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Unser erster Test des Squarp Pyramid ist schon geraume Zeit her, es war 2017, um genau zu sein. Das Produkt wurde seitdem fortlaufend weiterentwickelt und nun liegt die Firmware PyraOS V4.02 vor. Wollen wir mal sehen, ob sich die Kritikpunkte des ursprünglichen Tests noch aufrecht erhalten lassen oder Squarp an den passenden Stellen nachgebessert hat.
Squarp Pyramid – Sequencer
Zunächst einmal hat sich an der Hardware, bis auf ein paar wenige designtechnische Äußerlichkeiten nichts getan. Wer Näheres über die Hardware erfahren möchte, findet alle Infos dazu in unserem ursprünglichen Test. Der vorliegende Test beschäftigt sich ausschließlich mit den Änderungen (ab Version 3.0), die mir besonders herausragend erscheinen. Wer alles über die neuen Funktionen erfahren möchte, sei auf das komplette Firmware-Changelog verwiesen.
Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass die meisten Änderungen mit PyraOS 3.0 einhergingen. Die anderen Updates, selbst einschließlich der V4.02, brachten keine übermäßigen Veränderungen, enthielten aber wichtige Updates im Verhalten in einigen kritischen Situationen.
Was uns gleich zum ersten Kritikpunkt meines Kollegen Jonas Bonk bringt, der immer noch gültig ist: Die 16 Pads sind nicht anschlagsdynamisch.
Neue Features des Squarp Pyramid PyraOS V4.02 im Live-Mode
Polymetric Looper: Musste man vorher den Sequencer stoppen, um ein Pattern in einer neuen Step-Länge einzuspielen, gelingt das nun on-the-fly. So kann man schnell und vor allem Live polymetrische Patterns erzeugen.
Custom-Chord im Smartpad-Mode: Reicht einem das Angebot an Chords nicht aus, kann der Squarp Pyramid PyraOS V4.02 nun auch eigene Chords im Smartpad-Mode definieren. Eine willkommene Erweiterung des Repertoires, das mit den Standard-Moll/Dur-Tonarten den entsprechenden Inversionen und einer „Blues“-Inversion zwar die Basics abdeckte, aber dennoch recht mager war, sofern man außerhalb der gewohnten Harmonien „Smart-Chorden“ wollte.
Neue Features im Step-Mode
Step-Duplicate: Verdoppelt man den Track mit Track+Length+(<>), werden die Daten auf die neuen Steps kopiert. Das betrifft sowohl Noten als auch MIDI-FX und MIDI-CC. Leider merkt sich der Squarp Pyramid PyraOS V4.02 nach einer Halbierung den Rest des Patterns nicht, er arbeitet also destruktiv an diese Stelle.
Neue Features des Squarp Pyramid PyraOS V4.02 im Track Mode
Consolidate: Obwohl, und damit greife ich den Neuerungen in der FX-Sektion vor, ein Track nun 5 MIDI-FX haben kann, kann man manchmal einfach nicht genug davon haben. Deswegen erlaubt es Consolidate im Squarp Pyramid PyraOS V4.02, nun die Effekte fest auf die Spur zu speichern, sodass die FX-Slots wieder frei werden. Eine super Option dabei ist, die konsolidierte Spur auch auf anderen Tracks abzuspeichern. Leider bietet sich das nicht für eine Live-Situation an, denn um die Konsolidierung vorzunehmen, wird der Sequencer gestoppt.
Neuer Zugang zum Pattern-Mode
In den Pattern-Mode gelangt man nun durch gleichzeitiges Drücken der Track- und Step-Mode-Taster. Das ging vorher doch recht umständlich über eine Betätigung des Track-Mode-Tasters und einer Drehung am Menu-Encoder.
Squarp Pyramid SEQ-Mode
Copy: eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Der Squarp Pyramid PyraOS V4.02 kann nun auch komplette Sequenzen (eine Ansammlung von bis zu 64 Tracks, die auch polyrhythmisch versetzt spielen können) auf neue Sequenzen kopieren. Dabei werden eventuell aktivierte Mute-States mitkopiert.
Pyramid FX-Mode
Es wurde eben schon erwähnt: Es gibt nun 5 MIDI-FX pro Track. Auch einige der Effekte wurden verbessert:
Der LFO hat nun einen Bias-Wert, so dass der Nullpunkt nicht immer nur durch MIDI-CC-Wert 64 geht.
Es gibt einen neuen Quantize-Parameter namens Legato, der alle Noten um ein paar PPQ verlängert, damit sie sich auf jeden Fall überlappen. So kann man erst richtig den Legato-Mode vieler Synths ausnutzen und muss dabei nicht ständig manuell herumschieben.
