Solar Guitars mit Evertune Brücke
Ola Englund bastelt weiter fleißig mit seinem Team von Solar Guitars an neuen Kreationen. Der YouTube-Star scheint mit seinen Gitarren den Nerv der Metal-Musiker getroffen zu haben: Moderne Formen, eine gute Ergonomie, Marken-Hardware und nicht zuletzt das aggressive Design der Instrumente sorgen für eine hohe Beliebtheit in der Szene. Unter den zahlreichen Modellen aus dem Hause Solar Guitars erreicht unsere Redaktion genau solch eine E-Gitarre, die mit all diesen Attributen glänzen soll. Das Besondere an der Solar Guitars S1.6ETFSBM LTD ist aber nicht etwa die unverkennbare typische Optik, mit der sie auftritt. Vielmehr ist es die Anwesenheit einer Evertune Bridge, mit der Stimmprobleme kein Thema mehr sein sollen. Und natürlich ihr limitierter Status, zum Zeitpunkt dieses Tests ist die S1.6ETFSBM LTD auf der Website des Herstellers schon gar nicht mehr zu bekommen. In diversen Shops gibt es sie allerdings noch, aber wer weiß wie lange noch. Also fix sein, wenn man das Instrument haben oder zumindest mal anspielen möchte. Aber das machen wir unter anderem ja jetzt im folgenden Artikel.
Solar Guitars S1.6ETFSBM LTD – Facts & Features
Die Basis des schnittig designten Bodys bilden zwei Teile Mahagoni, auf die ein dezent geflammtes Ahornfurnier aufgeleimt wurde. Das Finish bezeichnet Solar Guitars als „Flamed Solar Burst“ – ein Orangeton, der an den Seiten des Korpus zunehmend an Kontrast gewinnt. Die beiden extrem spitzen und weit ausgesägten Cutaways bieten ideale Voraussetzungen für die Bespielbarkeit der zwei vollen Oktaven auf dem Griffbrett, das aus einem kräftigen, dunklen Stück Ebenholz besteht und die 24 Jumbo-Bünde aufnimmt. Die Verarbeitung der Bundstäbchen geht für diese Preisklasse in Ordnung, hier und da steht mal ein Grat über, was aber in der Praxis kaum stört. In jedem Fall aber wurden ihre Oberflächen sorgfältig poliert, sodass es hier vom ersten Augenblick an bei Bendings und Slides geschmeidig und ohne Nebengeräusche zur Sache geht. Obwohl man sich die Bendings bei entsprechend eingestellter EvertTune Bridge ja eigentlich schenken könnte, doch dazu kommen wir später noch genauer.
Eingeleimt wurde der Hals, der aus drei Streifen Mahagoni besteht und, wie das ganze Instrument, mit einer Satinlackschicht überzogen wurde. Das sorgt zusammen mit dem erwarteten flachen Halsprofil für beste Voraussetzungen in Sachen Bespielbarkeit der E-Gitarre, wenn da nicht die dürftige Werkseinstellung unseres Testinstruments gewesen wäre. Genau genommen lag es am Hals, dessen extrem konkave Wölbung dieses Problem verursachte. Doch ein kurzer Dreh mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel am Halsstab, der sich ganz klassisch unter der Abdeckplatte an der Kopfplatte befindet, löste das Problem im wahrsten Sinne des Wortes „im Handumdrehen“. Das benötigte Werkzeug in Form befindet sich im Lieferumfang, genauer genommen in einer Tüte im Gigbag, in dem die S1.6ETFSBM LTD den neuen Besitzer erreicht.
Die Kopfplatte ergänzt die stimmige Optik der Solar Guitars S1.6ETFSBM LTD durch ihr zum Korpus identisches Design, der Fachmann spricht hier von einem „Matched Headstock“. Genauer genommen sogar ein „Reversed Matched Headstock“, denn alle Gitarren von Ola Englund bzw. aus dem Hause Solar Guitars besitzen solch eine seitenverkehrte Kopfplatte, was im Metal-Bereich nach wie vor schwer angesagt ist.
Die dort angebrachten Mechaniken stammen von Grover. Sie sind mit einem Klemmmechanismus ausgestattet, was ja eigentlich bei der verwendeten EverTune Brücke nicht unbedingt notwendig wäre. Denn die korrigiert ja kleinere und sogar größere Differenzen jeder einzelnen Saite, sollte mal eine aus der Stimmung geraten. Doch dazu jetzt Genaueres.
