Die DJ-Software im Überblick
Serato DJ Pro ist nicht nur eine der beliebtesten DJ-Software, sondern konnte sich in den letzten Jahren auch einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz erarbeiten. Vor allem die gut klingenden Stems der Software tragen zu dieser Pole-Position bei. Da wir bei unseren Hardwaretests oft auf Serato DJ Pro zurückgreifen und die Software dabei etwas in den Hintergrund gerät, wollten wir heute die DJ-Software genauer unter die Lupe nehmen. Dabei muss klar gesagt werden, dass Serato DJ Pro, wie die meiste Software, ganz klar in Verbindung mit passender Hardware gedacht ist. Sei es in Verbindung mit einem DJ-Controller oder in einem klassischen DVS-Setup. Je nach Ausstattung wird durch den Anschluss der Hardware die ansonsten kostenpflichtige Version von Serato DJ Pro freigeschaltet. Alternativ steht auch die kostenlose Version Serato DJ Lite zur Verfügung. Welche Möglichkeiten bietet uns Serato DJ Pro von Haus aus, wie bereiten wir Tracks vernünftig vor und für wen ist die Software geeignet? Fragen, die wir heute beantworten wollen.
Inhaltsverzeichnis
Die Benutzeroberfläche der DJ-Software
Die Oberfläche von Serato DJ Pro ist übersichtlich gestaltet und eignet sich sowohl für Einsteiger als auch für Profis. Die Struktur der Software gliedert sich in verschiedene Bereiche: die Decks, die Waveforms, die Library und die Effekte. Letztere können, ebenso wie der Sampler und die Aufnahmeübersicht, je nach Bedarf ein- oder ausgeblendet werden, um den verfügbaren Platz optimal zu nutzen. In der oberen Hälfte des Bildschirms befinden sich die Track Decks. Hier findet man alle Informationen zum Track und Reiter für Hot Cues, gespeicherte Loops oder natürlich die Stems. Die zum Song gehörenden Waveforms können über die Einstellmöglichkeiten vertikal oder horizontal dargestellt werden.
Die Bibliothek befindet sich im unteren Teil des Bildschirms und ermöglicht eine schnelle Navigation durch die Titel. Mit der Suchfunktion und verschiedenen Filtermöglichkeiten lassen sich Tracks schnell finden und sortieren. Die Oberfläche von Serato DJ Pro ist zudem vollständig anpassbar, so dass man Panels ein- oder ausblenden und die Größe der einzelnen Bereiche verändern kann. Als besonderes Feature können so genannte „Crates“ erstellt werden, separate Playlisten innerhalb von Serato DJ Pro, deren Name aus der Zeit der Plattenläden stammt. Mit Crates sind die Kisten gemeint, die man auf der Suche nach neuen Tracks durchstöbert.
Effekte in Serato DJ Pro
Serato DJ Pro bietet eine Reihe von Effekten. DJs haben Zugriff auf Klassiker wie Echo, Reverb, Flanger, Phaser und Filter. Jeder Effekt kann feinjustiert werden, indem man vom Multi-FX-Modus, in dem man drei Effekte mit einem Parameter steuert, in den Single-FX-Modus wechselt, in dem man bis zu drei Parameter pro Effekt einstellen kann.
Serato bietet auch zusätzliche Effektpakete zum Kauf an, die noch mehr Auswahl bieten. Über 50 Effekte gibt es, sodass diese besonders bei Open-Format-DJs beliebt sind, die häufig zwischen verschiedenen Musikstilen wechseln und gerne mit unterschiedlichen Sounds experimentieren. Hier wird wirklich jeder fündig und durch die Möglichkeit, Effekte weitreichend anzupassen, kann man auch hier seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Sampleplayer eine Hilfe in der DJ-Booth
Neben den Effekten können natürlich auch Samples abgespielt werden. Der Sampler erlaubt das gleichzeitige Abspielen von bis zu acht Samples, die in vier Bänken organisiert sind. DJs können mit dem Sampler Jingles, Soundeffekte oder auch kurze Loop-Elemente in ihre Sets einbauen. Gesteuert wird der Sampler über das GUI oder einen MIDI-Controller. Jedes Sample kann natürlich auch in der Lautstärke geregelt werden und je nach verwendeter Hardware hat man die Wahl, ob das Signal über den Master oder einen anderen Kanal ausgegeben wird. Dies bietet dann die Möglichkeit, das Signal über ein Mischpult mit EQ oder anderen Effekten zu bearbeiten.
