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Test: Strymon Riverside, Verzerrerpedal

Unterwegs auf ganz neuem Terrain

19. Januar 2017

Bisher war der amerikanische Hersteller von Boutique Pedalen Strymon bekannt und hochgeschätzt für seine herausragenden Modulationseffekte. Das Timeline Delay, das Big Sky Reverb oder auch der Deco Multitracker sind außergewöhnlich gut klingende Geräte und nicht nur allein bei uns Gitarristen oft im Set-up zu finden. Tastenspieler garnieren ihren Sound ebenso gerne mit Strymon Algorithmen, auch wurden die Edeltretminen schon öfters mal in Studios gesichtet. Nun begibt sich der Hersteller auf ein für ihn völlig neues Terrain, weg von den „Weichspülersounds“ und  hin zur härteren Gangart – mit einem Verzerrerpedal, das den Namen Strymon Riverside trägt und nun bei uns zum Test eingetroffen ist.

— Strymon Riverside —

Facts & Features

Wie alle übrigen Einzeleffekte von Strymon besitzt auch der Riverside ein Gehäuse aus gebürstetem Aluminium, in diesem Fall goldfarbig eloxiert und mit einem schwarzen Aufdruck für die Schalter und Potis versehen. Mit im Karton befinden sich zudem ein passendes Netzteil, die vier Gummifüße zum Aufkleben auf die Unterseite sowie ein einfaches Handbuch, in dem die Grundfunktionen des Riverside erläutert und einige mögliche Klangeinstellungen abgebildet werden. Sämtliche Anschlüsse sitzen an der Stirnseite des 102 x 44 x 114 mm großen und mit nur rund 600 Gramm sehr leichten Pedals. Werfen wir darauf zuerst einen Blick.

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Die Anschlussbuchsen

Ganz links sitzt zunächst einmal die Eingangsbuchse für das Instrument, direkt gefolgt von der Ausgangsbuchse, beides natürlich in mono. Oberhalb dieser beiden Anschlüsse befindet sich ein Dreifach-Minischalter mit der Bezeichnung PRESENCE, mit dem der Riverside an das Einsatzgebiet angepasst werden kann. Es handelt sich hierbei mehr oder weniger um eine Art Filter zur Absenkung des Höhenspektrums. Hier gilt es also auszuprobieren, welches Setting mit dem eigenen Amp am besten funktioniert bzw. klingt.

Etwas fummelig ist die Bedienung dieses Schalters allerdings schon, denn er sitzt sehr tief im Gehäuse und besitzt zudem einen recht kräftigen Schaltwiderstand. Auf der anderen Seite aber stellt man so etwas ja in der Regel nicht alle paar Minuten um, sondern passt es einmal auf den eigenen Verstärker an. Und dann vermutlich nie wieder bzw. dann doch eher selten.

— Etwas zu tief in das Gehäuse gerutscht – der dreistufige PRESENCE Schalter —

Die Anschlussbuchse für das Netzteil befindet sich natürlich auch hier an der Stirnseite, ein entsprechender 9-Volt-Adapter befindet sich im Lieferumfang.

Zusätzliche Anschlüsse

Davon gibt es zwei und zwar in Form einer BOOST- und einer EXP-Buchse, beide ebenso im 6,3-mm-Klinkenformat und trittsicher mit dem Gehäuse verschraubt. Die BOOST-Buchse ermöglicht das Anschließen eines Schalters mit Monoklinkenkabel, ein Tritt auf diesen erhöht dann den Ausgangspegel des Strymon Riverside um bis zu 6 dB. Eine praktische Sache, wenn es um Gitarrensoli geht und der Mann am Mischpult sich lieber ein Bier holt, anstatt den Kanal am Mischer im richtigen Moment hochzuziehen. Der Hersteller führt ein solches Pedal, was ja im Prinzip ein einfacher Schalter ist, unter dem Namen Strymon Miniswitch im Programm. Allerdings zu einem recht stolzen Preis, hier dürfte ein einfacher Schalter aus dem Zubehör sicher ausreichen.

— Strymon Riverside mit angedocktem Strymon MiniSwitch in der BOOST-Buchse —

Wie bei fast allen anderen Pedalen des Herstellers verfügt auch der Riverside über ein paar zusätzliche Funktionen, die bei gedrücktem On/Off-Schalter während des Einsteckens des Netzteils zu erreichen sind. Darunter befindet sich auch ein Noisegate, ein durchaus nützliches Tool bei einem Verzerrerpedal und dem zu erwartenden Rauschspektrum bei hohen Gainsettings. Weiterhin können hier Einstellungen bezüglich True-Bypass oder Buffered-Bypass vorgenommen werden, auch die gewünschte Lautstärkeanhebung der BOOST-Funktion wird in dieser „zweiten Ebene“ eingestellt. Wir erinnern uns – die Anhebung des Ausgangssignals kann bis zu 6 dB betragen. So, nun aber zu den eigentlichen Reglern und Schaltern, die uns auf der Oberfläche des Strymon Riverside erwarten.

