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Test: Shure SE535 In Ear Monitoring-Hörer

(ID: 1529)

Akustik

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Ein In Ear-Hörer beschallt den Gehörgang, einen Tunnel, der durch Menschenknochen, Menschenfleisch, Ohrenschmalz und –  an seinem Ende – durch das Trommelfell begrenzt wird. Im Inneren des Tunnels herrscht „Luftdruck“, bei Sonne etwas mehr, bei Regen weniger, aber immer um die 100.000 Pa oder 1000hPa, wie die Meteorologen sagen. Der Schall des In Ear-Hörers erzeugt einen Wechseldruck bis zu wenigen Pascal, bereits ab etwa 10 Pascal entstehen bleibende Gehörschäden.

Eine Ausgleichsöffnung zwischen Nasenrachen und Mittelohr sorgt dafür, dass wir bei einem Wetterumschwung oder bei der Landung mit einem Flugzeug nicht taub werden. Diese Luftdruckänderungen sind viel größer als jene, die Luftschall in der Praxis verursacht, verlaufen aber vergleichsweise langsam oder „tieffrequent“. Die besagte Ausgleichsöffnung wirkt also wie ein akustisches Hochpassfilter.

In Ear-Hörer sind so konzipiert, dass sie auf ein annähernd geschlossenes Luftvolumen arbeiten. Dieses besitzt eine Federwirkung, ebenso wie eine Luftpumpe, deren Ventil Sie beim Drücken zuhalten. Im Ohr gibt es kein Ventil, sondern das Trommelfell, das den Druckstoß mit einer geringen, aber frequenzabhängigen Zeitverzögerung zu spüren bekommt. Im Bereich mittlerer Frequenzen spielen diese Phasendrehungen keine nennenswerte Rolle, und man kann von einer annähernd idealen „akustischen Druckkammer“ sprechen. In dieser werden die Membranbewegungen eines Lautsprechers 1:1 auf die Membran eines Mikrofons übertragen. Unser Lautsprecher ist der In Ear-Hörer, das „Mikrofon“ ist das Trommelfell. Für einen ebenen Amplitudenfrequenzgang vollführen Mikrofone – und auch unser Trommelfell – bei allen Schallfrequenzen einen in etwas konstanten Membranhub. Wegen der besagten 1:1-Übertragung in der akustischen Druckkammer sollte also auch der Lautsprecher bei allen Frequenzen den gleichen Hub vollführen.

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Explosionszeichnung des SE535

Explosionszeichnung des SE535

Und das ist der Clou bei der Sache!

Der Lautsprecher in einem In Ear-Hörer muss eigentlich nur wenig mehr als den lächerlich kleinen Hub des Trommelfells zu Stande bringen, und das konstant über alle Frequenzen! Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum In Ear-Hörer winzig sind, aber einen eben solchen Bass zu Stande bringen wie große HiFi-Lautsprecher oder gigantische Line-Arrays auf Festivals, mit riesigen Tieftönern, die gewaltige Mengen von Luft schaufeln? Der In Ear-Hörer arbeitet über eine Druckkammer direkt auf ein „Mikrofon“, der Lautsprecher dagegen auf ein offenes Schallfeld, das den Schall auf viele zuhörende „Mikrofone“ verteilt. Und das ist für den Lautsprecher eben bedeutend härtere Arbeit. Für unsere Ohren macht es keinen Unterschied.

Ein paar winzige, gezielte Lecks gehören bei In Ear-Hörern übrigens zum „guten Ton“. Sie sind meist in die Hörer integriert und bestehen vielfach aus Öffnungen, die mit porösen Papierfiltern verschlossen werden. Ungünstig ist es, wenn diese Lecks größer werden, nämlich dadurch, dass der Hörer schlecht sitzt. Schnell herrschen dann die physikalischen Verhältnisse, die wir aus der Schallübertragung unter freiem Himmel oder in geschlossenen Räumen kennen. Mit jeder Oktave, die es in den akustischen Keller hinabgeht, muss der Lautsprecher des In Ear-Hörers dann ungefähr den vierfachen Hub vollbringen. Dafür ist er aber nicht gebaut. Das kann nur der Lautsprecher für das akustische Schallfeld mit seinen riesigen Tiefton-Luftschaufeln.

