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Test: sE Electronics, X1 Mikrofon & RF-X Bundle

Minitonstudio im Bundle

10. März 2014

Etwas verwundert war ich schon, als der Mann mit dem braunen Lieferauto einen recht großen Karton vor meiner Tür abstellte. Angekündigt war das X1 Großmembranmikrofon von sE Electronics. Geliefert wurde das X1 Studio Bundle, mir soll es recht sein, also auf zum Test.

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Versionen

Das sE X1 ist ein Einsteigermikrofon, das trotz seines günstigen Preises eine gute Performance ermöglichen soll. Verkauft wird das Mikro inklusive einer Mikroklemme für 119,- Euro.

Deutlich umfangreicher kommt das X1 Vocal Pack, das statt der Klemme eine vollwertige Spinne, ein 3 m langes Mikrofonkabel und einen Poppschutz beinhaltet. Für gerade mal 30,- Euro Zuschlag erhält der Käufer hier also einen ordentlichen Mehrwert.

Das X1 Vocal Pack

Das X1 Vocal Pack

Den Vogel schießt aber das mir vorliegende Studio Bundle ab, hier ist zusätzlich zum Vocal Pack noch der RX-F Reflexion Filter beigelegt, der einzeln gekauft mit 99,- Euro über die Theke geht. Für dieses Komplettset sind 209,- Euro zu entrichten, das hört sich doch schon mal nicht schlecht an.

Das X1 Studiomikrofon

Der wichtigste Bestandteil des Bundles ist natürlich das Mikrofon. Das X1 kommt mit seinem mattschwarzen Metallkorpus recht elegant und wertig rüber. Auch der Einsprechkorb ist in schwarz gehalten, der einzige Farbtupfer ist das rote sE-Logo auf der Vorderseite.

Das X1

Das X1

Das Mikrofon ist eine Kondensator-Großmembran mit 1″ Kapsel. Als Richtcharakteristik ist fest eine Niere vorgegeben. Schaltbar ist hingegen ein -10 dB Pad und ein LowCut-Filter. Die beiden Schiebeschalter machen einen etwas wackeligen Eindruck, bei der zurückhaltenden Preisgestaltung ist das aber sicher zu verschmerzen. Nicht ganz so schön ist, dass die Kapsel etwas nach der Seite verdreht eingebaut ist, akustisch stellt es keine Einschränkungen dar, wenn man es aber mal bemerkt hat, stört man sich ein wenig dran. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung nichts zu meckern.

Die üblichen Infos über Frequenzgang, Schalldruck usw. suche ich leider vergeblich, das Manual informiert nur über Mikrofone im Allgemeinen und ist in dieser Form wohl jedem sE Mikro beigelegt. Also dann mal auf der sE-Seite gestöbert, hier gibt es ein PDF zum Download. Länge 16,8 cm, Korpusdicke 5,7 cm, Gewicht 455 Gramm, Frequenzgang 20 Hz – 20 kHz, Maximum SPL 127 dB, Eigenrauschen 16 dB-A. Na also geht doch. Was noch interessant wäre, ist der Einsatzpunkt des LowCuts, aber ich will mal nicht zu neugierig sein.

Zubehör

Die mitgelieferte Mikrofonspinne ist massiv aus Metall gefertigt und auch in der Trendfarbe Schwarz gehalten. Da es sich wohl um eine Universalspinne handelt, ist für das X1 ein Distanzring aus Plastik dabei. Das Mikro wird dann mittels einer Schraube fixiert.

Das sitzt bombenfest, allerdings muss die Schraube schon recht fest gezogen werden. Schön ist auch, dass daran gedacht wurde, gleich ein Ersatzgummi für die Spinne mit zu liefern.

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Das Mikro mit Spinne und Poppschutz

Das Mikro mit Spinne und Poppschutz

Der Poppschutz besteht nicht wie üblich aus einem Ring, über den zwei Stofflagen gespannt sind, sondern ist aus einem feinen Lochblech geschnitten. er wird vorne direkt an der Mikrospinne befestigt. Schick sieht das ja aus, über die Funktion werde ich im Praxistest berichten.

