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Test: Sherman Rodec Restyler Analogfilter

Analog Filter mit EQ und Vorverstärker

4. Februar 2010

Für ein wirklich gutes DJ-Set reicht es nicht aus, nur einen Stapel Platten (aka CDs, Audiodateien) zu mixen. Dramaturgische Soundeingriffe mittels Effekten und Filtern gehören einfach dazu. Viele Mixer bieten zwar eingebaute Effekte oder Kill-EQs, aber diese bewegen sich oft nur auf unterem bis mittlerem Niveau – mal von solchen Geräten wie Allen&Heath Xone abgesehen. Wer höhere Ansprüche hat, muss sich nach besserem Outboardequipment umsehen.

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Die belgische One-Man-Fabrik Herman Gillis, bekannt durch seine sehr erfolgreiche Sherman Filterbank, hat nun in Kooperation mit dem ebenso belgischen DJ-Mixer-Hersteller Rodec ein analoges Stereofilter namens Restyler gebaut, das sich speziell für Live-Einsatz und DJ-Anwendung empfiehlt. Dabei handelt es ausdrücklich nicht um eine Abwandlung der berühmten Sherman Filterbank, sondern um eine komplette Neuentwicklung, was sich schon nach einem kurzen Blick auf das Gerät bestätigt.

Metalwork

Der Restyler präsentiert sich als halbwegs kompaktes Pultgerät mit einer übersichtlichen Bedienoberfläche. Dem stabilen Gehäuse wie auch den ordentlich mit der Oberseite verschraubten Reglern traut man gern einen längerfristigen Road-Einsatz zu. Die Pultform des Gehäuses ist auf eine bequeme Bedienung ausgerichtet. Jedoch stellt sich bei Equipment dieser Art immer die Frage nach der Aufstellung. Man könnte den Restyler gut vor dem Mixer positionieren, doch dann ist unter Umständen der Crossfader des Mixers nicht mehr optimal erreichbar. Sinnvoll wäre eine Platzierung hinter dem Mixer, doch da muss er eben wegen seines Pultgehäuses auf eine erhöhte Unterlage gestellt werden, zumal ja auch die Mixeranschlüsse frei bleiben müssen. Die beste Lösung wäre wohl neben dem Mixer, was jedoch sich nur anbietet, wenn man dem Mixer nicht Oldschool-like zwischen der Turntables sitzen hat. Deutlich einfacher mit der Aufstellung haben es da Gigs, die auf Laptop, CD-Kompaktkonsolen oder Grooveboxen setzen.

Das eigentliche Anschließen fällt jedoch leicht, denn der Restyler verfügt über XLR/Klinke-Kombibuchsen sowie Cinch-Eingänge und symmetrische Klinken- sowie Cinch-Ausgänge. Optional können auch XLR-Ausgänge nachgerüstet werden. Wieso sind diese bei einem für den Live-Einsatz konzipiertem Gerät nicht serienmäßig eingebaut? Zumal der symmetrische Signalweg ja eh vorhanden ist. Ebenfalls hätte man sich noch einen Phono-Eingang zu direkten Anschluss eines Plattenspielers wünschen können, aber zwingend notwendig ist das sicher nicht.

Ein echter Pluspunkt ist der äußerst solide zu verschraubende Netzteilanschluss. Der Trafo an sich, welcher sich in der Kabelmitte befindet, ist übrigens mit Schraubenlaschen für eine Festinstallation in einem Flightcase oder an einer DJ-Kanzel versehen.

Filter

Grundsätzlich beherbergt der Restyler „lediglich“ ein Hoch- und ein Tiefpassfilter, die jeweils stereo sind. Allerdings wurden diese beiden Filter so trickreich und flexibel verschaltet, wie ich es in noch keinem anderen Gerät gesehen habe. Zunächst einmal lässt sich der Restyler als einfacher Hoch-, Tief- oder Bandpass (entsteht durch die Kombination der beiden Filter) nutzen. Diese Drei besitzen jeweils eigene Ausgänge, die über separate Fader in der Lautstärke geregelt und somit gemischt werden können. Die Cutoff-Frequenz von Hoch- und Tiefpass steuert man mit dem Master Frequency-Regler gemeinsam, beim Bandpass lassen sich obere und untere Eckfrequenz getrennt regeln, da hier der Slave Frequency-Regler zum Zuge kommt. So weit, so gut. Jetzt wird es aber ziemlich tricky. Die Flankensteilheiten (Slope) der Filter lassen sich vom normalen 12 dB-Mode auf 24 dB umschalten, was durch ein zweites Paar Filter erreicht wird. Hier setzt der Slave Frequency-Regler dann auch bei Hoch- und Tiefpass an, denn die Cutoff-Frequenz des zweiten Filters kann zur ersten verschoben werden. Dann hat man zwar keine 24 dB mehr, kann aber unübliche Filtersounds erzeugen.