Track Vorbereitung mit Serato DJ Pro
Natürlich möchte man sich für den nächsten Gig gut vorbereiten und das Analysieren von Musikdateien nimmt etwas Zeit und CPU-Leistung in Anspruch. Mit Serato DJ Pro kann man die Library oder ausgewählte Tracks oder Playlists natürlich analysieren lassen. Cue-Punkte, Loops und natürlich auch Beatgrids können innerhalb der DJ-Software editiert werden und natürlich wird bei der Analyse auch eine Waveform erstellt und Tempo und Tonart erkannt. Sollte ein Beatgrid mal nicht so sitzen, wie es sollte, haben wir hier noch unseren Artikel zur möglichen Anpassung verlinkt.
Stems – mit Serato DJ Pro in bester Qualität
Kommen wir nun zu einem der prominentesten Features der letzten Jahre: Stems.
Das Konzept, Songs in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen, um diese dann einzeln zu mixen, mit Effekten zu versehen oder vielleicht auch nur gezielt stummzuschalten, beherrscht die DJ-Welt sowohl in der Software als auch in einer Vielzahl von Hardware.
Es ist kein Geheimnis, dass Serato in dieser Disziplin absolut brilliert, schließlich war die Software zusammen mit Virtual DJ die erste DJ-Software, die gut klingende Stems auf einfache Art und Weise anbot.
Die Betonung liegt hier auf gut klingend, denn gerade im elektronischen Bereich konnte uns die Qualität der Stems absolut überzeugen. Schließlich muss man an dieser Stelle erwähnen, dass hier der Prozessor des Computers genutzt wird, um die Bestandteile einer Audiodatei zu entflechten. Das ist nicht nur rechenintensiv, sondern kann natürlich auch zu Fehlern führen, bzw. einige Stellen klingen sehr unsauber und phasenverschoben. Der Tipp von unserer Seite ist, dass man hier vor einem Gig die Songs in Stems trennen und sich die Zeit nehmen sollte, diese pro Song an den wichtigen Stellen anzuhören. Nicht nur dass man sich dann beim Auftritt wirklich auf das Spielen konzentrieren kann, sondern man nimmt dem Computer hier auch Arbeit ab, die er auf der Bühne nicht unbedingt machen muss.
Die Handhabung in Serato DJ Pro ist hierfür denkbar einfach. Wird ein Song ins Track-Deck geladen, werden automatisch die Stems analysiert. Wer aber im Vorfeld größere Mengen an Tracks dementsprechend präparieren will, kann die ausgewählten Songs im Browser in den Reiter Stems ziehen und schon beginnt die Analyse.
Die DJ-Software in der Praxis
In der Praxis sind Grundlagen, wie die oben erwähnte Trackvorbereitung, natürlich denkbar einfach. Auch die Analyse ist weitgehend zuverlässig, lediglich bei Songs mit Tempowechseln hat das Programm seine Schwierigkeiten. Bei der Tonartbezeichnung kann man in den Einstellungen zwischen Camelot, Classical Key oder Open Key wählen. Für Vorbereitungen aller Art empfiehlt sich der 1-Player Mode.