Das beiliegende Mikrofonkabel, schwarz, ist mit 3 m etwas kurz geraten, macht aber soweit einen ganz ordentlichen Eindruck und dürfte vorerst seinen Dienst tun.

Der RF-X Reflexion Filter

Der RF-X besteht aus einer gebogenen Kunststoffbahn, die ca. 150° eines Kreises ausmacht. Der Durchmesser ist 40 cm, hoch ist das Teil 30 cm. Der Kunststoffmantel ist von außen im 45° Winkel an oben geschlitzt. Innen ist ein Akustikschaum aufgebracht, der aus halbrunden Wülsten besteht.

Der RF-X Reflexion Filter

Der RF-X Reflexion Filter

Befestigt wird der Reflektor an einem Metallwinkel, der dann die Mikrofonspinne trägt und direkt auf einem Mikrofonständer aufgeschraubt wird. Da sich sE auch hier wieder die Anleitung gespart hat, gehört ein wenig puzzeln dazu, um die optimalen Positionen der Komponenten zueinander zu finden.

Sinn und Zweck eines solchen Absorbers ist es, in nicht optimierten Räumen, wie sie in Projektstudios ja in der Regel zu finden sind, die störenden Reflexionen zu dämpfen. Auch sollen Nebengeräusche unterdrückt werden, oft steht in solcher Umgebung Rechner und Laufwerke mit im Raum und lärmen lustig vor sich hin. In wie weit der Filter teure Dämm-Maßnahmen ersetzen kann, werden wir im weiteren Testverlauf sehen.

Soundcheck

Zuerst nehme ich mir das X1 ohne Poppschutz und Reflexion Filter vor. Um einen direkten Vergleich zu haben, wähle ich einen recht häufig anzutreffenden Großmembraner mit dazu, das AT4040 von Audio Technica. Natürlich ist dies in einer deutlich höheren Preisklasse angesiedelt, mal hören, wie sich das sE Mikrofon dagegen schlägt. Das X1 braucht beim Einpegeln etwas mehr Gain, trotzdem legt es ein überraschend gutes Rauschverhalten an den Tag, hier also gleich ein dicker Pluspunkt.

Die erste Sprachaufnahme zeichne ich parallel mit beiden Mikros auf.

sE X1 und Audio Technica AT4040

sE X1 und Audio Technica AT4040

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Das sE X1 klingt höhenlastiger, das hatte ich erwartet, zeigt doch der Frequenzschrieb eine kontinuierliche Anhebung ab 4 kHz, die erst bei 12,5 kHz endet. Üblicherweise reißen die Höhen bei günstigen Mikros hier dann gerne auf, dies meistert das X1 aber ganz gut, klar wird es oben etwas körnig, aber trotzdem ein gutes Ergebnis.

Die tiefen Mitten scheinen etwas unterrepräsentiert, als ich jedoch eine einfache EQ-Korrektur der Höhen vornehme, sind sie wieder schön da und stehen dem 3x so teuren Vergleichskandidaten nur wenig nach. Natürlich klingt das Audio Technica über das gesamte Frequenzspektrum etwas aufgeräumter, ich hätte aber doch einen weitaus deutlicheren Unterschied erwartet.

Zur Illustrierung habe ich die drei Fills, X1 mit EQ, X1 ohne EQ und das 4040 nochmals in einer Datei zusammen geschnitten, korrespondierend dazu die grafische Darstellung.

Frequenzkurven

Frequenzkurven

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Nach diesem doch überraschend guten Abschneiden interessiere ich mich für den Poppschutz. Dazu verringere ich den Sprechabstand auf ca. 10 cm und teste ohne, mit dem sE-Teil und danach mit einem Standard-Poppschutzes des deutschen Herstellers K&M.