Da die Slopes aller drei Filterbänder separat geschaltet werden können, kommt es nun zu einem kleinen Kompetenzgerangel zwischen den beiden Frequency-Reglern. Damit man auseinander halten kann, ob nun Master- oder Slave-Regler für das jeweilige Band zuständig ist, wird mit blauen und grünen LEDs die momentane Regelbefugnis angezeigt. In bestimmten Kombinationen kann dabei der Slave-Regler auch blau/grün anzeigen und somit beiden Frequenzen gesteuert werden. Oder es kann während der Regelweges die Zuordnung wechseln, wenn die seriellen Filter sich überschneiden. Der Bandpass bietet drüber hinaus die Besonderheit, dass im 24 dB-Mode die obere und unter Frequenzen nicht getrennt regelbar sind. Außerdem bleibt bei Überschneidung der Frequenzbänder nicht einfach der Sound weg, stattdessen wird intern zu einem Notch-Mode übergeblendet.

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Das Wechselspiel zwischen den beiden Frequency-Reglern ist anfangs schwer zu durchschauen und bleibt es auch eine Weile trotz LED-Anzeige und Graphiken in der Bedienungsanleitung. Man muss sich darauf einfuchsen und eine Zeit lang damit arbeiten. Viel einfacher ist da übrigens die Resonanz, da es nur einen Regler für alle Bänder gibt.

Die Filter packen ordentlich zu und klingen sehr gut, eine echte Analogschaltung eben. Über weite Bereiche arbeiten die Filter erstaunlich rund, fast weich, können aber bei entsprechenden Einstellungen auch etwas ruppig werden. Richtig böse wird der Restyler aber erst bei Übersteuerung des Eingangs. Die Resonanz spricht relativ früh an, geht aber erst spät in die Selbstoszillation über. Man hat also einen großen Regelbereich, ohne dass das Filter ein Eigenleben entwickelt. Da es sich um ein Live-Tool handelt, ist das begrüßenswert, denn nicht ist schlimmer als ein unkontrollierbares Gerät, das mit Dauerfiepsen und Sinnlosverzerrung nervt.

Modulation

Bis hierher haben wir es nur mit Handbetrieb zu tun, aber selbst bei einem Live-orientierten Filter ist ein Modulator natürlich sinnvoll. Im Restyler kommt dafür eine Kreuzung aus Hüllkurvenfolger und LFO zum Einsatz. Aus dem eingehen Audio wird von den Pegelspitzen (Transienten) ein Trigger abgeleitet, der eine einzyklische Wellenform startet. Die Empfindlichkeit kann wohl dosiert werden und reagiert erstaunlich gut auch auf kurze Impulsfolgen. Je nachdem wie die Geschwindigkeit des Modulators eingestellt ist, erhält man einen rhythmischen LFO oder eine zackige Hüllkurve. Die Wellenform des Modulators lässt sich stufenlose von Dreieck nach Rechteck regeln. Insbesondere für schnelle, rhythmische Modulationen, die im Takt bleiben, aber auch eintaktige Zyklen, funktioniert das sehr gut. So zackig wie eine Minimoog-Hüllkurve geht es allerdings nicht, und was der Modulator auch nicht kann, sind sehr langsame Verläufe.

