Einsteiger Sequenzer
Mit Sequel hat Steinberg nun endlich die Lücke geschlossen, die seit langem im Portfolio klaffte: Eine einfach zu bedienende Einsteiger Software, die für Live Recording (bis zu 8 Spuren simultan) genauso brauchbar ist wie für’s Arrangieren und darüber hinaus auch noch Live Performance tauglich ist. Dabei wird sowohl an Mac-, als auch an Windows-User gedacht.
Dabei ist Sequel so ein bisschen was von allem: Ein wenig Garage Band, ein bisschen Musicmaker, etwas Acid und eine Prise Live. Mit über 5GB an Audio Material und um die 600 Software Instrumenten kommt Steinbergs Kleinstes sehr selbstbewusst daher.
Installation
Die Installation von der DVD-Rom dauert recht lange, es müssen ja auch 5GB Daten kopiert werden. Geschützt ist Sequel mit einem SyncroSoft ‚Softkey‘.
Bei der Installation ist darauf zu achten, dass man diesen auf jeden Fall mit installiert, auch wenn man schon einen echten SyncroSoft USB Dongle hat. Bei meiner ersten Installation hatte ich diesen Teil übersprungen, da ich dachte, der Controlcenter ist ja schon installiert. Dann ergaben sich allerdings Probleme, dass ich den Key nicht lokalisieren konnte. Kurz: Man braucht keinen Hardware Dongle, wenn man aber bereits einen besitzt, muss man den Controlcenter trotzdem mit installieren. Der Softkey bezieht sich auf die CPU-Id. Deswegen sollte man sich unbedingt registrieren, da bei Verlust der Seriennummer es sehr schwer wird, einen Erstatz zu bekommen.
Um Sequel vernünftig nutzen zu können, empfiehlt der Hersteller mindestens folgende Rechnerkonfiguration:
Windows:
- Windows XP Home (SP2) oder Windows Vista Home Basic
- Pentium/Athlon 2GHz Desktop, 1,7 GHz Mobile oder DualCore 1,6 GHz Prozessor
- 1GB RAM
- 6 GB freien Speicherplatz
- Mit Windows DirectX kompatible Audio-Hardware; ASIO kompatible Audio-Hardware empfohlen (geringere Latenz).
- Bildschirmauflösung von 1280×800 Pixeln
- Ein DVD ROM-Laufwerk für die Installation
- Eine Internet-Verbindung für die Aktivierung der Lizenz
Mac:
- Mac OS XI 10.4
- Power Mac G5 1,8 GHz oder Intel Core Solo 1,5 GHz
- 1GB RAM
- 6 GB freien Speicherplatz
- Bildschirmauflösung von 1280×800 Pixeln
- Eine Audio-Hardware, die mit CoreAudio kompatibel ist
- Ein DVD ROM-Laufwerk für die Installation
- Eine Internet-Verbindung für die Aktivierung der Lizenz
Aus dem Handbuch:
„Diese Anforderungben basieren auf Performancemessungen, wobei ein Projekt mit 12 Spuren (Davon 3-5 Instrumentenspuren), Globalen Effekten, Compressor und EQ pro Spur, gemessen mit einer Buffergröße von 512 Samples.“
Tatsächlich machte mein Athlon 2500+ mit 1GB und Tascam 24 keine wirklich gute Figur mit Sequel. Um z.B. Live Audio einzuspielen, benötigt man eine viel geringere Latenz als 512(!)ms. Zugegeben, die TDIF Karte PCI882 von Tascam, die mein Mischpult mit dem Rechner verbindet, ist nicht gerade als freundlich zu bezeichnen, so konnte ich die ASIO Treiber nicht erfolgreich nutzen, da das System dann in Warteschleife ging. Auf meinem Desknote (2,8 Ghz P4, 1 GB, M-Audio USB Quattro) liess sich das ganze schon viel besser an, aber auch hier hatte ich etwas Latenzprobleme, welche mit anderen Porgrammen auf den selben Rechnern nicht auftraten (Ich erinnere hier noch mal an die Zeit, in der man aus 8Bit Chips mit illegalen Opcodes Unglaubliches aus der betagten Hardware zaubern konnte. Heute wird leider meist auf größer, schneller, mehr gesetzt). In Anbetracht der Zielgruppe dieses Programmes, hauptsächlich wohl Einsteiger, ist dieses Verhalten nicht sehr günstig. Ich jedenfalls erwarte bei einem Einsteiger nicht unbedingt einen DualCore Prozessor mit 4GB Hauptspeicher…
Oberfläche
Die Sequel Oberfläche erscheint in einem dunklen Gewand. Farben werden hier nur im Arranger, der sog. Arranger Zone verwendet. Aufgeteilt ist das ein-Bildschirm Setup in drei Teilen: der Pilot Zone mit Transport- und Dateifunktionen, der Arranger Zone zum Arrangieren und Aufnehmen und der Multi Zone, die die Kanalzüge und PlugIns, die Library und die Einstellung beinhaltet.
