S&P Woodland
Im Jahre 1982 begann Robert Godin in Kanada mit der Herstellung von Akustikgitarren. Heute umfasst sein Unternehmen ganze acht Labels, die unterschiedliche Arten von Gitarren produzieren. Eine dieser Tochterfirmen heißt Simon&Patrick mit Sitz in Quebec in der Nähe von Montreal, die sich auf den Bau von Westerngitarren spezialisiert hat. Zum Testen erhielt AMAZONA.de nun das Modell Woodland CW Spruce A3T, eine klassische Westerngitarre in mittlerer Preisklasse.
Die Westerngitarre auf den ersten Blick
Bei der Simon&Patrick Woodland CW Spruce A3T wird auf die altbewährte Dreadnoughtform zurückgegriffen, jedoch ist sie zusätzlich mit einem unteren Cutaway versehen. Die Decke besteht aus heller, massiver Fichte und wird wie üblich von der Unterseite aus durch gekreuzte Holzstäbe stabilisiert. Zusätzlich werden während des Produktionsvorganges die Deckenhölzer sogar durch Drucktests auf ihre Belastbarkeit geprüft. Die Rückseite und die Zarge bestehen aus sogenanntem Red Wild Cherry, was fälschlicherweise von den meisten Musikhäusern als Wildkirschholz deklariert wird. Hierbei handelt es sich allerdings um eine dreilagige Laminatkonstruktion, für die zwar Harthölzer benutzt, deren Optik aber lediglich durch Fotofolien erzeugt werden. Der Korpus besitzt eine Tiefe von 12,47 Zentimeter, während die obere Korpusrundung in der Breite 28,47 und die untere 39,6 Zentimeter misst. An der verjüngten Stelle zwischen den Korpusrundungen beträgt die Breite 26,82 Zentimeter, insgesamt hat der Body eine Länge von 50,93 Zentimeter. Für den Hals wird das in Kanada heimische Silber-Ahorn verwendet, das sich von den gängigen Ahornmerkmalen absetzt, da es, ähnlich dem Mahagoni, wesentlich weicher ausfällt, dafür aber auch engporiger ist.
Das 21-bündige Griffbrett ist mit Dot-Inlays versehen und aus indischem Palisander gefertigt, ebenso wie die Brücke. Gemäß einer durchschnittlichen Westerngitarre hat die Woodland CW Spruce A3T eine Mensurlänge von 63,09 Zentimeter. Auffällig ist die separate, überblattet angebrachte Kopfplatte, womit gemeint ist, dass Hals und Kopfplatte über ca. sieben Zentimeter angewinkelt sind und so passend zusammengefügt werden. Die Meinungen zu dieser Bauweise sind durchaus strittig, manche Instrumentenbauer schwören auf mehr Stabilität, andere sehen darin nur eine Maßnahme zur Senkung der Produktionskosten. Zumindest optisch ist es in diesem Fall keine Aufwertung, da es zu einem unschönen Bruch der Maserung und Holzfarbe kommt. Schön dezent wirkt hingegen die transparente, seidenmatte Lackierung, die Fingerabdrücke und Schweißspuren ein bisschen kaschiert. Auf der Oberseite der Zarge befindet sich letztendlich noch der Vorverstärker für das in der Brücke eingelassene Piezosystem. Er wird von einem 9-Voltblock gespeist, der in einem Fach neben dem hinteren Gurtpin eingelassen ist. Der Gurtpin wiederum dient gleichzeitig als Anschlussbuchse für ein Klinkenkabel.
Verarbeitung der Simon & Patrick Woodland CW Spruce A3T
Insgesamt ist die Simon&Patrick Woodland CW Spruce A3T sehr solide verarbeitet, jedoch fallen kleine Unsauberkeiten im Detail auf. Alle Hölzer sind sehr ordentlich miteinander verleimt, was insbesondere für den Hals und Korpus gilt. Ein zusätzlicher massiver Holzblock am Ende des Halses sorgt für einen kräftigeren Verbund zum Body, der mehr Stabilität hervorruft und das Instrument weniger wetterfühlig macht. An der gleichen Stelle fällt die Optik allerdings wieder etwas unschön aus, da der Bruch der Maserung und der Holzfarbe zwischen Korpus und Hals tendenziell an Omas „kunterbunt zusammengestelltes Holzmöbelwohnzimmer“ erinnert. Das dunkelbraune Binding, das sowohl die Decke als auch die Rückseite säumt, ist absolut sauber eingelassen. Unverständlich ist daher, warum in Halsnähe eine aufgemalte Linie auf der Zarge die beiden Bindings miteinander vereint. Auch hier passen die Farben nicht zueinander, und die Verbindung ist zudem ausgefranst. Im Klartext heißt das: Ein schlecht gemachtes Fakebinding schlägt die Brücke zwischen zwei ordentlichen, echten Bindings.
