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Test: Solid State Logic SSL Native Plug-ins V6, Plug-ins

(ID: 235268)

SSL Native X-Phase

SSL Native V6 X-Phase

SSL Native V6 X-Phase

Wenn eine Live-Aufnahme mit mehreren Mikrofonen stattfindet, kommt es unweigerlich zu Phasenverschiebungen in den Aufnahmen, aufgrund der Position und Ausrichtung der Mikrofone zur Schallquelle.
Um dem entgegenzuwirken, gibt es X-Phase, das sogar ein technisches Dual-Delay mit 2 Sekunden Verzögerung oder dem entsprechenden Äquivalent in Samples, Meter oder Fuß. Damit lassen sich eventuelle Laufzeitunterschiede auszugleichen. Eine weitere Besonderheit ist die separate Einstellbarkeit der Phase für den linken und rechten Kanal. Damit lassen sich also auch Stereoaufnahmen bearbeiten.

Nicht ganz ersichtlich auf den ersten Blick ist die Funktion des All-Pass-Filters.
Die Idee ist, durch dieses Filter bestimmte Frequenzen in Relation zueinander zu cerzögern.
Das Gleiche geschieht im Übrigen auch in der Frequenzweiche eines Zweiwegelautsprechers. Selbst die beste Frequenzweiche kann nicht verhindern, dass bestimmte Frequenzen sowohl vom Hoch- als auch vom Tieftöner wiedergegeben werden, was zu einem Kammfilterffekt führt. Das All-Pass-Filter versucht nun, dass diese Frequenzen wenigstens gleichzeitig abgestrahlt werden, um die Kammfilterung zu vermeiden. Bei Zweiwege-Boxen hört man dann an der Crossover-Frequenz der Weiche entweder ein Loch oder einen Boost, je nach Design und Preislage. Das ist der umgekehrte Weg des Einsatzes von X-Phase. Soweit das Handbuch dazu.

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Im Studioalltag kann das hilfreich sein, wenn z. B. ein Overhead-Mikrofon mit dem Direktabgriff kombiniert werden soll. Die gleiche Phasenlage des Mikrofonsignals kommt „deutlich“ später im Rechner an. Mit X-Phase lassen sich also Laufzeitunterschiede wie Phasenverzögerungen exakt einstellen. Ein extrem hilfreiches, rundum empfehlenswertes Werkzeug für jeden, der mit Mikrofonaufnahmen arbeitet. Oft genau so unterschätzt wie die Behandlung der Raumakustik.

SSL Native X-Saturator

SSL Native V6 X-Saturator

SSL Native V6 X-Saturator

Der Sättigungseffekt ist ein einfach gehaltenes Plug-in mit einem Harmonics-Parameter zum Hinzufügen oder Wegnehmen von Harmonischen der 2. und 3. Ordnung, während Depth die Lautstärke der generierten harmonischen Verzerrung festlegt und Shape neue Obertöne hinzufügt. Insgesamt eine gute Ergänzung, besonders zum X-Comp.

SSL Native X-Valve-Comp

SSL Native V6 X-Valve-Comp

SSL Native V6 X-Valve-Comp

Dieses Plug-in ist eine Variation des X-Comp. Die Unterschiede liegen in dem Dry/Wet Regler, dem Side-Chain-Eingang und dem Auto-Gain zum automatischen Anpassen der Aufholverstärkung sowie einer Taste zum Aktivieren der Röhrenemulation.

Warum X-Valve Comp als separate Plug-ins ausgeführt werden und nicht in X-Comp integriert sind, ist mir allerdings nicht wirklich ersichtlich. An der verbrauchten Rechenleisung kann es wohl nicht liegen, die liegt bei allen Plug-ins unter 0,3 %.

Der X-Valve Comp ist wohl eher für Mixing-Aufgaben gedacht, denn er hat alle Eigenschaften, die dem X-Comp dafür fehlen. Da wollte SSL offensichtlich noch was im Portfolio haben.

