Groove Agent 3
„Was lange währt, wird endlich gut“ oder „It´s done, when it’s done“ – so oder ähnlich müsste die Überschrift zu einem Testbericht zu Groove Agent 3 (GA3) lauten, denn exakt ein Jahr nach der offiziellen Release-Ankündigung ist jetzt die finale Version der 3. Drummer-Generation verfügbar.
Wer den virtuellen Drummer noch gar nicht kennt und sich intensiver über Features und Bedienung informieren möchte, dem empfehle ich die beiden Testberichte zu den Vorgängerversionen hier auf Amazona (s. Links am Ende des Testberichtes).
Installation
Die Installation gestaltet sich wie immer sehr einfach – der Kopierschutz wird über den Steinberg-Key realisiert, der nicht im Preis enthalten ist. Wer bereits einen Steinberg-Dongle sein eigen nennt, kann mit Hilfe der Syncrosoft-Software aus dem beiliegenden Authorisierungscode über das Internet eine Lizenz auf seinem Key erstellen – klingt kompliziert, ist es aber nicht. Sollte der Musik-Computer über keinen Internetzugang verfügen, kann die Lizenzerstellung auch mit jedem beliebigen Internet-Rechner durchgeführt werden. Ein gedrucktes Handbuch in den Sprachen englisch, deutsch und französisch liegt bei. Auf rund 170 Seiten wird ausführlich die Installation, die Herkunft der Drumsamples und Styles sowie die Funktionsweise des Programms erklärt – sehr lesenswert! Der Platzbedarf der Samples hat sich gegenüber Groove Agent 2 fast versechsfacht und liegt jetzt bei 2365 MB oder 2,31 GB. Groove Agent 1 begnügte sich noch mit 261 MB – GA 2 belegte 410 MB Speicherplatz auf der Festplatte. GA2 und GA3 können übrigens parallel installiert werden.
Der „Classic Mode“
Dem grundsätzlichen Konzept ist Steinberg auch in Version 3 treu geblieben. Die insbesondere für Update-Kunden vertraute Bedienoberfläche findet sich bis auf kleine kosmetische Änderungen auch in GA3 wieder und heißt hier „Classic-Mode“. Damit bleibt ein Haupt-Feature auch nach dem Update voll erhalten: die kinderleichte Bedienung des Programms. Warum man sich für den Erhalt der ‚alten‘ Bedienoberfläche entschieden hat, dürfte auf der Hand liegen: jeder GA-Aufsteiger kann sofort mit dem Programm weiterarbeiten und das ohne Studium des Handbuches. GA3 ist selbstverständlich abwärtskompatibel – alle Drumsets und Grooves der Vorgängerversionen sind in GA3 enthalten. Und neue sind hinzugekommen: insgesamt 27 Stilrichtungen wurden in GA3 hinzugefügt – damit verfügt das Programm nunmehr über 108 Stilrichtungen, die in 15 Musikgenres aufgeteilt wurden. Die Auswahl eines Genres erfolgt wie immer über einen Schieberegler. Nach Auswahl klappt automatisch ein Untermenü mit den zur Verfügung stehenden Stilrichtungen auf. Die neuen Stilrichtungen im einzelnen: Acid Jazz, 6/8 Latin, Old Squeaky, Free Form, Storm, Wonderland (Stevie Wonder), Jillie Bean (Michael Jackson), Mad:ish (Madonna), Wattsup, 5/4 Rock, Irish Rock, 3/4 Nordic Woods, Mandela, Senegal, Ambitious, 5/4 Fusion, 7/8 Funk, Paradiddle Triplet, Three Beat, HM Paradiddle, Click Track, League (Human League), LM Ballad, Oberdorf, Pop Paradiddle, Grime, Jungle.
Klangbeispiele zu allen neuen Stilrichtungen finden Sie am Ende des Testberichtes.
Weitere Neuigkeiten im „Classic Mode“
Neben den neuen Styles haben auch 3 neue Drum-Kits Einzug in GA3 gehalten. Damit verfügt GA3 jetzt über 15 Kits plus ein Sortiment digitaler Drumcomputer und Percussioninstrumente. Neu in GA3 ist eine erweiterte Auto-Fill-Funktion: wie aus GA1 und 2 bekannt, spielt Groove Agent beim Umschalten von einer Rhythmus-Variation zur nächsten automatisch ein Fill vor der nächsten Variation. In GA3 gibt es jetzt zusätzlich die Möglichkeit, vor jedem zweiten, vierten, achten oder sechzehnten Takt automatisch ein Fill einzufügen. Diese Funktion lässt sich mit der Random Fill Funktion kombinieren. Der neue Speed-Schalter lässt den Groove mit halber, normaler oder doppelter Geschwindigkeit abspielen, um eventuelle Aufnahmefehler in Bezug auf die Geschwindigkeit ausgleichen zu können. Diese Funktion ist nicht mit „1/2 Tempo Feel“ zu verwechseln – hierfür wurden ja zusätzliche Grooves im halben Tempo programmiert. Statt 8 gibt es 12 Stereooutputs und eine neue Effekt-Einheit – doch dazu später mehr. Als letzte Neuigkeit ist die „Alternating-Funktion“ zu nennen, die jedesmal ein geringfügig anders klingendes Sample aufruft, wenn ein Drum-Sound gespielt wird. Dieses neue Feature gibt es allerdings ausschließlich für die 3 neuen Kits in GA3 und zwar für die Schlaginstrumente Snare, Hihat, Toms, Kick und Becken. GA3 basiert übrigens
auf einer neuen Engine, die viel mehr Möglichkeiten bietet, aber auch höhere Ladezeiten bei Auswahl eines anderen Styles mit sich bringt – die alte Engine aus GA1/GA2 war nicht mehr erweiterbar.
