiben!!