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Test: Sonic Farm Xcalibur JC, Saturation Mikrofonvorverstärker

Mit Verzerrung zu ungeahnten Klängen!

2. Januar 2023
sonic farm xcalibur jc test

Sonic Farm Xcalibur JC, Saturation Mikrofonvorverstärker

Wie sich die Zeiten doch ändern. Über Dekaden hinweg unternahmen Tontechniker aller Couleur alles , was man sich vorstellen konnte, um Übersteuerungen und Verzerrungen aller Art aus den Aufnahmen zu verbannen, induzierte doch gerade in den Anfangstagen der Aufnahmetechnik das analoge Equipment auf Röhrenbasis nahezu eine latente Sättigung, was jedoch gerade im Summenbereich für eine nicht zu unterschätzende Verdichtung des Materials und eine damit einhergehende erste „Mastering-Stufe“ sorgte, lange bevor dieser Produktionsschritt als fester Bestandteil einer Tonaufnahme eingeplant wurde. Übersteuerungsfestes Equipment stellt heutzutage keine Besonderheit mehr dar, vielmehr versucht man zuweilen mit einem dedizierten Halbwellenschnitt an der richtigen Stelle dem Klangmaterial den entscheidenden „Kick“ zu verpassen. Die kanadische Firma Sonic Farm führt mit dem Sonic Farm Xcalibur JC einen Saturation-Preamplifier in ihrem Portfolio, der weit mehr Alleinstellungsmerkmale bietet als nur Saturisation.

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Sonic Farm Xcalibur JC Test

Sonic Farm Xcalibur JC

Das Konzept des Sonic Farm Xcalibur JC

Dass es sich bei dem Sonic Farm Xcalibur JC nicht um das übliche 19 Zoll Halbleiter-Equipment handelt, wird einem bereits während des Auspackens des Produktes bewusst. Mit einem Gewicht von knapp 8 kg und einer Einbautiefe von 34 cm wägt man eher eine Endstufe in dem 1 HE hohen Einschub, als einen typischen Preamp. Dennoch handelt es sich hier um einen 2-Kanal-Mikrofonvorverstärker und Saturator zur Bearbeitung von Mikrofon-, Line- und Instrumentensignalen, der auf einer Class-A-Röhrenschaltung mit EF86 Röhren basiert.

Der Zusatz „JC“ steht für die Signature-Ausführung von Engineer und Produzent Joe Chiccarelli, der seine größten Erfolge mit Künstlern wie Alanis Morissette, Elton John, den Bee Gees, Journey und Frank Zappa feierte und dessen Name laut Wikipedia für über 50 Millionen verkaufte Alben steht, was ich mir aber kaum vorstellen kann, da allein der von ihm gemischte „Saturday Night Fever“ Soundtrack der Bee Gees alleine schon über 40 Millionen Einheiten abgesetzt hat. Gründe genug, dem Mann eine Signature-Version des regulären Xcalibur auf den Leib zu schneidern.

Eine der Besonderheiten des Sonic Farm Xcalibur JC ist die Kaskadierungsmöglichkeit der beiden Kanäle, die sich durch einen Minischalter in der Mitte des Frontpanels aktivieren lässt. In diesem Fall kann man auch die beiden Sättigungsstufen zu einem amtlichen Distortion aufblasen. Dass man sich bei Sonic Farm viele Gedanken um die Übersteuerung gemacht hat, zeigt nicht nur die Verwendung der beiden Pentoden pro Kanal in Form von bis zu 68 dB Gain für Mikrofoneingang und 48 dB für Line- und Instrumentensignale, sondern auch die wahlweise Verwendung von FET-Transistoren für die Verzerrung. FET-Transistoren zeichnen sich bei der Übersteuerung unter anderem dadurch aus, dass sie jenseits der 0 dB nicht die harsche Verzerrung regulärer Transistoren vermitteln, sondern vielmehr eine deutlich weichere Verzerrung erzeugen, die einer Röhrenverzerrung nicht unähnlich ist. Die Ausgangspegel der Kanäle sind getrennt regelbar, wobei der Preamp mit Cinemag Ausgangsübertragern arbeitet.

