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Test: SSL Fusion, Analoger Stereo-Prozessor

(ID: 253817)

SSL Fusion – Praxis und Klang

Zunächst einmal berücksichtigt der übergeordnete Bypass neben der gesamten Effektkette auch die Ein- und Ausgangsstufe, so dass sich die Lautstärke zum unbearbeiteten Signal ganz einfach anpassen lässt, um nicht von einem lauteren Resultat, das durch die Effekte entsteht, geblendet zu werden.

Grundsätzlich spielen die Trimmpotis bei der Arbeit mit dem SSL Fusion eine wichtige Rolle, da die Einstellung der Eingangsstufe vor allen Dingen die Intensität des Vintage Drives und des Transformators beeinflusst. Die Ausgangsstufe muss wiederum diese erhöhte Lautstärke kompensieren, so dass das Trimmpoti meistens dazu dient, den Pegel des Outputs zu reduzieren. Die Aussteuerungsanzeigen am Ein- und Ausgang leisten dabei eine gute Hilfestellung, so dass stets eine komfortable Übersicht bewahrt werden kann. Lediglich bei sehr lauten Einstellungen der Fusion Effekte reicht die Spanne von -12 dB nicht mehr aus, um den Lautstärkeanstieg vollständig auszugleichen, was allerdings selten der Fall ist.

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SSL Fusion

Violet EQ

Der Vintage Drive bietet äußerst vielseitige Möglichkeiten, da seine zwei Parameter stets in Abhängigkeit aufeinander reagieren.

Während das „Density“-Poti in seinem unteren Regelbereich zunächst eine leichte Sättigung und gerade Harmonische erzeugt, nehmen im weiteren Verlauf die Ungeraden langsam zu und das Signal wird leicht komprimiert. Das führt zu einer Reduktion der Spitzen, wobei das durchschnittliche RMS-Level sich erhöht und das Ergebnis an Lautstärke gewinnt.

Die Intensität des Effektes wird wiederum mit dem Drive-Regler bestimmt. So lassen sich mannigfaltige Resultate erzielen, die von einer dezenten, edlen Sättigung über sandig, subtile Verzerrungen bis hinzu druckvollen Verdichtungen führen. Ein Mix gewinnt auf diesem Weg an Farbe und Druck, bei Bedarf beschert der Vintage Drive einer zu sterilen Mischung auch die nötige Portion Schmutz.

Dieses Klangverhalten lässt sich natürlich genauso auf einzelne Spuren übertragen, wobei sich hier noch mehr Spielraum für stärkere Verzerrungen ergibt. Gesättigte Overdrives mit reichlich Obertönen sind ebenso realisierbar wie kräftige Crunch-Sounds oder – wenn es denn mal sein muss – sogar völlig zerstört und kaputt klingende Ergebnisse.

Der Violet EQ ist durch seine Bauweise dafür bestimmt, das High- und Lowend hervorzuheben oder abzusenken. Sein Höhenband ertönt angenehm seidig und hell, wird aber bei stärkeren Gain-Einstellungen in keiner Weise scharf oder beißend. Gerade bei Summenanwendungen lässt sich das Top End schön filigran betonen und herausarbeiten.

Ähnliches gilt für den tiefen Frequenzbereich, der mit dem Lowsheving-Filter sauber akzentuiert werden kann. Auch hier hat der EQ einen sehr neutralen Charakter, der für klare und straffe Betonungen sorgt. In Verbindung mit dem Lowcut sind sogar stärkere Anhebungen möglich, die zum Beispiel bei der Bearbeitung eines E-Basses zu äußerst kräftigen und druckvollen Resultaten führen.

