Bring deinen Bass zum Krachen!
„Aha, mal wieder ne Basszerre …“, waren meine ersten Gedanken beim Öffnen des kleinen Pakets und Sichten dessen Inhalts, dem Source Audio AfterShock Bass Distortion. Ein kurzer Blick in die beigefügte englischsprachige Mini-Einführung belehrte mich dann schnell eines Besseren: Unter dem unscheinbaren Äußeren scheint sich einer der vielseitigsten und leistungsstärksten Bassverzerrer überhaupt zu verbergen. Man darf gespannt sein!
Die Hardware
Der Source Audio AfterShock Bass Distortion wird in einem schicken, schwarzen Pappkistchen geliefert. Zum Lieferumfang gehört neben dem eigentlichen Bodenpedal das passende Netzteil, vier selbstklebende Gummifüßchen sowie ein Stereokabel Mini- auf Standardklinke, womit man den Verzerrer an ein Smartphone anschließen kann. Die schick orangefarbene Alukiste misst kompakte 114 x 70 x 51 mm und wiegt leichte 270 Gramm und wird so zum gerne gesehenen (Dauer-) Gast auf jedem Pedalboard.
Auffällig für einen Verzerrer sind die in den Flanken eingelassen Buchsenpaare „Input 1 & 2“ und „Output 1 & 2“ , die auf einen möglichen Stereobetrieb hinweisen. Rückseitig befindet sich ein USB-Port, der Anschluss für das Netzteil sowie der sogenannte „Control-Input“, an den sich sowohl Expressionpedale und Controller (auch von Fremdanbietern) als auch der sogenannte Soundblox Neuro HUB, eine Art digitaler Switcher/Looper für bis zu 7 Effektgeräte von Source Audio, der dann MIDI, speicherbare Presets und diverse Controlleranschlüsse bereitstellt, anschließen lassen.
Source Audio AfterShock Bass Distortion Basspedal
Auf der Frontplatte des AfterShock geben zwei LEDs Auskunft über den Betriebsstatus des Gerätes. Die etwas Kleinere leuchtet bei Stromzufuhr, die Größere mittig montierte, wenn der Effekt aktiv ist. Drei verschiedene Grundsounds sind per Minischalter abrufbar:
- „Tube“, ein eher sanfter Röhrensound
- „Heavy“ als heftige, basslastige Zerre
- „Fuzz“ Highgain mit viel Sustain
Jeder Schalterposition kann am Gerät ein selbst erstelltes Preset fest einprogrammiert werden, die drei Werkssounds bleiben erhalten! Hierzu existiert der „Preset-Mode“, der durch ein Drücken > 5 Sekunden des Fußschalters ein- und ausgeschaltet wird.
Ansonsten gibt es vier Regler zum Einstellen der Verzerrung: „Drive“ für den Verzerrungsgrad, „Level“ für die Lautstärke, „Clean“, um den unbearbeiteten Basssound beizumischen und „Tone“ als klassische Höhenblende. Interessanterweise ist diese Belegung nicht in Stein gemeißelt, sondern lässt sich mittels einer App frei konfigurieren.
Der AfterShock Bass Distortion ist herausragend gut verarbeitet. Alle Kanten des Gehäuses wurden sorgsam verrundet, Potis, Schalter und Buchsen sind robust und hochwertig.
Die Neuro App Software
Der stolze Besitzer eines AfterShock Bass Distortion wird es sich sicherlich nicht nehmen lassen, die Neuro App, erhältlich für iOS und Android, auf sein mobiles Gerät zu laden. Das ist absolut empfehlenswert, da sich hier erst das volle Potenzial des unscheinbaren Bodentreters ausschöpfen lässt. Für diesen Test kam die iOS-App zum Einsatz.
Nach dem Herunterladen verbindet man den Kopfhörerausgang seines Handys durch das mitgelieferte Kabel mit „Input 2“ und es kann losgehen!
Die App enthält einen sehr umfangreichen Editor, eine Soundlibrary mit Sharing-Möglichkeiten für Anwendersounds und Zugriff auf Hardwareoptionen wie z. B. den Bypassmodus, der zwischen True Bypass oder Buffered Bypass umgeschaltet werden kann.
Die Möglichkeiten des Editors sind überwältigend und übersteigen zumindest meine bisherige Auffassung davon, was ein Verzerrer können sollte, um ein Vielfaches. Hier ist man nicht mehr auf „nur“ drei Verzerrergrundsounds beschränkt, man hat hier die Auswahl unter 44 (!) verschiedenen Verzerrern und umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten, hier sollten vor allem die beiden vollparametrischen Vierband-Equalizer und die Routingoptionen erwähnt werden.
