Warmer und transparenter Sound
Mit dem Sennheiser HD 550 präsentierte der in Wedemark ansässige Hersteller vor einigen Wochen einen neuen Kopfhörer. Dieser wird als Einstiegsprodukt in die Welt der audiophilen Sennheiser-Kopfhörer beworben und soll gegenüber den bisherigen Modellen einen erweiterten Frequenzgang aufweisen.
Inhaltsverzeichnis
Sennheiser HD 550: Übersicht und erster Eindruck
Auch wenn der HD 550 nicht explizit als Studiokopfhörer beworben wird, wollten wir wissen, ob und wenn ja, wie gut er sich im Tonstudio behaupten kann. Denn von Sennheiser hatten wir bereits mehrere Kopfhörer aus der HiFi-Sparte im Test und vielen von diesen Kopfhörern konnten wir am Ende einen sehr guten Klang bescheinigen, der absolut tonstudiotauglich ist.
Geliefert wird der Kopfhörer im für Sennheiser typischen bedruckten Karton. Anders als bei so manchem Lifestyle-Produkt herrscht hier eher neutrale Nüchternheit und funktionales Verpackungsdesign vor.
Neben dem Kopfhörer selbst befindet sich in der Verpackung lediglich ein dünner Stoffbeutel für Aufbewahrung und Transport des Kopfhörers sowie ein gerade ausgeführtes 1,8 m langes Kabel, das auf einem vergoldeten 3,5 mm-Klinkenstecker endet. Ein Adapter auf 6,3 mm Klinke liegt bei.
Neben dem Kabel lassen sich beim Sennheiser HD 550 auch die Ohrpolster austauschen, so dass einem langfristigen Einsatz zunächst einmal nichts im Wege steht.
Das Design würde ich mit schick und modern umschreiben und insgesamt macht der Kopfhörer verarbeitungstechnisch einen guten Eindruck. Alle Bestandteile des vornehmlich aus Kunststoff gefertigten Kopfhörers sind ordentlich montiert und verschraubt. Das Gewicht liegt bei 237 g, so dass der Kopfhörer sehr leicht auf dem Kopf aufsitzt.
Das niedrige Gewicht und das daraus resultierende haptische Gefühl verleitet vielleicht auch dazu, den Kopfhörer nicht unbedingt für einen On-the-road-Einsatz einzuplanen, aber wie bereits erwähnt, ist der HD 550 gut verarbeitet. Einem Einsatz im Heim- oder Tonstudio bzw. im Wohnzimmer steht also absolut nichts im Weg.
Tragekomfort und technische Daten
Den Kopfbügel ist weich gepolstert und passt sich sehr gut verschiedenen Kopfformen an. Die Ohrmuscheln lassen sich auf beiden Seiten rund 5,5 cm ausfahren, dazu sind sie leicht drehbar.
Der Kopfhörer sitzt sehr angenehm auf und aufgrund seines offenen Designs gibt es auch kein beengtes Gefühl, auch bei längeren Sessions nicht. Die Ohrmuscheln sind auf der Innenseite mit Velours ausgekleidet und der Kopfbügel mit Kunstleder ummantelt.
Technisch kommt bei diesem Sennheiser Kopfhörer ein Schallwandler mit einer Größe von 38 mm zum Einsatz. Dieser wird von Sennheiser im irischen Tullamore gefertigt. Den Frequenzgang gibt der Hersteller mit 6 Hz bis 39,5 kHz an. Eine enorm breites Feld, das mit menschlichen Ohren aber keineswegs zu verifizieren ist. Interessant erscheint dabei die sehr geringe Gesamtverzerrung, die laut Sennheiser bei weniger als 0,2 % liegt.
Der Kennschalldruck beläuft sich auf 106,7 dB, die Impedanz liegt bei 150 Ohm.
Wie klingt der Sennheiser HD 550?
Während des Tests musste sich der HD 550 an unterschiedlichen Quellen und Signalgebern beweisen. Neben einem SPL Phonitor Mini kam dabei u. a. der Monitorcontroller Drawmer CMC2, ein älteres iPhone SE und ein Mackie 1604 Mischpult mit seinem Kopfhörerausgang zum Einsatz.
