Der neue Mic-Preamp von SPL
Der SPL P8 ist ein analoger 8-Kanal Mikrofonvorverstärker, der komplett diskret aufgebaut ist, also ohne integrierte Schaltkreise, sondern mit einzelnen Transistoren. Diesen Aufbau findet man üblicherweise nur in absolute High-End-Preamps, was den P8 natürlich sehr interessant macht. Dazu ist unser Testmodell mit einem optionalen 8-Kanal ADAT-Wandler ausgestattet, der einen sehr flexiblen Einsatzbereich garantiert. Lasst uns gemeinsam sehen, ob der neue SPL P8 einen Blick wert ist.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es beim SPL P8?
Der SPL P8 ist ein 8-Kanal Mikrofonvorverstärker, der preislich Mittelklasse-Segment positioniert ist. In der SPL-Hierarchie steht der P8 eine Stufe unter der Crescendo-Serie mit dem Duo und dem Crescendo 8, die beide mit der patentierten 120 V Technologie arbeiten, während unser Testmodell mit +/-18 V arbeitet.
Durch die Reduktion auf nur eine Höheneinheit im 19 Zoll Rackmount-Format bietet der P8 jede Menge Kanäle auf sehr kleinem Raum. Gemäß der neuen Designphilosophie des Herstellers aus Niederkrüchten in Nordrhein-Westfalen ist der P8 in Schwarz gehalten und mit farbig beleuchteten Schaltern ausgestattet.
Man kann den P8 bei SPL in zwei Varianten bestellen: Als „reinen“ 8-Kanal-Preamp oder als Version mit integrierter ADAT-Schnittstelle inklusive hochwertigem Wandler. Der eingebaute AKM AK5538 ADC-Chip wandelt analoge Audiosignale mit Abtastraten von bis zu 192 kHz und ermöglicht so eine einfache digitale Anbindung an das Audiointerface (wenn ADAT-Schnittstellen vorhanden sind).
Ähnlich wie bei SSL Pure Drive Quad und Octo kann man so sein Setup um hochwertige Mikrofon-Preamps erweitern, ohne dass wertvolle Ein- und Ausgänge verloren gehen.
Die Ausstattung des SPL P8
Jeder der acht Kanäle verfügt über die identische Ausstattun und bietet jeweils eine schaltbare 48 V Phantomspeisung, ein PAD, der die Empfindlichkeit um 20 dB reduziert, eine Phasenumkehr und ein Hochpassfilter, das das Signal unter 80 Hz mit einer Flankensteilheit von 6 dB/Oktave sanft ausblendet.
Der Gain-Regler ermöglicht die Vorverstärkung von 8 bis 62 dB, was in dieser Klasse sehr anständig ist. Dazu haben wir pro Kanal noch eine 3-teilige Peak-Anzeige mit je einer grünen, gelben und roten LED, die anzeigt, ob man sich im Pegel im „sauberen“ Gain-Bereich (grün), nahe des Clippings (gelb) oder im Verzerrungsbereich (rot) bewegt.
Auf der Frontplatte befindet sich rechts noch das Herstellerlogo und die Sektion für den AD-Konverter, die aber nur für die aufpreispflichtige Variante mit AD-Wandler in Betrieb ist.
Diese Variante kostet 300,- Euro mehr (1.799,- vs. 2.099,- Euro) und bietet zwei ADAT-Ausgänge und somit eine digitale Bandbreite von maximal 192 kHz bei 24 Bit Wortbreite. Für dieses Maximum sind allerdings zwei optische S/PDIF-Kabel notwendig.
Mit einem Kabel fährt man im sogenannten Single-Speed-Modus mit maximal 44,1/48 kHz über alle 8 Kanäle. Im Double-Speed-Modus mit zwei Kabeln sind 88,2/96 kHz möglich. ADAT 1 sendet dann die Kanäle 1 – 4 und ADAT 2 sendet die Kanäle 5 – 8. Im Quad-Speed-Modus (S/MUX) haben wir dann insgesamt nur vier Kanäle mit Kabeln, allerdings dann mit 176,4/192 kHz).
