Einfach handbarer Loop-Player mit enormen Möglichkeiten
Seit 2005 ist das STYLUS RMX Plug-in von Spectrasonic nun schon auf dem Markt und hat sich seitdem eine große Fangemeinde erschlossen, wenn es darum geht Slices und Loops in Musikproduktionen zu verwenden. Vor allem für Remixes ist Stylus RMX ein extrem effektives und sehr einfach zu bedienendes Tool. Und obwohl Stylus RMX seit einiger Zeit zu den Legacy-Produkten von Spectrasonics gehört, werfen wir nochmals einen Blick darauf, denn tatsächlich läuft das Tool selbst unter aktuellen Mac-Betrioebssystemen problemlos. Aktuell steht der Update-Zähler 1.10 und neue Updates werden auch noch immer automatisch beim Start des Plug-ins angezeigt und installiert.
Inhaltsverzeichnis
Main & Mixer Page Stylus RMX
Stylus RMX startet auf der Mixer Page in der sich auf 8 Spuren Samples und Slices laden, arrangieren und verbiegen lassen. Die Umschaltung auf KIT auf dieser Seite erzeugt statt Spuren Notentrigger mit denen man einzelne Samples abfeuern kann.
Ein klassisches Beispiel für den Einsatz von Kits wäre die Verwendung von STYLUS RMX als 8-Sounds-Drummodul um selbst Grooves einzuspielen. Im Kit-Modus ist dann aber die Möglichkeit, weitere Loops parallel zu fahren, prinzipbedingt ausgeschlossen, da ja alle 8 Parts für ein Drumkit ausgenutzt werden. Der ‚Kit’-Modus wird auf der Mixer-Page eingestellt. Mittels Pop-Up habe ich sogleich Zugriff auf viele vorgefertigte Drumkits mit fertigen FX-Settings.
Der Mixer selbst ist völlig unspektakulär und beschränkt sich auf das nötigste: Alle Parts laufen hier zusammen, lassen sich muten, Solo schalten, in der Lautstärke anpassen und können mit Aux-Send-Effekten versehen werden. Eine weitere Klangbearbeitung der Parts ist nicht vorgesehen. Etwas unlogisch ist das Interface in Bezug auf die Master-Effekte. Der einzige Zugang besteht über die FX-Page.
Edit Page des Stylus RMX
Jeder Part hat voneinander unabhängige seine eigene Edit-Pag mit je 3 LFOs, 3 Filtertypen und 3 Envelopes.. Die Filterqualität ist für Samplebearbeitung richtig gut und gönnt sich wenig CPU-Leistung. Ansonsten finden sich Pitch, Volume, ein Part-Masterfilterregler und ein Emphasis-Regler, der sich als Drive entpuppt. Kleiner Kritikpunkt: Für eine Vorher/Nachher-Beurteilung wäre ein Undo- oder Bypass-Button, der sämtliche Änderungen wegnimmt, nützlich gewesen. Wem das alles zu kompliziert ist, drückt oberhalb der Edit-Page auf ‚Easy’ und bekommt die wichtigsten Regler für Lautstärke, Pitch, Masterfilter usw. übergroß auf den Bildschirm.
Die Effektseite von Stylus RMX
Über den FX-Button erreiche man die FX-Page, die 3 Insert-Effekte je Part, 4 Aux-Send-Effekte mal drei für den Mixer und noch mal 3 Master-Effekte für die Stereosumme bereithält. Das sollte nun wirklich reichen.
Die Auswahl an Effekten beträgt zwischenzeitlich 32 verschiedene Effekte, teileweise stammen diese direkt aus der Omnisphere-Lib und klingen erstaunlich gut. Die Auswahl ist reic hhaltig und auch enthält auch Exoten wie ein hut klingendes Spring Reverb. Leider können die getroffenen Effekteinstellung nicht seperat abgespeichert werden.
Spannend sind die Zuweisung von Effekte zu zu Gruppen und sogar zu Noten:
Chaos Funktion für lebendige Grooves
Der Chaos- Designer dient in erster Linie der bequemen Variation dumpf vor sich hinplätschernder Loops. Dem Zufall wurde hier laut Spectrasonics in musikalischer Weise nachgeholfen. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl lassen sich wirklich subtile bis extreme Änderungen erzeugen. Die Ergebnisse des kreativen Ergusses lassen sich mittels Capturing-Funktion für die Ewigkeit festhalten und schließlich mit Drag und Drop als Fix-Fertig-Miraculi-Midifile in das Hostprogramm herüberziehen. Dort kann mit Schere und anderen Werkzeugen dem Zufall Zucht und Ordnung beigebracht werden.
