Zahmer Geselle für Studio und Bühne
Neben unzähligen Mikrofonen und Drahtlossystemen hat der Hersteller Sennheiser bereits viele Jahre diverse Kopfhörer im Programm, darunter der bekannte HD 25 oder den HD 600 bzw. seinen aus dem Consumer-Bereich stammenden HD 660 S Bruder, dem ein Studioeinsatz aber keineswegs verwehrt werden sollte. Die neueste Entwicklung ist der Sennheiser HD 300 Pro, den das Unternehmen in drei Varianten anbietet. Einerseits das uns zum Test zur Verfügung stehende Modell 300 Pro, dazu bietet das Unternehmen eine mit Mikrofon ausgestattete Version namens HMD 300 Pro sowie den HD 300 PROtect, der zum Schutz gegen laute Signale einen integrierten Limiter bietet.
Aufbau des Sennheiser HD 300 Pro
Wie fast alle Kopfhörer ist der HD 300 Pro nahezu komplett in Schwarz gehalten. Zurückhaltend und dezent im matten Look präsentiert sich der Studiokopfhörer, dabei kommt vor allem Kunststoff zum Einsatz. Dies macht einen soliden Eindruck und bringt das Gewicht des Kopfhörers auf gerade einmal 297 Gramm. Die Ohrmuscheln und der Kopfbügel sind mit Kunstleder ausgestattet, dieses sitzt seicht auf dem Kopf und um die Ohren auf.
Die Ohrmuscheln umschließen die Ohren komplett, der Anpressdruck ist auf meinem Kopf genau richtig. Der Kopfhörer sitzt fest auf, lässt auch schnellere Kopfbewegungen ohne Herunterfallen zu, quetscht den Kopf aber nicht vollkommen ein, das passt. Das Urteil zum Tragekomfort ändert sich auch bei längeren Sessions nicht. Obwohl man bei geschlossenen Kopfhörern gerne mal regelrecht ins Schwitzen kommt, behält man unterhalb des Sennheiser HD-300 Pro den sprichwörtlichen kühlen Kopf. Die Ohrmuscheln lassen sich beidseitig um einige Zentimeter herausziehen, das sollte auch für größere Köpfe passen. Dazu sind sie auf beiden Achsen flexibel aufgehängt, lassen sich also sowohl horizontal als auch vertikal an die eigene Kopfform anpassen.
Die Verarbeitung des Kopfhörers ist sehr gut, alle Einzelteile sind passgenau gefertigt und sauber verschraubt. Optisch hat Sennheiser wie bereits erwähnt alles in Schwarz gehalten. Für den mobilen Einsatz empfiehlt sich der HD 300 Pro nicht nur aufgrund seiner relativ geringen Impedanz von 64 Ohm, damit sollte er auch an mobilen Abspielgeräten wie Smartphones laut genug sein. Für den Transport lässt sich der Kopfhörer extrem kompakt zusammenfalten, so verbraucht er wenig Stauraum.
Gleichzeitig lässt sich der HD 300 Pro so auch zum einseitigen Abhören nutzen, ein gern gesehenes Features vor allem bei DJs.
Lieferumfang und technische Daten des Sennheiser HD 300 Pro
Den Frequenzbereich gibt Sennheiser für den HD 300 Pro mit 6 bis 25.000 Hz an, der maximale Schalldruck erreicht 123 dB SPL. Die Verzerrung beträgt laut Sennheiser 0,1 dB bei 1 kHz und 100 dB. Diese Daten lassen vermuten, dass der HD 300 Pro nicht nur beim einfachen Musikhören, sondern auch im professionellen Umfeld einen soliden Klang abliefern sollte. Im Praxisteil werden wir dies noch überprüfen.
Ausgeliefert wird der HD 300 Pro mit einem 1,5 m langen Kabel, das auf einer 3,5 mm Stereoklinke endet. Das Kabel wird an der linken Ohrmuschel befestigt, lässt sich also im Falle des Falles auch austauschen. Ein Adapter von 3,5 mm auf 6,35 mm Klinke liegt ebenso bei wie eine Bedienungsanleitung. Fehlt letztlich nur eine Tasche für den Transport. Schade, das hätte den Preis sicherlich nicht allzu sehr in die Höhe treiben sollen.
Klang des Sennheiser HD 300 Pro
Während des Tests musste sich der HD 300 Pro an verschiedenen Klangquellen beweisen. Neben einem iPhone, dem Kopfhörerausgang einer RME HDSP und einem Mackie 1604 Pult wurde der Kopfhörer auch an einem SPL Phonitor Mini getestet.
Als äußerst zurückhaltend würde ich den Klang des HD 300 Pro bezeichnen, er wirkt sehr unaufdringlich, zieht scharfe s-Laute fast schon etwas zurück, so dass man hier prinzipiell ein etwas gezähmtes Bild seiner eignen oder fremden Produktionen geliefert bekommt. An allen genannten Quellen bringt es der Sennheiser auf eine absolut ausreichende Lautstärke, hierfür sorgt letztlich auch die geringe Impedanz von 64 Ohm. Bedenkenlos lässt sich der HD 300 Pro also auch im mobilen Umfeld einsetzen.
Der Bassbereich gefällt mir beim HD 300 Pro sehr gut. Dieser ist wie der gesamte Klang etwas zurückhaltend und nicht so knackig wie bei anderen Kopfhörern, passt sich aber insgesamt in das sehr homogene Klangbild des Kopfhörers ein. Der Mittenbereich und die Höhen werden deutlich und klar abgebildet, allerdings gelingt es dem HD 300 Pro manchmal nicht ganz einfach, frequenznahe Instrumente im Mix sauber zu separieren.
Die Charakterisierung als „zahmen Soundlieferant“ möchte ich ausdrücklich nicht als Kritik verstanden wissen, engt das potenzielle Einsatzgebiet des Kopfhörers meiner Meinung nach aber ein. Für Aufnahmen oder das Monitoring im Live-Umfeld ist der HD 300 Pro genau richtig, denn hier schafft er es erstens aufgrund seiner hohen Lautstärke sich (bei Bedarf) deutlich bemerkbar zu machen, zweitens aufgrund seiner extrem guten Schallisolierung keine ungewollten Playback-Signale in Richtung Aufnahmemikrofone zu schicken und drittens potenzielle Probleme wie scharfe s-Laute zurückzunehmen, denn diese müssen vom Instrumentalist/Sänger oder dem Monitormischer nicht beeinflusst werden, dafür gibt es den Kollegen am FOH oder in der Regie.
Vor allem die sehr gute Schallisolierung möchte ich beim HD 300 Pro noch einmal aufgreifen. Wer öfters Probleme damit hat, dass Kopfhörersignale auf die Mikrofone übergreifen, sollte sich den HD 300 Pro einmal genauer anschauen.
Das Stereofeld des Sennheisers ist etwas breiter als bei anderen geschlossenen Kopfhörern. Die Tiefenstaffelung gelingt gut, hier lassen sich die einzelnen Elemente des Mix sauber einordnen.