Magische Klänge per Magnet-Bow
Der Soma Flux Synthesizer ist ein innovatives elektronisches Musikinstrument, das mit einer berührungslosen Spielweise über zwei magnetische Bows völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. In diesem Testbericht erfährst du, wie sich der Flux in der Praxis schlägt, welche Klangvielfalt er bietet und warum er sich von herkömmlichen Synthesizern grundlegend unterscheidet.
Kurz & knapp: Soma Flux Synthesizer
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- Innovative Steuerung: Spiel mit zwei Magnet-Bows in der Luft.
- Vielseitiger Sound: Über 30 Synthese-Engines ab Werk.
- Hohe Ausdruckskraft: Dynamik, Bends und Modulation präzise spielbar.
- Bühnentauglich: Kompakt, robust und intuitiv bedienbar.
- Kein MIDI Out: Nur per optionaler Breakout-Box verfügbar.
Inhaltsverzeichnis
Soma Laboratory
Direkte und ungewöhnliche Interaktion mit dem Instrument – das ist der rote Faden des Romantic Engineering, der sich durch viele Entwicklungen von Soma Laboratory zieht. Auch der Soma Flux Synthesizer, die neueste Schöpfung von Vlad Kreimer, folgt diesem Ansatz.
Die Klangerzeugung erfolgt digital, wie schon bei anderen Soma-Instrumenten wie The Pipe oder Terra. Ich durfte Kreimer auf der letzten Superbooth persönlich erleben und war beeindruckt von der Tiefe seiner Visionen. Ausdruck, Performance und eine möglichst unmittelbare Verbindung zwischen Spieler und Instrument stehen bei ihm stets im Mittelpunkt.
Dieser Test soll zeigen, wie sich das beim Soma Flux konkret äußert – und wie viel Potenzial in diesem ungewöhnlichen Synthesizer steckt.
Soma Flux Synthesizer
Unpacking und erster Eindruck
Das Instrument besteht aus einem elegant gekanteten, schwarz beschichteten Metallgehäuse mit den Abmessungen 1000 × 114 × 30 mm. Auf der Oberseite ist ein Notenbereich durch aufgedruckte weiße Balken markiert. Dieser umfasst 37 Einzelnoten und entspricht in seiner Anordnung mit Halbtonintervallen der einer herkömmlichen Keyboard-Tastatur.
Links davon befindet sich eine 8 × 8 LED-Matrix, die Informationen in Form eines Displays ausgibt. Daneben sind drei weitere weiße Balken angeordnet – der sogenannte Timbre-Bereich –, von denen einer eine LED in der Mitte trägt.
Unter den Balken und der LED-Matrix befinden sich insgesamt acht halbkugelförmige Metallknöpfe, die auf Berührung reagieren.
Soweit zum User-Interface – die Anschlüsse sind an den Seitenflächen untergebracht: Auf der linken Seite befinden sich zwei Audioausgänge im Klinkenformat, ein Netzschalter sowie eine Netzteilbuchse. Rechts sind zwei Klinkenbuchsen zum Anschluss eines Kopfhörers und eines Sustain-Pedals sowie ein USB-Port für den Anschluss eines USB-Sticks zu finden.
Im Lieferumfang enthalten sind zudem das Netzteil, die Magnet-Bows sowie eine kleine Quickstart-Karte, die die wesentlichen Bedienschritte zusammenfasst und gerade für den Einstieg sehr hilfreich ist.
Das Instrument selbst ist hochwertig und professionell verarbeitet und wirkt trotz seines geringen Gewichts von nur rund 1,7 kg absolut roadtauglich.
Wird das Flux regelmäßig transportiert, empfiehlt sich der Kauf einer passenden Softbag oder eines Cases im Soma-Shop.
Ein direkt nach dem Auspacken auftauchendes Thema ist die Aufstellung des Gerätes. Zwar lässt sich der Flux problemlos auf einem Tisch platzieren, allerdings besitzt er auf der Unterseite keine Gummifüße. Für dieses Szenario sollte man unbedingt selbstklebende Gummifüße anbringen.
Ideal ist das Flux jedoch für die Platzierung auf einem Stativ. Soma bietet dafür einen Adapter zur Befestigung auf einem Lautsprecherständer an. Es empfiehlt sich also, bei der Anschaffung auch die Aufstellung zu bedenken und gegebenenfalls entsprechendes Zubehör direkt mitzubestellen.
In meinem Fall habe ich kurzerhand aus dem Fuß eines ausgemusterten IKEA-Computertisches einen passenden Ständer für das Flux gebaut – manchmal muss man eben improvisieren.
Erste Schritte
Ist der Soma Flux einmal standsicher aufgestellt und entsprechend verkabelt, kann man sich an die ersten Schritte wagen. Nach dem Einschalten durchläuft das Gerät eine kurze Kalibrierungsroutine und ist anschließend betriebsbereit.
Flux orientiert sich laut Handbuch an Instrumenten wie der Violine oder der menschlichen Stimme. Das erste anspielbare Patch erinnert klanglich jedoch eher an einen Urahn der elektronischen Musikinstrumente – das Theremin.
