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Test: Sennheiser Evolution Wireless 572 G3 Drahtlosanlage

Sennheiser EW 572 G3

2. April 2010

Ganz klar, ein Sendersystem hat einen undankbaren Job. Es muss stabil, robust und gleichzeitig leicht sein, seine Elektronik darf nie ausfallen, der Batterieverbrauch muss gering, die Sendeleistung möglichst hoch sein, und es darf möglichst nie zu sehen sein. Aber wie es mit dieser Art Jobs ist, je geringer die Dankbarkeit, desto größer die Klage, wenn etwas nicht läuft. Anders ausgedrückt: Ein Sendersystem muss neben der Klangqualität durch seine Zuverlässigkeit bestechen. Das Prädikat „Vintage“ wird es sich nie verdienen, niemals wird ein Sendersystem der scharfen Optik oder des speziellen Klanges wegen gekauft, jedenfalls noch nicht. Hier zählen Fakten und kompromissloses High-Tech. Eben jenes ist eine Spezialität des Hauses Sennheiser, dessen Ingenieure immer wieder neue Innovationen herbeizaubern. Erinnern möchte ich an die Weiterentwicklung der Elektretkapseln, Richtlautsprecher, die jedes beliebige  Objekt auf das sie gerichtet sind zur Abstrahlung bewegen können oder an die  prämierte digitale Übertragungstechnik für die Bühne.

Sendersysteme kommen hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn sich der ausführende Künstler aus dramaturgischen Gründen frei auf der Bühne bewegen möchte. Daher trifft man sie oft auf großen Bühnen im Musical, im Verleih und auf Tournee an. Im Theaterbereich werden Mikrofone idealerweise eingeschminkt und Sender, falls erforderlich, unter das Kostüm mit geeignetem Klebeband auf der Haut befestigt.

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Das Instrumenten-Bundle ew572-G3

Das Instrumenten-Bundle ew572-G3

Das vorliegende Evolution Wireless EW 572 G3 Instrument Set ist speziell zur Abnahme von E-Gitarre, Elektroakustikgitarre und E-Bass gedacht. Das System ist mit speziellen Funktionen wie Stimmgerät und Kabelsimulator ausgestattet. Doch dazu später.

Im Set enthalten sind die Empfangseinheit EM 500 G3 und die Sendeeinheit SK 500 G3, zwei Antennen mit BNC-Anschlüssen, ein 6,3 mm auf 3,5 mm Klinkenkabel (verriegelbar) zum Anschluss von Gitarre oder Bass. Ferner liegen dem Set Einbauschienen fürs 19“-Rack bei, welches den Einbau des 9,5“ breiten Empfangsteils in ein 19“ Rack ermöglicht. Ein Netzteil darf natürlich auch nicht fehlen, hier ein sehr leichtes Schaltnetzteil neuester Bauart mit austauschbarem Netzstecker für den internationalen Tourbetrieb.

Die Empfangseinheit EM 500 G3

Was soll ich sagen: ausgepackt, eingestöpselt, eingeschaltet, gepegelt – läuft. Und das nicht schlecht, um es vorweg zu nehmen. Kein Rauschen, kein Brummen, kein Fiepen dank Sennheisers HDX-Compander. Der Signal-Rauschabstand wird mit über 115 dB angegeben. Einstreuungen vom Handy oder der Mikrowelle waren während des Tests nicht zu vernehmen. Es sind keine Voreinstellungen erforderlich, es sei denn, man benutzt mehrere Sendersysteme gleichzeitig. In diesem Fall müssen die Frequenzen abgestimmt werden. Es stehen 1680 wählbare UHF-Frequenzen innerhalb einer Bandbreite von 42 MHz  zur Verfügung. Das zum Test ausgewählte Gerät arbeitet mit einer Frequenzbandbreite zwischen 780-822 MHz. Systeme mit anderen Frequenzbändern ab 516 MHz sind ebenso erhältlich, jeweils auf den US-amerikanischen, europäischen und den britischen Standard abgestimmt. Für eine gleichmäßige, standortunabhängige Übertragungsqualität sorgt die True Diversity-Technik. Bei Funkübertragungen mit beweglichen Sendern kommt es unweigerlich zu  Signalausfällen im Bereich von Bruchteilen von Sekunden. Deshalb haben Systeme, die nach dem True Diversity-Prinzip arbeiten, immer zwei getrennt voneinander arbeitende Empfangseinheiten mit jeweils eigener Antenne. Durch ständige Messung der Stärke des empfangenen Signals können Unterschiede in der Signalqualität ausgeglichen werden.

Empfangseinheit: kein Schnickschnack

Empfangseinheit: kein Schnickschnack

Die Menüführung des Empfangsteils EM 500 G3 ist für jeden LCD-erfahrenen Menschen leicht zu überblicken. Mit dem Drehschalter mit Druckfunktion lassen sich bequem alle Menüunterpunkte ansteuern, und mit der Power- bzw. „esc“-Taste gelangt man jederzeit in die Hauptansicht zurück. Ferner dient die Power-Taste, die leider nur ein Stand-by-Knopf ist, zur Aktivierung der automatischen Mute-Funktion und der Tastensperre.