SSL Fusion

HF Compressor

Wie bereits erwähnt, wurde der HF Compressor für die Reduzierung der hohen Frequenzen konzipiert. In einer fertigen Tonmischung lassen sich hiermit bequem hervorstechende, scharfe Spitzen in den Griff kriegen, der Kompressor reagiert enorm schnell und ist bei einem gemäßigten Einsatz nicht wirklich hörbar, außer dass das Ergebnis schöner und weicher klingt.
Natürlich ist der HF Compressor keine Wunderwaffe gegen eklatante Mixfehler oder zu starke S-Laute. Auch harsche obere Mitten – die bei einer DAW-Summierung entstehen können, wenn sich zum Beispiel mal wieder Gesang und Snare in die Haare kriegen – gehören nicht wirklich zu seinem Aufgabenbereich. Zwar liegt die niedrigste Eckfrequenz des Filters bei 3 kHz, dennoch sollten bei einer abgeschlossenen Tonmischung die oberen Mitten stets mit Fokus auf die Pegelspitzen nur sehr behutsam bearbeitet werden.

Ganz anders sieht es mit einzelnen Instrumenten aus, da sich der HF Compressor auch wunderbar als Kreativ-Effekt verwenden lässt. Bei stärkerem Einsatz löst er sogar eine dezente, angenehm knisternde Verzerrung aus und erzeugt dabei eine ähnliche Abrundung der Höhen, wie es bei hoch ausgesteuerten Bandaufnahmen der Fall ist. Je nach Geschmack oder Bedarf können dann auch mal die oberen Mitten extrem bearbeitet werden, um zum Beispiel einem Vocal einen charmanten, leicht dumpfen Vintage-Charakter zu verleihen (Klangbeispiel: SSL Fusion – Vocal – Strong HF Compressor).

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Der Stereo Image Effekt ruft im Mix eine angenehme, feine Verbreiterung hervor, die den Instrumenten im Panorama auf beeindruckende Weise etwas mehr Luft und Raum verschafft. Ein simples Werkzeug, um die Frequenzen des Seitensignals zu korrigieren ist dabei der Space-Regler. Da sich mit ihm der Bassbereich anheben oder absenken lässt, kann wahlweise mehr Wärme oder Klarheit an den Seiten erzielt werden. Die Bedienung ist kinderleicht, wobei oft schon gemäßigte Einstellungen genügen, um das Stereobild eines Mixes zu öffnen.

Wie bei anderen Modulen des SSL Fusion, sind auch mit dem Stereo Image Effekt rapide Einsätze jenseits der Norm möglich. Gerade einzelne Instrumente lassen sich auf experimentelle Weise verändern, wenn zum Beispiel das Seitensignal so übermäßig betont wird, dass von dem Monoanteil in der Mitte kaum etwas übrig bleibt. Natürlich sollte man den Korrelationsgrad dabei immer ein Stück weit im Auge behalten.

SSL Fusion

Stereo Image Effekt

Mit dem Transformator kann das Eingangssignal am Ende der Effektkette mit ein bisschen Farbe und Charakter angereichert werden. Da er Obertöne aus dem Tiefbassbereich generiert, macht er schon mal eine gute Figur bei der Bearbeitung von Bässen.

Zusätzlich löst er im Top End eine leichte Phasenverschiebung aus, die einer Aufnahme – egal ob nun Gesang, Drums, Gitarre oder Synth – etwas mehr Charme verleiht.

Auch dieses Modul des Fusion erzeugt keine gravierende Klangveränderung, die einem sofort ins Gesicht springt. Vielmehr trumpft es durch das typisch edle SSL Understatement,
selbst wenn die Verwendung von Transformatoren bei Solid State Logic eher selten der Fall ist.

Am Ende zeichnet natürlich auch die Kombination der Effekte das Klangbild des Fusion aus.
Gerade die Verbindung aus Vintage-Drive und Transformator hebt zum Beispiel die Transienten von Drums in einem Mix angenehm hervor und sorgt für ein bisschen mehr Druck. Auch ein ungewöhnlicher Tipp aus der Bedienungsanleitung führt zu schönen Ergebnissen: Wenn mit dem HF Compressor Spitzen in den Höhen reduziert werden, soll man zuvor genau diesen Frequenzbereich mit dem Violet EQ betonen. Der Kompressor greift dann etwas stärker zu, sorgt wie erwartet für einen weicheren Klang, der allerdings durch die Anhebung des EQs trotzdem heller wirkt.