Bedienpanel des Strymon Riverside

Zunächst einmal gilt es festzustellen, dass sämtliche Potis und Schalter von bester Qualität sind. Genau so, wie man es vom Hersteller gewohnt ist. Die beiden größten Regler sind auch gleich die Wichtigsten, hier steuert man den Grad der Verzerrung (GAIN) und die Lautstärke des Pedals (LEVEL). Dazwischen eingebettet sitzen die zweistufigen Minischalter, von denen  der linke eine Voreinstellung für den Zerrbereich bestimmt (LOW/HIGH), während der rechte die Möglichkeit bietet, den Mittenbereich zu pushen. Darunter sitzt ein parametrischer Dreiband-EQ, dessen Potis wie in Butter laufen und dank der griffigen Knöpfe jederzeit (mit zwei oder mehr Fingern sicher) sicher zu umgreifen sind.

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Den Abschluss bilden die beiden großen, robusten Metallschalter im unteren Teil der Bedienoberfläche. Sie sind relaisgesteuert, das heißt, sie schalten das Pedal ganz sanft ohne ein lautes Knacken an und aus bzw. sorgen für die Auswahl der zwei möglichen Presets. Wie, das Teil hat sogar Speicherplätze? Im Prinzip ja, aber leider auch nur einen und der kann mit dem FAVORITE-Switch gespeichert und auch wieder abgerufen werden. Na ja, besser als gar nichts!

— Der FAVORIT-Schalter wählt zwischen den zwei möglichen Presets —

Zwischenzeugnis

Wenn ein Pedal von Strymon in unserer Redaktion eintrifft, dann gibt es natürlich entsprechende Erwartungshaltungen in puncto Qualität und Sound. Eine davon, nämlich die Qualität der Hardware, kann nach dem ersten Check lückenlos überzeugen. Optik und Haptik spielen auf einem ebenso hohen Niveau, sodass jetzt eigentlich nur noch der perfekte Sound fehlt. Wie perfekt er ist, erfahren wir ab der nächsten Seite.

— Blick in das Innere des Strymon Riverside, rechts im Bild der SHARC Hochleistungs-DSP —

Sound & Praxis mit dem Strymon Riverside

Ob es nun am eingebauten Noisegate liegt oder an den hervorragenden Bauteilen im Innern – nach dem Einschalten des Strymon Riverside ist faktisch kein Rauschen zu hören. Zu spüren ist von der Rauschunterdrückung allerdings überhaupt nichts, selbst hochgradig verzerrte Stakkatoriffs werden genau so natürlich rübergebracht wie ausklingende Sololinien.

Der Grundsound des Pedals übertrifft die Erwartungen noch. Der Klang des Strymon Riverside klingt fantastisch warm und cremig, ist ungemein flexibel einzustellen und durch den griffigen EQ und den Mid-Push-Schalter nahezu in jede Stilistik zu biegen. So reicht das Spektrum von mittigen und „nasalen“ Sounds für durchdringende Soli, über sehr warm und dicht klingende Crunchsounds bis hin zu extrem mittenreduzierten „Scoop Sounds“, die ja im Metalbereich nach wie vor sehr angesagt sind. Die Gain-Reserven erscheinen vollkommen ausreichend, obwohl sich der Metaller hier sicher noch etwas mehr Zerre wünschen würde. Für den Rockbereich aber ist die erreichbare Verzerrung mehr als ausreichend!

Ebenso verblüffend gut verhält es sich mit der Dynamik des Signals. In keiner Position des Gainpotis hat man je das Gefühl, dass sich für den Sound des Strymon Riverside ein DSP verantwortlich zeigt, so natürlich „fühlt“ es sich an. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob man das Volumepoti der Gitarre zurückregelt – die Eingangsschaltung mit ihren hochwertigen Wandlern bietet einen enormen Headroom und lässt das Signal auch dann noch unbeschwert atmen, frei von Dynamikverlusten oder spürbaren Einbrüchen im Frequenzgang. Ein hervorragendes Spielgefühl, ohne Wenn und Aber!

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Fazit

Der Einstieg in die Welt der Zerrpedale ist Strymon mit dem Riverside grandios gelungen. Eingebettet in die bekannt hochwertige Hardware des US-Boutiquepedalherstellers glänzt das goldene Kästchen nicht nur in Sachen vielseitiger und edel klingender Overdrivesounds, sondern kann auch mindestens genau so gut im Dynamikbereich überzeugen. Weiterhin ist das Nebengeräuschverhalten des Riverside selbst bei voll aufgeregelter Verzerrung verblüffend gering. Dafür sorgen u.a. die hochwertigen Wandler und ein Noisegate, dessen Regelbereich zwar nur rudimentär beeinflusst werden kann, das man aber auch zu keiner Zeit im Signal bemerkt.

Dinge wie ein Speicherplatz oder die Anschlüsse für ein Expressionpedal zur Steuerung nahezu aller Parameter des Riverside mit dem Fuß sowie ein Schalter zum Anheben der Lautstärke komplettieren das Bild eines Zerrpedals der Oberklasse, für das aber leider auch ein Oberklassenpreis fällig ist, der meiner Meinung nach aber absolut in Ordnung geht.