Klang

Im Vergleich zum X-EQ klingt der Channel Strip wesentlich runder und musikalischer. Der X-EQ klingt in den Beispielen in Darstellung der Höhen britzeliger und dünner. Das ist aber wohl ehr dem Ausgangsmaterial und dessen Bearbeitung geschuldet. Ein Vergleich mit Flux Epure weist aber auch den X-EQ in Sachen Transparenz und Musikalität in seine Schranken. Auch bei einem Vergleich mit dem EQ des kürzlich getesteten Evo-Channel von Flux kann der X-EQ nicht triumphieren. All diese EQs haben nicht-entzerrte EQ-Kurven.

Ein Vergleich mit DDMF LP10, Sonnox Dynamic EQ und Eiosis AirEQ, also EQs mit entzerrten EQ-Kurven, offenbart aber auch eine sehr ähnliche Britzeligkeit wie beim X-EQ. Was wohl für den X-EQ und sein korrekte Darstellung des Audiomaterials spricht.

In Sachen Transparenz und Neutralität lassen die drei entzerrten EQs allerdings den X-EQ ein ganzes Stück hinter sich. Bei diesen hat man eher Eindruck, dass die Britzeligkeit von Audiomaterial herrührt und nicht vom EQ, obwohl der Dynamic EQ die Höhen nicht so britzelig darstellt wie die anderen EQs und der X-EQ.

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Unterm Strich bestätigt das aber eigentlich nur, wie gut sich der X-EQ über die Jahre geschlagen hat auch wenn er inzwischen ein wenig abfällt. Benutzbar ist der X-EQ vom Klang aber auch bei kritischen Aufgaben allemal, auch wenn meine digitalen Präferenzen inzwischen bei entzerrten EQ-Kurven liegen.

Der EQ des Channel-Strips ist aber schon eine kleine Offenbarung. Mit seiner extrem musikalischen und rund klingenden Art lässt sich schon nachvollziehen, warum der SSL-Sound so beliebt ist. Auch der Kompressor des Channel-Strips mag zu überzeugen und ermöglicht eine schöne, transparente, aber dennoch musikalische Verdichtung des Klangmaterials. Kompressoren zu beurteilen, ist noch mehr eine Geschmackssache als EQs – und viele Plug-ins leben eher von ihrem Namen und den daran gehängten Vorurteilen oder Erwartungen.

Demzufolge kann ich nur zu Protokoll geben, dass mich auch der X-Comp absolut überzeugt hat. Er arbeitet mit der erwarteten Unsichtbarkeit einen Mastering-Kompressors. Die Bus- und Opto-Presets sind z. B. extrem transparent und klingen auch bei höheren Ratio-Werten noch gut. Doch lässt sich der X-Comp auch leichter als der Channel-Strip an die Wand fahren, weil er tiefere Eingriffe erlaubt.
Das kann man meinem persönlichen Favoriten, dem Bus Kompressor, nun wirklich nicht nachsagen – immer smooth, immer gut, immer einfach.

Was den X-Comp Valve angeht, trifft auf ihn effektiv das Gleiche zu wie auf den X-Comp. Der Unterschied, den der Valve-Taster macht, ist aber schon drastisch. Das Material wirkt sofort offener und durchhörbarer. Besonders den Höhen kommt das zugute. Das ist der Effekt, wenn eine Röhre zur Klangveredelung eingesetzt wird und nicht als Möchtegern-Effekt.

Die verbleibenden Strips und X-Plug-ins sind alle mehr oder weniger Variationen des Channel-Strips und des X-Comps, von daher fasse ich sie zusammen mit dem Urteil, dass sie alle sehr gute Helfer sind, die einem, vor allem bei Problemen mit akustischen Aufnahmen, zugute kommen. Eigentlich ist sogar eher so, dass meiner Meinung nach diese Plug-in das eigentliche Herz der SSL-Kollektion ausmachen, denn in solch ausführlichen Version findet man diese Problemlöser erheblich seltener als den nächstbesten guten EQ oder Kompressor.
Das Beste aber ist, dass Drum-Strip, Vocal-Strip, X-Phase nicht die Probleme für einen lösen wollen, wie es mach andere Plug-ins leidlich versuchen, sondern einem helfen, das Problem zu identifizieren und zu eliminieren und das ist es auch, was ihre Professionalität ausmacht.