In der Hauptansicht sind alle wichtigen Daten wie die Sendefrequenz und der veränderbare Name der Sendeeinheit dargestellt. Der Batterieladestand, die Pegelanzeigen für die Empfangsstärke und des Musiksignals sind stets im Display eingeblendet. Mit einem Dreh nach rechts wird angezeigt, welches Gerät gerade mit dem Empfänger verbunden ist, wie es verbunden ist und wie der Pegelsteller am Sender eingestellt ist. Auf gleichem Wege ist das  gut ablesbare Gitarrenstimmgerät zu erreichen, sofern im Menü aktiviert. Leider ist es nicht chromatisch und beherrscht nur eine Stimmung (E, A, D, g, h, e). Bass und Gitarre lassen sich gleichermaßen stimmen. Lobenswert ist, dass die Tonhöhenanzeige nicht hin und her zappelt, sondern beim Drehen der Wirbel ruhig und zielsicher zur vorbestimmten Position gleitet. Das beschleunigt den Stimmvorgang ungemein.

Mit einem leichten Druck auf den Drehschalter gelangt man in das Hauptmenü. Hier können Presets für globale Einstellungen und Empfangsfrequenzen eingesehen, verändert und gespeichert werden. Eine weitere wichtige Funktion ist Squelch. Dieser Parameter regelt den Threshold des HDX-Companders, zu deutsch: die Empfindlichkeit der Rauschunterdrückung. Hier ist stets ein möglichst geringer Wert zu wählen, da sonst die Klangqualität leidet. Die Transienten und das Sustain werden beschnitten und somit das Anschlagverhalten des angeschlossenen Instruments wird negativ beeinflusst. Hier ist Vorsicht geboten. Die Sennheiser-Technologie funktioniert an dieser Stelle schon sehr gut, etwas Besseres muss man lange suchen, dennoch zeigen sich hier die klanglichen Abstriche gegenüber einer Kabellösung.

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Der rudimentäre Equalizer beherrscht nur eine Bassabsenkung gegen Trittschall oder Nahbesprechungseffekte und eine Höhenanhebung zum Ausgleich etwaiger zu intensiver Squelch-Einstellungen.

Eine besonders praktische Funktion ist die Fernbedienbarkeit aller Parameter der Sendeeinheit von der Empfangseinheit aus. Man muss also nicht während des Soundchecks andauernd zwischen Bühne und Tonregie hin und her laufen. Das Kostüm muss nicht auseinandergenommen werden, woraufhin der Künstler womöglich noch einmal in die Maske müsste. Der schönste Vorteil aber ist, dass dem Künstler nichts über die Bedienung des Gerätes mitgeteilt werden muss. Ein unbezahlbarer Beitrag für ein produktives Betriebsklima.

An der Vorderseite des Gerätes befinden sich des weiteren ein Kopfhörerausgang und der dazugehörige Lautstärkeregler. Der Kopfhöreranschluss ermöglicht eine schnelle mögliche Fehlerlokalisation. So lässt sich leicht feststellen, auf welchem Teilabschnitt des Signalwegs ein eventueller Fehler zu suchen ist. Das bedeutet eine nicht zu unterschätzende Zeitersparnis im professionellen Betrieb.

Vernetzt: Computersteuerung mit dem Wireless Systems Manager

Auf der Rückseite befinden sich neben den besagten zwei BNC-Antennenbuchsen und den symmetrischen Line-Ausgängen als 6,3 mm-Klinke und XLR, auch noch eine Ethernet-LAN Schnittstelle. Hier besteht die Möglichkeit, das em 500 G3 direkt über die  in ein digitales Audionetzwerk einzubinden, wie es in größeren Veranstaltungshäusern üblich ist. Über eine spezielle Software, namentlich Wireless Systems Management, kurz WSM, können alle Einstellungen vom Rechner aus vorgenommen werden. Ferner ist ein virtuelles Mischpult mit Szenenspeicher integriert. Die Netzwerkfunktionen sind für größere, festinstallierte Sendeanlagen vorgesehen, wie sie in Theater- , Opern- und Konzerthäusern üblich sind.

Die Sendereinheit SK 500 G3

Der Sender lässt sich dank seiner fest spannenden Klemme einfach an Hosengürtel, Bund oder Gurt befestigen. Weitere Maßnahmen sind für normale Anforderungen nicht notwendig. Wir kamen während unseres Tests jedenfalls trotz wildester Choreographie nicht in die Verlegenheit, zusätzliches Gaffa verwenden zu müssen. Alles sitzt fest an seinem Platz. Nichts desto trotz: Dreimal ist mir der Sender beim Anklemmen am Gürtel auf den Boden gekracht, immerhin ohne die geringsten Spuren am Gehäuse zu hinterlassen.

