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Test: SSL Duende Version 2.2 DSP Booster

DSP-Booster von SSL

13. Februar 2008

Der Name Solid State Logic (kurz SSL) genießt in Pro-Audio-Kreisen seit jeher einen legendären Ruf. Verantwortlich dafür sind die riesigen Mischpulte des englischen Herstellers, die in vielen Studios weltweit für den Klang unzähliger Hits zuständig sind und waren. Aber auch SSL hat den Trend der Zeit erkannt und präsentiert seit einiger Zeit mit dem Duende System eine Firewire-DSP-Lösung, die dem DAW-User den Klang der großen Luxus-Konsolen auf dem heimischen PC in Form von Plugins (VST, AU, RTAS) zur Verfügung stellen soll. Es handelt sich dabei aber nicht um Emulationen analoger Vorbilder, vielmehr stammen die Algorithmen von Duende aus SSL´s Digitalkonsole C200.

SSL Duende, Frontansicht

SSL Duende, Frontansicht

Kernstück von Duende ist ein 19“ Gehäuse, in dem acht DSP´s sitzen und darauf warten, Signale zu verarbeiten. Duende läuft auf PC und Mac mit allen gängigen Plugin-Formaten. Das schick verarbeitete Gehäuse bietet neben dem „Solid State Logic“- und dem „Duende“-Schriftzug auf der Front lediglich einen Ein-/Aus-Schalter. Auf der Rückseite finden sich zwei Firewire-Ports zum Anschluss an den Rechner und um ein zweites Duende zu kaskadieren. Achtung, Duende erfordert zwingend einen eigenen Firewire-Port am Rechner! Sie können also nicht etwa eine Festplatte oder Ihr Audio-Interface an den zweiten Port des Duende-Gehäuses hängen. Auch sonst zeigte sich Duende im Lauf des Tests ziemlich wählerisch, was die Zusammenarbeit mit anderen Hardware-Komponenten und Rechner-Modellen betraf.

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Ein Netzteil-Anschluss komplettiert die Rückseite. Das Netzteil wird allerdings nur dann benötigt, wenn der Firewire-Bus nicht genügend Leistung liefert.

Installation:

Auf der Webseite des Herstellers findet man jederzeit die aktuellste Treiberversion, die man sich zur Installation downloaden sollte. Mit dem Treiber bekommt man in einem Paket auch die aktuellste Firmware mitgeliefert, die man wenn nötig aufspielen kann. Außerdem findet sich im Download-Paket das jeweils aktuellste Handbuch im PDF-Format.

Im Lieferumfang findet sich übrigens lediglich eine gedruckte Installationsanleitung, das Handbuch gibts auch hier nur als PDF. Leider lief die Installation und Inbetriebnahme nicht ganz so reibungslos wie man das im Zeitalter von Plug´n Play annehmen könnte. Auf meinem iBook G4 und auf einem Desktop G4 wurde das Duende gar nicht erst erkannt, obwohl beide Geräte die Systemanforderungen an Hard- und Software erfüllen. Auf einem G5 Rechner, auf dem ich es schließlich getestet habe, hing es davon ab, ob noch weitere Firewire-Geräte angeschlossen waren und in welcher Reihenfolge man diese einschaltete. Da sollte SSL dringend nachbessern. Immerhin, auf der Duende-Webseite gibt es eine Liste, welche Audio-Interfaces offiziell unterstützt werden.

Nach der Installation findet man in seinem Plugin-Ordner zwei neue Plugins. Zum einen den „Stereo Bus Compressor“, dieser basiert auf dem Summenkompressor der legendären SSL 4000 G Konsole. Zum anderen einem kompletten Kanalzug bestehend aus EQ, Kompressor und Gate. Dieser basiert auf den Kanalzügen der digitalen Konsole C200 von SSL. Er ist also keine Emulation analoger Hardware, sondern man bekommt hier genau den gleichen Algorithmus. Insgesamt kann Duende 32 ihrer Kanäle mit den genannten Plugins bereichern (bei 44,1 bzw. 48 Khz). Genug also für ein typisches Mixdown-Szenario. Bei höheren Samplingraten verringert sich die Anzahl der verwendbaren Instanzen dann entsprechend.