Sonic Farm Xcalibur JC Test

Sonic Farm Xcalibur JC Profil

Das Frontpanel des Sonic Farm Xcalibur JC

Wer nun einen reinen 19 Zoll Verzerrer erwartet, wird sich getäuscht sehen. Eine stattliche Anzahl von Reglern und Schaltern auf dem Frontpanel vermittelt ebenso, dass es dem Sonic Farm Xcalibur JC ebenso um eine hochwertige Preamp-Funktion geht. So offerieren die ersten drei Druckschalter auf der linken Seite die Standards Phantomspeisung (48 V), einen PAD Schalter von 15 dB und einen Instrument-Wahlschalter, der den Eingang auf die frontseitige Klinkenbuchse legt.

Die folgenden drei Drehregler „CLN“ (Clean), „DRV“ (Drive) und „BLD“ (Blend) bilden im Zusammenspiel mit mehreren Kippschaltern die Basis für den Grad und die Art der Verzerrung in Kooperation mit dem cleanen Signalanteil, wobei eine zweifarbige LED rot/grün den Eingangspegel widerspiegelt. Achtung, die Art der Verzerrung im roten Bereich ist nicht gewünscht, sondern zeigt nur an, dass der Eingangspegel zu hoch ist. Es folgt ein weiterer Wahlschalter bzgl. des Outputs, bei dem man zwischen einem Low-Distortion Solid-State IC oder einem Übertrager wählen kann, gefolgt von einem Phasenschalter.

Die obere Reihe des Xcalibur JC wird von insgesamt 7 Kippschaltern dominiert, die allesamt über drei Schaltungszustände verfügen. Angefangen mit einem Fat-Shelving-Preset-Boost und Gain-Max-Schalter auf der linken Seite, bietet der in der linken Position (Fat) eine niederfrequente Shelving-Anhebung ab 300 bis 1.000 Hz, je nach Einstellung des Gain-Schalters zwei Positionen weiter rechts, wobei eine niedrigere Verstärkung einer höheren Eckfrequenz und folglich einer stärkeren Bassanhebung entspricht. Dieses Filter verwendet keine separate Stufe, sondern nutzt die Clean-Röhrenverstärkungsstufe. Der Boost-Pegel kann mit dem linken der beiden Trimmpotis eingestellt werden, die von einer oberen Klappe aus zugänglich sind und sich zwischen den Boost-Schaltern etwa 1 cnm von der Frontplatte entfernt befinden. Die maximale Verstärkung hängt zudem auch vom Gain-Schalter ab, je niedriger der Gain-Schalter, desto mehr Bassverstärkung ist verfügbar, bis zu etwa 12 dB, 6dB/Oktave Steigung.

Die Hochfrequenz-Shelving-Anhebung ab 1 bis 8 kHz, hier als „AIR“ bezeichnet, ist ebenfalls abhängig von der Einstellung des Gain-Schalters, wobei eine niedrigere Verstärkung einer niedrigeren Eckfrequenz und folglich einer stärkeren Höhenanhebung entspricht. In der linken Position ist die Eckfrequenz um etwa 1,5 Oktaven niedriger als in der rechten Position. Dieses Filter wirkt auch auf die Verstärkungsstufe der Clean-Röhre. Auch hier lässt sich der genaue Einsatzgrad per Trimmpoti im Gehäuseinneren einstellen.