Die Mechaniken besitzen eine Übersetzung von 14:1 und lassen sich leichtgängig bedienen, wobei sie stets einen gesunden Widerstand erzeugen. Etwas billig wirken die Vintagestyle-Wirbel, deren Pressnähte gut sichtbar hervorstehen. Bei dem Sattel handelt es sich um ein Fabrikat der Marke Graphtech. Er wird aus sogenanntem Tusq gefertigt, ein scheinbar von Graphtec eigens entwickelter Kunststoff, der besonders gut Resonanzen überträgt und für einen sauberen Ton sorgen soll. Seine Breite beträgt 4,37 Zentimeter. Bei dem Preamp fiel die Wahl auf das Modell A3T des Herstellers B-Band. Dieser Vorverstärker ist mit einem Vierband-Equalizer ausgestattet und verfügt zusätzlich über ein Stimmgerät und eine Batterieanzeige.
Die CW Spruce A3T Westerngitarre in der Praxis
Im Sitzen weist das Instrument eine leichte Kopflastigkeit auf, die im Stehen mit Hilfe des Gurtes gut ausgeglichen werden kann. Von Werk aus ist die Gitarre selbstverständlich mit hauseigenen Godin Saiten bezogen, die sich angenehm anfühlen, da sie weder zu weich sind, noch zu hart. Die Bespielbarkeit gestaltet sich ebenfalls sehr komfortabel. Auf Grund des schmalen D-Profils des Halses muss mit der linken Hand keine große Kraft aufgebracht werden. Die leichte Wölbung des Griffbrettes mit einem Radius von 40,64 Zentimeter ist ebenso unaufdringlich und schmiegt sich beim Spielen dezent an die Fingerkuppen. Tatsächlich fällt das Silberahorn des Halses ungewohnt weich aus, wodurch gezielte Tuningmodulationen möglich sind. Auch die Werkseinstellung der Saiten ist passabel, je nach Geschmack könnten sie sogar noch ein Stückchen tiefer gesetzt werden, ohne dabei zu schnarren. Um an die oberen Bünde zum Solospiel zugelangen, muss die linke Hand keine unfreiwilligen Dehnübungen absolvieren. Dank des unteren Cutaways kann sie bequem hoch rutschen und alle Bünde leicht erreichen. Eine äußerst gute Figur machte während des Tests das integrierte Stimmgerät, da es mit drei Dioden zwar sehr einfach gehalten ist, aber völlig auf sensibles Blinklichtgehüpfe verzichtet. Es zeigt an, ob der Ton zu hoch ist, zu niedrig oder eben passt – so soll es sein.
Sound der S&P Woodland CW Spruce A3T
Der rein akustische Klang der Simon&Patrick Woodland CW Spruce A3T ist stark mittenbetont, was insbesondere beim Spielen mit einem Plek hervorgehoben wird. Aber auch im Bassbereich erzeugt die Gitarre einen vollmundigen, schönen Sound, der angenehmen Druck besitzt. Die Obertöne sind sehr brillant, jedoch eher zurückhaltend. Kommt nun das Piezosystem zum Einsatz, bleibt vom ursprünglichen akustischen Klang wenig übrig. Selbst bei deaktiviertem Equalizer wird das originale Klangverhalten nicht sehr authentisch wiedergegeben. Dabei handelt es sich aber um ein generelles Problem von Piezotonabnehmern. Zu den typischen Eigenschaften eines solchen Systems zählt meistens ein etwas klirrender, in den oberen Mitten und Höhen überpresenter Sound. Werden die entsprechenden Frequenzen via Equalizer abgesenkt, kann der klirrende Klang zwar behoben werden, jedoch fehlen dann natürlich die charakteristischen Obertönen der Gitarre.
Etwas negativ fielen während des Tests die überproportional betonten Nebengeräusche der Hände auf, was besonders beim Greifen und Sliden mit der linken Hand hörbar war. Aber auch rhythmische Bewegungen der rechten Hand auf dem Korpus wurden überverhältnismäßig laut wiedergegeben. Trotz alle dem ist ein Piezotonabnehmer immer noch einer der bequemsten und rückkopplungsärmsten Lösungen für Live-Anwendungen. Im Studio sollte für Aufnahmezwecke stets ein Mikrofon verwendet werden, aber beim Bühneneinsatz kann dieses System guten Gewissens genutzt werden. Wenn der Sound auch nicht so authentisch wiedergegeben wird, so ermöglicht der Equalizer doch jede Menge Klangvarianten, die das Instrument natürlich vielseitiger machen.