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Test: Softube – Passive-Active Pack EQ

(ID: 2254)

Balance

GUI in oder her, gehen wir ans Eingemachte. Was mich bei Plug-ins interessiert, sind Extremeinstellungen. Ein bisschen Cut sauber rüberzubringen stellt inzwischen kaum mehr einen EQ vor Probleme. Bei einem ordentlichen Boost sieht das Ganze schon anders aus. Nun sind die Softube aber keine Massenburg, sondern musikalische Haudegen, und die Frage nach der natürlichen Reproduktion von Frequenzveränderungen verlagert sich von rein tontechnischen Aspekten hin zu ästhetischen. Tatsächlich konnte ich kaum eine Einstellung finden, die nicht irgendeine besonders schöne Charakteristik aus einem bestimmten Audiomaterial herausgekitzelt hätte. Wobei der Passive schaltungsbedingt weicher und runder ans Werk geht als der Active, der schon ziemlich drastische Eingriffe ins Klangbild ermöglicht.
Besonders für Stimmen scheint das Pack gemacht, doch auch Drums und extrem obertonreiches oder stark gezerrtes Gitarrenmaterial konnten mit mindestens einem der drei EQs charakterlich so verbogen werden, dass neue wundervolle Nuancen in den Vordergrund traten. Sei es der angenehme Annährungseffekt bei Mikrofonaufnahmen, das Kratzen eines Bogens auf einem Saiteninstrument oder das Grummeln eines tiefgestellten Oszillators. Die EQs scheinen wirklich aus allem das Beste herauszuholen und vor allen Dingen aus akustischem und über Mikrophon aufgenommenem Material. Bei elektronischen Software-Klängen ist die Wirkungsweise weniger drastisch spürbar, aber keinesfalls wirkungslos. Denn ich habe auch bei meinen Softsynths, z.B. Korg Legacy Edition noch neue Klangfarben gefunden, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie existieren. Das tun denn wahrscheinlich auch nicht, sondern werden vom Passive-Active hinzugefügt, wie ein kurzer subjektiver Vergleichtest mit URS andeutete. Neutral sind die EQs also nicht, aber auf die richtige Art und Weise und das ist gut so. Das Trio ist auch nicht par se für das digitale Übersteuern der Plug-in Ausgänge gedacht, doch finde ich auch das harte Fahren der EQs als ausgesprochen angenehm klingend, und die Anzerrungen geben mindestens mal einen interessanten Effekt ab.

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Die Klangbeispiele entstammen dem von Nine Inch Nails unter Creative Common License, (Weitergabe unter gleichen Bedingungen, Nennung des Autors, Remix), freigegebenen, kostenlos downloadbarem Musikkatalog. Es wird immer das Original angespielt und danach der Focusing EQ zwischen Passive und Active Modus umgeschaltet, um den direkten Vergleich zu ermöglichen. Die Beispiele dienen dazu, den Klangcharakter der EQs zu demonstrieren.