Im Gegensatz zum Spiel eines originalen Moog-Theremins erzielt man mit dem Flux jedoch sofort erste Erfolgserlebnisse.
Mit jeweils einem zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmten Magnetkegel schwebt man über die Spielfläche im Notenbereich. Je näher man sich der Mittelachse des Geräts annähert, desto lauter wird der Klang. Auch die Entfernung des Kegels zur Oberfläche beeinflusst die Klangcharakteristik. Schwenkt man den Kegel seitlich, lassen sich Vibrato- oder Bend-Effekte erzeugen.
Die beiden Pole des Magnetkegels sind farblich markiert. Verwendet man den schwarzen Pol, werden die Töne eine Oktave tiefer ausgegeben. Mit etwas Übung lassen sich so sehr kontrollierte Bends und Ausdrucksnuancen erzeugen.
Mit dem in der linken Hand eingeklemmten Bow kann man über den Timbrebereich mit den drei markierten Strichen je nach Programm verschiedene Klangparameter beeinflussen oder man kann den zweiten Bow ebenfalls über den Notenbereich navigieren und zweistimmig performen.
Mit dem in der linken Hand gehaltenen Magnet-Bow kann man über den Timbre-Bereich mit den drei markierten Balken – je nach Programm – verschiedene Klangparameter steuern. Alternativ lässt sich auch der zweite Bow über den Notenbereich führen, um zweistimmig zu spielen.
Bedienung und tiefere Einblicke
Maximal 37 Synthese-Engines können im Speicher des Flux abgelegt werden. Jede dieser Engines ist als eigenständiges Instrument zu betrachten. Über den USB-Stick lassen sich per Firmware-Update weitere Algorithmen und Engines ergänzen.
Ab Werk sind bereits 33 Engines vorinstalliert. Der Wechsel erfolgt durch gleichzeitiges Berühren des A-Buttons und Positionieren des Magnet-Bows über dem entsprechenden Notenwert – daher auch die Beschränkung auf 37 Algorithmen, da nur 37 Notenwerte abgefragt werden können. Die Auswahl reicht von Vox und Pipes über perkussive Klänge, pianoartige Sounds, virtuell-analoge Syntheseformen bis hin zu Effekten und chaotischen Klangstrukturen.
Jeder Algorithmus kann bis zu acht Variationen (A–H) enthalten, die durch Berührung der Taste V in Kombination mit dem Magnet-Bow ausgewählt werden.
Über die drei Streifen links der LED-Matrix, die als Timbral Keyboard bezeichnet werden, lassen sich bis zu zwölf Syntheseparameter mit dem in der linken Hand geführten Magnet-Bow steuern. Jede Seite der Mittelachse kann einen Parameter beeinflussen; wendet man den Magnet-Bow, lassen sich weitere sechs Parameter ansprechen. Auch hier kann der Bow gekippt und geschwenkt werden, um Parameter manuell zu modulieren.
Die Zuordnung der Parameter zu den drei Strips ist vom Benutzer nicht veränderbar und fester Bestandteil des jeweils gewählten Algorithmus. Eine vollständige Liste der Algorithmen samt der zugeordneten Parameter des Timbral Keyboards ist auf der SOMA-Homepage abrufbar.
Auch weitere Einstellungen wie analoge und digitale Lautstärke (V), Release-Zeiten (R), Effektparameter (S), Transposition (T), Presets (P), die Quantisierung der magnetischen Abfrage, die Perkussion (ebenfalls P – eine Art Anschlagsdynamik) und weitere Parameter lassen sich über eine Kombination aus Tastberührung und Positionierung des Magnet-Bows über bestimmten Notenwerten vornehmen. Ergänzende Informationen wie grafische Darstellungen und Zahlenwerte werden dabei über die kleine LED-Matrix angezeigt.
Unter der LED-Matrix befinden sich zwei unbeschriftete Sensorflächen, über die sich unter anderem die Quantisierung der Abfrage sowie ein Plucked Mode aktivieren lassen, bei dem der Attack kurz und prägnant ausfällt. Zusätzlich lässt sich ein duophoner Mode aktivieren, in dem auch der zweite Bow Notenwerte triggern kann.
Darüber hinaus gibt es einige spezielle Tastenkombinationen, etwa das Stummschalten von Noten durch gleichzeitiges Berühren der Tasten R und S. Auch an Linkshänder wurde gedacht: Der Flux lässt sich in einen Left-Handed-Mode versetzen, bei dem das Gerät gespiegelt aufgestellt wird und die linke Hand zur Tonerzeugung dient.
Alle diese Funktionen und Tastenkombinationen sind auf der kleinen, aber äußerst hilfreichen Quickstart-Karte zusammengefasst – ein praktischer Spickzettel, den man gerade zu Beginn stets griffbereit haben sollte.
Insgesamt ist das Bedienkonzept durchdacht und gelungen und „flüssig“ – eben FLUX oder auch, es flutscht.