Das Fill ohne Schutz ist so eigentlich nicht brauchbar, zu sehr treten die P-Laute in den Vordergrund und ruinieren zudem mit ihren Pegelspitzen die Aufnahme.

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Die Eliminierung sowohl der Pegelsprünge als auch der Popp-Unterdrückung gelingt dem sE-Filter wirklich gut, allerdings leidet der tonale Aspekt, die Höhen werden deutlich gedämpft und es treten unangenehme Mittenfrequenzen auf, das Fill klingt seltsam komprimiert.

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Mal hören, ob das K&M Teil die Aufgabe besser bewältigt. Auch hier werden die störenden Ps wirkungsvoll unterdrückt, es ist aber im Gegensatz zum sE-Produkt nur eine minimale Klangveränderung wahrnehmbar, offen und in den Höhen weitgehend unbeschnitten klingt die Aufnahme.

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Den mitgelieferten Popp-Filter empfinde ich also im Resümee als ganz nette Beigabe, kaufentscheidend sehe ich ihn definitiv nicht.

Maschendrahtzaun vs. Damenstrumpfhose

Maschendrahtzaun vs. Damenstrumpfhose

Bleibt noch der RF-X Reflexion Filter zu testen. Er verspricht in akustisch ungünstigen Aufnahmesituationen einen trockeneren Sound und die Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen. Hierfür platziere ich das Mikrofon in die Nähe meines iMacs, da dieser ja nicht all zu viel Lärm produziert, stelle ich ihm noch eine alte, ausgediente externe Festplatte zur Seite, die den Lautstärkepegel deutlich erhöht.

Die Außenschale des RF-X

Die Außenschale des RF-X

In meinem Rücken befindet sich eine Glastür und trägt zur weiteren Verschärfung der Situation bei. Das erste Soundfill wird ohne, das zweite mit dem RF-X aufgenommen, jeweils lasse ich zu Beginn zwei Sekunden ohne Sprache stehen, um die Geräuschkulisse zu dokumentieren.

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Seine Hauptaufgabe löst der Reflexion Filter gut, tatsächlich klingt die Aufnahme trockener und freier von Reflexionen. Auch der Geräuschpegel nimmt etwas ab, da die Lärmquelle nun abgeschirmt wird. All zu viel ist hier allerdings nicht zu erwarten.

Somit kann der RF-X Reflexion Filter durchaus eine kostengünstige Alternative zu teuren Akustik-Maßnahmen darstellen, trotzdem ist es angeraten, etwaige Lärmverursacher möglichst aus der Mikrofonnähe zu verbannen.

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Fazit

Mit dem X1 Studio Bundle liefert sE Electronics ein Einsteiger-Komplettset, das sich hervorragend schlägt. Überraschend ausgewogen ist das Klangergebnis des X1 Mikrofons, da sind kleine Schwächen in der Verarbeitung zu verzeihen.

Das Zubehör ist vollständig und erfüllt seinen Zweck, wenn es auch teilweise etwas rustikal verarbeitet ist. Deutlich klangverändernd ist der Poppschutz, hier empfehle ich für Gesangsaufnahmen die Anschaffung eines ordentlichen Standardfilters oder die do-it-yourself Lösung Drahtkleiderbügel mit Nylonstrumpf.

Gute Funktion ist hingegen wieder dem RF-X Reflexion Filter zu assistieren, der auch in akustisch ungünstiger Umgebung akzeptable Aufnahmen ermöglicht.

Alles in allem bietet das Bundle eine Preis-Leistungs-Relation, die schwer zu toppen ist.

Plus

  • Preis/Leistung
  • X1 Großmembran Mikrofon
  • vollständiges Zubehör
  • RF-X Reflexion Filter

Minus

  • kleine Verarbeitungsmängel
  • Poppschutz

Preis

  • X1
  • Straßenpreis: 119,- Euro
  • X1 Vocal Pack
  • Straßenpreis: 149,- Euro
  • X1 Studio Bundle
  • Straßenpreis: 209,- Euro
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Klangbeispiele
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