Solar Guitars S1.6ETFSBM LTD – die EverTune Brücke
Die Solar Guitars S1.6ETFSBM LTD ist nicht die erste E-Gitarre, die mir mit einer montierten EverTune Bridge zwischen die Finger gerät. Vor ein paar Jahren schon hatte ich die Gelegenheit, dieses System an einem anderen Instrument in der Praxis zu begutachten. Damals war es eine E-Gitarre von VGS, die mit einer solchen Brücke ausgestattet war und unsere Redaktion erreichte. Die Funktionsweise habe ich damals bereits ausführlich erklärt und ich erlaube mir an dieser Stelle, mich aus meinem Artikel aus dem Jahr 2013 selbst zu zitieren:
„Als Steg dient auf der ( … ) das patentierte EverTune System. Bei dieser Art der Saitenaufhängung sorgt ein Federmechanismus jederzeit für die nötige Zugkraft der Saite, um sie so zuverlässig in Stimmung zu halten. Selbst Umwelteinflüsse wie Kälte, Wärme oder ein zu trockenes/feuchtes Klima, welche die Stimmstabilität einer Gitarre ja maßgeblich beeinflussen können, soll das System unbemerkt ausgleichen. Das System ist in drei verschiedenen Modi nutzbar, welche durch einfaches Drehen der gewünschten Mechanik für jede Saite individuell anwählbar ist: Zum einen ist das der Back-Stop-Mode, bei welchem das Evertune deaktiviert ist. Modus Nummer zwei ist der Sweet-Spot-Mode, bei dem das System nun massiv in die Saitenarretierung eingreift. In diesem Modus sind keine Bendings möglich, jeglicher Versuch, eine Saite auch nur um einen Halbton nach oben zu ziehen oder ein Fingervibrato einzusetzen, scheitert kläglich. Sinnvoll ist diese Einstellung aber durchaus, nämlich beim Doppeln von Gitarrenlinien und Riffs im Studio beispielsweise, die so absolut frei von Intonationsschwankungen klingen.
In Modus drei, genannt „Bend Stop“, sind Bendings und Fingervibratos wieder dort, wo sie hingehören. Durch Drehen der gewünschten Mechanik wandert der entsprechende Saitenreiter also zwischen seinen zwei Endpunkten hin oder her. Und das alles, ohne die Saite auch nur annähernd aus der Stimmung zu bringen – schlicht verblüffend!“
Nichts anderes erwartet uns bei der Brücke der S1.6ETFSBM LTD, außer der Tatsache, dass hier mattschwarze Farbe anstelle einer Chromschicht zu sehen ist. Grundsätzlich besticht die EverTune Brücke durch ihre absolute Stimmstabilität, es wird aber auch gemunkelt, dass dieses System Sustain und Dynamik klauen soll. Aber um das wirklich festzustellen, müsste man zwei identische E-Gitarren des Typs besorgen und sie zum Test gegeneinander antreten lassen. Wir beschränken uns hier aber auf den Gesamteindruck, den die Gitarre sowohl im trocken angespielten Zustand als auch beim Praxiseinsatz mit einem Gitarrenamp rüber bringt.
S1.6ETFSBM LTD – Pickups & Elektronik
Das Schaltungskonzept ist so einfach, wie effektiv und bewährt zugleich. Zwei Duncan-Humbucker aus Olas eigener Fertigung sorgen für die elektrische Abnahme. Angesteuert werden sie über einen Fünfwegeschalter, der in seinen Zwischenpositionen die Doppelspuler auch zu Singlecoil-Sounds bewegt. Ein Volume- sowie ein Tone-Poti mit griffigen, schwarzen Metallknöpfen bilden den Abschluss der Elektronik. Die beiden Potis wirken solide, der Schalter hingegen ist nicht von bester Qualität, dafür wurde er aber so platziert, dass er stets gut mit der rechten Hand zu erreichen ist und, wie die beiden Regler, nie im Wege steht.
Die Solar Guitars S1.6ETFSBM LTD in der Praxis!
Mahagonikorpus mit eingeleimtem Hals – das muss doch von Haus aus schon druckvoll und voller Sustain klingen, oder? Dem ist leider nicht so und ein wenig kann man die Kritiker verstehen, die dem EverTune System ein Beschneiden des Grundsounds vorwerfen. Akkorde und Töne stehen nicht besonders gut im Futter und sterben auch recht schnell wieder ab, Pluspunkte hingegen gibt es für das gute Ansprechverhalten (Attack) und die angenehme Bespielbarkeit, nach dem der aus den Fugen geratene Halswinkel korrigiert wurde. Ob dieser eher müde Grundsound nun speziell auf das EverTune System zurückzuführen ist, möchte ich hier nicht beschwören. Aber es erweckt doch stark diesen Eindruck.
Die Pickups geben sich alle Mühe, um den etwas schwächlichen Grundsound aufzupeppen – und es gelingt ihnen zum Teil auch ganz gut, obwohl auch sie dem Klang insgesamt keinen wirklichen Charakter bescheren. Hinzu kommen die Lautstärkeunterschiede zwischen den einzelnen Variationen der Schaltung, speziell die dünnen Singlecoil-Sounds der Duncan Solar Humbucker stehen in keinem Verhältnis zu dem Druck und der Lautstärke, den die beiden Kameraden als reine Humbucker entwickeln. Hier muss man also am Verstärker/Preamp mit einem lauteren Preset vorsorgen oder mit dem Volume-Pedal die Unterschiede ausgleichen.
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die UAD-Emulation eines Diezel Herbert Verstärkers benutzt, die Tracks wurden dann in Logic aufgenommen.
Diesmal kein Orange Micro Dark für die Soundbeispiele?
@uelef Nee, hab mal ein bissi mit den UAD Plugs rumgespielt :)