MIDI-Controller Construction-Kit für iOS
MusiKraken horizontale Aufteilung
Was genau macht der MusiKraken?
MusiKraken von Snarp ist eine modulare, experimentelle MIDI-Umgebung für die gesamte Apple-Familie, denn sie ist kompatibel mit dem iPhone und dem iPod Touch mit iOS 11.0 oder neuer, dem iPad mit iPadOS 11.0 oder neuer und mit macOS 11.0 (oder neuer) für Mac mit Apple M1-Chip oder neuer und sogar mit Google Android.
Die erste Musik-App des Entwicklers Markus Ruh fällt in die Kategorie der elaborierten MIDI-Apps wie Audeonic Midibridge bzw. dessen Nachfolger Midifire, aber auch Apps wie Streambyter oder Bram Bos Rozetta.
Gerade bei MIDI kann es manchmal etwas umständlich sein, die Informationen dorthin zu bekommen, wo man sie hinhaben möchte. Das fängt schon mit dem Verteilen der MIDI-Daten auf mehrere MIDI-Kanäle an, was meistens dann auch noch App- oder gar Hardware-übergreifend geschieht. Hinzu kann dann noch kommen, dass z. B. die gesendeten Notenwerte für den Empfänger zu hoch oder zu tief sind, also transponiert werden müssen oder dass die von der Quelle gesendete Controller-Werte vom Empfänger nicht verstanden werden, also neu gemappt werden müssen oder dass die MIDI-Daten aus einer Quelle über mehrere MIDI-Ports aufgeteilt oder gar in andere Formate umgewandelt werden. Der Umgang mit MIDI-Daten kann sehr komplex sein.
MusiKraken vertikale Aufteilung
Diesem Umstand möchte nun der freundliche MusiKraken Rechnung tragen und diese komplexen Prozesse mit Hilfe einer graphischen modularen Arbeitsoberfläche einfacher zugänglich machen.
Dazu können diverse Module aus den Kategorien Eingang, Effekte und Ausgang miteinander verknüpft werden.
Und los geht’s: Die Startseite des MusiKraken
Auf der Startseite präsentiert sich uns erst einmal die Bildschirmklaviatur, die zusammen mit dem Akkord-Pad in drei verschiedenen Ansichten dargestellt werden kann. In der Holzleiste an der oberen Bildschirmposition werden die aktiven Eingangsmodule angezeigt, die auch der besseren Ordnung zuliebe per Drag & Drop umgestellt werden können.
In den Einstellungen des Akkord-Pads stehen Dutzende von Tonarten zur Verfügung, ebenso wie Akkordarten, Grundton, Anschlaggeschwindigkeit und -stärke. Auch MPE-MIDI-Daten können generiert werden, z. B. über die Y-Position der Finger auf der Klaviatur oder durch den Accelerometer des iPads.
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Module im Sharp MusiKraken iOS
Über den großen weißen Pfeil geht es auf die Modulseite, auf der mit dem PLUS-Zeichen Module eingefügt werden. Die Module besitzen orangene Patch-Punkte für MIDI-Daten und grüne für Zahlenwerte (0 bis 1). Die Module können beliebig oft aufgerufen und verknüpft werden.
Eingangsmodule
Mit dem Tempo/Zeitleisten-Modul kann MusiKraken auch als Synchronisationsquelle genutzt werden. Das Tempo reicht dabei von 20 BPM (die meisten Sequencer gehen nur bis 60 BPM runter) bis 500 BPM. Als Taktmaß lässt sich alles zwischen Takt 1/4 bis 8/4 einstellen. Mit etwas Bruchrechnen lassen damit die meisten Taktmaße nachbauen, aber besser wäre natürlich eine separate Einstellmöglichkeit von Taktzähler und Takt.
KEYBOARD und AKKORDE sind die einfachste Art, MIDI- und MPE-Daten zu erzeugen. Mit Gleiten der Finger über eine Taste lassen sich auch zusätzliche MIDI-Events und Aftertouch-Daten erzeugen.
