Jetzt auch als Tischgerät!
Bei dem SPL Pre One handelt es sich um einen zweikanaligen Preamp in Desktop-Ausführung, dessen Vorverstärker sich technisch und klanglich an den SPL Channel One Mk3 anlehnen.
Inhaltsverzeichnis
Das Konzept des SPL Pre One
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber wenn ich mich recht erinnere, haben SPL Mitte der Zehnerjahre angefangen, ihre ersten HiFi-Bausteine in ihr Portfolio aufzunehmen. Die charakteristische, optisch ansprechende „Plattenbauweise“ mit abgerundeten Ecken hat nun auch bei einigen Produkten im Pro-Audio-Bereich Einzug gehalten.
Die meisten Techniker schätzen es, wenn ihre Produkte in 19 Zoll-Bauweise auf dem Markt erscheinen, da sie die Geräte aufgrund dieser Norm problemlos in ihre Rackumgebung integrieren können. Einige Ingenieure sind jedoch große Freunde von sogenannten Tischgeräten bzw. Desktop-Produkten, die optisch meistens eine etwas hübschere Herangehensweise an den Tag legen.
Insbesondere, wenn man mehrere Geräte einer Serie erwirbt und diese im klassischen HiFi-Baustein-Prinzip übereinander stapelt, ist man optisch nicht mehr allzu weit von der klassischen Stereo-Anlage entfernt. SPL war jedoch schlau genug, die Abmessungen der einzelnen Bausteine nicht im klassischen 19 Zoll Format zu halten, da diese Abmessungen bei den meisten Einsatzbereichen von Desktop-Geräten viel zu breit angelegt wären.
Vielmehr hat man sich dazu entschlossen, die einzelnen Elemente optisch hochwertig und von den Platzansprüchen her moderat zu halten. Dies bedeutet natürlich auch, dass bei bestimmten Anschlüssen die etwas kleinere Variante unter Umständen den Vorzug erhält. Das wird allerdings noch die Praxis zeigen.
Anschlüsse des SPL Pre One
An den Pre One können gleichzeitig zwei Mikrofone angeschlossen und verstärkt werden. Die Mikrofon-Eingänge sind mit Neutrik-XLR-Buchsen mit vergoldeten Kontakten ausgestattet. Die Signalübertragung ist elektronisch symmetriert, bei einem professionellen Nominalpegel von +0 dBu. Der Vorverstärker zwei des Pre One hat zusätzlich auch einen Hi-Z Instrument-Eingang; so können auch Instrumente mit Hi-Z-Signal, wie zum Beispiel E-Gitarren, E-Bässe oder verschiedene Synthesizer vom Klang des Pre One profitieren. Wird ein Instrument in den Instrument-Eingang eingesteckt, deaktiviert dies den Mikrofoneingang 2.
Die Konstruktion des SPL Pre One
Als Tontechniker sollte man sich meines Erachtens in regelmäßigen Abständen vor Augen bzw. Ohren führen, für was Mikrofonvorverstärker eigentlich konzipiert werden. Allzu oft verrennt man sich in klanglichen Aspekten, die zweifelsohne einen wichtigen Teil ausmachen, im Endeffekt aber deutlich weniger im Endprodukt erreichen als das, was man sich eigentlich wünscht.
Natürlich haben wir mit Neve und den vielen Klonen, die es gibt, den klassisch, sagen wir mal, „Loudness“-Sound, der weich angelegt ist, gerne ein bißchen saturiert und in den Bässen durchaus dem Signal schmeichelt. Ein klassischer Gegenpol wäre die API-Geräte, die mit ihrem starken Mittenanteil in eine ganz andere Richtung gehen. Lässt man dies allerdings mal beiseite und konzentriert sich wirklich nur auf die Funktion des Mikrofonvorverstärkers, ist ein möglichst sauberer, klarer und transparenter Klang mit möglichst viel Headroom eigentlich alles, was man für einen sehr guten Mikrofonsound benötigt. Nebenbei – das weiß natürlich jeder, sollte hier aber dennoch kurz erwähnt werden – das Mikrofon hat einen viel höheren Anteil am letztendlichen Klang als der Vorverstärker.