Ein kleiner Kritikpunkt, den wir diesbezüglich haben, ist, dass nur im 2-Player-Mode unter dem Cue-Bereich die Stems so angezeigt werden, dass man tatsächlich alle vier Separationen einzeln an- und abwählen kann. Im 1-Player-Mode gibt es nur die Möglichkeit, aus dem laufenden Song ein Instrumental oder ein Acapella zu machen. Für uns ist es aber auch sehr interessant, mal kurz alle Drums rauszunehmen oder eventuell nur die Drums zu hören, um die Songs in extra Playlists zu sortieren. Meckern auf hohem Niveau, aber eine Möglichkeit für zukünftige Anpassungen.

Wer sich die Stems in Ruhe anhören will, auch bei der Vorbereitung, muss in den 2-Player-Mode schalten
Natürlich bietet Serato DJ Pro mehr als nur die Möglichkeit, Tracks für den Gig vorzubereiten. Auch wenn es mit Hardware mehr Spaß macht, kann man mit der DJ-Software auch alleine auflegen. Wer also mal Übergänge ausprobieren möchte oder ein Problem mit der Hardware hat, kann sich hier auf die Software verlassen. So kann man natürlich mit dem Cross- oder Volume-Fader in Verbindung mit dem 3-Band-Equalizer und zusätzlichem bipolaren Filter Übergänge gestalten und je nachdem, wie schnell man mit der Maus ist, auch Effekte einbauen.
Was uns hier sehr gut gefällt ist, dass man im Stem-Tab der Track-Decks auch Stem-Effekte verwenden kann, die sich wirklich mit einem Klick gut in alle Mixe integrieren lassen.
Darüber hinaus kann man sich auch mit den Shortcuts der Software vertraut machen, so lassen sich viele Funktionen direkt aufrufen und wir erinnern uns an Zeiten, in denen wir mit dem SSL3 Audiointerface gespielt haben und mit Shortcuts Songs in das gewünschte Track-Deck geladen haben. Natürlich bietet die Software auch die Möglichkeit, Sets innerhalb der Software aufzunehmen. Das Erstellen von Mixtapes ist damit natürlich ein Kinderspiel.
Serato DJ Pro vs. Serato DJ Lite und die Zielgruppen
Serato bietet seine DJ-Software in zwei Hauptversionen an: Serato DJ Lite und Serato DJ Pro. Beide Versionen sind leistungsstark, aber es gibt einige wichtige Unterschiede, die die Entscheidung, welche Version für einen DJ die richtige ist, beeinflussen können.
Serato DJ Lite ist eine kostenlose Version für Einsteiger. Sie bietet grundlegende Funktionen wie das Laden von Tracks, einfache Cue-Points und einige grundlegende Effekte. Dennoch eignet sich die Lite-Version hervorragend, um sich mit der Software vertraut zu machen und erste Mix-Erfahrungen zu sammeln.
Serato DJ Pro hingegen bietet das volle Paket an Funktionen und Tools. Es unterstützt bis zu vier Decks, verfügt über eine erweiterte Effektbibliothek und bietet zusätzliche Funktionen wie Key-Shift und Pitch-Play. Serato DJ Pro ist außerdem mit Serato Video kompatibel, wodurch visuelle Effekte integriert werden können. Diese Version richtet sich eher an erfahrene DJs, die eine professionelle und vielseitige Software-Lösung suchen.
Natürlich sind beide Softwares für die Arbeit mit entsprechender Hardware geeignet, sei es mit einem DJ-Controller oder im Rahmen eines DVS-Sets mit einer Soundkarte wie der Reloop Flux, die wir hier bereits für euch testen durften. Dass die DJ-Software im Vordergrund steht, sieht man natürlich auch an den Hardware-Herstellern wie Pioneer DJ oder Denon DJ, die neben ihrer eigenen Software fast immer auch Serato mit anbieten und zwar in der Form, dass durch den Anschluss des Gerätes an den Computer die Vollversion freigeschaltet wird. Insofern ist es nicht notwendig, die Software separat zu erwerben.
Der Preis der DJ-Software
Preislich gibt es also neben Serato DJ Lite die Pro Version zu einem Preis von 198,- Euro. Wobei je nach Hardware dieser Kostenpunkt auch entfallen kann.