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Test: Shadow Hills Industries, Quad Golden Age Microphone Amp, Vorverstärker

(ID: 1398)

Praxis

Nach den ersten Tagen, in denen der Shadow Hills Quad Gama zum Einsatz kommt, entsteht der Irrglaube, alle klanglichen Möglichkeiten des Gerätes bereits erfasst zu haben. Auf Grund der überschaubaren Bedienelemente erreicht man mit Leichtigkeit hervorragende Aufnahmen, die durch enorme Präsenz, Druck und Detailfülle hervorstechen. Zugegebener Maßen ist das Umschalten der Ausgangstransformatoren zunächst etwas enttäuschend, da höchstens subtile Unterschiede wahrgenommen werden können. Erst nach längerem Arbeiten mit den Gamas werden diese Unterschiede immer größer, weil es völlig von der Beschaffenheit des Eingangssignals abhängt, wie verschieden die drei Vorverstärker erklingen. Neben dem Frequenzverlauf ist es vor allen Dingen die Dynamik der Aufnahmequelle, die das unterschiedliche Potential der Transformatoren ans Tageslicht bringt. Nun wird auch allmählich die enorme Flexibilität des Gerätes deutlich, da im Handumdrehen ein A-B-C-Vergleich gemacht werden kann, der mit drei einzelnen Preamps deutlich aufwendiger wäre. Die Freude, mit dem Quad Gama Klänge zu formen, nimmt dadurch sogar stetig zu, und es ist immer wieder faszinierend und überraschend, zu welch unterschiedlichen Ergebnissen man mit so wenig Einstellmöglichkeiten kommt. Zweifelsohne ist die Qualität aller drei Ausgangstransformatoren überragend, letztendlich ist es immer eine Frage des Geschmacks und Stils, welche Einstellung favorisiert wird.
Wenn es das Ziel ist, eine besonders brillante, unverzerrte Aufnahme zu erstellen, ist der Nickel-Transformator auf jeden Fall die erste Wahl.
Diese Einstellung sorgt für ein sehr klares Klangbild mit ausgeprägten Höhen und fängt erst spät an zu zerren, wodurch sie sich deutlich von den anderen beiden unterscheidet. Gerade der Charakter von filigraneren Klangquellen wird wunderbar hervorgehoben, so dass zum Beispiel ein behutsames, zurückhaltendes Vocal eine regelrecht engelhafte Färbung erhält. Aber auch der natürliche Klang von Akustikgitarren, Kontrabässen oder Banjos wird deutlich unterstrichen und akzentuiert. Beim Recording von Cymbals erhalten die Höhen eine enorme Tiefe und Brillanz, wobei es sich auch lohnt, mit der spät einsetzenden Verzerrung zu experimentieren, da man zu überaus fluffig, weichen Sounds gelangen kann.

Netzteil

Netzteil

Für Aufnahmen mit mehr Kraft eignen sich hingegen die Iron- und Steeltransformatoren. Sie ähneln sich zwar durch ihr früh einsetzendes Sättigungsverhalten, sind aber trotzdem sehr unterschiedlich geartet.
Die Neve-Anlehnung sorgt für eine wohlig weiche Färbung mit ordentlichem Druck und betonten Mitten, während der API-Nachbau ein bisschen aggressiver ertönt und vor allen Dingen in den oberen Mitten etwas schneidiger ist. Hörbar früher setzt bei der Steel-Einstellung die Verzerrung ein, die im Vergleich ein wenig schärfer ist als der knurrende Sound des Iron-Transformators.
Alle drei Preamps besitzen einen unterschiedlich großen Spielraum für die Stärke der Verzerrung und Sättigung, und es liegt im Ermessen des Anwenders, wie viel davon dem Signal gut tut oder nicht. Ein unüberhörbares, brachiales Knacken signalisiert ganz eindeutig, wann das Maß voll ist.
Gerade bei extremen Einstellungen und Anwendungen kommen die Unterschiede der Transformatoren sehr gut zum Vorschein. So zeigt sich, dass die Iron- und Steel-Transformatoren durch ihre extreme Sättigung ganz andere Probleme mit stark komprimierten Signalen haben, als der Nickeltransformator. Zum Beispiel kann mit ihm die Bass Drum einer XBase 09 locker 7 dB lauter aufgenommen werden als mit den anderen beiden, die frühzeitig völlig übersteuern. An der Grenze der Übersteuerung wird es allerdings sehr interessant, da das ungleiche Attack- und Sustainverhalten zum Vorschein kommt. Die API-Nachbildungen besitzen eine sehr kurze, knackig Attack mit weniger Sustain, während  die Neve-Anlehnung ein bisschen länger einschwingt und nachklingt.
Diese Klangattribute kennzeichnen fast stets die Unterschiede der beiden Preamps, egal ob nun Drums, Bass, Gitarre oder Gesang aufgenommen werden. Angesichts dessen kann man den Klang des Steel-Transformator vorsichtig als etwas rockiger bezeichnen, während die Iron-Einstellung  tendenziell am umgänglichsten wirkt. Interessanter Weise kommt es recht häufig vor, dass beim Abhören eines solo geschalteten Signals die Nickel- oder Steel-Einstellung als am schönsten wahrgenommen wird, jedoch sobald das gleiche Signal in der Summe aller Spuren eines Songs erklingt, die Wahl auf die Iron-Einstellung fällt, da ihr weicher aber druckvoller Sound sich fasst immer gut einbinden lässt.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    TheTick

    Irgendwie funktionieren die Beispiele nicht.

    Super Artikel! Hat wirklich Spaß gemacht zu lesen!!

  2. Profilbild
    fenchel

    Ich finde es gut, wenn amazona autoren mal so langsam so genanntes „Boutique Gear“ testen. Die Blue box serie scheint groesstenteils vorbei zu sein.

    Doch! – Es gibt sie, die suendhaft teuren studiogereate, drehscheibe seit einem jahrzehnt bei solch foren wie Gearslutz, die auch publikumsmagnet beim deutschsprachigen amazona & co sein koennen. Bisher sehr wenig hier zu sehen… Danke Chris!

    P.s die Audiobeispiele sind nicht spielbar:( – Bitte um besserung!

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Danke für den interessanten Bericht. Mich würde noch interessieren, wie bis dato diese wildesten gerätekombinationen ausgesehen haben, die diese Qualität eben nicht ermöglichten. Vergleicht man da Äpfel und Birnen?
    Interessant wäre ja der Vergleich mit seinesgleichen, sprich z.B. Electrodyne 501 oder dem slate Fox oder dem Neve 1073 usw.

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