Zur Auswahl stehen im Chaos Designer Variationen der Notenabfolge, Reverse, Pitch, Feel oder Dynamik einzelner Slices. Klingt alles sehr kompliziert, wird einem aber nach etwas Herumspielen völlig einleuchten. Die Eingabe erfolgt mittels Fadern und Knöpfen zur Differenzierung des Effektes innerhalb der gewählten Wahrscheinlichkeit – alles voneinander unabhängig und natürlich für jeden Part des Stylus RMX extra. Spectrasonics hat sich hier Beistand von Smartelectronics Entwickler Bram de Jong geholt, der schon seit längerem mit seinem SupaTrigga sein kreatives Chaos verbreitet. Den Basicloop habe ich einmal dezent mit etwas Pattern-Chaos aufgefrischt (Hörbeispiel 3_dezent PatternChaos) und den kompletten Loop etwas mehr verändert (Hörbeispiel 4_heftigChaos). Miteingewoben wurden Pattern-, Repeat-, Reverse- und Dynamik-Chaos.
Soundbeispiele direkt aus dem Stylus RMX
Gehen wir nochmals auf die Mainpage. Hier kann man direkt innerhalb der einzelnen Spuren auf Samples und Loops zweier mitgelieferter Soundpakete zugreifen. Einmal die SAGE Expansion-Libraries mit 6GB und die Core-Library mit 8GB. Eigene Samples lassen sich in einem User Ordner ablegen und ebenfalls hier aufrufen.
Ingo Barsekow hat uns in seinem Test 2005 ein aufschlussreiches Demo kreiert:
Wir wählen einen Basicgroove für Part 1, einen Percussionloop für Part 2, ein Gitarren-Loop für Part 3 und einen Elektroloop in Part 4. Die Gitarre wurde live – im Gegensatz zu den anderen Parts die im Slice-Modus arbeiten – im Groovemodus eingespielt. Dadurch können die verschiedenen Loopvarianten zum Beispiel auf der MIDI-Tastatur getriggert und Loops somit also auch innerhalb eines Parts kombiniert werden. Im Slice-Modus funktioniert das anders. Hier sind die einzelnen Scheibchen eines Grooves auf die Tastatur verteilt und als Einzelsound spielbar oder man überlässt den Groove eben der RMX-MIDI-Engine.
Ok, bei Popstars würde ich mit diesem Loop nach der ersten Runde rausfliegen. Ich hole mir einen Trainer in Form des Chaos Designers.
Der Chaos Designer ist für mich ein unbedingtes Highlight zur Vorbeugung langweiliger Grooves und wirkt wohltuend als Vorbereitung für das nun folgende Feintuning.
Den Underground-Loop auf Part 4 filtere ich in den Höhen, damit nicht zu viel Gezirpe in der Luft hängt. Zudem pitche ich ihn tiefer, damit sich die Gitarre tonal besser einfügt. Den Percussionloop auf Part 2 filtere ich moduliert durch ein schnell schwingenden LFO. Das sind zwar subtile Bearbeitungen aber seit versichert: Mit der Edit-Page sind völlig abgespacte Effekte möglich.
Stylus RMX bietet wirklich viel Flexibilität auf engstem Raum.
Der TIME DESIGNER in Stylus RMX
Bisher standen für die Variation eines Stylus-Loops nur zwei Ansätze zur Verfügung: Entweder man arrangierte die Slices des Loops manuell im Sequencer-Editor – ein oft mühsamer Prozess – oder man griff auf den Chaos Designer zurück, der zufällige, maschinenhafte Variationen erzeugte. Der Time Designer schließt diese Lücke, indem er schnelle und musikalisch durchdachte Anpassungen ermöglicht.
An dieser Stelle verweise ich auf den Test von Jim Eicke von 2009, der den Time Designer ausführlich vorstellt und dessen Möglichkeiten beschreibt.