Hier kommt die Stereo-Funktionalität des AfterShock ins Spiel. Die beiden Kanäle können mit verschiedenen Verzerrermodellen bestückt werden, um dann seriell („stacked“, also zwei hintereinander geschaltete Verzerrer), parallel, True Stereo, stereo in, mono out oder umgekehrt geroutet zu werden. So kann der Source Audio AfterShock Bass Distortion auch als Signalsplitter oder Signalmerger verwendet werden. Außerdem kann der zweite Kanal als Fx-Loop für einen externen Effekt verwendet werden, hier hat man wiederum die Wahl zwischen parallelem und seriellem Betrieb.
Außerdem gibt es ein regelbares Noisegate pro Kanal und die oben bereits erwähnte Möglichkeit, den Reglern für „Clean“ und „Tone“ andere Funktionen zuzuweisen.
Schade ist allerdings, dass der Editor nicht in Echtzeit funktioniert, sodass man zuerst den oder die gewünschten Parameter ändert und zunächst keine Veränderung am Sound hört, hierfür muss man erst den „Send All“ Button drücken. Das erstellte Preset kann man dann über den Soundbrowser mit anderen Anwendern teilen. Hier findet man auch unzählige Werkssounds und Anwenderpresets, die man per simplen Touch auf den AfterShock übertragen kann.
Sound & Praxis mit dem Source Audio AfterShock Bass Distortion
Ich habe es noch nicht erwähnt, aber wie man sich angesichts der überbordenden Funktionalitäten des AfterShock Bass Distortion schon denken kann, ist die Klangmanipulation rein digital. Ich bin wahrlich kein Freund von digitaler Verzerrung, Ampmodeling und Ähnlichem, muss in diesem Fall allerdings zugeben, dass sich auf diesem Gebiet offensichtlich sehr viel getan hat, denn das Ding klingt einfach geil! Und das nicht nur in Anbetracht der Vielseitigkeit, Programmierbarkeit und so weiter.
Alle Sounds, und das sind in Verbindung mit der Neuro App sehr viele, haben mich total überzeugt. Leicht angezerrte, bluesige Vintagesounds genauso wie moderne Vollbretter und Synthesizer-ähnliche Texturen. Nicht ausprobieren konnte ich die Controller-Funktionen in Ermangelung von kompatiblen Controllern. Die (iOS) App lief im Testzeitraum stabil und ohne Abstürze.
Diese Handy Anschluss Möglichkeit sehe ich eher als unglücklich. Lieber eine Kiste mit direktem Zugriff auf die Parameter.
Und wie soll das deiner Meinung nach aussehen? 54 Löcher in das Gehäuse bohren und dort Regler und Schalter einsetzen?? :D
Man muss ja kein Handy anschließen- die Kiste funktioniert auch so. Man hat halt dann nur den Zugriff auf einen Bruchteil des Potentials. Ich finde es eigentlich ganz ok gelöst, zumal alles stabil läuft. Alle Parameter im Hardwarezugriff würde dann als Bodentreter nicht mehr funktionieren, zwingend ein Display am Gerät erfordern und den Preis warscheinlich vervielfachen.
Ich meine nur, für mich persönlich ist das zu kompliziert, da gibt es z.b.den Boss me 50 B, das Ding kann noch 1000mal mehr auch ganz ohne 54 Regler! Aber Handy anschließen und Sound erst hochladen zum anhören, bähhh nee. Ich bin mir sicher es gibt gerade diese schnäkigen konservativen Bassisten sind doch den Gitarristen sehr ähnlich konservativ und wollen kein PC und auch kein Handy an ihr Equipment dran hängen, sondern direkt schrauben.
Ja, für Dich persönlich mag das zu kompliziert sein .. aber frag mal die Basser, nicht jeder möchte so nen Klotz wie das von dir angesprochene ME 50 B mitschleppen. Viele brauchen halt nur nen Zerrsound, abder der muss knallen. Und das der Sound vom ME 50 B besser sein soll, als der vom Aftershock .. das glaube wer will :)
Geht das auch für Gitarre ?
@Zwo5eins Spricht nichts dagegen, den Aftershock für Gitarre zu verwenden, alerdings gibt es für die komischen Instrumente mit den lächerlich dünnen Saiten auch ähnliche Verzerrer von Source Audio:
https://www.thomann.de/de/cat_amazona~ncxes.html?artid=10056&ar=368542
@Christian Spohn Vorsicht, werter Kollege mit der tiefer gestimmten Stromgitarre ;)