EQ- und Dynamik-Kanal-Plugin:

EQ- und Dynamik-Kanal-Plugin

EQ- und Dynamik-Kanal-Plugin

Wie bereits oben erwähnt stammt das EQ- und Dynamik-Kanal-Plug-In aus der C200 Konsole. Es beinhaltet separate Hoch- und Tiefpassfilter, einen parametrischen 4-Band-Equalizer sowie einen Kompressor, eine Expander/Gate-Schaltung und je einen In- und Outputregler nebst Pegelanzeige.

Das Plugin hält einen 12dB High-Cut und einen 18 dB Low-Cut bereit, um hoch- und tieffrequente Störsignale auszublenden. Dazu kommen dann noch die vier eigentlichen Bänder, wobei man die tiefen und hohen Bänder noch jeweils zwischen Peak- und Shelving-Charakteristik umschalten kann. Weiter gehts mit der Dynamik-Sektion. Diese bietet neben dem Kompressor auch noch eine Expander- und Gate-Funktion. Der Kompressor bietet Regelmöglichkeiten für Treshold (von -30 dB bis + 10 dB), Release (0,1 bis 4 Sekunden) und Ratio (einstellbar von 1:1 bis unendlich) Die Attack Zeit wird automatisch eingestellt bzw. kann per Knopfdruck auf eine Millisekunde fixiert werden. Weiterhin lässt sich die Erkennung der Signal-Stärke von RMS (Durchschnittswert der Lautheit) auf Peak (Spitzenpegel) umschalten. Durch die Peak-Erkennung kommt man dabei zu drastischeren Ergebnissen im Vergleich zu der eher etwas trägeren RMS-Variante. Abgeschlossen wird die Dynamik-Abteilung durch das sehr flexibel einstellbare Gate bzw. den Expander.

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Stereo-Bus-Kompressor:

Stereo-Bus-Kompressor

Stereo-Bus-Kompressor

Der Stereo-Bus-Kompressor bietet sich natürlich vor allem zur Bearbeitung von Gruppen Signalen an. (Drum-Sub-Gruppe, Chöre etc.) Aber auch einzelne Loops (siehe Klangbeispiel) oder sogar ganze Mixe können von seinem kraftvollen und charakteristischen Sound profitieren. Eingestellt wird er über Threshold (-20dB bis +20dB), Make-Up Gain (bis zu 15 dB), Attack (0,1 bis 30 ms) und Release (0.1, 0.3, 0.6, 1,2 sec und Auto-Release) sowie natürlich Ratio (2:1, 4:1 und 20:1).

Beide Plugins haben außerdem noch einen eigenen Bypass-Button. Das hat folgenden Hintergrund. Durch die Berechnung auf den externen DSP´s der Duende haben die Plugins natürlich eine zusätzliche Latenz. Benutzt man nun den Bypass-Schalter der Host-Software, so kommt es jedes Mal zu einem unschönen Störgeräusch und das Signal „stolpert“ kurz. Der eigene Bypass-Schalter der Duende Plugins umgeht dies und „behält“ die Latenz bei, so dass man störungsfrei zwischen Original-Signal und bearbeitetem hin und her schalten kann.

Praxis:

Im Arbeitsalltag bewähren sich die beiden Kandidaten durch einen durchsetzungsfähigen und kraftvollen Klang. Die Ergebnisse, vor allem dann wenn man mehrere Plugins auf vielen Einzelspuren benutzt, klingen größer und teurer. Ein Hauch von großem Konsole-Sound weht durchs heimische Projektstudio! Ob die Plugins nun zu 100 % so klingen wie die Original vermag ich mangels Vergleichen nicht zu sagen. Fest steht jedenfalls, dass man mit ihnen hervorragende Ergebnisse erzielen kann. Außerdem kann man bis zu 32 dieser Tools dazu packen, ohne dass der CPU des Rechners die Luft ausgeht, dass ist selbst in Zeiten von Dualcore-CPU nicht selbstverständlich mit nativen Plugins in dieser Qualität zu machen. Die Rechnerbelastung durch Duende hält sich dabei erfreulicherweise in Grenzen und verursachte auf dem Testrechner keine Probleme. Allerdings muss man, wie bei allen DSP-gestüzten Systemen eine zusätzliche Latenz in Kauf nehmen. 512 Samples sollte man im Host-Sequnezer schon einstellen um vernünftig arbeiten zu können.