Die Auswahl der Abtastrate findet über den frontseitigen Schalter „AD Converter“ statt. Die Anzeige mit den LEDs bedeutet dann:
- 44,1 kHz oder 44,1 x 2 (= 88,2 kHz) oder 44,1 x 4 (= 176,4 kHz)
- 48 kHz oder 48 x 2 (= 96 kHz) oder 48 x 4 (=196 kHz)
Dazu bietet das Upgrade auch eine Word-Clock. Hat man WCLK ausgewählt, wird das Gerät von einer externen Quelle getaktet. Hierzu gibt es auf der Rückseite neben den beiden ADAT-Ports auch zwei BNC-Buchsen.
Dazu haben wir für mögliche Bugfixes oder Firmware-Upgrades für die digitale Sektion einen USB-Service-Port. Neben diesen offensichtlichen Funktionen, die mit dem Hinzufügen eines AD-Wandlers einher gehen, hat SPL dem Käufer des Basismodells (ohne AD-Wandler) noch eine zweite DB25-Buchse spendiert, die bei der digitalen Version durch das ADAT/Word-Clock-Interface ersetzt wird. Hier hat man die Ausgänge des SPL P8 gleich doppelt zur Verfügung und kann somit ein zweites Aufnahmesystem anschließen. So kann man sich für dieses Anwendungsszenario einen zusätzlichen Splitter sparen.
Die Version mit ADAT bietet dagegen nur einen DB25-Port für die Ausgänge.
Die Eingänge sind bei beiden Gerätevarianten identisch: Acht Neutrik XLR-Buchsen freuen sich auf den Anschluss von bis zu acht Mikrofonen. Schade: Einen Umschalter für Line-Level oder gar HI-Z-Quellen (z. B. E-Gitarren) gibt es beim P8 nicht.
Der Mitbewerber des SPL P8
Wenn man in der Preisklasse zwischen 1.500,- und 2.500,- Euro sucht, findet man tatsächlich nur noch einen Mitbewerber: den SSL Pure Drive Octo für 1.999,- Euro. In Sachen Ausstattung bietet dieser deutlich mehr, wie die Line/HI-Z-Umschaltung, verschiedene Verstärkerschaltungen für ein wärmeres Signal und eine Impedanzanpassung.
Dazu kann man den Pure Drive auch als Audiointerface verwenden. Allerdings mit dem doppelten Platzbedarf im Rack-Schrank – zwei Höheneinheiten. Ebenfalls ein Plus bei SSL ist die Tatsache, dass man in jedem Kanal einen Insert hinzufügen kann. Eines darf man beim direkten Vergleich auch nicht ungenannt lassen. Der SPL P8 wird von Hand im SPL Werk in Niederkrüchten gefertigt, während die SSL Pure Drives in Fernost zusammengebaut werden.
Formal betrachtet ist der SSL Pure Drive Octo in Sachen Ausstattung das bessere Paket bei vergleichbarem Preis. Allerdings darf man sich fragen, ob man diese Funktionsvielfalt wirklich benötigt und – ganz wichtig – wieviel Platz noch im Rack-Schrank ist.
Verarbeitung und Bedienung des SPL P8
Eigentlich genügt die Aussage? Verarbeitung? Es ist SPL!!! Und auch bei den günstigeren Geräten der Firma aus NRW findet sich nur beste Verarbeitungsqualität. Alle Bauteile werden per THT-Verfahren (Durchsteckmontage) auf die Platine gelötet und die 4 mm dicke Frontplatte wurde schwarz eloxiert und sauber bedruckt.
Selbst die Gain-Regler sind aus dem Vollen gefräste Aluminium-Knöpfe. Das Stahlgehäuse ist pulverbeschichtet.
Alle Druckschalter rasten sauber ein und sind mit einer roten (48 V) oder blauen LED (PAD, Phase, Lowcut) hinterlegt. Das gesamte Gerät gibt keinerlei Rätsel auf. Einzig die Tatsache, dass die analogen Ausgänge nur über ein DB25-Snake-Kabel abgenommen werden können, ist nicht ideal, da diese Kabel meist sehr sperrig sind, dafür aber Platz sparen. Der RME Octamic II, ebenfalls ein 8-Kanal-Preamp im 1 HE Rack-Format, bietet die Ausgänge als TRS-Buchsen an.
Wenn man auf die Variante mit ADAT gesetzt hat, dann stellt sich diese Frage nicht: Ein oder zwei dünne Lichtleiterkabel und schon stehen am Audiointerface acht weitere Mikrofonpreamp-Kanäle zur Verfügung. Diese Methode verwende ich bei meinem SSL Pure Drive Quad ebenfalls.