Ein schlecht eingesetzter oder unzureichend angepasster In Ear-Hörer klingt nicht nur leiser, sonder auch erblich dünner. Wir kennen den Effekt aus der Straßenbahn: Alle Umsitzenden bekommen nur noch den hochfrequenten Rest rückwärtig abgestrahlten Schalls und sämtlicher Leckagen zu hören. Meist ist es das nervige Zischeln der Hi Hat.

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Forum
  1. Profilbild
    pytrel

    Also jetzt ganz ehrlich verstehe ich nicht wie man im gleichen test dem KH eine „Färbung der mittleren Tonlagen…“ mit „seriös abgestimmte Referenz …“ Kombinieren kann . ??? Ich meine wie kann eine Referenz die mitten Färben? Dann ist es ja kein Referenz mehr. Insbesondere wenn der Klassische Musik Verfärbt ist es ja kein Referenz KH. Also für einen 500 euro In-Ear ist für mich das mit den mitten ein starkes Kein-Kauf argument.

  2. Profilbild
    falconi RED

    Es handelt sich um einen InEar-Hörer auf Balanced Armature Basis, der bei gutem Sitz und geringer Größe sehr laut spielen kann. ohne lästig zu klingen, weil weder die Bässe noch die Höhen bei der Abstimmung „gepusht“ wurden. Ich kenne (bis heute, der Test ist ja schon älter) keinen besser abgestimmten InEar-Hörer in dieser Preis- und Lautstärkeklasse.
    Daher Referenz, trotz – nach heutigem Stand der Technik prinzip- und bauartbedingter – Mittenfärbung.

    Besonders offene oder halboffene HiFi- und Studio-Hörer klingen deutlich sauberer. Sie lassen sich aber nicht ins Ohr stecken.

    • Profilbild
      pytrel

      @falconi Ich erwarte schon das mein Dt 880 Pro besser ist. Zumindest was Räumlichkeit betrifft ist er schwer zu übertreffen. Das argument mit der baubedingte Mittenfärbung verstehe ich nicht ganz. Bei Lautsprechern gibt es auch mehrere drei-weg Systeme mit TT-MT-HT Anordnung. Wenn die Abstimmung gut ist klingen solche auch wunderbar . Wenn er schlecht klingt dann nicht weil er einen Mitteltöner hat sondern weil die Abstimmung nicht stimmt. Ich kenne auch keinen 3-weg studio monitor der schlecht klingt weil er 3 chassis hat. Also kann auch ein In-Ear für 400 euro mit Mittenfärbung (also im Endefekt „Mittenfälschung“ denn farbe hinzuzufügen ist keine Ehrlichkeit. ) nicht Referenz gennant werden. Ist nur meine meinung. Ist auch nicht so wichtig. Ist ja immer auch geschmackssache. Selbst bei Referenz Systemen.

  3. Profilbild
    falconi RED

    Bei einem Studiomonitor gibt es Platz für eine aufwändige – heute meist aktiv oder digital realisierte – Weiche. Die Treiber kann man aus einem riesigen Angebot auswählen oder vom Hersteller für die eigenen Zwecke anpassen lassen. Zudem sind die Abstrahlbedingungen im akustischen Freifeld vergleichsweise einfach zu verstehen, mit wenig Aufwand zu messen und durch die Anordnung der Treiber und zusätzliche bauliche Maßnahmen am Gehäuse zu optimieren.

    Bei einem InEar-System auf BA-Basis muss man ohne aufwändige Weiche auskommen, hat die Wahl aus einer Hand voll von Schallwandlern von gerade zwei oder drei Ernst zu nehmenden Herstellern weltweit, muss viele akustische Randbedingungen zunächst messtechnisch simulieren, messen, individuell hören lassen und interpretieren, und im weiteren Entwicklungsprozess auf geringstem Bauraum viele Kompromisse eingehen.

    Eine elektroakustisch ausgesprochen anspruchsvolle Aufgabe für einen zudem relativ kleinen Markt.

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