Unter diesem Aspekt betrachtet ist der SPL Pre One ein sehr spartanischer, auf seine Grundfunktionen reduzierter Desktop-Mikrofonvorverstärker, der mit besten Komponenten ausgestattet und einmal mehr ganz in der SPL-Tradition komplett in Deutschland entwickelt wurde und hier auch gebaut wird. Der SPL Pre One gehört zur SPL Mark One Serie, welche mehrere Komponenten für das Monitoring und das Aufnahmen umfasst.
Bei der Verwendung von mehreren Produkten kann man die Geräte sehr schön aufeinander stapeln, was einen optisch hochwertigen Eindruck erzeugt. Zudem sind die Geräte sehr leicht zu bewegen und daher auch für den mobilen Einsatz geeignet. Mit den Abmessungen 210 mm x 49,6 mm x 220 mm und einem Gewicht von nur 1,5 kg lässt sie der Preamp selbst in einer einfachen Umhängetasche leicht transportieren.
Aufgrund der geringen Abmessungen hat sich SPL bei dem Pre One für ein 12V Steckernetzteil entschieden. Allerdings wird im sekundären Netzteil daraus ein Spannungsspiegel von +/-17 Volt für die analogen Audiosektionen generiert, mit denen professionelle Pegel von bis zu +22,5 dB erzielbar sind.
Die Frontseite des SPL Pre One
Die Frontseite des SPL Pre One wurde sehr übersichtlich und spartanisch effektiv konzipiert. Die beiden Vorverstärker wurden im Prinzip einfach nur nebeneinander gesetzt und bieten zweimal die gleichen Regelmöglichkeiten, als da im einzelnen wären: In beiden Vorverstärker-Sektionen steht ein mit einem Miniswitch schaltbarer Hochpass-Filter mit 6 dB pro Oktave bereit und reduziert bei Aktivierung Trittschall unterhalb von 80 Hz. Dieser Trittschallfilter kann für die Mikrofoneingänge und beim zweiten Verstärker auch für den Instrumenteingang genutzt werden.
Beide Vorverstärker besitzen einen 48 V-Schalter. Dieser Schalter aktiviert die für den Einsatz von Kondensatormikrofonen benötigte Phantomspeisung von 48 Volt. Die jedem Vorverstärker zugehörige Phasenumkehr-Funktion kehrt die Polarität des anliegenden Signals um. Nach Betätigen des Schalters ist die Polarität um 180° gedreht.
Als einzige Klangregelung steht ein dreifach Miniswitch zur Verfügung, der zwischen Flat, Flair und Countour wählen kann. Die klanglichen Auswirkungen behandeln wir im Praxisteil. Alle den Schaltfunktionen zugrunde liegenden Mini-Switches sind von herausragender Qualität. Angenehm schwergängig rasten sie mit einem sehr lauten Schaltgeräusch ein, sodass eine Fehlbedienung ausgeschlossen werden kann.
Die Rückseite des SPL Pre One
Neben den Eingängen, die sich allesamt auf der Rückseite des Gehäuses befinden, kann man auch hier die Eingangsempfindlichkeit der Eingänge über zwei PAD-Schalter einstellen. Die PAD-Schalter der jeweiligen Vorverstärker-Sektion befinden sich als DIP-Schalter ebenfalls auf der Rückseite des Pre One. Diese aktivieren eine Dämpfung des Eingangssignals am Mikrofonvorverstärker um 20 dB, so dass auch sehr hohe Pegel mit dem Pre One verarbeitet werden können. Diese Funktion kommt beispielsweise bei lauten Percussion- oder Bläseraufnahmen zum Einsatz.
Auch die Ausgänge liegen auf der Rückseite des Gehäuses. Jeder der beiden Mikrofonvorverstärker hat einen separaten Line-Ausgang. Diese Ausgänge sind als symmetrisch beschaltete TRS-Buchsen ausgeführt, wobei diese Variante wahrscheinlich auch aus Platzgründen gewählt wurde.