Was kann damit gesteuert werden? Hauptadresse ist die Master Frequency, die mit positiver oder negativer Polarität gesteuert werden kann. Darüber hinaus können die Pegel, sprich Lautstärken, aller drei Frequenzbänder ebenfalls positiv oder negativ moduliert werden. Je nach eingestellter Wellenform und Modulationstiefe reicht hier der Effekt von Tremolo bis Gating. Die Modulationstiefe aller vier Ziele ist separat regelbar, so dass gleichzeitig z.B. der Tiefpass 100% positiv, der Hochpass 50% negativ und die Cutoff nur leicht moduliert wird.

Input, Output, Mix

Der Eingangspegel läßt sich bis zur Übersteuerung verstärken, Overdrive wird mit einer LED signalisiert – falls man es nicht hört. Eine sehr sinnvolle Einrichtung ist der Make-up Gain-Regler, mit dem eine Lautstärkeverringerung beim Filtern wieder aufgeholt werden kann, ohne den Input-Gain zu verändern. So kann munter zwischen Wet- und Dry-Signal ohne Pegelschwankung geblendet werden. Und dafür gibt es neben dem Mix-Regler auch einen Schalter, der als zusätzliches Feature auch über eine nicht-rastende Position verfügt, mit der man Transformer-ähnliche Effekte erzielen kann.

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Fazit

Der Sherman Restyler Analogfilter ist so flexibel wie kaum ein anderes DJ- bzw. Live-Filter. Allerdings muss man sich in die verschiedenen Modes mit den wechselnden Zuständigkeiten der beiden Cutoff-Regler erst einarbeiten, um richtig Spaß mit zu haben. Ein dicker Pluspunkt ist der Modulator, der sehr gut agiert und rhythmisches Material zum Lieblingsfutter des Restylers macht. Spätestens hier trennt sich das Rodec/Sherman-Filter von der Konkurrenz, obgleich es momentan nicht so viele Mitbewerber gibt. Aber auch wenn man sich beliebte ältere Geräte wie Akais MFC oder die Electrix Filterqueen anschaut, behält der Restyler ind Sachen Sound, Flexibilität und rhythmischer Modulation die Nase vorn. Billig ist der Restyler nicht, aber hier bekommt man echte Technik und durchdachte Funktionalität geboten. Nur der Preis für die XLR-Ausgangsoption scheint etwas hoch.

PS: Die Loops der Audiobeispiele stammen von der Ueberschall-Library „Club Electro“.

Plus

  • satter Filtersound mit flexibler Verschaltung
  • alle drei Bänder im Pegel separat modulierbar
  • sehr schnell reagierender Modulator
  • symmetrische XLR- und Klinkenanschlüsse
  • verschraubbarer Netzteilstecker

Minus

  • bei Slope & Master/Slave-Zuständigkeit Einarbeitung erforderlich
  • XLR-Ausgänge nur als relativ teure Option
  • kein echter LFO

Preis

  • 599,- Euro
  • XLR-Ausgangsoption: 75,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    illkid

    ich habe gelesen, dass der restyler nur einen stereo eingang besitzt, stimmt das ?
    dann wäre er ja für die meisten djs unbrauchbar, ausser man holt sich 2.
    denn im laufenden betrieb den restyler an ein main out zu hängen könnte problematisch werden.

  2. Profilbild
    der jim RED

    Hi – ja, es gibt nur einen Stereo-Eingang, jedoch mit verschiedenen Anschlüssen. Aber eigentlich haben alle DJ-Filter und -Effekte (Pioneer EFX, KaosPad, ActionFilter etc.) keine Mixer-Funktionalität und sind nur für den Anschluss eines Eingangs ausgelegt. Bei Effekten ist das kein Problem, die werden ja meist über den Aux-Weg eingschliffen. Filter hingegen werden i.d.R. hinter den Master-Ausgang gesetzt. Ideal wenn man einen Mixer mit Master-Insert hat, das bietet meist aber nur die Oberklasse.
    Im laufendem Betrieb sollte man sein Equipment m.M.n. sowieso nicht umbauen, sondern vor dem Gig alles aufgebaut und angeschlossen haben. Einfach pünktlich da sein ;-)

    • Profilbild
      illkid

      @der jim hehe, könnte aber etwas problematisch werden wenn man die after um 8:00 morgen spielen soll ;)
      naja, da in den meisten clubs wo ich gespielt habe/spiele oberklasse mixer stehen ist das nicht so das problem, trotzdem danke für die antwort !

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