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Test: SoundAndEffects – Synths of the 70s

Samples für Kontakt3

17. Mai 2008

Je weiter etwas im Lauf der Zeit zurückliegt, desto mehr neigt der Mensch dazu, sich mit verklärtem Blick daran zu erinnern. Das gilt für die erste Freundin genauso wie für das erste Auto oder den ersten Urlaub. In Wahrheit hatte das Mädel vielleicht mit schwerer Pubertätsakne zu kämpfen, das Auto war eine durchgerostete Hausfrauengurke und der erste Urlaub in Süd-Frankreich endete – nach 12-tägigem Dauerregen – mit einer fluchtartigen Abreise vom Campingplatz wegen drohender Überflutung des benachbarten Stausees. Kurz gesagt: Früher war alles besser – zumindest wenn man sich heute daran erinnert. Dieses Fazit gilt definitiv auch für Synths der Jahre 1970 + 10. Grund genug für Heerscharen von Sound- und Softwareprogrammierern, sich diese Instrumente zum Vorbild für mehr oder weniger gelungene virtuelle Abbilder zu nehmen. Die amerikanische Sound- und Softwarefirma „SoundsAndEffect“ hat nun einige der ARPs, Moogs, Oberheims und Genossen, die heute als würdige Vertreter des goldenen Zeitalters der Synthesizer verehrt werden, auf den Studiotisch gewuchtet. Ziel des Kraftakts: Erstellung von Sample Futter für die hungrigen Schlunde von Kontakt 2, der Standard-Sampling-Software von Native Instruments. Schauen wir also, ob sich die Belastung der Bandscheiben gelohnt hat.

Synths of the 70s - Instrument in Kontakt 2

Synths of the 70s – Instrument in Kontakt 2

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Wer ist Sounds And Effects ?

Da der Name der Anbieter dieser Sample-Sammlung vielen eher unbekannt sein wird, hier eine kurze Information (von der Website des Herstellers). Hinter SoundsAndEffects verbirgt sich der amerikanische Sound-Designer Terry Grame. Er zeichnete in der Vergangenheit verantwortlich für einige Sound-Libraries des EMU Emulator III, sowie weitere EMU Produkte wie den Proteus MPS, Vintage Keys, Proteus 2000, Audity 2000 und die Programmierung der bis heute einmaligen „Morphing Z_plane-Filter“ des EMU Morpheus. Sicherlich keine schlechten Referenzen.

Quellen der Freude

Wenn eine Samplingsammlung mit dem Titel Synths of the 70s bedacht wird, stellt sich automatisch die Frage: Welche der unzähligen in dieser Dekade erschienenen Synths haben ihre Spuren in dieser Soundsammlung hinterlassen ? Ein Blick ins Booklet würde uns helfen – wenn es eines gäbe! Schriftliche Dokumentation der Sample-Sammlung = Fehlanzeige. Also Silberscheibe ins Laufwerk und angeklickt. Doch auch hier: Fehlanzeige. Kein .pdf, das in irgendeiner Form den Inhalt der CD dokumentiert. Sorry, aber das ist nicht sparsam, das ist schlicht nicht akzeptabel. Erst eine kleine bescheidene ReadMe-Datei gibt verschämt etwas von dem Preis, was unter der Haube von „Synths of the 70s“ steckt. Möchte der User aber wissen, welches Sample von welchem Original-Instrument stammt, hilft nur ein Blick auf die Dateinamen und Verweise der CD-Rom. Also „Synths of the 70s“ enthält Samples vom ARP 2600, ARP Odessey, Oberheim SEM – Modul, Moog Opus 3 und Moog Minimoog. Die Samples sind organisiert in insgesamt 128 Sound-Presets für Native Instruments Kontakt 2/3 einschließlich 4 Bänken voller Drum-Sounds mit der Heimatanschrift 2600 ARP. Leider kann man nur etwa zwei von drei Sounds bereits am Namen ansehen, welchem der Analog-Boliden er entsprang. Mit einem kleinen Trick in NI Kontakt 2 (Umstellen des Pfades, der auf die Samples verweist), konnte ich vor dem Laden eines jeden Presets den Ordner identifizieren, wo die Samples abgelegt wurden und so den Synth-Namen identifizieren. Ergebnis: Die namhaftesten Synths der o.g. Auswahl sind auch am häufigsten vertreten. Rücken wir nun die Sounds der einzelnen Modelle in den Fokus.