Steinberg setzt bei dem GUI Konzept auf wenig Text und dafür auf mehr Symbole. Im Handbuch, welches vorbildlich gedruckt vorliegt und mit Hands-on Tutorials startet, wird die Oberfläche natürlich ausführlich beschrieben.
Hat man die Symbole einmal intus, geht das Arbeiten intuitiv von statten. Eine Auflösung von 1280×800 ist zwar nicht zwingend, lohnt sich aber wegen der besseren Übersicht über die Arrange Zone. Die Multi Zone beherbergt folgende Teile (von oben nach unten):
- Mixerübersicht
- Spur Übersicht mit PlugIns
- Library für Loops und Instrumente
- Editor für Wave- und MIDI-Clips
- Arranger (nicht nur) für Live Performance
- Programmeinstellungen
Die Oberfläche erschließt sich eigentlich von selbst, nur manchmal muss man im Handbuch nachschlagen, um etwas zu finden, so z.B. den Spur Dialog in der Arrange Zone, der die Aufnahmequelle auswählt. Ein angeschlossenes MIDI Keyboard findet Sequel ohne jegliche Einstellung von alleine.
Signalfluss
Eine Spur hat folgenden Signalfluss: Track->Event-Effekte (Chorder, Arpeggiator) -> Intrument (Einstellungen) -> Spur-Effekte (PlugIn 1, PlugIn2, Compressor) -> Globale Effekte(Send 1, Send 2) -> Ausgangseffekte(PlugIn 1, PlugIn2, StereoEnhancer, Maximizer). Wobei die ersten beiden Sektionen nur für die Instrumente gelten. Das ist doch ganz ordentlich! Bei einem solchen Signalfluss kann man schon einiges anstellen. Als PlugIns stehen verschiedene Modulations, Delay, Reverbs und Distortion Effekte zur Verfügung.
Unter Distortion gibt es sogar eine passable Amp Simulation, die über Line eingespielten Gitarren und Bässen etwas mehr Charakter verleiht, jedoch keine Wunder vollbringt. Die Qualität der Effekte ist natürlich keine Offenbarung für den Audiophilen, doch muss man sagen, dass sie sehr gut auf einander abgestimmt sind und gerade in Kombination mit dem Signalfluss sehr gute Dienste leisten. Die Ästhetik geht dabei eher in Richtung der Ableton Live PlugIns. Auffällig is, dass die Dry/Wet Regler zu schnell den ’nassen‘ Anteil überbetonen. So wird es etwas fummelig, ein ganz dezentes Reverb einzustellen. Im Gegensatz z.B. zu AcidPro6 (~399€) jedoch sind die internen Effekte geradezu hervorragend, und das für 99€ (Sound-Beispiele unten)!
Die Event Effekte für Instrumente, Chorder und Arpeggiator bieten die Möglichkeit, per Ein -Finger-Tastendruck ganze Sequenz Feuerwerke abzufeuern. Im Handbuch dazu der folgende amüsante Absatz:
„Der Chorder gibt automatisch Akkorde wieder, wenn Sie eine einzelne Taste auf einem MIDI-Keyboard anschlagen. Dies eignet sich hervorragend, wenn Sie Schwierigkeiten beim Einspielen von Keyboard-Parts haben.“
Der Arpeggiator bietet die gängigen Funktionen dieser Gattung und zusätzlich eine Einstellung, mit der Phrasen nach einmaligem Durchlauf um eine bestimmte Anzahl von Halbtönen transponiert werden können.
