T90 ausprobiert
Der Motor hat laut Hersteller ein Drehmoment von ca.1,6 kg/cm. Die Start- und Brakezeiten liegen damit bei knapp unter einer Sekunde, was für diese Preisklasse ein ganz ordentlich Wert ist. Spitzengeräte mit einem bis zu dreifachem Drehmoment können das locker halbieren, spielen dafür aber dann auch preislich in einer anderen Liga. Das geringere Drehmoment macht sich auch beim Bremsen der Platte mit der Hand bemerkbar: Bei etwas zuviel Druck kommt auch der Teller zum Stillstand – trotz Slipmate. Die Gleichlaufschwankung wird mit <0,15 WRMS angegeben, und auch hier gilt: für diese Preisklasse ok. Der Vergleich mit der Profireferenz (Technics: 0,025 WRMS) soll da nur als Info, nicht aber als Maßstab dienen.
Der T90 kann in den drei Standardgeschwindigkeiten 33, 45 und 78 U/Min betrieben werden. Der Pitchfader (mit Quartzlock) ist über einen Pitch-Select-Taster zwischen den Bereich +/- 8 und +/- 12 Prozent einstellbar. Über die Keylock-Funktion lässt sich die Geschwindigkeit auch ohne Änderung der Tonhöhe manipulieren, eine Locktaste sorgt für die Sicherung gegen unbeabsichtigtes Betätigen des Faders.
Die Stroboskoplampe, die auch optisch den korrekten Lauf des Tellers anzeigt, funktioniert gut. Bei ausgeglichenem Pitch scheinen die Punkte, die in vier Reihen am Rand des Plattentellers angebracht sind, in der obersten Reihe still zu stehen. Wenn wir gerade beim Thema Beleuchtung sind: Selbige fehlt am Teller völlig, so dass man die Nadel im Zweifelsfall ohne Targetlight im Dunkeln in der Rille platzieren muss, was in einer Disco zu Problemen führen könnte – aber das nur nebenher. Komplettiert wird die Technik durch den Reversebutton, der beim Teller den Rückwärtsgang einschaltet. Auch das zeigt, dass man beim T90 nicht nur die Zielgruppe der Vinyl-Digitalisierer im Auge hatte.
Die Software und das USB
Mit zum Lieferumfang gehört auch „Cakewalk Pyro 5“. Damit lassen sich alte Scheiben in einer Arbeitsumgebung aufnehmen, restaurieren und als CD brennen. Auf dem Mac ist das Tool allerdings nicht lauffähig. Dessen Besitzer werden dann kurzerhand an das kostenlos im Netz erhältliche „Audacity“ verwiesen – so kann man es natürlich auch machen. Auf einem der Testrechner, auf dem ich Pyro zusammen mit dem USB-Turntable ausprobieren wollte, gab es Probleme mit der Erkennung des T90. Grund dafür war das Fehlen des USB-Audio-Codecs – zu viele Tests sind bekanntlich des Windows-Rechners Tod. Auf den anderen Rechnern funktionierte das aber dann tadellos. Die Signalübermittlung vom T90 an den PC lief über USB ohne Aussetzer oder Fehler, obwohl der Stanton nur den USB-Standard 1.1 unterstützt. Wer da trotzdem lieber kein Risiko eingeht, nimmt besser gleich den oben angesprochenen Digital-Ausgang des T90.
Die Bearbeitung des Vinylmaterials im Rechner wird dann von den Cakewalk-Plugins wie DeNoiser oder DeClicker in Pyro übernommen. Auf Wunsch läuft das auch automatisiert ab, ohne dass man sich um exakte Einstellungen kümmern muss, die Ergebnisse sind für den Hausgebrauch dann auch ganz ok. Sehen wir Pyro 5 also in erster Linie mal als ein Tool zum Rippen und Brennen, die Soundbearbeitung ist eher Nebensache (wenn auch in der aktuellen Ausgabe doch verbessert und mit mehr Gewicht). Da es die Software aber als Zugabe zum Stanton T90 USB gibt, ist das völlig in Ordnung.