Plus

  • sehr flexibler Sound
  • hervorragende Dynamik
  • Ausstattung
  • Rauschwerte
  • Optik/Haptik

Minus

  • -

Preis

  • Ladenpreis: 349,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Da läuft bestimmt auch n Hall oder Delay drauf. Wär doch lustig: Früher oder später findet jemand raus wie man die Firmware überschreibt bzw. kopiert und dann kann das Teil jedes andere Strymon Pedal sein, indem man einfach die Software austauscht. Ich bleib bei meinem 90ger Jahre Rat. Kost nüscht, rauscht schön und stürzt nicht ab ;)

  2. Profilbild
    mhagen1

    Vielen Dank für den sehr guten Test, Stephan!
    Diese Pedal ist für mich mit Abstand das innovativste Zerrpedal, das in den letzten Jahren erschienen ist. Der Sound ist umwerfend, die Ausstattung umfangreich und sinnvoll und die Bedienung ist einfach und praxisnah.
    Es sollte vielleicht noch ergänzt werden, dass man im EXPRESSION MODE mit einem Pedal zwischen zwei komplett unterschiedlichen Reglereinstellungen stufenlos „morphen“ kann. Nimmt man alle Extras zusammen (Noise Gate, Buffer, Booster, Speicher, Morphing) muss man das Riverside eigentlich als preiswert bezeichnen.
    Einen Seitenhieb auf die völlig überteuerten analogen Boutique-Zerrer mit esoterischer Handverdrahtung und verstaubten „New Old Stock“-Teilen aus Armeebeständen spare ich mir hier. :-)

    • Profilbild
      Chick Sangria

      @mhagen1 Danke für den Hinweis. Schade, dass das nicht in den Audiobeispielen demonstriert wird. Insgesamt kann mich der Test nicht überzeugen, das Ding zu kaufen.
      Ich kann auch nicht aufhören zu wiederholen, dass ein Absatz zur Marktsituation und zu Konkurrenzprodukten (Elektron?) wichtig wäre.

    • Profilbild
      Aljen AHU

      @Chick Sangria Fünf Jahre und einen Riverside-Kauf später kann ich weiterhin, oder jetzt erst recht, nur die Binse wiederholen, dass einige Geräte zueinander passen und andere nicht so. Während Reverb, Delay, alle möglichen Modulatoren oder andere „…Sky“ mehr oder weniger universell einsetzbar sind, wirkt eine Zerre am besten in ihrer natürlich gewachsenen Umgebung des gezupft-verstärkten Spezies.

      Natürlich kann man Riverside auch an einen Synth hängen. Klingt dann halt nach verzerrtem Synth, also eher kaputt bis völlig hin. Im Gegensatz zur E-Gitarre werden Synths traditionell, mit wenigen wichtigen Ausnahmen, eher clean gespielt. Bzw. es gibt (oft ab Werk) fx, die klassisch mit Synths in Verbindung gebracht werden. Für Verzerrer-Tests mit Synths immer eine 303 zu nehmen könnte auf Dauer etwas monoton wirken. :-P

      Sicher, habe ich auch anders probiert: analoge Drummaschine (hier die DrumBrute) mit Riverside. Nur: mit Verzerrer alleine klingt es nach nichts. Dann noch Kompressor/Sustainer davor, El Capistan danach, klar. Dann klingt es halt nach dem ersten Album von Suicide. Egal, was ich für grooves auf der Arturia laufen lasse, es klingt alles nach Suicide. Ich meine, nichts gegen das Album, aber irgendwie fehlt der Alan Vega immer…

  3. Profilbild
    Chick Sangria

    Bzw. was rechtfertigt die Kategorie „Gitarre/Bass“ bei Bodentretern überhaupt? Wäre es nicht interessant für die Community, solche Pedale auch mit Synths zu testen? Zumal die Strymon-Pedale für die Modulation mit CV ausgelegt sind – zumindest beim Timeline wird davon ja auch oft Gebrauch gemacht.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @Chick Sangria Hahaha, wollt ihr uns etwa unsere schönen Bodentreter wegnehmen? :D Tretminen gehören nun mal seit eh und je zu Gitarre & Bass und werden dafür auch zum überwiegenden Teil entwickelt. Aber klar, ich kann die Kistchen nach dem Test mit den Saiten auch gerne zu unserer Studio Redaktion rüberreichen. Scheint ja wirklich wichtig zu sein ;)

      • Profilbild
        Chick Sangria

        @Stephan Güte Du lachst, aber ich habe den Eindruck, dass es mehr Resonanz gibt, wenn man Synths einbezieht. Siehe dazu den Artikel über Bodentreter für Analogsynthesizer.

      • Profilbild
        lugosi

        @Stephan Güte Die Kategorie ist schon OK ;)
        Ich würde Audiobeispiele von Synths auch begrüßen, da ich leider keine Gitarre spiele aber die kleinen Kisten trotzdem Spaß machen. Ein wenig Zweckentfremdung schadet nie :)
        Die klassischen Audiobeispiele finde ich super aber die Beurteilung ob das Testgerät auch für meine Synthies passt, fällt mir recht schwer…

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