Technische Daten des SPL P8
- Maximaler Eingangspegel (Mic, +8 dB – +62 dB): 13,5 dBu
- Eingangsimpedanz (Mic/Line): 10 kΩ
- Ausgangsimpedanz: 75 Ω
- Frequenzgang: 15 Hz – 200 kHz
- Equivalent Input Noise (EIN): -124 dBu
- Rauschen (A-bewertet, Mic Preamp, 150 Ω, 30 dB Gain): -94 dBu
- Rauschen (A-bewertet, Mic Preamp, 150 Ω, 62 dB Gain): -66 dBu
- Gleichtaktunterdrückung (1 kHz) Mic Eingang: < 78 dB
- THD+N Ratio (1 kHz), Mic 30 dB Gain: 0,003 %
- THD+N Ratio (1 kHz), Mic 63 dB Gain: 0,022 %
Wie zu erwarten sind diese Werte allesamt sehr gut. Und nur der Vollständigkeit halber, der SPL P8 wiegt schlanke 4,15 kg.
Der SPL P8 in der Praxis
Was mir bei den SPL-Geräten immer gefällt (neben der nahezu perfekten Verarbeitungsqualität) ist die Einfachheit der Bedienung und die Integration in das bestehende Setup. Im Falle des Testgerätes bedeutet das: ADAT-Kabel anschließen, Samplerate mit dem Audiointerface abgleichen und schon stehen acht weitere Mic-Kanäle zur Verfügung.
In meinem Fall habe ich den SPL P8 an den neuen Universal Audio X6 der zweiten Generation angeschlossen – völlig problemlos.
Die Mikrofonkanäle sind (ebenfalls SPL-typisch) extrem neutral, rausch und verzerrungsarm und können selbst sehr leise Mikrofone, wie die dynamischen Shure SM 7B oder SM57/58, problemlos befeuern. Auch mein Lewitt LCT640TS klingt insgesamt sehr gut mit dem SPL P8, wobei ich diese Kombination nur Anwendern empfehlen würde, die ein sehr helles und transparentes Klangbild lieben. An meinem SSL Pure Drive Quad liebe ich die Kombination aus Lewitt und dem grünen Drive Mode, der insgesamt runder und wärmer klingt. Allerdings ist dies wirklich Geschmackssache.
Die Klarheit und Transparenz des P8 ist nicht mit einem zu hellen Klang zu verwechseln. Der niederrheinische Preamp ist neutral, dynamisch und ohne Schwäche in der Tonalität. Weder Höhen, Mitten noch Bässe werden besonders hervorgehoben. Wer diese totale Neutralität sucht, der darf sehr gerne zum SPL P8 greifen und am Besten gleich zur Variante mit der digitalen Schnittstelle und AD-Wandler. Ein sehr überzeugendes Gerät mit breitem Einsatzbereich.
> Alle Bauteile werden per THT-Verfahren (Durchsteckmontage) auf die Platine gelötet
[Foto zeigt ausschließlich SMD-Bauteile]
@MatthiasH funny 🤭
@MatthiasH Auf der SPL Webseite heißt es :
Viele der grundlegenden Bauteile werden in Durchsteckmontage (THT) auf den Platinen verbaut.
Also nicht alle. Nur ungeschickt dass diese im Bild nicht zu sehen sind.
Der SPL P8 ist ein analoger 8-Kanal Mikrofonvorverstärker, der komplett diskret aufgebaut ist, also ohne integrierte Schaltkreise, sondern mit einzelnen Transistoren
Also ich sehe viel ICs, aber keine Transistoren…
@Sangeet Auch hier hilft ein Blick auf die Webseite von SPL:
P8 ist mit acht Vorverstärkern ausgestattet. Diese sind diskret aufgebaut.
Ok, der Rest dann der Elektronik dann wohl nicht.
Die sichtbaren simplen TL074 werden wohl kaum zur Vorverstärkung genutzt.
@Spectral Tune Wo sollen die Transistoren sich denn befinden? Ich weiß wie einer aussieht und kann keinen sehen, auch keine „normalen“ Widerstände.
Es wundert mich, da ich SPL für seriös halte.
@Sangeet Schaue dir mal die Bilder vom SPL Pre-one an.
Da sind alle diskreten Bauteile zu sehen nach denen du suchst.