Es sind 15 neue Arpeggio-Styles hinzugekommen, die alle nach dem Note-Assign-Prinzip arbeiten, d. h. die Notenreihenfolge wird durch die Reihenfolge des Einspielens vorgegeben. Die Styles heißen: DOUBLE, OCT UP, OCT DOWN, DRUNK, FIFTHS, ONE TWO, SILENCE, RUNNER, DISCO, MARBLE, RHYTHM 1/2/3. Interessant ist hier die RHYTHM-Variante, da sie auch mit Pausen versehen ist und deswegen sofort rhythmische Sequenzen produziert.
Neue Assign-Features des Squarp Pyramid PyraOS V4.02
Die fünf Encoder und das Touchpad konnten bis jetzt nur pro Projekt zugewiesen werden. Nun ermöglicht die Einstellung Assign-per-Track/Project, das für jeden Track einzelnen machen zu können. Das erweitert die Kontrollmöglichkeiten doch erheblich.
Durch das Hinzufügen des Effect-Master können nun Quantizer-Grid, Scale, Scale-Key, Chance und Swing-Percent für alle Tracks gleichzeitig verstellt werden. Das dürfte in Live-Situationen hübsch drastische Changes ermöglichen.
Neue Features im Clock-Bereich
Die entscheidende im Squarp Pyramid PyraOS V4.02 Neuerung ist hier wohl das Akzeptieren einer analogen Clock am CV-Eingang. Das kann ebenso ein Footswitch sein. Dabei kann man beim Squarp Pyramid einstellen, wie viele Beats (mit einer Auflösung in PPQN) das Gerät beim Eingang eines Clock-Impulses fortschreiten soll.
Eine gute Idee ist die Option „Send Clock When Loading A Project“, da der Squarp Pyramid PyraOS V4.02 kein Load-while-Play beherrscht. Denn so wird immerhin die MIDI-Clock weitergesendet, während ein neues Projekt geladen wird. Hält man den 2nd-Taster beim Laden eines Projektes, wird sogar die aktuelle BPM beibehalten, so kann man Temposprünge bei Bedarf vermeiden.
Squarp Pyramid: Definition Files bzw. Call Instruments
Über eine Txt-Datei kann man nun „Instrumente“ vordefinieren und MIDI-CCs bestimmen, die bei der CC-Auswahl angezeigt werden sollen. Ein Instrument besteht dabei aus den Informationen Track-Name, Track-Channel und Track-Output.
Weitere Verbesserungen im Squarp Pyramid PyraOS V4.02
Über Transport in Sync können alle Tracks synchron auf eine der nächsten Zählzeiten (OFF, BEAT, 1 BAR, 2 BAR, 4 BAR) über MIDI transponiert werden.
Tracks können nun auch über externe MIDI-CC ge- bzw. entmutet werden.
Es können nun Type-1 MIDI-Files importiert werden, wobei der Squarp Pyramid PyraOS V4.02 daraus einen Multi-Pattern-Track extrahiert.
Es gibt einen Restart-Mode, der alle Tracks im Tempo-Sync neu startet, als Zeitintervalle stehen bereit: RESTART 1/16, RESTART 1/8, RESTART BEAT, RESTART BAR.
Gerade für Software-Synths ist diese Veränderung wichtig: MIDI-CC-Events werden nun vor den MIDI-Noten gesendet. Manche Plug-ins reagieren nämlich nicht auf Änderungen eines CCs, während die Note spielt.
Weitere Extras des Squarp Pyramid Sequencers
Wie gesagt, eine vollständige Aufzählung aller Änderungen ist das nicht und für manche mögen andere Punkte wichtiger gewesen sein. Wie schlägt sich nun das Squarp Pyramid PyraOS V4.02 im Lichte der von Jonas angebrachten Kritikpunkte?
Für ihn war zuallererst die fehlende Anschlagsdynamik der verwendeten Pads ein großer Minuspunkt – daran hat sich auch nichts geändert, da ja die Hardware eben gleich geblieben ist. Die Integration eines USB-Host-Modes samt Port wäre da eine Möglichkeit gewesen, zumindest externe Pads per USB anschließen zu können.
Die zweite Kritik ist die tiefe Menüstruktur, die allerdings auch dem großen Funktionsumfang geschuldet ist. Ich finde, hier wurden einige neue Tastenkombinationen hinzugefügt oder verändert, so dass die Bedienung nicht mehr ganz so hölzern ist. Von einer intuitiven Bedienung würde ich aber dennoch nicht sprechen wollen.