Preset- und Speicherverwaltung
Hat man einen Algorithmus nach den eigenen Vorstellungen angepasst, lassen sich die Einstellungen als Preset in einem der 37 Speicherplätze ablegen. Das ist zwar nicht besonders viel, aber durch die Methode des Aufrufs – den normal gehaltenen Bow in Kombination mit der Berührung der Taste P – begründet. Für eine Live-Performance ist dieser Umfang in der Regel völlig ausreichend.
Im Studioeinsatz können über einen angeschlossenen USB-Stick bis zu zehn Soundbänke mit jeweils 37 Presets verwaltet werden – das sollte für die meisten Anwendungen mehr als genügen.
Der Flux verfügt zudem über eine integrierte Speicherbatterie, sodass das Gerät stets mit den zuletzt verwendeten Einstellungen startet.
Versuch einer Beschreibung und Einordnung
Ich habe definitiv eine Vorliebe für alternative Controller zur Steuerung synthetischer Klänge und habe im Laufe der Jahre viele davon ausprobiert – einige sind bis heute in meinem Setup im Einsatz: Charlie Lab Digitar, Eigenlabs Tau, Haken Audio Continuum, Zendrum, Embodme Erae, Roli Seaboard, Expressive Osmose – all diese Controller eröffneten neue Ausdrucks- und Spielweisen.
Der Soma Flux fügt sich nahtlos in diese Reihe innovativer Instrumente und Interfaces ein. In puncto Feingefühl, dynamischer Ausdrucksfähigkeit und Reaktion auf den Spieler ist der Flux ganz großes Kino. Das Spielkonzept mit den beiden magnetischen Bows ist durchdacht und rundum gelungen. Nicht alle Algorithmen haben mich auf Anhieb überzeugt, doch nach intensiverer Auseinandersetzung zeigt sich: Es handelt sich ausnahmslos um großartige Klangwerkzeuge, die entdeckt und gemeistert werden wollen.
Wer je an einem Moog Etherwave Theremin gescheitert ist – mangels Virtuosität à la Clara Rockmore – wird mit dem Flux seine helle Freude haben. Er macht schlicht und einfach enorm viel Spaß beim Spielen.
Ja, da hat die Firma SOMA wieder ein interessantes Instrument hergezaubert. Sieht aus wie ein Gitarrenhals bzw. erinnert an ein Theremin ohne Antenne.
Ob das mit den Magneten wirklich so innovativ zum Benutzen ist, wird sich zeigen. Ich glaube da ist sicher eine steile Lernkurve so mal für Just 4 Fun kaufen werden sich viele überlegen.
Aber nichtsdestotrotz weiter so Val👏
Interessantes Gerät. Hat es denn einen MIDI-In um es von der DAW ansteuern zu können?
Leider wird im Artikel nicht auf die Synthese-Engines eingegangen. Zumindest eine einfache Liste wäre schön gewesen.
@Mac Abre Nein, kein Midi In. Da die Syntheseengines speziell für die Spielweise mit den Bows entwickelt und abgestimmt sind, stellt sich auch die Frage, ob das sinnvoll ist. Midi Out und CV Steuerung ist optional möglich.
Eine Liste der Algorithmen ist auf der Homepage von Soma abrufbar.
@toneup Natürlich ist das sinnvoll. Wenn ich etwas in der DAW aufzeichne, möchte ich es auch wiedergeben können. Wenn das schon nicht möglich ist, ist der Synth für mich leider vollkommen nutzlos. Sehr, sehr schade.
@Mac Abre Derzeit ist das nicht möglich, aber die Breakoutbox die an den USB Port angeschlossen werden kann, ist ja noch in Entwicklung. Diese soll 12 CV-Ins und Outs und ein MPE Midi Out aufweisen, vielleicht bekommt sie ja auch ein MPE In. Derzeit geht nur Audio aufnehmen.
@toneup Wollen wir mal hoffen.
Ich konnte den Stand auf der Superbooth betrachten und zwei Vorführungen anschauen. Leider nicht selber testen. Ich fand die Vorführung eher ernüchternd. Ich empfand es jetzt nicht unbedingt so, dass ich da etwas herauskitzeln könnte, was ich nicht auch mit einer normalen Tastatur hinbekommen könnte. Im Gegenteil. Oft war der ein oder andere Ton – natürlich – neben der Spur. Von daher denke ich mal sehr stark Gehörabhängig und viel Übung.
Das hatte ich allerdings bei vielen „Spezialtastaturen“ vor Ort. Alles nicht sehr Praxistauglich und für ein „Nebengerät“ in der Regel viel zu teuer.
Aber natürlich immer schön, wenn man mal was versucht, was eben noch nicht auf dem Markt ist.
@Andreas Da wurde am feintuning nachgebessert. Das Flux korrigiert die Eingaben und ab Werkseinstellung erzielt man sehr schnell gute Ergebnisse. Auch Freunde die das Flux zum ersten mal probiert haben, kamen sofort damit zurecht. Ob einem das Spielerlebnis und der musikalische Output das Geld wert ist, ist eine subjektive Entscheidung, klar.