Beim AKKORD-Pad erzeugen die Pads Akkorde in der eingestellten Oktave. Die oberste Reihe spielt dabei die Grundeinstellung, während die darunterliegenden Reihen den Akkord jeweils invertieren.
Mit dem ARKit Face Tracking-Modul werden über die Gesichtserkennung des iPads MIDI-Daten aus Augen-, Mund- oder Kopfbewegungen erzeugt.
Das TrueDepth-Modul kann aus den Raumtiefeninformationen MIDI-Daten generieren, z. B. aus Handbewegungen. Das funktioniert natürlich genau wie bei ARKit auch nur, wenn das iPad auch diese Technologien eingebaut hat.
Fall das iPad keines von beiden besitzt, gibt es immer noch das Hand-Tracking-Modul, mit dem die Handposition und sogar einfache Handgesten zur MIDI-Erzeugung genutzt werden können und mit dem Accelerometer-Modul können sowohl Werte als auch MIDI-Daten erzeugt werden, indem das iPad selbst bewegt wird.
Mit dem Microphone-Modul wandelt das iPad Audio in MIDI-Events um, sobald Tonhöhe und Lautstärke erkannt wurden. Es kann auch ein Core Audio/USB-klassenkompatibles Interface benutzt werden.
Selbstverständlich lassen sich auch MIDI-Daten von externen Quellen übernehmen. Dabei akzeptiert MusiKraken sowohl Core-MIDI-kompatible Hardware, als auch über IDAM (das iPad direkt am Mac angeschlossen) Netzwerk-Sessions und auch andere Apps bzw. Virtual MIDI.
Effekte des MusiKraken
Als Effekte gibt es einen Akkordteiler, der eingehende Akkorde in ihre Einzelnoten aufbricht und an verschiedene MIDI-Kanäle (zu andern Klangerzeugern) weiterleitet. So lassen sich auch mehrere monophone Geräte oder Plug-ins ansteuern.
Der Kanalwechsler wechselt die MIDI-Kanäle von eingehenden MIDI-Daten auf einen einzelnen Ausgangskanal. So können z. B. MIDI-Daten von verschiedenen Quellen gesammelt werden.
Der Wert-zu MIDI-Umwandler konvertiert eingehende Werte vom Accelerometer, der Kamera oder dem Mikrofon in MIDI-CC-Events oder Noten.
Mit dem MIDI Transposer lernen auch störrische Klangerzeuger eine andere Stimmlage.
Ausgangsmodule
– Core MIDI Network arbeitet mit den Standard-Netzwerk-Sessions via WiFi und Core-MIDI von iOS und MacOS.
MIDI-Ausgang
– MIDI-Ausgang sendet MIDI-Daten an alle Geräte, die kompatibel mit Core-MIDI sind und auch über IDAM.
– Snarp Network MIDI hingegen ist ein eigenes RTP-MIDI-Protokoll, um MIDI-Daten über ein WiFi-Netzwerk zu senden. Es lässt sich auch mit dem Core-MIDI-Netzwerkmodul verbinden, um mehrere Ausgänge zu ermöglichen
Da iOS im Gegensatz zu macOS immer noch passwortgeschützte Ad-Hoc WiFI-Hotspots erstellen kann, ist es natürlich sinnvoller, eine Netzwerk-Session mit dem iPad aus zu hosten.
– Audio Unit, diese machen das Musikmachen generell sehr viel angenehmer. Hier können nun MIDI-Daten von MusiKraken direkt an gehostete AuV3-Plug-ins gesendet werden.
-SimpleSynth ist ein einfacher Synthesizer, der perfekt ist, um die Auswirkungen des erstellten MIDI-Setup ohne großen Aufwand testen zu können. Sehr hilfreich.
Schöner Test, Markus. Ich glaube zwar nicht, dass diese App ein Hit wird, denn die Komplexität ist schon ziemlich hoch. Die, die sich da aber einarbeiten, werden vermutlich happy sein. Aber dass du die Software vorgestellt hast, freut mich. Frohe Eier
@Tai Danke und ja, diese Art von Apps wird IMHO viel zu wenig Aufmerksamkeit zuteil.
entspannte Feiertage :)