Die Arbeit mit Sequel
Soweit also die Hardskills von Sequel, wie ‚benimmt‘ es sich denn jetzt? Die Arbeit geht schnell und intuitiv von statten und man hat nur selten das Gefühl, dass einen das Programm ‚einklemmt‘. Einige Hürden gibt es, jedoch nichts, was sich nicht mit einem Blick in das gute Handbuch lösen lassen könnte. Die Editoren für Audio und Midi sind einfach, haben aber alle Funktionen, die man braucht. Als ich das erste Mal im MIDI Editor gearbeitet habe, kamen bei mir sofort Reminiszenzen an das gute alte Atari Cubase und ich musste eine Träne verdrücken…
Man kann verschiedene Parameter und MIDI Controller sofort einzeichnen, in den Schreibmodus kommt man durch Drücken der ALT-Taste (Windows Version). Zusätzlich neben der üblichen Eingabeweise gibt es auch noch die gute alte Step Eingabe von MIDI Noten. Verschiedene Eigenschaften wie Quantsierung und Shuffle können auf der linken Seite eingestellt werden.
Der Audio Editor ist eigentlich keiner, aber man kann wichtige Einstellungen an den Audioclips vornehmen. Ähnlich wie in Live und Acid gibt es verschiedene Stretch Algorhitmen für verschiedene Soundbereiche. Wichtig ist für Multitrack Aufnahmen: Man kann diese auch komplett ausschalten, so dass keine unerwünschten Artefakte entstehen, wenn eine Änderung der Geschwindigkeit gar nicht notwendig ist. Ebenfalls stellt man hier ein, ob der Clip auf die globale Transposition reagieren soll oder nicht, und welche Taktart der Clip verwendet.
Nun zur Arranger Zone. Hier arrangiet man also seine Projekte. Eigentlich gibt es keine Überraschungen und wer einmal mit einem vergleichbaren Programm gearbeitet hat, kommt sofort zurecht, andere spätestens nach 5 Minuten – doch halt – was ist das? Tatsächlich, man kann hier fast alle Parameter des Signalflusses automatisieren! Das hätte man bei einem Einsteigerprogramm für 99€ kaum erwartet, dickes Plus! Dass man dann sogar ‚on-the-fly‘ automatisieren kann, noch dickeres Plus.
Soweit so gut – so gut? Nein, noch besser: der Perfomance Arranger. Man kann in der Arrange Zone Song Bereiche mit A,B,C etc. kennzeichnen. In der Multi Zone ist dann der Performance Arranger zu finden.
Hier kann man die zuvor definierten Bereiche, wie in Live ‚abfeuern‘. D.h. man sucht sich eine Überganszeit aus, z.B. ’now‘ oder ‚4 Bars‘, drückt auf eine der ausladenden Schaltflächen und voilà, Happy Jamming! Ebenso wie diese Live Performance kann man nun auch seinen Song von hier aus arrangieren. Einfach die Buchstaben-Abfolge eingeben, und der Song nimmt Gestalt an. Zu einem Projekt kann man mehrere Abspielsequenzen speichern.
Ja, wie klingt es denn und wo find‘ ich’s dann?
Die Frage nach der Qualität der mitgelieferten Library stellt sich natürlich. Ich habe zwar nicht alles antesten können, aber alle Loops und Instrumente (die aus der Library übrigens mit ihrer eigenen Effektkette übernommen werden) klingen überzeugend. Gerade der reduzierte Parametersatz der Effekte kommt Einsteigern sehr zugute, kann man hier doch gut lernen, ‚wie das überhaupt funktioniert‘.
Die 600+ Instrumente werden, laut Steinberg von der gleichen HALion One und Prologue Engine abgespielt, die auch in Cubase 4 verwendet wird. Allerdings mit nur begrenzten Möglichkeiten des Eingriffs. Vor allem sind externe VST Instrumente / FX ausgeschlossen. Eigene Audio Loops können jedoch problemlos in die Libray eingepflegt werden. Die Library ist verschlagwortet, bewertbar und in Kategorien unterteilt. Das ist auch nötig, da manche Loop Namen wenig hilfreich sind (02 Bass 02).
600 Software Instrumente? Da kann doch etwas nicht stimmen, wo man keine VSTI einbinden kann… . Gemeint ist wohl eine Library mit 600 Samples von Instrumenten?
es gibt eine eigene libary nur mit Instrumenten, sozusagen hauseigene VSTis^^
Kann der Sequenzer externe Klangerzeuger ansteuern? Div. Testberichte namhafter Fachzeitschriften schweigen sich zu dem Thema nämlich aus. Lediglich als Fussnote habe ich bisher davon gelesen, dass genau das nicht (!) geht… und das wäre ja wohl ein schlechter Scherz.