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DSDSDS – Die Sounds der Synths der Siebziger

Nach Auskunft des Herstellers liegen alle Samples im Format 24Bit / 44 KHz vor. Ein Eindruck, der sich auch beim Hören der teilweise recht laut und kraftvoll klingenden Analog-Sounds bestätigt. Audiotechnisch ist man hier auf der Höhe der Zeit. Die mit Abstand meisten Sounds dieser Sample-Sammlung stammen vom Vater aller Synths, dem MiniMoog. Da ist alles dabei, was der virtuelle MOOG-Jünger verlangt. Fette Bässe, schneidende Lead-Sounds und auch die analoge Gebläsehalle wurde nicht vergessen. Zwischen diesen Sound-Klassikern, ohne die es nun mal nicht geht, haben sich auch einige – leider zu wenige – experimentellere Moog-Sounds geschmuggelt. An dieser Stelle sei auf die Audio-Beispiele verwiesen. Fast ebenso stark vertreten wie MiniMoog-Sounds sind Sounds des ARP 2600. Bei diesen liegt der Schwerpunkt zum einen eher auf Drum- und Effekt-Sounds sowie einigen Loops und Arpeggio-Phrasen. Mir persönlich haben einige der SEM-Modul Samples besonders gut gefallen. Der charakteristische Sound dieses eher exotischen Moduls ist deutlich vernehmbar und sticht daher aus dem übrigen Sound-Katalog heraus.

Analog get`s into Kontakt

An dieser Stelle sei nochmals daran erinnert, dass es sich bei „Synths of the Seventies“ um eine Sound-Sammlung für den Native Instruments Software-Sampler Kontakt 2/3 handelt. In der bereits erwähnten ReadMe-Datei, die sich auf der CD befindet, wird darauf hingewiesen, dass sich die Presets auch der Kontakt-eigenen Soundbearbeitung und FX-Tools bedienen. Auch auf der Website von Sounds And Effects wird “Syths of the 70s“ eher als virtuelles Sound-Modul denn als Sample-Sammlung beworben. Offen gesagt habe ich davon nicht viel entdecken können. Ein bisschen Low-Pass-Filter hier und ein wenig Hall dort. Das war es aber auch schon mit der Unterstützung des Gastgebers. Aber Achtung, dieses Statement ist als positiver Kritikpunkt zu verbuchen. Die Soundqualität der Samples sind allesamt so gut, dass sie, auch ohne dass Kontakt-Stützräder montiert werden müssen, ordentlich Fahrt aufnehmen. Ich denke für den ein oder anderen User ist es ein echtes Plus zu wissen, ich habe die gesamte Werkzeugkiste von Kontakt noch in der Schublade, wenn es den ehrwürdigen Herren der Analog-Fraktion mal an den Anzug gehen soll. Die Soundtools von Kontakt sind eindeutig eine Option – ein Kann, kein Muss. Und es ist zu begrüßen, dass die Ersteller des Klangmaterials sich auch offensichtlich auf die Qualität der Samples selbst konzentriert haben. Es gibt andere Soundbibliotheken, bei denen man nach Abschalten der internen FX-Batterien ein böses Hallo erlebt. Positiv aufgefallen ist mir in diesem Zusammenhang, dass Sounds&Effects den Zugriff auf die .wav-Basisdateien ermöglicht. So kann sich der Kontakt-User – ggf. unter Zuhilfenahme der Kontakt-Tools neue Klangschöpfungen aus den Basissounds zusammentricksen. Viele Library-Anbieter fahren an diesem Punkt eine wenige anwenderfreundliche Schiene.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    schöner Testbericht, allerdings finde ich unter dem Herstellerlink das Produkt nicht !

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    ….und wieder ne Library mit Moog, ARP, Oberheim……..
    Wo sind denn die Programmierer die mal wirklich innovative Ideen haben und diese auch Umsetzen können? Wenn schon Sampling dann bitte auch richtig mit ner anständigen Engine dahinter. Ich sag da mal Omnisphere.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Man kann ein brandneues Produkt mit teils neuen Ansätzen wie Omnisphere (ist ja noch nicht mal auf dem Markt) nicht mit einem Sampler vergleichen, schliesslich hat das Teil eine eigene, umfangreiche Synthese-Engine. Ist wie mit den Äpfeln und den Birnen.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @ Andreas. Ne so hatte ich das auch nicht gemeint. Meiner Meinung nach sind zu viele Librarys mit Moog und so weiter am Markt aber zu wenig neue Ideen wie z.B. Omnisphere. Die beiden miteinander zu vergleichen ist wirklich Äpfel mit Birnen.

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