Schauen wir einmal 2 Jahre zurück in die Vergangenheit: auch in Groove Agent 2 gab es 27 neue Stilrichtungen, 9 neue Kits (OK, das waren ein paar mehr), mehr Outputs und ein paar sinnvolle zusätzliche Funktionen und alle waren zufrieden. Mit GA3 bekommen wir quasi als Extra-Bonus einen Dual-Mode mit zwei weiteren Agenten und eigentlich müssten alle überglücklich sein. Warum dies nicht so ist, werden wir im weiteren Verlauf dieses Testberichtes noch herausfinden.
Der „Dual-Mode“ – 3×2 virtuelle Drummer in einem Programm
Vom „Classic Mode“ gelangt man über den „Dual Mode“-Schalter auf eine Split-Screen-Oberfläche. In diesem Modus ist es möglich, zwei Drummer simultan trommeln zu lassen. Zur Auswahl stehen drei Module, die im Dual-Modus beliebig miteinander kombiniert werden können:
- der vertraute klassische Groove-Agent
- der neue Special Agent mit 15 neuen Drum-Stilrichtungen inkl. 25 Variationen pro Stilrichtung sowie Fills und 1/2-Tempo Feel-Versionen live eingespielt von TOP-Drummer Rasmus Kihlberg
- der neue Percussion Agent mit 8 Percussionisten für Bongos, Congas, Cowbells und Co – auch wieder live eingespielt von Rasmus Kihlberg.
Aufgrund des Split-Screens steht für jedes Modul nur der halbe Bildschirm zur Verfügung. Aus diesem Grund wurde für den klassischen Groove Agent eine neue Oberfläche erstellt. In der Mitte der beiden Screens befinden sich die zentralen Bedienelemente. Beide Module können unabhängig voneinander gestartet oder gestoppt werden. Das Design ist gelungen, die Bedienung geht leicht von der Hand – von mir aus hätte man sich den „Classic Mode“ auch prima schenken können.
Special Agent Rasmus Kihlberg
Der neue Special Agent überzeugt durch realistische Grooves mit einem gewissen Feeling – kein Wunder, denn alles ist live eingespielt. Konnte man beim Groove Agent noch alle Variationen pro Stilrichtung programmieren, so musste Rasmus Kihlberg eine echte Herausforderung bestehen: pro Stilrichtung wurden 25 Variationen von sehr einfach bis sehr komplex live eingespielt. Dazu kommen dann noch einmal 25 Fills und 25 1/2 Tempo-Variationen – insgesamt also über 1000 Grooves. Spätestens jetzt weiß man, warum der Festplattenspeicherbedarf auf 2,3 GB angewachsen und Rasmus Kihlberg zu der Gruppe der Ausnahme-Drummer zählt. Zu seinen Referenzen zählen Namen wie Shakira, A-ha, Tom Jones, Bonnie und Pink – um mal die bekanntesten Künstler zu nennen.
Der Special Agent spielt wie der klassische Groove Agent synchron zum eingestellten Tempo – alle eingespielten Audiospuren wurden in Slices aufgeteilt (Rex lässt grüßen). Eine Empfehlung für einen sinnvollen Tempobereich wird angezeigt. Leider spielt der Special Agent nur solange im Takt, bis man die AutoFill-Funktion aktiviert: dann nämlich gibt es Aussetzer und stolpernde Fills. Auch der eingestellte Taktabstand wird nicht immer berücksichtigt. Wie ein solch gravierender Fehler durch die Qualitätssicherung rutschen konnte, bleibt rätselhaft. Steinberg verspricht Besserung in einem Update. Kein Bug ist allerdings die fehlende Möglichkeit, den Groove als MIDI-Noten zu exportieren – geht ja auch nicht, da es sich um Loops und nicht um Einzelsamples handelt. Auch die Verteilung der einzelnen Schlaginstrumente auf die vorhandenen 12 Outputs ist daher nicht möglich.
Ich kenne den Groove Agent jetzt auch schon seit der ersten Version, als inspirationsquelle ein wirklich klasse Teil, wenn man ihn aber soundmässig mit der Konkurrenz BFD, EZDrummer oder DFHS vergleicht hängt er doch arg zurück. Das macht auch der neue Special Agent nicht wett, eine nette Idee aber mit loops viel zu unflexibel..
Wenn schon Special Agent, warum nicht ein einziges Drumset vernünftig mit mehreren vels und alternate hits absampeln und den Drummer darauf einspielen lassen?! Mit passendem Diskstreaming eine weitaus bessere Lösung.. und man hätte auch hier eine MIDI OUT funktion .. BFD machts vor, mit MIDI arrangements realistisch zu klingen. Das gleiche gilt auch für den Percussion Agent..
und noch eine Frage : Warum kann man im classic modul immer noch keine eigenen Grooves erzeugen und diese abspeichern um sie evtl. mit anderen zu tauschen ??
GA3 kommt meiner Meinung nach etwas zu spät….
gruß
Michael
Ich bin mal gespannt, wie ihr Jamsticks 2 testet;-)) Außer den unglaublich flexiblen Eingreifmöglichkeiten auch zu den neu eingeführten "Drummer-Models" verfügt JS2 über eine komplett überarbeitete Schnittstelle zu Drum-Modulen wie BFD oder DFH. Steinberg kann sich da was abgucken;-)
Ich kann mich Klaus Lohmann nur anschliessen. Einen Jamstix2-Test fände ich sehr interessant.
@Michael. Ja, Grooves modifizieren, das wäre toll. Da muss man halt den MIDI Groove exportieren / aufnehmen.
Wer gerne Grooves editiert ist, so glaube ich, mit GURU echt toll dran