Der Pyramid ist in Sachen Umfang wirklich sehr gut. Angesichts der Komplexität auch noch erstaunlich leicht zu erlernen. Leider ist das Layout meiner Meinung nach ziemlich daneben bzw. der Hauptencoder an der falschen Stelle. Er gehört links neben das Display. Man muss oft zwei Buttons drücken, gleichzeitig am Encoder drehen und um zu wissen was passiert das Display im Auge behalten. Das Problem ist aber, dass man dabei mit der linken Hand, die den Encoder dreht, das Display verdeckt. Man kann es umgehen, wenn man die Hände kreuzt, was mir schnell zu dumm wurde.
Anscheinend hat auch Squarp das erkannt, denn beim Hermod ist er auf der linken Seite. Warum das bei der Mk3-Version immer noch nicht gefixt wurde frag ich mich schon lange. Vielleicht zu aufwendig? Schade…
Ja, richtig. Teilweise muss man schon beide Hände nehmen, um zum Ziel zu kommen. Intuitiv ist das nur bedingt, und ergonomisch auch nicht immer. Aber, so ist es bei mir, irgendwann denkt man da nicht mehr drüber nach. Allerdings genau aus den Gründen würde ich das Teil maximal nur zum „Abfeuern“ und nicht zum „Tweaken“ auf die Bühne nehmen.
@baselzwei Mit zwei Händen hätte ich leben können. Aber das Verdecken des Displays hat mich gestört.
Hast du das Problem nicht?
Alles andere fand ich übrigens top. Ein paar mehr CV-Ausgänge hätte ich mir gewünscht.
Hab ihn dann mit den expert Sleepers FH-2 benutzt. Tolle Combi!
Den Hermod hatte ich auch eine Weile, aber da war mir das Display zu wenig aussagekräftig.
Zunächst: Fröhliche Weihnachten an alle Amazona-Leser! :-) Der Squarp Pyramid (MK2) ist seit über zwei Jahren das Herzstück meines Studios und erledigt mittlerweile 99,9% aller meiner Midi-Sequencing-Aufgaben. An ihm „hängen“ 7 Hardware-Synthesizer / Drumcomputer / Sampler und ich erstelle komplette Songs mit ihm. Das Timing (nicht ganz unwichtig) ist super stabil. Die Lernkurve ist nicht ganz ohne, aber wenn man einmal die Bedienung verinnerlicht hat (man nennt das – glaube ich – muscle memory), geht alles rasend schnell und man bleibt beim Erstellen von Tracks „im Flow“. Wer es gewohnt ist, in der DAW im Editor Klötzchen hin und her zu schieben, wird mit dem Teil definitiv nicht glücklich werden. Das Editing von live eingespielten Spuren kann schon etwas fummelig werden. Der Step-Sequencer ist hingegen – wenn man nicht gerade 32 Takte bearbeiten möchte, was aber geht -unglaublich flexibel und hat teilweise Ähnlichkeiten mit dem Elektron-Sequenzer. Ich sehe den Pyramid aber eher im Studio als auf der Bühne. Für den Preis kommt natürlich schnell die MPC One als Alternative in Betracht. Wer aber den Sampler nicht braucht und nicht mit einer „DAW in einer anderen Hardware“ arbeiten möchte, ist hier richtig. Übrigens: die Community hilft super weiter, wenn man mal im Wald steht!
@baselzwei Das kann Ich so unterschreiben.
Mit den definition files lässt sich das ganze Hardware Geraffel jedenfalls übersichtlich organisieren.
MIDI CC´s mit Klarnamen auswählen ist deutlich angenehmer als die numerische Auswahl ;)
Für die meisten Geräte gibt es auf der HP die entsprechenden txt Dateien.
…einen Vorteil gegenüber der MPC gibt´s auch : Der Pyramid läuft auch als „slave“ stabil.
(oder wurde das inzwischen behoben?)
Frohes Fest
Auch bei mir ist der Squarp Pyramid die Kommandozentrale in einem komplexen DAW/Hardware setup. DAW geht über usb in den Pyramid (start/stop/tempo), dazu noch über midi-in der Beatstep through Keystep > Pyramid. Am Pyramid hängt am midi-out 1x TR8s und am anderen midi out der ConductiveLabs MRCC. Der mrcc verteilt dann auf 8 Hardware-Synths.
Alles Audio geht zurück über analog mixer oder direkt > rme 802 > DAW.
Hab schon überlegt einen 2ten Squarp Pyramid in Reserve anzuschaffen. Wenn der nicht mehr produziert wird, dann weiß ich sonst nicht weiter. ;-)
Jippi, freue mich über das Update und den Bericht.
Bin immer noch begeistert von der Kiste und sie wird bei mir auch als Zentrale im Studio verwendet :).