Der erste Eindruck ist sehr positiv, denn der HD 550 bietet ein sehr warmes, nicht zu analytisch, aber dennoch neutrales Klangbild. Einen stimmigen Mix vorausgesetzt, bringt er Songs und Tracks, vor allem im Bereich der Klassik, Jazz oder akustischen Live-Produktionen, wunderbar ans Ohr. Tiefe Kontrabässe sind druckvoll, klar und präzise, fette Kickdrums sauber. Aber alles nicht mit allzu viel Punch, was zum einen natürlich an seiner offenen Bauweise, zum anderen aber auch an der klanglichen Abstimmung liegt.
Der höhere Frequenzbereich wird sehr detailliert dargestellt und klingt schön brillant, wird aber in keinster Weise aufdringlich oder scharf, was das insgesamt sehr angenehme Klangbild des Sennheiser HD 550 unterstreicht.
Im Mittenbereich schafft es der Kopfhörer vor allem wieder bei ruhigeren Mixes, eine sehr große Ausgewogenheit an den Tag zu legen. Für härtere Rock-Nummern würde ich ihn vermutlich nicht heranziehen, das ist nicht so sein Metier.
Im Vergleich zu meinem eigenen AKG K812 agiert der Sennheiser deutlich wärmer und bei Weitem nicht so analytisch wie der offene AKG-Kopfhörer. Der K812 befindet sich preislich natürlich auf einem ganz anderen Niveau, schlägt sich beim Klangvergleich aber durchaus wacker.
Besonders gut gefallen hat mir beim HD 550 die Positionierung von einzelnen Signalen oder Instrumentengruppen auf der Stereobühne. Bei Mix-Entscheidungen lassen Veränderungen sehr gut nachvollziehen.
Aufgrund seiner Bauweise dichtet der Sennheiser HD 550 natürlich nicht allzu stark nach außen hin ab. Auch lautere Geräusche von außen bekommt man bei aufgesetztem Kopfhörer durchaus mit. Dafür bietet er aber wie gesagt ein angenehmes, transparentes Klangbild, das sowohl für den Musikgenuss zu Hause als auch im Tonstudio sein Einsatzgebiet finden kann.
Ich wollte gerade in die Equipment-Charts schauen, welche Kopfhörer denn sonst noch so empfohlen werden, kann die Rubrik aber nicht mehr finden? Wurden die Charts abgeschafft? 😮
@Der Bodo Ja, die Charts sind hier schon seit etlichen Monaten nicht mehr zu finden. Ich vermute, dass der Aufwand, diese immer wieder pflegen zu müssen, der Grund für die „Abschaltung“ war. Sowohl die Einordnung in die Kategorien, als auch die jeweilige Rangfolge war bestimmt immer wieder Anlass für Nachfragen oder Kritik daran. Den redaktionellen Aufwand kann man treiben oder vermeiden. Offenbar wurde in Richtung Vermeidung entschieden. Dies kann man bedauern oder respektieren oder beides. Solche Charts können dazu dienen, eine Vorauswahl zu treffen, welche Produkte man sich näher ansehen und anhören möchte. Andererseits sind die Listen zwangsläufig nach sehr subjektiven Kriterien gepflegt. Die hier regelmäßig erscheinenden Neuvorstellungen, Tests und Workshops sind m.E. meist aussagekräftiger, als jede Rangliste. Schließlich geht es am Ende darum, ob Konzept, Bedienoberfläche, Klangcharakteristik, Anschlussmöglichkeiten, Verarbeitungsqualität, Design und Preis zu den eigenen Ansprüchen passen. Die Platzierung innerhalb einer Rangliste beantwortet dies in der Regel nicht. Insoweit habe ich meinen Frieden mit dem Verlust der Charts gemacht. Das darf natürlich jeder Leser auch anders sehen. 🙂
@SynthNerd Ok, schade. Verständlich, wenn es viel manueller Aufwand war.
Ich hätte vermutet, dass nur einmal beim Test ein Gerät einer Unterkategorie zugeordnet werden muss (was rein aus Archivierungszwecken ja Sinn macht), die Platzierung ergibt sich dann automatisch aus den Userwertungen.