Die technischen Werte
Da es immer auch immer wieder Freunde im Bereich der technischen Werte gibt, hier kurz die Auflistung der inneren Werte des Produktes:
- Maximaler Ausgangspegel: +22 dBu Maximaler Eingangspegel (Mic, +8 dB Gain): +13,5 dBu
- Maximaler Eingangspegel (Inst, -6 dB Gain): +23,5 dBu
- Eingangsimpedanz (Mic): 10 kΩ Eingangsimpedanz (Line): 1,1 MΩ Ausgangsimpedanz: 75 Ω
- Frequenzgang: 10 Hz – 200 kHz Equivalent Input Noise (EIN): 126 dBu Rauschen (A-bewertet, Mic Preamp, 150 Ω, 30 dB Gain): -95 dBu
- Rauschen (A-bewertet, Mic Preamp, 150 Ω, 62 dB Gain): -68 dBu
- Gleichtaktunterdrückung (1 kHz) Mic Eingang: > 75 dB THD+N Ratio (1 kHz), Mic 30 dB Gain: 0,003 % THD+N Ratio (1 kHz), Mic 62 dB Gain (Max.): 0,018 %
- Signalanzeige/Meter: -25 dBu Dynamikumfang: 117 dB
Der SPL Pre One in der Praxis
Was bereits bei der ersten Betrachtung offensichtlich ist, wird auch im Praxisteil nochmals untermauert. Der SPL Pre One hat tatsächlich „nur“ die Funktion, ein Mikrofon bzw. ein Instrument in der bestmöglichen Qualität auf den perfekten Arbeitspegel zu heben, nicht mehr.
Man ist geneigt zu sagen, glücklicherweise nicht mehr, denn diese Funktion erfüllt er ganz hervorragend. Der Grundklang des Preamps ist extrem neutral, sehr transparent, mit genügend Headroom, um auch laute Pegel abzufedern, und mit genügend Aufholpegel ausgestattet, um auch Mikrofone mit geringer Ausgangsleistung zu verstärken.
Es gibt jedoch einen Punkt, auf den man tunlichst aufpassen sollte. Die grüne Signal-LED zeigt ausschließlich an, ob ein Pegel anliegt. Sie zeigt nicht an, wann der Pegel in den Peak-Bereich geht bzw. anfängt, zu verzerren. Man hat demnach nur seine Ohren als Überprüfungsinstrument, um eine Saturisation oder sogar eine Verzerrung wahrzunehmen. Dies ist allerdings gar kein Problem, da die Verzerrungen recht schlagartig eintreten und sich jedem, auch ungeübten Tontechnikern, sofort offenbaren.
Schön ist auch zu sehen, dass die auf den ersten Blick sehr subtil erscheinende Klangregelungen in der Praxis doch einen deutlich höheren Effekt haben, als man es zuerst glauben möchte. Der Switch von Flair und Contour hat tatsächlich mehr Auswirkungen auf den Klang, als man es auf den ersten Höreindruck glauben mag.
In der Flair-Stellung kommt es zu einer dezenten Erhöhung des hohen Mittenbereichs, wobei die Frequenz insbesondere für den Gesang sehr geschmackvoll gewählt wurde. Im Bereich Contour haben wir es eher mit einer dezenten Loudness-Kurve zu tun, bei denen die Höhen und der Bassbereich leicht geboostet werden. Mir persönlich hat insbesondere die Flair-Schaltung sehr gut gefallen, da sie innerhalb des Mixes für deutlich mehr Durchsetzung gerade im Gesangsbereich sorgt.
SPL hats einfach drauf. mein Goldmike MKII ist Herzstück aller Vocalaufnahmen, auch für Synths und Saiteninstrumente nutze ich ihn als“DI“ mit hervorragenden Ergebnissen. Gebraucht hat mich das Goldschätzchen 750,- gekostet, die hab ich schon mal sinnloser verplempert.
Frage:
wie bekommst Du es hin, immer das gleiche Gesangs/Geschrei-Sample, wie auch in deinen anderen Tests zu verwenden ?
Reamping?
@MusicChest Mr.Ritt, könnten Sie bitte meine Frage beantworten ?
Danke.
@MusicChest Wo hört man das noch? Kannst da mal ein paar (2-3) Links reinhauen von Tests, die exakt das selbige haben? Würde mich tatsächlich interessieren. Mir ist diesbezüglich noch nie was aufgefallen für jemanden, der täglich auf Amazona seine Runden dreht (also ich).
@MusicChest Ich verwende in der Tat eine Aufnahme von meinem Gesang, die ich über eine Mikrofon / Lautsprecher Kombination wiedergebe.
So kann ich auch die unterschiedlichen Produkte sehr gut miteinander vergleichen, ohne dass unterschiedlichen Gesangsleistungen das Ergebnis verändern.