The Grand 2
Wer kennt es nicht, das Steinberg Software Piano „The Grand“? Seinerzeit setzte es neue Maßstäbe in Sachen Pianosimulation. Nun erscheint der klanglich noch einmal erheblich verfeinerte Nachfolger „The Grand II“, der dazu mit einigen neuen Features sowie einem zweiten Flügelmodell besticht und bereits im Vorwort seiner Bedienungsanleitung stolz seine klangliche Nähe zu einem echten Flügel verkündet. Was das PlugIn tatsächlich kann und ob der gute alte Flügel in Zukunft aus unserem Aufnahmeraum verschwinden wird – diesen Fragen sind wir in diesem Test auf den Grund gegangen.
Installation, Bedienoberfläche, Features und Neuerungen
Die Installation bereitet keine besonderen Probleme, wichtig ist lediglich, dass ein internetfähiger Rechner vorhanden ist. Dieser wird zu Aktivierung des nicht mitgelieferten Steinberg-Dongles benötigt, es muss sich allerdings nicht um denselben Rechner handeln, auf dem später die Software genutzt werden soll. Die ReWire Unterstützung ermöglicht eine einfache Integration in ProTools.
Die Bedienoberfläche ist schlicht und übersichtlich und darf als gelungen bezeichnet werden. Per Mausklick kann zwischen dem aus der ersten Version bekannten Flügel „Model 1“ und einem mit the Grand II hinzugekommenen zweiten Flügel „Model 2“ umgeschaltet werden. Model 1 klingt wärmer und natürlicher, das Klangspektrum wirkt etwas ausgewogener und insgesamt dichter. Model 2 klingt härter mit hoher Brillanz und klarer Trennung zwischen Höhen und Tiefen. Beide Klänge lassen sich variieren, jedoch ist man auf den Grundklang dieser beiden Flügel beschränkt. Wer eine weite Samplelibrary erwartet, sucht beim The Grand II vergebens. Beide Modelle stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt unterschiedlich klingender Flügel am Markt dar. Sie ergänzen sich jedoch gut und eignen sich für eine Vielzahl von Anwendungen.
Auf der Hauptseite „Global Options“ finden sich Parameter zur Einstellung des Grundklanges und zur Beeinflussung der benötigten Rechenleistung respektive Klangqualität. Der Grundklang des Flügels lässt sich durch die Presets „Natural“, „Soft“, „Hard“ und „Bright“ dem jeweiligen Einsatz anpassen, wobei „Natural“ dem natürlichen Klangverhalten eines Flügels entspricht.
Außerdem können in den „Global Options“ verschiedene Simulationselemente, zugeschaltet werden, die den Schlüssel für die teilweise beachtliche Realitätsnähe des The Grand II darstellen. Diese sog. „True“-Parameter sind durchweg wichtige, aber aufgrund ihrer Komplexität und ihres Rechenleistungsbedarfs selten bei Simulationen berücksichtigte besondere Klangeigenschaften von Flügeln und Klavieren. Diese sollen im Folgenden daher näher betrachtet werden.
„True Sustain Resonance“ simuliert das Mitschwingen der nicht gespielten Saiten beim Pedalspiel. Dieser einem Hall ähnliche Effekt beruht auf der Tatsache, dass durch Treten des Haltepedals alle Dämpfer von den Saiten gehoben werden, so dass auch die nicht gespielten Saiten zum Schwingen angeregt werden. Die Berücksichtigung dieses Verhaltens erhöht die Realitätsnähe des The Grand II beim Pedalspiel enorm, und ermöglicht auch das spielerische Stilmittel des Nachpedalisierens, was dem erfahrenen Pianisten entgegenkommt.
„True String Release“ simuliert das kurze weiche Nachschwingen der gespielten Saite beim Loslassen der Taste, welches seine Ursache in dem Zurückgleiten des Filzdämpfers hat, der die Saitenschwingung sanft und eben nicht abrupt abstoppt. Auch diese Einstellung macht den Klang des The Grand II um einiges realistischer. (Anmerkung d. Redaktion: …. und das hat wirklich nichts mit Unterhosen zu tun!)
„True Hammer Release“ fügt das hölzerne Geräusch der Hammermechanik dem Klang hinzu, „Key Sound“ das Geräusch der gespielten Taste und „Damper Pedal Sound“ das Geräusch der sich hebenden Dämpfer von den Saiten beim Tritt auf das Haltepedal. Diese Geräuscheinspielungen gehören ebenfalls zu den Neuerungen des The Grand II. Durch die Möglichkeit die Lautstärke dieser Geräusche anzupassen, kann man den Klang sowohl an der Position der Pianisten (Geräusche sind relativ laut) wie auch an der Position der Hörers im Saal (Geräusche sind nur subtil wahrnehmbar) simulieren.
Diese Features haben aber sowohl Einfluss auf den Klang wie auch auf die Rechenleistung. Mit The Grand II ermöglicht Steinberg einen Kompromiss zwischen beidem, durch die neuen Funktionen „ram save“ und „eco-mode“. Mit „ram save“ kann – wie schon bei Halion III – der Speicherbedarf dadurch begrenzt werden, dass bei Ansteuerung des PlugIns durch ein Midifile nur diejenigen Samples geladen werden, die zum Abspielen der Noten der Mididatei auch wirklich benötigt werden.
Hallo,
ein an sich sehr guter Bericht. Leider sind alle angegebenen Links zu den MP3 Dateien grand vs. duysen, tote Links, weil sie auf lokale Verzeichnisse verweisen, die aus dem Internet nicht auflösbar sind. Sehr schade, hätte gerne die Vergleiche angehört.
Nur die „Klangbeispiele 1 bis 10“ sind korrekt verlinkt.
Gruß
Jürgen Kessler
Tja, da sieht man mal dass hier niemand kommentare beachtet. nach einem jahr immer noch keine mp3s verlinkt, auf die sich ca 50% des artikels beziehen. schade.