Arbeiten mit Softube American Class A
Wie bei allen Console Channels bietet die Input-Section keine Preamp-Simulation. Sie dient allein zur Anpassung der Eingangslautstärke, für Lowcut und Highcut bzw. Steuerung des Kompressors mit den entsprechenden Filtern und Phase-Reverse.
Los geht es also mit dem Gate. Das Ergebnis klingt so unspektakulär, wie es die einfache Parametrisierung erwarten lässt. Spannend wird es allerdings, wenn die Hüllkurven-Bearbeitung einsetzt.
Hier lassen sich mächtige Drumbeats erzeugen und ja, es klingt tatsächlich nach API, grollende Tiefmitten, eine Komprimierung setzt ein, die auch die Höhen beschneidet.
Da der SSL SL 4000E diese Funktion auch bietet, lassen sich die beiden Ergebnisse gut vergleichen. In Console kein Problem, da die einzelnen Blöcke frei kombinierbar sind. Das Plugin muss hier passen, zudem ist der SL 4000E „Console only“. Beide Soundbeispiele sind mit Punch auf -12 dB und Sustain auf +12 dB bearbeitet.
Der SSL klingt braver, nach oben offener, neutraler. Ebenso, wie man es sich von den beiden typischen Charakteren erwartet.
Das setzt sich auch beim EQ so fort.
Der American Class A drückt die Kick mächtig nach vorn, die Snare peitscht. Die HiHat kommt auch schön nach vorne, klingt allerdings etwas hart.
Hier zeigt sich der SSL SL 4000E wieder offener. Er drückt nicht so, das Klangbild ist neutraler und weniger komprimiert.
Zum Vergleich habe ich auch den British Class A EQ noch geladen. Da auch er mit Festfrequenzen arbeitet, konnte nicht genau dieselbe Einstellung gewählt werden. Trotzdem sind die Unterschiede deutlich zu hören.
Der Brite klingt insgesamt etwas belegter, die Kick ist nicht so straff, die Snare dezenter. Auch die Höhenzeichnung der HiHat ist zurückhaltender, zeichnet sich aber durch eine schöne Seidigkeit aus.
Auch der Compressor arbeitet direkt in die Richtung „groß und mächtig“. Für meinen Beat wähle ich sehr kurze Attack- und Release-Zeiten.
Die Punch-Version legt noch eine Schippe drauf. Kling noch drückender, aber auch ein wenig unaufgeräumt.
Der Compressor kann aber noch mehr. Eine Sidechain-Steuerung über eine andere Spur ist möglich. Hier steuert der Bass die Kompression der Drums. Zuerst ohne, dann mit Sidechain.
Zum Schluss durchläuft das Signal den Output. Auch hier kann mit Drive wieder starker Einfluss auf den Klang genommen werden. Softube empfiehlt für den authentischen API-Sound, den Parameter „Character“ ganz auf 10 zu stellen.
Hier stellt sich allerdings schnell ein Sound ein, der nach kaputter Lautsprechermembran klingt.
Wird „Character“ ganz nach links gebracht, ist selbst ein voll aufgedrehter Drive-Regler möglich.
Drive ist übrigens wieder an den gewünschten API-Sound angepasst, die anderen Channel-Strips klingen bei gleicher Einstellung anders.
Hier nun zum Abschluss nochmals die gesamte Bearbeitungskette nacheinander aktiviert. Für die Shape-Section habe ich die Einstellungswerte dieses Mal halbiert, da sie sonst zu prägnant geworden wäre.
Wie der geneigte Leser sicher bemerkt hat, bin ich bisher vorwiegend auf die Console-Version des American Class A eingegangen. Nun, als Console User habe ich mich natürlich so an die Arbeitsweise mit dem Hardware-Controller gewöhnt, dass mir andere Plugins fast schon umständlich zu bedienen sind. Dabei ist die DAW-Version des American Class A wirklich übersichtlich gestaltet und optisch ansprechend. Mehr Informationen liefert aber eindeutig die Console-Version. So sehe ich das DAW-Plugin als nette Zugabe, kaufentscheidend ist es meiner Meinung nach nicht.
Übrigens, soviel noch zum Schluss: Ich habe mich nie als großer Fan des API-Sounds gesehen. Das Arbeiten mit dem American Class A hat mir aber viel Spaß bereitet und mir die Möglichkeiten des amerikanischen Klangwunders aufgezeigt. Vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft …
Uiiii :) Da werd ich in der Zukunft mal überlegen, ob ich mir das als Console-Besitzer zulegen werde. API Sound ist Klasse. Was ich generell schade finde bei der Software für Console: Die Optik. Klar geht es in erster Linie darum alles mit der Hardware bedienen zu können und das ist auch gut so, ein Softwarefenster nicht zu benötigen. Aber da es nunmal eins gibt, wäre es schon hübsch, wenn einem beim Öffnen der Software so ein Vintage-Layout angrinsen würde. Rein psychologisch gesehen XD
Hi,
denke auch, da wirst du nicht drum rum kommen :-)
Selbst bei mir, als bekennender Nicht-API Fan und Besitzer aller anderen Channels, reifte fast der Entschluss das Ding nach Ablauf der Testversion zu erstehen.
Das mit der Grafik stimmt soweit natürlich, ist aber ein unabdingbarer Teil des Console Konzepts, dass ja auch viele UAD PlugIns noch mit einbindet.
Wenn man sich aber dran gewöhnt hat, ist man fast froh das Ohr nicht mehr durch das Auge täuschen zu lassen. Über die grundlegende Arbeitsweise des entsprechenden PlugIns sollte man sich natürlich schon im Klaren sein, sonst wird es zu Try and Error.