Ich nehme an, dass sich diese auch im P8 befinden.
Da hilft nur aufschrauben.
@Spectral Tune Nun das hier im Artikel sind Original Bilder und Texte von der SPL P8 Webseite Gerne nachsehen –> https://spl.audio/de/spl-produkt/p8/
Ich frage mich allerdings, ist das überhaupt von Relevanz? SMD oder diskrete Bauteile? 🤔
Wichtig ist das Schaltungsdesign und dann die Qualitätssicherung.
Dann ist es IMO auch egal wo die Platinen bestückt werden und wie.
Die Fertigungstiefe eines Herstellers muss kein Qualitätsmerkmal sein.
Bestes Beispiel dafür ist sicher die von vielen hier geliebte Apple Hardware, die ja auch hier wegen ihrer Qualität und Langlebigkeit gelobt wird.
Nur Apple macht hier ausser den Vorgaben nichts, produziert wird Welweit.
Nur so meine 2 Cent
Das der SPL Marketing Gaul hier mit den blumigen Texten durchgegangen ist, ist eine andere Sache. Warum gebe ich auf all das Blah Blah nichts?
Vieleicht schlug hier der HIFI Ast von SPL zu?
Blumige Texte mit oft auch sinnloser Substanz sind ja ein Merkmal von HIFI.
Der 074C, den man mehrfach sieht, ist ein integrierter Operationsverstärker. Da sind zwar Transistoren drin, aber unter einzelnen Transistoren verstehe ich einzelne Transistoren in einzelnem Gehäuse.
@bluebell SPL Pre-one sieht klassisch aufgebaut aus. Ein deutlicher Unterschied zum hier getesteten – zumindest den Fotos nach
Vielleicht kann mir das jemand erklären: Wenn es das Gerät schon mit einem AD-Wandler gibt, warum hat es dann nicht auch eine USB-Schnittstelle? Warum nur ADAT? Warum überhaupt ADAT?
@murmichel Ich versuche es mal, ihr könnt mich gerne korrigieren.
Mit ADAT bindet man, gerne auch mehrere, Preamps in einer Studioumgebung ein. D.h. es existiert ein Interface, das ein oder mehrere ADAT Streams aufnehmen kann.
Mit USB wäre das Ganze ein Audiointerface, für das du einen Treiber bräuchtest. Das muss man natürlich auch erstmal herstellen/testen/pflegen/updaten. Wahrscheinlich ist das nicht das von SPL angedachte Einsatzgebiet.
Vielen Dank für den schönen Test.
SPL ist ein guter Hersteller und das er in DE produziert, macht ihn mir sympathisch, auch wenn dadurch das Preisniveau etwas höher ist.
Man muss beachten, ADAT ist eine Basis Digitalschnittstelle. Die Spezifikation für Toslink Kabel von 5-10 Meter Länge spricht, auch wenn es funktionierende Beispiele von größeren Längen gibt (bis zu 30 m).
Weiterhin bedeuten 2 ADAT-Ausgänge eine Limitation auf 8×96 kHz,4×96 kHz pro Ausgang. Mit 192 kHz reduziert es auf 2 Streams pro Ausgang, insgesamt also 4 Streams.
ADAT ist nach meiner Erfahrung immer einfach (Aturia, RME, Focusrite), nicht nur bei SPL, wenn man die Basis beachtet (Samplerate mit dem Audiointerface abgleichen).
Wenn man höhere Anforderungen an Reichweite hat, was im Homestudio eher nicht der Fall ist, oder an HiRes, sollte man über Alternativen mit moderneren digital Schnittstellen nachdenken. Spontan fallen da MADI, oder AoIP Lösungen (AVB, Dante und Ravenna) ein. Hier betritt man aber auch einen anderen Preisbereich.
Als Beispiel sei das RME 12 Mic (D) genannt. Die Flexibilität, die gewonnen wird, wie ich finde in dem Video gut dargestellt. https://youtu.be/VlKRivREWCw
Es ist halt hier auch die Frage, ob man ein Analoger ist, der Knöpfchen und manuelles Einstellen mag, oder ein Digitalo der sich auch nicht vor komplexer Software fürchtet. (Beispiel TotalMix FX und ähnliches)
SPL bedient halt den „analogen“ Sektor, was ja nicht falsch ist.
Platz sparen durch sehr sperrige Kabel gefällt mir gut 😊