Die Menüführung der Sendereinheit SK 500 G3 ist übersichtlich und intuitiv erlernbar. Neben den üblichen Funktionen wie der automatischen und manuellen Frequenzwahl und Pegelanzeige, gibt es eine Tastensperrfunktion. Das Gerät unterscheidet sich zunächst nicht von denen der mit Mikrofon ausgestatteten Sets aus derselben Baureihe. Handheld-Mikrofone, Lavaliermikrofone und Headsets lassen sich hier ebenso anschließen wie E-Gitarren und E-Bässe. Zur Anpassung passiver elektromagnetischer Tonabnehmer ist ein Algorithmus zur Kabelsimulation enthalten. Er zeigt seine Aktivität vor allem in einer deutlichen Höhendämpfung, die die Kabelkapazität simulieren soll. Ob eine Anpassung des Eingangswiderstands vorgenommen wird, konnte nicht abschließend geklärt werden. Ein mit Line oder Mic gekennzeichneter Eingang ist noch lange kein Instrumenteneingang, wie er bei Gitarrenverstärkern üblich ist. Fakt ist, dass im Vergleich zur Kabelverbindung das Spielgefühl, die spielerische Verbindung zum Verstärker, etwas beschnitten wirkt. Man erkennt zwar ein klares Bemühen des Systems, eine gute Kommunikation zwischen Amp und Gitarre herzustellen, aber für den Genießer oder die Arbeit im Studio ist das nichts. Kaufentscheidend für ein solches System sind dramaturgische, nicht musikalische Gründe. Es soll kein falscher Eindruck entstehen: Sennheiser hat seine Hausaufgaben gemacht und mit der ew 500 G3-Serie ein System auf den Markt gebracht, das in puncto Zuverlässigkeit und Klangqualität seines Gleichen sucht. Ferner ist die Klangqualität im Bassbereich lobend zu erwähnen. Auch tiefe Töne werden sauber übertragen. Der Übertragungsbereich wird mit 25-18000 Hz angegeben und ist für die meisten elektronischen Musikinstrumente ausreichend. Im Vergleich ist das ein guter Wert

Die Stromverbrauch hält sich sehr in Grenzen. Das System lief mit preisgünstigen Supermarktbatterien 6 Std. am Stück, und die Batterien waren laut Anzeige noch halbvoll. Der Profi wechselt natürlich die Batterien vor jeder Aufführung. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Batterien durch Akkus zu ersetzen und samt Sender an eine Ladestation anzuschließen.

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Fazit

Das Instrument Set Sennheiser ew 572 G3 ist ein sehr geeignetes System zur drahtlosen Übertragung von  elektromagnetisch erzeugten Musiksignalen. Aufgrund des weiten, frei wählbaren Frequenzbereichs eignet es sich besonders für den Betrieb im Verbund mit mehreren, auch markenfremden Geräten. Für den Amateurmusiker oder kleinere Ensembles gibt es bei Sennheiser preisgünstigere Systeme. Die Übertragungsqualität ist hervorragend. Den leichten klanglichen Abstrichen einer Kabellösung steht eine absolute Störgeräuschfreiheit gegenüber. Getestet wurde mit einem Fender Jazzbass, einem Ibanez SDK-Bass an einem Ampeg Bassverstärker, einer Gibson Les Paul E-Gitarre und einer Höfner Jazzgitarre mit eingebautem Mikrofon an einem Fender Twin und einem Hiwatt Custom 100. In allen Kombinationen konnten zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden. Die Schwächen des Systems wurden besonders bei leichtem Verzerrungsgrad deutlich. Clean Sounds und vor allem stark verzerrte Klänge wurden ohne große Einbußen dargestellt. Ferner überzeugte die robuste Verarbeitung und die Menüführung des Senders und des Empfängers. Durch die flexible Sendereinheit hat man Zugriff auf das weitreichende Zubehörprogramm von Sennheiser und Drittanbietern. Als Gitarrist würde ich mir auf lange Sicht wünschen, dass die Senderelektronik in einen 6,3 mm-Klinkenstecker integriert werden könnte. Das ist aber Geschmacksache, denn derartige Lösungen der Konkurrenz wirken immer noch sehr klobig und passen nicht zu jeder Gitarre.  Deshalb: Hut ab vor diesem rundum gelungenen Bühnenwerkzeug. Und zu guter Letzt sei gesagt, die Sennheiser Drahtlossysteme sind alle, frei nach dem Volkslied zitiert, „sturmfest und erdverwachsen, hergestellt in Niedersachsen“, in Burgdorf bei Hannover. Wenn das nicht vertrauenswürdig ist.

Plus

  • Bedienbarkeit
  • Klangqualität
  • Robustheit/Zuverlässigkeit
  • große Auswahl an Freuquenzen
  • Zugriff auf ein breites Spektrum an Zubehör

Minus

  • nicht billig
  • kein Digitalausgang
  • LAN-Schnittstelle nur zur Steuerung, nicht aber zur Aufzeichnung geeignet

Preis

  • UVP: 1010,- Euro
  • Straßenpreis: ab 850,- Euro
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