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Fazit

Softube Passive-Active ist fast ein Paradebeispiel für unsinnige Parameterrestriktionen und -Konfigurationen im Ringen um vermeintliche Vintage-Authentizität. Denn nur wo Vintage drauf steht kann auch Vintage drin sein und je verworrener die Bedienung, desto größer die vermeintliche Magie des Gerätes, so scheint es.  RNDigital, Flux, Brainworx, URS und andere zeigen schon seit längerem wie modernes, übersichtliches und elegantes Design funktioniert, das nicht nur sehr gut an das Arbeiten am Computerbildschirm angepasst ist, sondern auch stylisch ist. Es geht nicht darum ob einem Vintage-Bedienoberflächen, überwiegend fotorealistische,  gefallen oder nicht. Es geht darum, gewisse restriktive Paradigmen die Vintage-Emulationen betreffen zu hinterfragen. Besonders wenn dadurch die prinzipielle Bedien- und Einsetzbarkeit leidet, bis zu einem Punkt der Behinderung des Arbeitsflusses. Festfrequenz-EQs und grobe Gain-Einstellungen sind eine Sache und funktionieren auch in anderen Plug-ins ganz gut, aber künstliche Limitierung und Unübersichtlichkeit zur Grundlage von Mojo, Magic, Phattness oder was auch immer zu machen, ist bestenfalls fragwürdig.
Das Nervendste ist jedoch, dass dem Benutzer dadurch eigentlich keine andere Wahl gelassen wird, als sich fast ausschließlich per Hörempfinden an die gewünschte Klangcharakteristik heranzutasten.  Hier und da eine kleine dedizierte Werteanzeige oder auch nur eine Eichung, eine ernstzunehmende Möglichkeit der Parameterfeineinstellung und eine engere Anlehnung an die de facto Bedienstandards würden das EQ-Trio einen riesigen Schritt nach vorne bringen. In der aktuellen 1.01 Version ist die Ergonomie der Plug-ins wirklich enttäuschend. Glücklich wer einen Controller oder einen Mac hat. Diese Kritik an Vintage- und Software-Paradigmen betreffen nicht nur Passive-Active, sondern auch Produkte andere Hersteller, welche die Ergonomie ihrer Produkte zukünftig nicht nur für Mäuse und Controller, sondern auch für Multitouch-Bildschirme abgleichen müssen.  Im starkem Gegensatz zur Bedienbarkeit steht die andere Komponente, die den wesentlicheren Teil des Wertungsgewichts ausmacht: Klang.
Hier weiß Softube auf ganzer Linie zu überzeugen, wenn man einen musikalischen EQ sucht. Aufgrund der groben Parameter ist das Trio nichts für technische Aufräumarbeiten. Passive-Active ist wahrlich fürs Charakterliche. Einer Stimme, Drums, Gitarre oder auch dem Mix vor dem Mastern mehr Arsch in der Hose zu verleihen – wesentlich mehr – ist seine Stärke. Wobei das Pack auch gerade beim Gain-Boost, eine Königsdisziplin für EQs, nicht enttäuscht. Neutralität ist seine Sache nicht, was auch der Sinn und Zweck der Übung war.
Auf seiner ganzen Festfrequenzbandbreite hat das Trio klanglich einiges zu bieten. Wer mit dem verqueren GUI leben kann, ein gutes Gehör, sowie einiges an tontechnischer Erfahrung und Vorstellungsvermögen hat, wird mit Softube PAP musikalische Spitzenklassen-EQs erwerben, die den Aufnahmen einen ganz besonderen Kick zu geben.
Allerdings ist auch diese Klasse nicht ohne Konkurrenz. McDSP hat mit dem Retro Pack einen der beeindruckensten und innovativsten Vintagefärbergeheimwaffen seit langem heraus gebracht, leider nur für Pro Tools. SPL ist mit seinen Ranger Plug-ins nach Analog Code-Art ebenfalls eine ernstzunehmende Alternative und auch Abbey Road hat mit Brilliance einen Vintageboliden im Rennen, um stumpfe Tonspuren aufzupolieren. Aber so ist die Natur der Dinge bei Spezialisten. Der eine kann den anderen nicht ersetzen.

Plus

  • Klang
  • Mapping für Kontrollkonsolen
  • Preis

Minus

  • Implementation des GUI
  • unnötige Parameterrestriktionen z.B. keine Feineinstellungen
  • Ablesbarkeit der Parametereinstellungen
  • kaum optische Rückmeldung der Parameter
  • Focusing nur zwischen Passive und Active umschaltbar
  • Output-Reglerstellung wird beim Preset-Wechsel auf 0dB zurückgesetzt

Preis

  • 173,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Fairchild

    Der Autor sagt es selbst im Fazit: Das Paket ist nichts für Aufräumarbeiten. Daher kratzt mich die grobe Rasterung der Parameter nicht.
    Bei einer Fairchild-Emulation juckt es doch auch keinen, dass Attak/Release nicht feinjustierbar sind und beim LA2A denkt auch niemand über eine einstellbare Ratio nach. Über API-EQ’s reden wir jetzt besser nicht …

    Wenn man(n) z.B. den Passive EQ unten ein klein wenig aufdreht, dann ist halt Dampf auf dem Kessel und wenn man die Höhen einen Tick anhebt, dann glitzern die Sterne.
    Das passt aber nicht universell auf jede Spur oder jede Musik, gleich welcher Gattung. Meiner Ansicht nach ist das auch nicht die Intention dieser Geräte.
    Für sich betrachtet, halte ich diese Geräte von Softube für die oberste Spitze des momentan nativ machbaren.
    Beide Daumen.

  2. Profilbild
    Mr. Smithers

    Wollte anmerken: Das AbbeyRoad Brilliance Pack stammt auch von Softube – zumindest haben die Schweden das Remodeling und Code-Writing inne.

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