Sonic Farm Xcalibur JC Test

Sonic Farm Xcalibur JC, Rückseite

Nach besagtem GAIN-Schalter kommen wir zum Mikrofoneingangsimpedanzschalter „IMPED“. Je niedriger die Impedanz, desto höher ist die Last, die der Vorverstärkereingang auf das Mikrofon ausübt. Die Standardwerte sind 10 kΩ für die mittlere Position (HI), 900 Ω für die linke (LO) und 2.400 Ω für die rechte (MED). Der „PAD“-Schalter beeinflusst ebenfalls den resultierenden Mikrofoneingangsimpedanzwert. Eine Änderung der Eingangsimpedanz beeinflusst eher den Klang von dynamischen Mikrofonen, bis zu einem gewissen Grad von Bändchenmikrofonen und in geringerem Maße oder gar nicht von Kondensatormikrofonen. Bei niedrigeren Impedanzwerten werden in der Regel die Höhen etwas zurückgefahren.

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Ein anschließender Hochpass schneidet wahlweise bei 160 Hz (Pos. 1) bzw. 80 Hz (Pos. 2) mit 6 dB/Oktave ab. Von diesem Hochpass wird nur das cleane Signal bearbeitet. Der anschließende ODf/ODf1-Schalter ist ein Hochpassfilter vor der Overdrive-Stufe, der nützlich sein kann, wenn zu viele Bässe oder tiefe Mitten auf die OD-Röhre treffen und zu viel „Matsch“ verursachen. Man kann in diesem Fall die unerwünschten Bässe oder Mitten mit diesem 6 dB/Oktave Filter mit geringer Flankensteilheit abschwächen. Die einzelnen Stellungen ermöglichen: voll eingeschaltet (links); Bässe und tiefe Mitten abgeschwächt (Mitte) und nur Bässe abgeschwächt (rechts). Je nach anliegendem Instrument lassen sich hier interessante Effekte insbesondere im LoFi-Bereich erzielen. Ein weiterer Punkt in der Klangformung bietet der OD+ Schalter. Er beeinflusst den Grad und die Qualität der Sättigung. Die mittlere und die linke Positon beinhaltet zwei Verstärkungsstufen des Röhrenverzerrers. Die rechte Position (2) fügt zusätzlich die JFET-Clipping-Stufe nach den Röhren hinzu.

Sonic Farm Xcalibur JC Test

Sonic Farm Xcalibur JC, Diagramm

In der JC Signature Ausführung kommt noch der ODf2 zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um ein Post-Drive-Tiefpassfilter mit einer Vormischung von 3 Positionen: 5,5 kHz, 12 dB/Oktave (links), 18 kHz (Mitte) und 1 kHz, 6 dB/Oktave (rechts). Die erste Position kann verwendet werden, um brummende Verzerrungen zu unterdrücken, die bei der Verarbeitung einiger Signale auftreten können. Die mittlere Position ist aufgrund seiner Einsatzfrequenz von 16 kHz praktisch ein Bypass. Die rechte Position ist nützlich, wenn man etwas Sättigung hineinmischen möchte, um etwas größer und fetter klingen zu lassen, ohne dass die Verzerrung zu offensichtlich wird.

sonic farm xcalibur jc test

Welche Anschlüsse bietet der Xcalibur JC?

Die Rückseite des Sonic Farm Xcalibur JC ist schnell abgehandelt: 6x XLR, 4 In, 2 Out, L/R-Mikrofon, L/R-Line, Ground-Lift, Hauptsicherung, Netzwahlschalter, Kaltgerätebuchse. Übersichtlich, selbsterklärend, gut!

Wie man sieht, verfügt der Sonic Farm Xcalibur JC über eine sehr umfangreiche Signalbearbeitung, was eine umfassende Klangbearbeitung ermöglicht. In Anbetracht der vielen Obertonmöglichkeiten, was ein verzerrtes Signal offeriert, wahrlich angemessen.