Ich nutze Kopfhörer von Sennheiser nun schon über 30 Jahre. Sowohl bei der Arbeit im Studio sowie beim reinen Musikhören kamen meistens Modelle aus dem mittleren Preissegment zum Einsatz. Der ausgewogene Klang hat mich immer wieder überzeugt. Mit anderen Marken wie AKG oder Beyerdynamic bin ich nie richtig warm geworden.
@MadMac So ging es mir in den 90’ern beim Probehören, als meine Ohren im Hochtonbereich bestimmt empfindlicher waren, als heute: Mir klangen die Beyerdynamik Modelle in den Höhen unangenehm übertrieben (von den elektrostatischen STAX ganz zu schwiegen – bei denen kamen der Preis und das kantige Design noch dazu. (Das Auge hört schließlich immer mit. ;-))
Die ovale Form der Ohrpolster habe ich beim Tragegefühl der Sennheiser auch sehr gemocht. Dennoch nutze ich aktuell einen ATH-R50X und bin mit dem sehr zufrieden.
@SynthNerd Die Wahl des Kopfhörers ist eine sehr individuelle und subjektive Angelegenheit. Ich habe früher bei jedem Neukauf immer sehr viele Modelle probegehört. Irgendwann kann man die meisten Marken ganz gut einschätzen. Und abseits von Meßwerten muss man sich mit dem Klang und dem Tragekomfort wohlfühlen.
@MadMac Ich habe keine Erfahrung mit Sennheiser Kopfhörer. Aber ich würde mir mehr Auswahl wünschen als eine Firma, die schon Jahrzehnte im Geschäft ist und vor allem in den 70ern nahezu das „Rundfunk-Monopol“ hatte (MD 421). Da gibt es mehrere Kopfhörer im günstigen Segment (50/150€), dann kommt lange nichts, dann die 660S2 für 399€. Fertig! Vermutlich der Grund warum Beyerdynamic und andere vielleicht eher gekauft werden. Ich hatte kurze Zeit zwei Beyerdynamic und wollte schnell hochwertigere. Bei Sennheiser wurde ich nicht fündig und so bin ich bei den (saftig teuren) Neumann gelandet. Mal sehen wie lange sie ihren Dienst tun (habe keine Zweifel bei den Muscheln, nur die Kopfpolster wirken sensibel).
@Filterpad Es gibt da im mittleren Preissegment z.B. den HD 620S für 271€ oder den HD 505SE für 279€. (bei Amazon gesehen) Die Preise für ein und denselben Kopfhörer können auch stark schwanken. Den HD 599SE gibt es bei A. für 138€ und 169€.
Der Preis ist beim großen T aktuell identisch zum noch verfügbaren HD 650 und nah am HD 600. Ein direkter Vergleich dieser Modelle wäre insoweit sicher interessant. (vorausgesetzt man hat die zur Verfügung) 🙂
@SynthNerd Amazona kann ja Testmodelle besorgen. Das gilt für so ziemlich alle getesteten Produkte hier. An diesem sollte es eigentlich nicht scheitern meiner Ansicht nach. :) Ich glaube nur bei persönlichem Gefallen und Gebrauchsnutzen für ein Produkt wird es auch wirklich gekauft. Ich würde alle Testen und auch kaufen. 😂 Ein wirklich tolles Gerät (denke an Sequential Prophet oder Groove Synthesis 3rd Wave) muss sehr weh tun, wenn es wieder abgegeben wird. 😆 Also wenn ein Vergleich deiner besagten Modelle nicht stattfindet, dann vermutlich weil bislang keiner auf die Idee gekommen ist. Apropos finde ich Vergleichstest von unterschiedlichen Marken in selbigen Preislagen bei Kopfhörer und Monitore am interessantesten. Immerhin sind wir alle Audiophile Arbeiter und eine Abhöre bildet das wichtigste Werkzeug.
@Filterpad Nun ja, die beiden Auslaufmodelle HD600 und HD650 jetzt extra zum Vergleich zu beschaffen, macht nicht mehr ganz so viel Sinn. Aber wenn die jemand zufällig schon hat oder sich unkompliziert ausleihen kann, hätte mich der Vergleich durchaus interessiert. 🙂