Als Vergleichsprodukt drängt sich natürlich das Liquid Mix System von Focusrite auf. Es bietet genau so viele Instanzen an verfügbaren Plugins und läuft ebenfalls mit einer eigenen DSP-Karte auf Firewire-Basis. Liquid Mix emuliert aber die Plugins auf Faltungsbasis (siehe auch den entsprechenden AMAZONA Test). Im Gegensatz zu Duende werden sehr viele verschiedenen (klassische) Kompressoren und EQ´s angeboten, nicht zu vergessen auch der praktische Controller. Und nicht zuletzt ist der Preis deutlich günstiger.

Duende punktet dagegen mit der Konzentration auf wenige sehr hochwertige Effekte. In meinen Augen ist Duende Klanglich eine Stufe höher einzustufen. Letztendlich ist das aber auch eine Geschmacksfrage und sollte von jedem selbst nach einem Hörtest entschieden werden.

Kommen wir deshalb nun zu den Klangbeispielen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können. Zunächst hören wir einen unbearbeiteten Loop eines Natur-Schlagzeugs. Im zweiten Beispiel wurde dieser Loop mit dem Stereo Bus Kompressor „angedickt“. Man hört nun deutlich mehr vom Raumklang des Loops, das ganze wirkt dadurch druckvoller und lebendiger. Im letzten Beispiel wurde der gleiche Loop mit dem EQ- und Dynamik-Kanal-Plugin bearbeitet. Zunächst wurden Bässe und Höhen etwas angehoben, anschließend noch komprimiert. Man hört, dass der Loop durch eine kurze Release-Zeit schon dezent anfängt zu pumpen.

Fazit:

Wenn SSL es schafft, das ganze System durch Treiberupdates noch etwas weniger wählerisch zu machen, bekommt man hier ein tolles Paket aus Hard- und Software. 32 Plugins in dieser Qualität sind auch mit heutigen Rechnern nicht problemlos zu bewerkstelligen. Außerdem ist SSL offensichtlich daran gelegen, das System weiter zu entwickeln. Neben den beiden hier vorgestellten Plugins, die im Duende-Paket enthalten sind, gibt es bereits zwei weitere Plugins, die separat dazu gekauft werden können (Drumstrip und X-EQ). Man darf durchaus gespannt sein welche Plugins da in Zukunft noch kommen werden. Jedenfalls war es noch nis so günstig, in die exklusive SSL-Welt einzusteigen.

Plus:

++ Sound
+ Fokussierung auf wenige hochwertige Plugins

Minus:

– Sehr wählerisch in Bezug auf Rechner und sonstige Fire-Wire Geräte

Hersteller:

www.solid-state-logic.com

Preis:

UVP: 1650 €
Straßenpreis: ca. 1550 €

 

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Klangbeispiele
Forum
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      AMAZONA Archiv

      Der Straßenpreis liegt aktuell (22. Februar 2008) bei 1200 Euro.

  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Du hast im Artikel geschrieben: "Achtung, Duende erfordert zwingend einen eigenen Firewire-Port am Rechner!" Laut den FAQs auf der SSL-Site stimmt das nicht…

    • Profilbild
      t.walter AHU

      Es ist generell nicht ratsam zeitkritische FW-Geräte mit zB FW-Festplatten zu mischen da man nie 100%ig vorraussehen kann wie sich die Geräte die Bandbreite teilen. Ich denke das hängt auch vom individuellen System ab ob es funktioniert oder nicht.

      • Avatar
        AMAZONA Archiv

        @t.walter Der Preis mag für Hobby DJ's und Homerecordler eine Frechheit sein. Für diese Klientel ist Duende aber auch nicht gedacht. :)

        Gutes kostet halt. Und man bezahlt ja nicht nur ein DSP Bord mit einem FW Interface in einem 19" Gehäuse, sondern noch den Namen, die Qualität, R&D und ein wenig das Prestige einer "SSL in the Box".

        Wem das zu teuer ist, kann immer noch auf den URS Channelstrip Pro oder ähnliches ausweichen, was aber auch noch 600$ kostet.

        Wir dürften ausserdem auf die PCIe Version dieses Gerätes gespannt sein, Musikmesse wird einiges zeigen…

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    ne Frechheit? Bitte?
    Rechnen Sie doch mal aus, wieviel sie pro Kanalzug bezahlen. Und wieviel bezahlen sie für die echte Konsole? Und bei der Konkurrenz … wieviel Instanzen kann man da öffnen?

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    der preis hat sich inzwischen verbessert :)

    mini expanded version hab ich heute für 799 tacken bestellt…

    bin gespannt, ob das teil sein geld wert ist….

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