Einsatz des Sonic Farm Xcalibur JC

Mit dem wohl schwergängigsten On/Off-Schalter, den ich in meinem Leben je bewegt habe, starten wir den Sonic Farm Xcalibur JC und werden mit einem kräftigen roten Leuchten empfangen. Um es direkt vorneweg zu sagen, als Mann der 6 Saiten zaubert mir der Sonic Farm Xcalibur JC umgehend ein breites Lächeln ins Gesicht, da die Qualität der Verzerrung in der Tat hervorragend ist. Insbesondere bei Instrumenten, bei denen der Höhenanteil nicht zu stark ausgebildet ist wie zum Beispiel Hammond Orgel oder Hohner Clavinet erreicht das Produkt aus dem Stand sehr gute Sounds, die im Zerrgrad locker im Bereich eines High-Gain-Gitarrenamps liegen, allerdings mit deutlich weniger Nebengeräuschen. Inwieweit man hier noch eine(n) Speaker (-simulation) in den Signalweg hängen möchte, bleibt jedem selber überlassen, aber selbst ohne jegliche Klangbearbeitung wie in den Klangbeispielen überzeugt der Sonic Farm Xcalibur JC auf der ganzen Linie.

Natürlich kann das Gerät auch dezentes Anfetten im Bereich einer Bandsättigung, aber die hohen Gain-Reserven bieten in der Tat ein Alleinstellungsmerkmal im Preamp-Segment. Aufgrund der umfangreichen Filtermöglichkeiten ist wirklich für jeden etwas dabei und was an klanglichen Möglichkeiten eventuell noch fehlt, erledigt ein vor- oder nachgeschalteter EQ. Ein ganz hervorragendes Produkt!

Sonic Farm Xcalibur JC Test

Sonic Farm Xcalibur JC im Einsatz

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Fazit

Mit dem Sonic Farm Xcalibur JC hat der kanadische Hersteller einen hervorragenden Preamp mit dem Fokus auf Sättigung im Portfolio, der problemlos den Verzerrungsgrad eines hochwertigen Verzerrers erreicht. Die verwendeten Komponenten nebst Verarbeitung und klanglichen Möglichkeiten bewegen sich in der absoluten Topliga und ermöglichen charaktervolle und prägende Klänge, die auch dünnen Sounds auf die Sprünge helfen.

Ein Spitzengerät, absolute Empfehlung!

Plus

  • klangliche Möglichkeiten
  • Verarbeitung
  • verwendete Komponenten
  • Konzept

Preis

  • 2.969,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Die Orgel … hahaha … so geil! 😂

    Erst dachte ich: »Hat sich da Axel vertan? Das ist doch schon verzerrt!« Und dann beim anschließenden Soundbeispiel: »Ach so … OK, alles klar!« 😁

    Ich glaube, das Ding kann ’ne Menge Spaß bringen (hihi)! 😀

    • Profilbild
      SFA Europa

      @Flowwater Unbedingt! *jede Menge Spaß
      Danke für die Aufmerksamkeit,
      Dein Sonic Farm Audio Team für Europa,
      M

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @digital-synthologie Vielen Dank für den Test und die Klangbeispiele.

      Mich würde interessieren, was der wesentliche Unterschied zum Thermionic Culture Vulture ist, neben den Preamps. Da ich schon lange mit dem Culture Vulture liebäugeln tue.

      • Profilbild
        Axel Ritt RED

        Hallo Monoman,

        ich selber kann die Frage leider nicht beantworten, da ich den Thermonic noch nicht getestet habe.

        Der europäische Vertrieb des Xcalibur äußert sich bzgl. deines Anliegens wie folgt:

        „Was wir von einem lokalen Benutzer in Kanada gehört haben, ist, dass mit dem Culture Vulture die Dinge sehr schnell sehr verzerrt werden und dass das Einblenden von subtilem Schmutz ziemlich schwierig wird. Tatsächlich können Sie nicht die sauberen und die gesättigten Pfade mischen. Das war einer der Gründe, warum Sonic Farm den JC schon früh modifiziert hat, um eine subtile Sättigung zu ermöglichen.“

  2. Profilbild
    SFA Europa

    Unbedingt! *jede Menge Spaß
    Danke für die Aufmerksamkeit,
    Dein Sonic Farm Audio Team für Europa,
    M

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Pro Beispiel „nur“ Saturation, ohne dass es gleich zerrt, hätte ich gern gehört. Auch wenn es bei 3k€ erstmal beim Anhören bleibt.

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