Audiobeispiele

Die Audiobeispiele stammen vom Track „Leicht angebrannte Karföffelchenschalen“ vom aktuellen Opa Jott Album „Mondlixht“.
Die EQ-Beispiele sind alle nur mit dem Vocal-Track und den folgenden Einstellungen:
Frequenz 1786 Hz, Gain +11 dB, Q: 1.5 und sind darauf ausgelegt, dass die EQs das Audiomatierial grenzwertig überbetonen. Die Frage ist hier nur, wie gut der jeweilige EQ damit umgeht. Das Ergebnis mag durchaus Geschmackssache sein.

Die Kompressorbeispiele sind nur mit dem Instrumenten-Track und diversen Presets

Die Mix-Beispiele sind allesamt mit SSL Plug-ins.
Der Bus Compressor arbeitet mit einer Ratio von 1:20 bei einem Threshold von -14 dBFS,
greift also ordentlich in das Klanggeschehen ein.

Der Peak liegt bei ca. -5 dB.

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Fazit

Bis auf den beschriebenen Fehler im X-EQ sind die SSL Native Plug-ins auch nach 12 Jahren immer noch zu empfehlen. Wenn selbst Flux mit dem kürzlich getesten Evo Channel noch einen EQ mit nicht-entzerrten Antwortkurven auf den Markt bringen, was nun wirklich nicht mehr Stand der Technik ist, dann kann man sich auch über die SSL-Plug-ins nicht beschweren. Durchweg musikalisch und hochwertig im Klang, lassen sie kaum Wünsche offen, außer nach dem ein oder anderen Dry/Wet-Regler oder einem Side-Chain-Eingang. Was den Preis des Bundles anbetrifft, ist das natürlich ein Menge Holz und die Konkurrenz z. B mit FabFilter hart. Effektiv bietet auch der genannte Flux Evo-Channel alles, was das SSL-Bundle kann für ein Zehntel des Preises. Nicht ganz so ausführlich, ja, aber für den normalen täglichen Einsatz absolut hinreichend.
Dennoch ist der Preis von derzeit 1179,- Euro zusammen für die neun Plug-ins im Bundle fair, bei den Preisen für die Einzel-Plug-ins allerdings deutlich weniger attraktiv. Doch sollte aber auch der langjährige Support von SSL nicht vergessen werden. Das macht die Plug-ins zu einer guten Investition. Alles in allem ergibt das SSL Native Complete Bundle ein rundes Bild, das 3 Sterne verdient hat.

Plus

  • Klang
  • Umfang
  • CPU-Verbrauch
  • Gutes Handbuch

Minus

  • dunkle Oberfläche
  • zu kleine Schrift
  • Fehler in der Frequenzkurvendarstellung beim X-EQ

Preis

  • Native Complete Bundle: 1.179,- Euo
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    BÄM

    Ich frage mich, wie die Channels im Vergleich zu diesen hier abschneiden:
    (Anm.Der Red: Links wurden gelöscht, bitte Link-Shortener verwenden)

  2. Profilbild
    JohnDrum

    Die Teile kann man ja auch einzeln kaufen! Außerdem gibt es ab und zu gute deals. Letztes mal wurden einzelne Plugins auch weit unter 50.-€ verkauft!

  3. Profilbild
    SickOfSound

    Für mich der beste SSL Channelstrip – ich kann es nicht genau ausmachen warum, aber für mich klingt er besser als der von Waves und Plugin Alliance

    • Profilbild
      Mijago Shivago

      @SickOfSound Absolut der selben Meinung.
      Überhaupt liebe ich die SSL Plugin Reihe.
      Ich schlage immer bei einem sale von ihnen zu.
      Mir fehlen somit jetzt noch glaub 4 Stück dann ist die Sammlung komplett :)
      Auch wenn ich tatsächlich nicht alle benötige muss ich sie haben.
      Der Plugin Wahnsinn lässt grüßen.
      🕺

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