Klangbeispiele

E-Bass:
Bogart 5-String
Rupert Neve Designs Shelford Channel

Synthesizer:
Yamaha DX7 + Moog MF Flange
Studer 962

Vocal:
Isis Zerlett
Neumann U87
Chandler Limited TG Microphone Cassette

Alle Klangbeispiele wurden mit einem RME Firface 800 aus Pro Tools in den SSL Fusion geschickt und anschließend wieder in Pro Tools aufgenommen. Die Klangbeispiele sind nicht weiter nachbearbeitet.

SSL Fusion

SSL Fusion, analoger Stereo Prozessor

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Fazit

Der SSL Fusion ist ein vielseitiger analoger Stereo-Prozessor mit einem hervorragenden Klang. Seine Bedienung gestaltet sich spielend einfach und fast alle Komponenten sind selbsterklärend. Durch die sechs völlig unterschiedlich nutzbaren Module bietet er eine enorme Flexibilität, egal ob er nun in einem hybriden oder rein analogen Studio-Setup verwendet wird.

Natürlich ist der SSL Fusion kein Gerät, das beim Einsatz im Mix-Bus oder beim Mastering drastische Veränderungen hervorruft, sondern dezent in allen Bereichen ein Schüppchen drauflegt. Er kann den Klang durch ein wenig Sättigung und Kompression verdichten, ein bisschen mehr Tiefe und Breite im Stereobild schaffen, das High- und Lowend etwas hervorkitzeln und grundsätzlich für Ordnung sorgen. All diese Punkte machen zusammengefasst einen deutlich hörbaren Unterschied aus, der nicht nur einen Mix öffnet und veredelt, sondern sich auch wunderbar für die Bearbeitung einzelner Instrumente eignet.

SSL bietet mit dem Fusion ein Multifunktions-Werkzeug für Studioanwendungen an, das angesichts der Vielzahl der integrierten Modulen sogar einen passablen Preis hat.

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • äußerst vielseitige Anwendungsmöglichkeiten
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Preis

  • Ladenpreis: 2.099,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den Bericht über dieses interessante Werkzeug. Ich sehe das Teil vor allem als SSL’s Antwort auf den Rupert Neve Master Bus Processor.
    Merkwürdiger Weise gefallen mir durchgehend die unbearbeiteten Klangbeispiele am besten. Beim Bass fehlt in der unbearbeiteten Version lediglich etwas Lautheit ggü. den bearbeiteten Klangbeispielen.

  2. Profilbild
    P-Nautilus

    Scheint mir auch in Konkurrenz zu Produkten wie dem Rupert Neve MBP und diversen Spezialisten wie SIlver Bullet von Louder Than Liftoff zu treten. Vielfältige Stereo-Prozessoren in Anlehnung an altbewährte bis legendäre Mischpult-Architektur hat gerade Konjunktur, scheint es.
    Von dem her fehlen mir im Test aber leider Beispiele von tatsächlicher 2-Bus und Summenbearbeitung. Am liebsten mit verschiedenen Stilistiken. Das hätte ich eigentlich auch für den Haupteinsatzbereich des SSL Gehalten undd er Tester schreibt im Test ja auch selbst davon…. seltsam.

  3. Profilbild
    SickOfSound

    Nach einer recht kurzen Lernphase ist der SSL Fusion fester Bestandteil meines Masteringprozesses geworden, den ich nicht mehr missen will/kann. Ein guter Mix klingt damit einfach noch besser. Es ist keine „Wunderwaffe“, die jetzt alles ändert, aber es macht etwas, was ich mit Plugins nicht hinbekomme.

    • Profilbild
      Maximilianm

      @SickOfSound und vorallem macht es der Fusion bzw. man selber mit dem Fusion sehr schnell… Hab ihn jetzt auch und erster Test war einfach wow… beim aktuellen Preis-Drop ein no brainer…

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